Hallo zusammen,
Erst ein Mal vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten und Anregungen. Ich antworte erst jetzt weil ich über all eure Worte nachdenken wollte.
@Icefalki
Den Weg den du gegangen bist ist wirklich bemerkenswert. Deine Worte sind sehr berührend. Es stimmt dass ich mir selber manchmal viel zu viel zumute. Ich habe das Gefühl dass ich die Welt retten muss und allen Anforderungen mehr als gut zu entsprechen. Den Druck mache ich mir selber und natürlich wird er beruflich auch verlangt. Ich war früher sehr mutig, habe einfach die Firma gewechselt wenn es mir nicht mehr gefallen hat und hatte immer super Chancen auf dem Arbeitsmarkt. An meinem jetzigen Job liebe ich das Team, die Arbeit an sich und auch die Verantwortung die ich trage. Ich weiß einfach dass es ohne mich nicht so optimal läuft wie mit mir. Ich habe in den 3 Jahren in denen ich da bin ein Konzept ausgearbeitet bei dem die Fehlerquote gegen 0 geht und bin sehr stolz darauf. Die Anerkennung bekomme ich auch indem einfach jeder immer auf mich zu kommt weil er meine Kompetenz schätzt. Ich arbeite bei einem Autohaus als Disponentin. Es ist ein BMW Händler und es erfüllt mich mit Stolz dass ich das von mir behaupten kann dort zu arbeiten. Die Bedingungen sind manchmal wirklich schwer. Meine Kollegen sind teilweise seit über 20 Jahren da und leiden unter Magengeschwüren, Rückenproblemen und sonstigen stressbedingten Krankheiten. Ich habe gedacht ich wäre stärker als sie doch scheinbar ist dem nicht so. Die Verantwortung wird von der Leitung an die normalen Arbeiter abgegeben und egal was passiert, wir sind immer schuld weil die Führungsebene auch privat gut vernetzt ist und jeder dem anderen den Rücken stärkt. Niemand traut sich zur Geschäftsleitung zu gehen und zu erzählen was wirklich passiert aus Angst vor den Konsequenzen. Manchmal fühle ich mich wie ein Skla. auf der ständigen Jagd um Respekt und Anerkennung. Nach meinem Ausfall von 5 Wochen haben sich alle gefreut jedoch hat niemand darauf geachtet dass ich krank bin. Die Situation mit der Umstellung der Tabletten ist bekannt, genau wie die Planung mit der Klinik. Die Geschäftsführerin stand die ganze Zeit zu mir, hat versucht mir eine akute Hilfe zur Seite zu stellen und mich gebeten mich bei ihr zu melden sobald es nicht mehr geht. Meinen direkten vorgesetzen hat es nicht interessiert und ich bin direkt wieder mit 150 % eingestiegen nach 5 Wochen. Leider habe auch ich mich nicht getraut meiner Chefin die ganze Wahrheit über das Verhalten meines Vorgesetzen zu berichten und musste schlussendlich nach 4 Wochen Arbeit am Montag weinend in ihr Büro rennen und ihr offenbaren dass ich nicht mehr kann und ich mich krank schreiben lasse. Ihr gegenüber habe ich ein sehr schlechtes Gewissen weil sie sich um mich bemüht hat. Fühle mich wie ein Versager. Zu dem ganzen ist noch zu sagen, dass im Mai meine Kollegin gekündigt hat mit der ich im Büro saß. Sie war mein Spiegel, konnte alles was ich konnte und wir haben uns perfekt ergänzt. Wir waren unterbesetzt, aber irgendwie haben wir alles geschafft gemeinsam. Jetzt habe ich zwei ganz junge neue Mitarbeiter die ich anlernen muss neben dem Tagesgeschäft was sehr schwer ist. Beide sind noch sehr unkonzentriert, unorganisiert und hilflos. Also erziehen muss ich sie auch noch. Habe versucht ihnen Aufgaben zu übergeben und mich raus zu ziehen. Allerdings wurde ich für deren Fehler verantwortlich gemacht und trotzdem klingelte bei mir am laufenden Band das Telefon und ich wurde mit fragen überhäuft und mit Mails. Meinen direkten Vorgesetzten hat mein verzweifeltes Bitten nicht interessiert. Er hat mir die Verantwortung für die Abteilung gegeben und fertig. Er hält sich raus. Dabei bekam ich weder mehr Geld, noch eine andere Belohnung. Die ganze Situation ist wirklich schwer. Ich würde mich gern bei meiner Chefin entschuldigen und ihr erklären was mich so weit gebracht hat, aber ich trau mich nicht.
