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Hi, ich habe bis jetzt noch nie ein Forum genutzt aber ich glaube, dass ich gerade Hilfe brauche. Ich bin zur Zeit ziemlich überfordert und habe Angst meinen Job und meine Beziehung kaputt zu machen, wenn das so weiter geht.
Im Winter '23 bekam ich die Diagnose mittelschwere Depression. Ich war bei einer Psychaterin und hatte Sertralin verschrieben bekommen (seit Sommer '24 abgesetzt) hatte eine Therapeutin (bis Frühjahr '24). Aber weder mit meiner Therapeutin, noch mit meiner Psychiaterin habe ich mich gut verstanden, habe mich bei Beiden mit der Zeit sehr unwohl gefühlt, musste ihretwegen Weinen, worauf gar nicht eingegangen wurde. Ich bin nach den Sitzungen depressiver gewesen als vorher und nur meine Freunde und mein Freund haben mir in der Zeit irgendwie helfen können, waren aber auch sehr überfordert mit mir, was ich verstehen kann, ich habe oft geweint und wollte nicht mehr leben.

Mit der Zeit und in klaren Momenten habe ich für mich festgestellt okay, ich muss das selber schaffen, da raus zu kommen, um mir zu helfen.

Doch jetzt habe ich wieder das Gefühl, dass es zunehmend schlechter wird. Ich weine viel, meine Vergangenheit belastet mich, meine Zukunft macht mir Angst, in der Gegenwart fühle ich mich einfach schlecht, ich kann das Gute im Leben nicht sehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es allen besser gehen würde, wenn ich nicht am Leben wäre.

Ich habe bis heute nicht den passenden Job für mich gefunden. Ja, ich arbeite bin aber nicht zufrieden. Habe schon viel ausprobiert (Handwerk, Pflege, Büro) und entweder gefällt mir der Job aber ich kann mich dann emotional nicht abgrenzen und man verdient recht wenig oder man verdient ganz gut aber der Job ist unzufriedenstellend und die Vorgesetzten behandeln einen von Oben herab.

Ich bin fast 30 und habe das Gefühl beruflich nichts geschafft zu haben. Ich wollte eigentlich immer etwas anderes machen (Kunst/Musik) aber als Niemand, ohne Connections und ohne gut auszusehen, kann man nicht von seiner Kunst leben (als Hobby übe ich es aus).

Ich weiß gerade selbst nicht, was ich fragen soll, vielleicht suche ich auch gerade nur jemanden, der mich versteht.
Denn mein/e Freund/e sind einfach überfordert mit mir und wissen auch nicht so wirklich, was sie mir raten sollen.
Zu sterben ist keine Option weil ich weiß, dass es viele verletzen würde, aber ich bin so oft einfach nur müde und erschöpft vom Leben, dass ich einfach nicht mehr weiter weiß.

Heute 06:31 • 23.01.2025 x 1 #1


1 Antwort ↓

Hi,
erstmal zu dem, womit sich viele Menschen die Erwerbsarbeit leisten sich gedanklich befassen.
Zitat von NicoRobin:
Ich habe bis heute nicht den passenden Job für mich gefunden. Ja, ich arbeite bin aber nicht zufrieden. Habe schon viel ausprobiert (Handwerk, Pflege, Büro) und entweder gefällt mir der Job aber ich kann mich dann emotional nicht abgrenzen und man verdient recht wenig oder man verdient ganz gut aber der Job ist unzufriedenstellend und die Vorgesetzten behandeln einen von Oben herab.

Unzufriedenheit. Das Chefs diesen auch herauskehren, ist leider so. Die Hierarchie bietet nunmal diese Möglichkeit und die wird gerne genutzt. Das Problem ist dann wirklich das sich nicht abgrenzen können und daran kann man nur selbst etwas ändern. Zur Not mit Hilfe einer Therapie, die einem dies bewusst machen könnte, wie man es schaffen kann.
Zitat von NicoRobin:
Ich bin fast 30 und habe das Gefühl beruflich nichts geschafft zu haben. Ich wollte eigentlich immer etwas anderes machen (Kunst/Musik) aber als Niemand, ohne Connections und ohne gut auszusehen, kann man nicht von seiner Kunst leben (als Hobby übe ich es aus).

Du bist also offensichtlich ein Jemand ohne Connections und siehst nicht gut aus, nach Deinem dafürhalten. Denn ein Niemand kann ja nichts erschaffen, oder irgendwie aussehen, da er nicht da ist. Oder konntest Du mal irgendwo jemanden sehen, wo niemand war?

Kunst liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Von Kunst leben zu können leider auch. Ob dann ein Werk tatsächlich „schön“ oder nur „eine Wertanlage“ darstellt, obliegt eher selten dem Künstler. Und ob ein gut aussehender Künstler da Vorteile hat, wer weiß das schon. Persönlich ist mir das aussehen des Künstlers oder der Künstlerin egal, wenn mir ein Werk etwas gibt.

Es ist aber ein Merkmal der Depression, Selbstabwertung dadurch zu befördern, dass ein Wert erst durch Anerkennung durch Andere tatsächlich Wert hat und das bringt einen nicht unbedingt weiter. Frida Kahlo hats offenbar nicht interessiert ob man eine Frau mit Damenbärtchen als gutaussehend bezeichnen würde. Andy Warhol würde ich auch persönlich nicht als besonders gutaussehend bezeichnen. Und wenn man Connections lediglich auf einen Bekanntenkreis reduziert, so ist das natürlich ein Vorteil, wenn man sich austauschen möchte. Einen Gönner oder Mäzen zu finden, der einem den Lebensunterhalt sichert, wäre was anderes. Viele alte Meister waren auch eher arm als reich und erst nach ihrem Tod wurden die Werke etwas „Wert“
Zitat von NicoRobin:
Ich weiß gerade selbst nicht, was ich fragen soll, vielleicht suche ich auch gerade nur jemanden, der mich versteht.
Denn mein/e Freund/e sind einfach überfordert mit mir und wissen auch nicht so wirklich, was sie mir raten sollen.

Das mit dem etwas raten ist ja auch so eine Sache. Die Entscheidung ob ich einen Rat befolge oder nicht, muss ich ja letztlich selbst treffen. Meist ist ein Rat von jemand Anderem ja auch nichts, worauf man nicht auch selbst kommen würde, bei gleichem Wissensstand. Bestenfalls öffnet ein Rat einen Blickwinkel oder schließt eine Wissenslücke, wenn es beispielsweise darum ginge, zu erfahren wie etwas geht, funktioniert oder wohin man sich wenden kann.

Ob Freunde oder Bekannte überfordert sind, können einem nur sie selbst sagen und idealerweise begründen. Dazu müsste man sie dazu befragen. Ansonsten ließe sich nur spekulieren und das hilft in der Depression auch selten weiter.

Aus meiner Erfahrung mit meiner Depression war für mich ausschlaggebend, Unzufriedenheit von Depression trennen zu können und somit die Behandlung entscheidend zu befördern. Denn trotz Unzufriedenheit mit mir oder äußeren Umständen arbeite ich weiter an mir, weil es ja das einzige ist, was ich machen kann und Jemand bin, der sich dazu entschlossen hat.

Es wäre vielleicht „ratsam“ wieder eine Behandlung der Depression anzustreben, denn es liest sich ja so, als wäre wieder eine Episode präsent.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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