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Ich hatte gerade einen Anruf von einem Herrn vom Gericht. Da sie sich in einer beschützenden Wohngruppe im Bezirksklinikum befindet wird ein oder mehrere Betreuer bestellt. Meine Tochter hat angegeben, dass sie sich mich und ihren Vater als Betreuer wünscht. Jetzt ruft sie mich und ihn permanent an, weil sie denkt, dass wir sie ja jetzt sofort rausholen können, weil wir nun bestimmen können und nicht das klinikum.

Ich habe heute den Diagnosebrief an den Hausarzt geschickt und um Rückruf gebeten. Soeben hat er mich angerufen und dringend abgeraten sie zu früh aus der Klinik zu holen. Er meint in dem Brief stünde dass eine schizophrenie nicht ausgeschlossen werden könne und sie müsse erstmal von der manischen Phase runterkommen. Es ist einfach noch viel zu früh um etwas sagen zu können. Seit heute morgen haben sich ihre Anrufe wieder verstärkt. Gleich nach dem Aufwachen um ca. 6 Uhr klang sie noch relativ ruhig, also im Vergleich zu den letzten beiden Tagen. Aber im Laufe des vormittags gings wieder los mit dem Telefonterror und ihren wirren Aussagen. Seltsamerweise kann man mit ihr aber reden wenn es um ein anderes Thema geht, z. b. Ihre Arbeit. Aber sie schwenkt dann sofort wieder auf ihr brennendes Problem: Raus zu wollen aus der KLinik. Sie ist solange freundlich, solange sie denkt sie erreicht damit etwas bei mir. Wenn ich dann abwinke und sage dass ich sie nicht abholen werde, schreit sie: Fi….dich doch und legt auf.
Der Hausarzt meint, dass er morgen versucht dort einen Arzt zu erreichen,aber er denkt dass die ja noch selber nicht genau sagen können was ihr fehlt und die Medikamentengabe erst genau eingestellt werden müsse.

Sie hat heute laut eigener Aussage 4 Tabletten bekommen, wann wusste sie allerdings nicht. Es sind angeblich dieselben die sie bereits am Freitag bekam Zyprexa 5 mg.
Ich kenne mich da ja nicht aus, aber ich kann mir vorstellen, dass die ja auch eine Weile brauchen, bis meine Tochter richtig darauf anspricht.
Ich bin so down ich konnte heute kaum arbeiten. Aber es lenkt zumindest ab.

@Patrizia1964

Fühl dich ganz fest umarmt und viel Kraft.

A


Akute Bipolare Störung - wer hat Erfahrungen?

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Ich danke dir von Herzen.

Wenn du oder dein Mann euch in der Lage seht solltet ihr die Betreuung übernehmen. Meine Mutter hatte damals sowohl mich als auch meinen Vater kategorisch abgelehnt, weswegen sie eine gesetzliche Betreuung bekam.

Der Arzt hat recht. Bis sie richtig eingestellt ist und die Medikamente greifen wird es noch dauern.

Auch ich wünsche dir viel Kraft.

Das tut mir sehr leid, dass es nun doch so schnell soweit gekommen ist.
Überlegt euch das gut, ob ihr als Eltern die Betreuung übernehmen wollt,
ob ihr das leisten könnt...mit eurer eigenen Psyche...
oder nicht doch lieber eine neutrale Person.
Ihr solltet Euch da auch selber schützen.

Du scheinst derzeit Glück zu haben. Eigentlich dürfen sie das ohne richterlichen Beschluss nicht, sie dort festhalten. 24 Stunden dürfen sie soweit ich weiss ohne Problem, darüber hinaus eigentlich nicht.

Das tückische an dieser Erkrankung ist, dass sich die Erkrankten gut verkaufen können, um Freiheiten zu erlangen, aber kaum haben sie diese werden sie auch schnell ausgenutzt. Sie versucht es auch gerade bei Dir. Erst redet sie Dir nach der Nase, aber wenn sie merkt sie kommt damit nicht weiter wird sie sauer und man sieht was sie eigentlich bezwecken will.

