wie im Vorstellungsthread schon geschrieben, ich heiße Michael, bin 32 und Student. Bis vor 2 oder 3 Jahren war mein Leben noch in Ordnung.
Ich war ein lebensfroher Mensch, machte mir keine Sorgen (außer halt den kleinen, alltäglichen) und war ein einigermaßen selbstbewusster Mensch.
Wenn ich mich heute anschaue, ich erkenne mich einfach nicht mehr wieder.
Ich hoffe ich bin hier richtig mit meiner Geschichte. Verglichen mit den Sorgen und Ängsten von anderen mag meine Geschichte vielleicht langweilig klingen oder eine Kleinigkeit sein. Ich versuche es jetzt zumindest mal, meine Geschichte einigermaßen verständlich runter zu schreiben, dafür fang ich mal etwas weiter in der Vergangenheit an.
Wie kam es dazu?
Früher verlief mein Leben in ganz normalen Bahnen. Ich hab zwar das Gymnasium abgebrochen (in der 8. Klasse fand ich dann andere Dinge einfach interessanter als mich mit Latein, Kunst und dergleichen zu beschäftigen), danach aber einen recht ordentlichen Abschluss an der Realschule gemacht und eine Ausbildung zum Industriemechaniker begonnen. Nach dieser Ausbildung zum Bund und den Grundwehrdienst abgeleistet und danach wieder zurück in die Firma, in der ich die Ausbildung gemacht hatte. Dort war ich dann aufgrund eines befristeten Vertrages nur 1,5 Jahre. Wäre dieser befristete vertrag nicht gewesen, ich würd wohl nicht in der jetzigen Situation stecken.
Zu dieser Zeit gab es bei mir in der Gegend nämlich nur Stellen als Leiharbeiter. Und was ich von anderen Leiharbeitern so erfahren habe (miese Bezahlung, man wird einfach nur in der Gegend rumgeschickt), das wollte ich mir nicht antun. Also kam der Michl auf die Idee: Junge, Du bist ja nicht dumm, mach Dein Abi nach und dann gehst Du studieren.
Gesagt, getan. 2005 auf die Berufsoberschule und die Fachhochschulreife nachgeholt. Und dann 2006 auf die Fachhochschule. Von vornherein die Überlegung Maschinenbau oder Wirtschaftsingenieurwesen?. Aufgrund der Ausbildung für Maschinenbau entschieden, jedoch bemerkt, dass das nicht so meines ist. Also 2007 der Wechsel zu Wirtschaftsingenieurwesen. Das gefiel mir dann auch ganz gut. Es war nicht so einseitig wie Maschinenbau, da man sowohl einen Einblick in die technische als auch in die wirtschaftliche Richtung bekam. Soweit so gut. Lief dann auch einigermaßen gut, wenn auch ich von vornherein wusste, dass ich es in der Regelstudienzeit nicht schaffen würde. Da ich kein Bafög bekam und es sich mit einem Studienkredit über 250 Euro im Monat nicht leben ließ, musste ich nebenher einige Jobs machen um über die Runden zu kommen. Gut, fand ich zu dem Zeitpunkt nicht so schlimm. Ich dachte ja, wenn das Studium dann beendet ist, verdienst Du so gut, dass der Studienkredit ohne Probleme zurückzuzahlen geht.
Wie auch immer, Studium lief vor sich hin, es gab Höhen und Tiefen. Ende 2011 dann Praktikum in einem Unternehmen. Dort blieb ich dann danach noch ein halbes Jahr als Werkstudent, mit der Aussicht dort meine Diplomarbeit schreiben zu können. Ja, Diplomarbeit. Das, was mittlerweile von Bachelor und Master abgeschafft wurde. Und da fing mein Problem dann an.
Ich bekam eine Abschlussarbeit angeboten. Die hörte sich richtig interessant an, also sagte ich zu. Im Oktober 2012 sollte es los gehen, also Abgabe Ende Februar 2013. Anfangs lief es noch ganz ok, es war interessant und ich war sehr euphorisch. Doch dann lief alles aus den Rudern. Mein Betreuer, an den ich mich eigentlich wenden sollte, wenn Fragen oder Probleme aufkamen, war nur unterwegs und nie zu greifen. Also trat ich auf der Stelle. Und war Ende Dezember genausoweit wie Ende Oktober. Diese Zeit war für mich die Hölle und da fing es an, an mir zu nagen.
