@Burn
Das, was du beschreibst, ist leider eine Situation, in der sich viele wiederfinden, die durch chronische Überlastung, Druck und Mobbing in eine psychische Erkrankung geraten sind. Und das Fatale ist: Auch wenn du aus der belastenden Umgebung raus bist, bleiben die Muster, die durch diese Erfahrungen entstanden sind. Dein Kopf und dein Körper befinden sich weiterhin im Alarmzustand, als ob der Stress nie aufgehört hätte.
Warum du dich nicht besser fühlst, obwohl du raus bist
Psychische Erkrankungen durch Überlastung entstehen oft nicht nur durch einen aktuellen Job, sondern weil über Jahre hinweg zu viel ertragen wurde. Dein System war auf Daueralarm, hat sich an einen Zustand der Anspannung gewöhnt – und wenn dann plötzlich die Belastung wegfällt, bleibt oft erstmal ein Vakuum. Die Selbstzweifel, Zukunftsängste und innere Unruhe verschwinden nicht einfach mit dem Jobwechsel, weil sie Teil des inneren Musters geworden sind.
Es ist völlig verständlich, dass du dich jetzt haltlos fühlst. Die Struktur, die du vorher hattest – selbst wenn sie toxisch war – ist weg. Das fühlt sich paradox an, weil du dachtest, dass es dir nach dem Ausstieg besser gehen würde. Aber der Druck ist noch da, nur in einer anderen Form: Die Krankenkasse, die Unsicherheit, die Angst vor der Zukunft.
Wie du aus der Starre rauskommst
Es ist wichtig, dass du nicht in diesem Zustand verharrst, weil er dich weiter erschöpft. Das bedeutet nicht, dass du sofort die „perfekte Lösung“ finden musst, aber kleine Schritte können helfen, aus der Überforderung herauszukommen.
1. Reha oder andere Optionen mit der Krankenkasse besprechen
• Die Krankenkasse wird irgendwann versuchen, dich in eine Reha zu schicken – das ist Standard. ABER: Du hast Mitspracherecht.
• Ambulante psychosomatische Tageskliniken oder eine berufliche Reha wären Alternativen, wenn du keine stationäre Reha möchtest.
• Widerspruch gegen eine unpassende Reha einlegen: Falls du keine Klinik willst, kannst du mit einem Arzt zusammen begründen, warum eine andere Maßnahme für dich sinnvoller ist.
2. Struktur wiederfinden, ohne dich zu überfordern
• Dein Tag ist aktuell sehr unstrukturiert, und das verstärkt das Gefühl von Unsicherheit. Eine einfache Tagesstruktur kann helfen, wieder Stabilität zu bekommen – ohne Druck.
• Regelmäßige Bewegung (Spaziergänge, Yoga, leichte Aktivitäten) helfen, das Nervensystem runterzufahren.
• Feste „Arbeitszeiten“ für deine Genesung: Auch wenn du gerade keine feste Arbeit hast, hilft es, Zeiten zu definieren, in denen du dich aktiv mit einer Zukunftsperspektive beschäftigst – aber ohne Druck.
3. Zukunftsangst kleiner machen
• Du musst JETZT nicht wissen, wie dein Leben in 10 Jahren aussieht. Es reicht, eine realistische kurzfristige Perspektive zu entwickeln.
• Vielleicht ist ein kleiner Job auf 25-Stunden-Basis nicht „die perfekte Lösung“, aber er kann ein Übergang sein, bis du stabiler bist.
• Es ist völlig normal, dass du dich damit nicht wohlfühlst – aber das bedeutet nicht, dass es eine schlechte Entscheidung ist.
4. Deine Rolle in der Partnerschaft
• Dein Partner gibt dir Halt, aber du machst dich selbst innerlich fertig, weil du das Gefühl hast, „nutzlos“ zu sein. Das ist ein Gedanke, der aus deinem früheren Umfeld stammt – aus dem Druck, immer „leisten zu müssen“.
• Deine aktuelle Situation definiert nicht deinen Wert. Dein Partner ist bei dir, weil er dich als Mensch liebt, nicht weil du „funktionierst“.
• Sei dir bewusst, dass deine Gereiztheit nicht gegen ihn geht, sondern gegen deine eigene Unsicherheit – wenn du das früh genug bemerkst, kannst du es ihm auch kommunizieren.
Wie du mit der Angst vor dem Zusammenbruch umgehst
Aktuell scheint es dir, als würdest du auf der Stelle treten und jeden Moment zusammenbrechen. Aber dein Körper hält mehr aus, als du denkst. Dein Nervensystem ist einfach völlig erschöpft und in einem Dauer-Kampf-oder-Flucht-Modus. Es gibt zwei Wege daraus:
1. Langsame Stabilisierung über Struktur, kleine Schritte und Selbstfürsorge.
2. Aktive Hilfe durch Therapie oder eine alternative Reha-Maßnahme.
Es ist nicht deine Schuld, dass du hier gelandet bist. Das System hat dich krank gemacht. Aber du kannst Stück für Stück wieder Halt finden – nicht indem du sofort „alles löst“, sondern indem du dir erlaubst, es nicht perfekt zu wissen.
Gestern 19:41 •
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