@Ulrike1
Um nochmal auf das Thema zurückzukommen. Der Grund für die depressive Episode kann verborgen sein. Die Frage die ich mir stellen kann ist, was hilft mir erstmal in der akuten Phase?
Die hier genannte Metapher mit den Nägeln auf dem Radweg könnte vielleicht helfen, wird aber meiner Meinung nach allgemein nicht anwendbar sein, weil darin eine Handlungsanweisung enthalten ist, die eben nicht immer möglich sein kann.
Beispielsweise ließe sich der „Nägelstreuer“ ja nur dann entfernen, wenn er greifbar wäre. Ob das der Fall ist, hängt auch davon ab, ob er in der Vergangenheit existierte oder tatsächlich noch präsent ist. Bei ersterem würde zwar eine „Schuldfrage“ beantwortet werden können, die einen aber nicht unbedingt weiter bringen kann, als eben einen Grund nennen zu können.
Vielleicht wäre es aber zunächst zweckmäßig erstmal so stabil zu sein, dass in weiteren Steps eine Aufarbeitung möglich sein könnte und da hat die sogenannte Schulmedizin doch einiges zu bieten, dass stabilisiert. Denn meiner Meinung nach muss ich erstmal mit dem leben können was ist, bevor ich ergründen kann, weshalb ich so leben muss, wie ich lebe.
Ein erlebtes Trauma beispielsweise, lässt sich nicht entfernen. Wohl aber verdrängen oder verarbeiten. Inwieweit es aber zwingend notwendig wäre, etwas verdrängtes und vergangenes hochzuholen um es zu verarbeiten, wäre dann die Frage und ob es dann wirklich möglich wäre, es so zu verarbeiten, dass es dann keinen Grund mehr für das Leben im Hier und Jetzt darstellt, eine Depression auszulösen.
So muss ich persönlich nicht wissen wer die Nägel streut, wenn ich weiß dass es jemanden gibt, der das tut. Und wenn ich weiß das da Nägel sind, kann ich darauf achten, nicht drüber zu fahren, was mich ja auch darin stärkt, dass ich das Gefühl habe, handlungsfähig zu sein.
Denn Handlungsfähigkeit bräuchte es ja auch, um einen Nägelstreuer dingfest zu machen und somit zu unterbinden, dass er weiter Nägel streut.
Letztlich ist es egal was hilft, wenn es hilft und ob es durch Schulmedizin oder Alternativen gelingt, im Hier und Jetzt zurecht zu kommen und handlungsfähig zu sein. Denn im Hier und Jetzt lebt man ja nunmal und nicht in der Vergangenheit oder in einer möglichen Zukunft.
Liegt ein Grund im Vergangenen, wäre für mich lediglich wichtig den Grund zu kennen, wenn mir diese Erkenntnis tatsächlich jetzt noch etwas bringt, das wirklich heilend wirken kann.
Psychotherapie sehe ich für mich da als wirksam. Wohlwissend das dadurch ja keine „Gründe“ entsorgt werden können. Medikamente waren ein probates Mittel um überhaupt in eine Lage zu gelangen, die Voraussetzung dafür zu schaffen, weitere Möglichkeiten anzugehen. Da das aber bei jedem Menschen subjektiv anders ist, kann ich natürlich nicht behaupten, es gäbe etwas, dass besser wirkt, oder schlechter.
Ob mir also Therapie oder ein Guru oder Kamillentee hilft, ein halbwegs erfüllendes und erfülltes Leben zu führen, muss ich letztlich selbst für mich erkennen.
Gerade eben •
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