´Hallo Habo,
Ich vermute, dass das Gespräch mit der Sozialrichterin den Ausschlag gab. Da schien sie klare Gedanken gehabt zu haben und es war keine zwangseinweisung notwendig Ich fürchte nur dass sie ihrem Vater leichter etwas vormachen kann als mir, weil sie zu ihrem vater weniger kontakt hat als zu mir. Ich kann sie besser einschätzen, weil sie in einer eigenen wohnung im haus wohnt und ich sie täglich gesehen habe.
Die Betreuung dürfen wir als Eltern übernehmen, weil wir sie am Sonntag selbst in die klinik gebracht haben. Ich denke wenn sie von jemandem andern zwangs eingewiesen worden wäre oder fremd- oder eigenverletzung im Raum stünde, hätten wir die Betreuung nicht bekommen. Auch wollte sie die Betreuung durch uns.

Das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn sie das freiwillig will. Ist nur die Frage… ob ihr als Eltern zusammen an einem Strang ziehen könnt und auch die Kraft dazu habt. Ich stell mir das nicht einfach vor.

Bei gesetzlichen Betreuern ist es immer so eine Sache. Es gibt viele schwarze Schafe unter denen. Ich habe einige schon erlebt als ich in der Verwaltung eines Pflegeheims gearbeitet habe. Lassen sich einmal im Jahr vielleicht Mal blicken und kassieren zwischendurch eine Menge Geld dafür. Das sie hier und dort Mal eine Unterschrift setzen. Ich weiss auch nicht, ob ihr als Eltern nicht sogar für die Kosten dann aufkommen musst, falls ihr als Eltern gut verdient und Vermögen habt. Wie alt ist eigentlich Eure Tochter?

Ihr Alter steht im ersten Satz des Eingangspost

Stimmt ich Blindfisch

Wir hatten mit der Betreuerin echt Glück. Aber es stimmt, sind viele schwarze Schafe dabei.

Wenn ein gesetzlicher Betreuer bestellt wird und die Tochter kein eigenes Vermögen hat, werden die Eltern zur Zahlung heran gezogen auch das ist richtig.

Hallo Habo,

Die Betreuungsunterlagen kommen heute oder morgen erst auf dem Postweg, weil sowas natürlich nicht per Email versendet wird. Ihr Vater und ich sind schon 13 Jahre getrennt, haben aber ein gutes Verhältnis und uns auch früher schon abgesprochen wenns um was wichtigeres wegen der Kinder ging. Ich komme mit der Situation etwas besser klar als er, weil sie mich ja wegen dieser Exfreund geschichte schon viel länger zugetextet hat. Ich habe immer versucht mit ihr zu reden und ihr Ratschläge zu geben. Heute weiß ich, dass sie die letzten Wochen ein vollkommen falsches Bild von ihm erschaffen hat. Ich hatte wenig kontakt zu ihrem Freund auch als sie noch zusammen waren, ist sie immer zu ihm gefahren. Das Bild, dass sie mir von ihm beschrieben hatte, war im Grund ihr eigenes. Sie hat ihre eigenen seelischen Probleme auf ihn projeziert und mir erzählt was er für große Probleme hätte. Er hätte Bindungsängste und deshalb hätte er schluss gemacht und nicht weil er eine neue freundin hätte. Die würde er ja nicht lieben, weil die wäre genauso ein Wrack wie er, das wäre ja nur eine Zweckgemeinschaft zum gemeinsamen Abstürzen an den Wochenenden. So 100 % geglaubt hab ich es ja nicht, aber ganz ausgeschlossen schien es mir auch nicht. Heute weiß ich dass da nicht 1 funken gestimmt hat. Und ich war dann auch oft genervt, wenn man tagelang mehrmals am Tag immer diese Geschichten hört. Wenn ich ihr widersprochen habe ist sie immer grantig geworden. Sie wollte ihren Frust loswerden, aber ich durfte auf keinen Fall ihrer Meinung widersprechen. Ich mach mir Vorwürfe dass ich nicht früher was unternommen habe. Aber sie hat zu Beginn der akuten Phase mich außen vorgelassen. Ich lag daheim in meinem Bett während sie in der Nacht losgezogen ist und ihren Freund und die Polizei gestalkt hat.

