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Hallo!

Kurz zu mir. Ich bin 21, eher ein Einzelgänger und bin mit meinem jetzigen Leben eigentlich zufrieden. Eigentlich.

Ich bin ein Mensch der gerne alleine ist, weil ich das auch schon immer war. Ich habe gelernt alles alleine zu schaffen und bin dadurch auch sehr gefestigt als Person. Ich müsste zurzeit eigentlich sehr glücklich sein, weil alles bis jetzt sehr gut gelaufen ist was mein Leben betrifft. Schöne Wohnung, einen guten Job, Geld. Ich habe also theoretisch gesehen kein Grund mich schlecht zu fühlen. Aber ich tu es einfach.
Irgendetwas in mir gibt mir ein trauriges Gefühl. Ich war schon immer allein und kam gut zurecht damit, aber sein ein paar Jahren geht es mir immer schlechter. In der Nacht kommen mir sehr oft die Tränen und ich weiß einfach nicht warum. Ich bin einfach traurig. Es taucht plötzlich auf und dann ist es wieder weg. Ich träume auch oft wie etwas schlimmes passiert das mich zum weinen bringt und wenn ich aufstehe habe ich tatsächlich geweint. Ich bin normalerweise ein sehr kalter Mensch. Also ich hasse es Gefühle zu zeigen, keine Ahnung was da los ist. Ich denke mir immer das es vielleicht daran liegt, dass ich keine Freunde habe, aber das mich sowas so stark mitnimmt? Klar hätte ich gern welche und ich beneide auch immer wenn ich in der Stadt bin die Menschen, die in Gruppen unterwegs sind, aber damit hatte ich mich eigentlich abgefunden. Meine Eltern meinten auch schon ich wirke seit längerem irgendwie kalt, distanziert und einfach ein wenig bedrückt. Ich bin es zwar auch, aber keine Ahnung warum.
Das hat mit Corona auch nichts zu tun weil es bereits davor war. Ich habe zwar Leute mit denen ich ab und zu etwas unternehme, aber das sind keine wirklichen Freunde. Ich unternehme nur manchmal etwas mit denen, damit ich ein bisschen menschlichen Kontakt habe. Ich denke oft stundenlang vorm schlafengehen darüber nach, ob mich vielleicht etwas anderes belastet aber ich finde nichts. Ich glaub' aber auch nicht das mich das plötzlich so stark mitnimmt, dass ich keine Freunde habe zumal das immer schon so war und ich keine Probleme damit hatte.
Ich bin einfach verwirrt.

26.06.2021 22:41 • 27.06.2021 #1


4 Antworten ↓


Hallo Kai, ich glaube nicht, dass Du ein sehr kalter Mensch bist, um Deine eigenen Worte aufzugreifen. Wärest Du das, dann hättest Du sicher nicht in diesem Forum gepostet und erst recht nicht mit einer Überschrift: Allein und Traurig darüber? Denn im Prinzip weisst Du doch ganz genau, dass genau das Dein Problem ist. Du hast Dich in Deinem Leben oberflächlich betrachtet eingerichtet mit dem Materiellen, was eben dazu gehört. Aber da fehlt doch etwas, nämlich menschliche Nähe und Wärme, ein Zugehörigkeitsgefühl.

Die beschriebene Kälte ist nur Dein Schutzkokon, damit Dich niemand dieses Thema betreffend verletzen kann. Auch Depression kann sich über ein kaltes Verhalten darstellen, meine Erfahrung. Ich denke, es wäre einen Versuch wert, mit professioneller Hilfe mal Dein Leben wie es seit der Kindheit verlaufen ist, etwas näher zu betrachten. Allein sein kann sehr belebend und positiv sein, wenn es freiwillig geschieht. Einsamkeit hingegen macht den Menschen auf Dauer gesehen krank. Meine Meinung.

A


Allein und Traurig darüber?

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Zitat von Perle:
Hallo Kai, ich glaube nicht, dass Du ein sehr kalter Mensch bist, um Deine eigenen Worte aufzugreifen. Wärest Du das, dann hättest Du sicher nicht ...


Zunächst mal Danke für die Antwort.
Ich habe schon sehr oft über mein Leben nachgedacht, weil ich eben den Grund für dieses Gefühl wissen wollte. Als ich klein war sind wir ständig umgezogen und daher war es halt schwer sich irgendwo dazugehörig zu fühlen. Ich will jetzt nicht irgendwie meinen Eltern die Schuld zuschieben, als Kind hat es mir echt an nichts gefehlt. Sie waren arbeitsbedingt halt nicht oft daheim aber damit ich nicht zu oft alleine bin haben sie mich bei vielen Kursen angemeldet die mir auch spaß gemacht haben. Ich war also dauernd unter Menschen. Ich wollte dann auch aber irgendwie nach einiger Zeit keine Freunde mehr, weil ich es einfach als ansgrengend empfand. Ich verstehe zwar was du meinst mit der Schutzhülle die ich um mich herum gebaut habe, aber ich weiß nicht. Klar finde ich es schade, dass ich keine Freunde habe und vielleicht ist das auch ein Grund weshalb ich traurig bin, aber ich verstehe nicht, wieso es mir vor einigen Jahren besser ging, obwohl meine Situation eigentlich streng genommen die selbe war.
Ich mache ja ab und zu was mit andere nur bin ich dann trotzdem noch immer traurig. Dann kann das allein ja nicht der Grund sein?

Hallo Kai,

ich bin auch lange Zeit Einzelgänger gewesen und es ging mir ähnlich. Im Jugendlichen Alter hab ich das nicht so wahrgenommen. Ich hatte mich damit abgefunden und es war OK. Später war es das nicht mehr.

So in deinem Alter machen viele nochmal einen deutlichen Entwicklungssprung. Man wird erwachsener. Die Zeit fängt auf einmal an zu rasen, man hinterfragt Dinge vermisst Menschen um sich herum und vermisst auch Zweisamkeit. Dazu kommt, dass der automatische sozialeKontakt den man sonst durch Schule, Ausbildung und Studium hatte nicht mehr da ist. Man hat vielleicht noch ein paar Arbeitskollegen aber da ist dann oft ein riesen Graben aufgrund des Alters.

Du bist alleine nicht glücklich also pack es an und igel dich nicht mehr ein geh raus und lerne Leute kennen.

Schau was dir Spaß macht und meld dich zu einem Kurs oder bei einem Verein an. Wenn du bei dir eine Uni hast gibts da auch oft tolle Freizeitangebote und du triffst automatisch Leute in deiner Altersgruppe.

Ich denke, dass Du im Kindes- und Jugendalter die Einsamkeit noch nicht wahr genommen hast, weil Du bei Deinen Eltern gelebt hast. Das ist jetzt, wo Du allein in Deiner eigenen Wohnung lebst, eben anders und wird Dir bewusster. Zudem vergleichen wir Menschen uns auch immer mit anderen Menschen und schauen, an welcher Position wir im Leben stehen. Das läuft oft unbewusst ab. Den Eltern etwas in die Schuhe schieben zu wollen, halte ich auch für den verkehrten Weg und darum geht es auch gar nicht. Generell finde ich es gut, einfach mal sein Leben zu reflektieren. Sind mitunter nur kleine Weichenänderungen, die vorgenommen werden sollten. Wünsche Dir alles Gute!





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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