Den Job zu wechseln habe ich auch schon in Erwägung gezogen und für mich den Entschluss gefasst, dass ich erstmal vollständig genesen möchte und den Klinik Aufenthalt durchziehen will. Danach versuche ich es nochmal in meinem Job und nehme mir vor mich gegen die Skla. zu wehren. Wenn das nicht klappt, dann wechsle ich den Job auf jeden Fall, ich bin zu jung um mich dort ausbeuten zu lassen. Ich bin jung, habe gute Zeugnisse und keine Angst vor Neuerungen. Jedoch möchte ich die Powerakkus dafür erstmal wieder aufladen um dann vernünftig wieder meine Energie sinnvoll zu nutzen.
@ladybug
Dein Beitrag hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Ich denke du hast Recht mit dem was du schreibst. Oft ist es so dass ich meine eigenen Gefühle gerne ignoriere, Überstunden für andere mache und vieles lieber selber mache, bevor es jemand anderes falsch macht. Ich wollte stark sein und es durchziehen aber meine Gesundheit wollte ich dafür nicht aufgeben.
@Safira
Ich muss sagen dass ich mich deutlich besser fühle seitdem ich zu Hause bin. Der Druck ist deutlich abgefallen ich habe seitdem auch nicht mehr geweint und keine Panik gehabt. Der Job allein ist vermutlich nicht allein schuld an meiner Situation. Ich habe eine schlimme Kindheit hinter mir mit einem Vater der mich sehr geschlagen und beleidigt hat. Er wäre im März fast gestorben und ich habe entschlossen ihm zu verzeihen. Kontakt hatten wir immer nach der Trennung meiner Eltern . Nach dem Entschluss eine bessere Beziehung zu ihm aufzubauen wurde ich wieder enttäuscht. Denn er hat es abgelehnt mich öfter zu treffen weil er wegen der Arbeit keine Zeit hätte. Ich war jeden Tag im Krankenhaus, hab ihm Süßigkeiten usw. Gebracht und dann so ein Schlag ins Gesicht. Er weiß auch jetzt von meiner Krankheit weil ich zum ersten Mal so mutig war zu sagen dass es mir nicht gut geht. Vorher hatte ich immer eine Maske auf und habe vorgegeben dass es mir gut geht. Auch jetzt interessiert es ihn herzlich wenig. Ich weiß nicht was diese Beziehung mir noch bringt aber ich möchte kein Drama in der Familie, meiner Oma zu liebe.
Nach dem Erlebnis mit meinem Vater kam 2 Wochen später die Nachricht dass mein 26 jähriger Stiefbruder an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt ist und bald sterben wird. Ich habe keine besondere Beziehung zu ihm, doch trotzdem hat es mir den Boden unter den Füßen weg gezogen und ich mache mir Sorgen um meinen Stiefvater und vor allem um meine Mutter.
Nachdem all das passiert ist, habe ich meinen Chef über alles informiert mit der Bitte sorgsam mit mir umzugehen und der Info dass ich arbeiten möchte, aber es langsamer angehen muss. Es hat ihn nicht interessiert und so kämpfte ich mich durch die Arbeit mit Tabletten und großer Mühe. Das ging ja lange gut bis zu meinem Zusammenbruch als ich 5 Wochen zu Hause war. Also es gibt viele Auslöser für meine Krankheit und ich denke die Arbeit hat es noch schlimmer gemacht weil einfach niemand meiner Bitte auf Rücksicht nachgekommen ist.
