Andere wollen mir Böses

Das muss man entkoppeln. Es ist nicht leicht, aber man muss aufhören, dass man von jedem gemocht werden möchte. Es reicht, wenn einen nur ein Mensch mag und - ganz wichtig - man muss sich selbst erst einmal mögen. Das mit dem Mögen ist so eine Sache. Es kann leicht passieren, dass wenn man von allen gemocht werden will, sie eher Abstand nehmen, weil es ihnen Druck macht. Das Mögen muss freiwillig sein. Wenn man sich selbst mag und sich anstrengt, sein Leben selbst gut zu managen, dann entstehen Freundschaften.

Noch ein Gedanke: ob man gemocht wird, hat nichts damit zu tun ob man etwas falsch gemacht hat, das ist unabhängig voneinander. Dieser Zusammenhang kommt aus deiner Kindheit. Du musst die Kindheit Kindheit sein lassen, sie ist vorbei und kommt nie wieder. Als Erwachsener sieht man, dass der Zusammenhang Fehler/Strafe nicht mehr besteht. Man muss den Begriff „Fehler“ auch neu definieren. Und „Strafe“ (bis auf das Strafrecht in der Justiz) kann man für sich ganz abschaffen. Weder wirst du heute bestraft noch solltest du andere bestrafen wollen. Das ist etwas für Leute, die noch in ihrer Kindheit und dem Mittelalter leben. Komm in die Gegenwart

Zitat von Steffen1988:

Meiner Mutter zum Beispiel wünsche ich das nur das schrecklichste

Das verstehe ich, ich hatte selbst eine schlechte Mutter. Ich habe meinen Eltern innerlich viele Jahre vorgehalten und sie dafür verurteilt, dass sie mich um meine Kindheit und Jugend gebracht haben. Ich hatte wegen ihnen eine schreckliche, unglückliche, hilflose und innerlich einsame Kindheit und Jugend. Ich stolperte ziellos und völlig naiv und unvorbereitet ins Erwachsenenleben. Die Eltern waren mein Fluch und ich verfluchte sie. Später begriff ich, dass sie gar nicht anders konnten. Sie waren zu dumm und unfähig, ihre Kinder mit Liebe und in Geborgenheit aufzuziehen. Sie waren alles andere als Vorbilder. Das Gute habe ich hauptsächlich durch andere Menschen erfahren und gelernt. Viele Jahre später (über zwanzig) verzieh ich meinen Eltern. Zweimal im Abstand von fast zehn Jahren. Ich sah, dass sie ihr Bestes gegeben haben und nicht anders sein konnten als sie waren, dass sie eigentlich selbst litten. Da taten sie mir leid. Was für ein jämmerliches Leben, ohne Liebe. Und sie hatten so gute Kinder! Durch das Verzeihen änderte sich meine Beziehung zu ihnen. Ich warf ihnen all die Fehler und Verletzungen nicht mehr vor sondern betrachtete sie als arme Menschen und hörte ihnen zu und hielt zugleich einen guten inneren Abstand zu ihnen. Das war sehr gut und ich machte Frieden mit ihnen. Ihre Fehler, ihr Unvermögen, all das konnte man nicht ungeschehen machen, der Schaden ist da (auch bei meinen drei Geschwistern). Aber ich wünschte ihnen nichts Schlechtes mehr sondern Gutes. Als sie 2021 und 2023 starben, war es „abgerundet“ ohne schlechte Gefühle . . . darüber bin ich sehr glücklich. Ich bin ihr Sohn und ich habe es gut gemacht. Mehr geht nicht.
Lieber Steffen, du kannst durch deine Liebe und dein Erkennen eine Wandlung in dir vornehmen, wenn du willst. Es dauert viele Jahre und ist eine Lebensaufgabe. Es verändert alles.
LG