Ich wurde immer ruhiger, verschloss mich vor anderen, zog mich zurück. Morgens wenn ich in die Firma fuhr hatte ich Bauchschmerzen, abends wenn ich heimkam, bekam ich Heulkrämpfe, weil wieder nichts voranging. Dazu dauernd die Gedanken Das schaffts Du nicht, Wenn Du das nicht schaffts, war das Studium verschenkte Zeit. Dann stehst Du mit einer Ausbildung da, die aber schon 10 Jahre her ist. Und mit Schulden. Da war ja noch der Kredit, der zurückzuzahlen ist. Es nagte und nagte und ich wusste nicht mehr weiter. Schließlich schickten mich meine Freundin und meine Eltern zum Arzt, da ich nicht mehr zu beruhigen war. Der diagnostizierte eine leichte bis mittlere depressive Verstimmung, verschrieb mir Laif900 zur Stimmungsaufhellung und riet mir dazu, die Wurzel für diese Probleme zu beseitigen. Sprich die Diplomarbeit. Nach langer und reiflichen Überlegung (eine Besserung im Unternehmen war einfach nicht in Sicht) und Rücksprache mit dem Hochschulberater, entschloss ich mich Ende Januar dazu, die Arbeit abzubrechen und mir woanders eine zu suchen.
Kaum hatte ich diesen Schritt getan, merkte ich tatsächlich eine Besserung. Ich konnte wieder lachen. Konnte mich wieder mit Freunden treffen. Hatte wieder Spaß am Sex mit meiner Freundin (das war in der schwierigen Zeit nicht immer der Fall). Ich konnte wieder nach vorne blicken.
Kurze Zeit später, nach einigen Bewerbungen, hatte ich im Mai dann auch tatsächlich die Zusage von einem anderen Unternehmen, dort meine Abschlussarbeit schreiben zu können. Herrlich, ich hatte wieder Land in Sicht! Also, einen Professor als Betreuer gesucht, nebenbei in das thema eingearbeitet, Ziel für mich: Du haust das Ding nun durch, Mitte/Ende November gibst Du ab und dann gehts endlich mit dem richtigen Leben los.
Kaum war ein Professor gefunden und das Thema von ihm abgesegnet, ging es aber auch schon wieder los. Der Betreuer im Unternehmen auch wieder fast nur unterwegs. Wenn doch mal eine Besprechung zustande kommt, fühl ich mich danach einfach nur noch dumm. Und Mitte/Ende November abgeben scheint für mich nun irgendwie schon wieder utopisch. Zumal wieder die alten Bekannten zurück sind: Die Sorgen und Gedanken.
Da sind sie wieder... Das schaffts Du nicht...Was soll ich nur machen, wenn das wieder schief geht?....Wenn Du das verhaust, kannst Du auch gleich nen Strick nehmen. Dann stehst Du da mit 7 jahren Studium, ohne Abschluss. Findest keinen Job, kannst Deine Schulden nicht zahlen.... Versager....
Diese Gedanken, diese Angst davor zu versagen, diese Angst davor Was dann?, sie quält mich tagein, tagaus. Sie lähmt mich. Und ich weiß einfach nicht mehr weiter. ich will doch nur diese Arbeit beenden, will danach einen Job finden, will Geld verdienen, will meine Schulden abbezahlen, will meiner Freundin was bieten können. Es sind doch gar keine großartigen Wünsche, die ich hab.
Und doch: Ich habe wieder einfach nur Angst, dass ich es nicht schaffe und keiner dieser Wünsche auch nur ansatzweise in Erfüllung geht. Ich habe Angst zu versagen und dann vor einem Scherbenhaufen zu stehen, von dem ich nicht weiß, wie ich den dann zusammenkehren und wieder was gutes daraus machen könnte....ich würde am liebsten einfach nur noch heulen, schreien,weglaufen...nicht mehr sein, dann wären diese Ängste und Sorgen nicht mehr...aber da ist ja noch meine Freundin, der einzige Mensch, der mein Leben im Moment noch lebenswert macht...
Oh Gott...das ist nun ein ganz schön langer Text geworden... mal schauen, vielleicht liest ihn sich ja doch jemand durch und gibt eine Meinung dazu ab.
Bis dahin,
Michl
28.09.2013 18:03 • • 08.10.2013 #1