@lonliness
Es tut mir sehr leid für dich dass du schon so lange gegen die Depressionen kämpfen musst. Das Citalopram hat mir nicht geholfen. Meine jetzige Medikation steht zwar erst seit 2 Wochen aber schon jetzt merke ich dass ich Ruhe im Kopf habe. Natürlich habe ich Nebenwirkungen, bin sehr müde und habe Schwindel aber im Kopf ist Ruhe. Dafür nehme ich die Nebenwirkungen in Kauf. Hab Angst weil ich morgen hoch dosieren muss, aber andererseits denke ich mir dass ich das besser durchstehen kann wenn ich zu Hause bin und nicht unter Stress auf der Arbeit. Ich habe einen sehr lieben Freund, der sich super um mich kümmert und in allen Lebenslagen zu mir steht. Wir wohnen seit 3 Monaten zusammen und es läuft sogar noch besser zwischen uns. Auf ihn kann ich mich immer verlassen und er bringt sehr viel Verständnis auf, da seine Mutter ebenfalls an Depressionen erkrankt ist und er weiß dass es da einen Weg raus gibt. Zum Glück bin ich zu ihm immer lieb und greife ihn nicht an. Meine Gefühle zu ihm haben sich durch die Krankheit auch nicht verändert sondern sogar verstärkt. Bin froh dass meine Emotionen noch da sind. Zwar etwas gedämpft aber das bezieht sich eher auf die negativen Gefühle. Zudem habe ich die beste Mutter auf der Welt die auch jederzeit für mich da ist und alles tut damit es mir gut geht. Meine Schwiegermutter kann mir wertvolle Tipps geben da sie selber Depressionen hat und den schlimmen Weg kennt den man beschreiten muss. Meine beiden Katzen machen mich auch glücklich. Also ich habe viele Unterstützer die mich schon gut aus dem Loch gezogen haben. Ohne sie würde ich vielleicht nicht mehr leben oder hätte mich aufgegeben. Bei meinem letzten Nervenzusammenbruch vor 3 Wochen entschied meine Mutter dass wir zur Psychiatrie fahren und das war die beste Idee. Die Ärztin war sehr nett und ich habe mich wohl gefühlt. Ich komme auf eine Station für junge Menschen. Dort gibt es nicht nur Gespräche sondern eben auch Sporttherapie und kreatives Arbeiten. Derzeit muss ich meine dosis der Medikamente noch finden, aber wie gesagt es geht mir schon jetzt besser. Irgendwie freue ich mich auch auf die Klinik und bin offen für alles. Hauptsache ich werde wieder die alte. Bin ziemlich optimistisch und denke es ist der richtige Weg. Einfach mal weg von allem. Kein Haushalt, keine Post und keine Arbeit. Vielleicht hat die Wirkung auch was mit der Einstellung zu tun? Ich weiß es nicht, aber ich setze all meine Hoffnung darauf. Natürlich würde auch ich mich freuen dort Freunde zu finden und vor allem Leute kennen zu lernen die verstehen was ich durch mache und denen es genau so geht.
Vielleicht solltest du in eine Tagesklinik gehen und andere Medikamente nehmen? Du hast ja so wie ich das lese auch ziemlich viel Druck. Nicht dass du unter all dem zusammen brichst. Es muss doch eine Heilung geben für dich oder zumindest einen Weg wie du damit leben kannst. Meine Schwiegermutter ist auch nicht geheilt, sie ist in Früh Rente gegangen mit 50 und muss weiterhin Medikamente nehmen, aber es geht ihr gut. Sie ist super eingestellt mit den Medikamenten. Dass sie nicht genesen ist liegt wohl aber daran dass sie keine Psychotherapie machen will. Da ich aber noch Kinder möchte fällt die Einnahme von Tabletten für mich schwer, aber ich denke jetzt muss es eben sein und ich komm davon auch irgendwie wieder los oder zumindest wird es einen Weg geben den Kinderwunsch möglich zu machen mit alternativen. Jedenfalls möchte ich nicht für immer mit Depressionen leben. Vielleicht solltest du das auch nochmal überdenken und eine andere Therapie machen? Wünsche dir jedenfalls alles Gute für die Zukunft
20.12.2018 19:30 •
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