Im Moment ist es ruhig, mein Handy hat keine Nachrichten. Sie scheint noch zu schlafen. Vermutlich wirken die MEdis jetzt besser und ihr körper bekommt die Erholung die er braucht. Ich weiß von meiner kurzen manischen Phase, die ich vor 22 Jahren mal hatte, wie man da drauf ist und deshalb bin ich jetzt zuversichtlich, dass sie jetzt eine bessere Richtung eingeschlagen hat. Sie schläft…..dass konnte ich damals auch nicht und wenn ich an den freien Fall in die Depression zurückdenke, möchte ich ihr das echt ersparen. Ich war dann tagelang am Weinen und wusste nicht warum. Ich war aber schon älter und habe erkannt dass ich schon wegen der Kinder, die damals erst 7 und 9 Jahre alt waren, schleunigst etwas unternehmen musste um aus dem Loch herauszukommen. Sie hat die Erkenntnis leider noch nicht wirklich, aber auch das verstehe ich, denn diese unglaubliche Energie, die in der manischen Phase freigesetzt wird empfindet der Betroffene ja nicht als negativ.
Ich denke dass sie insgeheim auch nicht will dass das aufhört, aber sie merkt, dass in der klinik alles dafür getan wird dass sie von ihrem Trip runterkommt und deswegen will sie schleunigst raus da. Naja, auch aus anderen Gründen, die ich nachvollziehen kann. Wer schon mal auf der "Beschützenden" war weiß vielleicht wie laut es ist und dass man Null Privatsphäre hat. Sie friert auch ständig sagt sie. Es könnte aber auch der ausgemergelte Körper sein, der keine Wärme mehr hat.
Sie hat jetzt eine Bettnachbarin. Mit der hat sie kurz während unseres Telefonats gesprochen…nur 2 sätze oder so… da war sie ruhig und orientiert als ob nichts wär. Als sie dann wieder mir zuhörte wurde sie wieder laut, weil sie denkt wenn sie nur laut genug ist, werden ihre Forderungen erfüllt.
Ich sitze hier und weiß nicht wie ich den Tag rumkriegen soll. Durch die Ruhe die jetzt im Haus herrscht denke ich zuviel nach. Ich kann meinen Arbeitstag kaum bewältigen und vergesse sicher einiges, aber ich will arbeiten weil ich mich beschäftigen muss um nicht ständig an sie denken zu müssen.
Ihr seid mein Ventil, es tut mir gut hier alles schreiben zu können. Danke dafür. Meine Tränen laufen wieder.
Ich muss immer an den Satz denken den meine verstorbene Mutter gesagt hat: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen……. Wie wahr.
Sie hat auch öfter zu mir gesagt: Wenns dir seelisch schlecht geht, dann musst du dich mir Arbeit ablenken, das hilft und die Zeit vergeht. Sie war eine gescheite Frau.

Das tut mir wirklich sehr leid. Ich habe auch erwachsene Kinder und weiß dass man nie aufhört sich Sorgen zu machen.

Meine Tochter hat mich gerade wieder angerufen. Sie hat mich vom stationstelefon aus angerufen, weil sie ihr das Handy abgenommen haben. Sie hat wohl in der Nacht mit dem Handy wieder bei der Polizei angerufen. Sie setzt mich so sehr unter Druck dass wir sie abholen sollen. Es zerreisst mir das Herz. Sie bettelt und verspricht mir die unsinnigsten Sachen. Gleichzeitig droht sie mir mit Magersucht und dass sie es nicht mehr lange aushalten wird. Heute hat sie einen Mitpatienten bei mir anrufen lassen, der mir mit schwerer Zunge gesagt hat, dass es meiner Tochter sehr schlecht ginge weil sei schon 3 Tage lang auf dem selben Fleck steht und jeden Moment umfallen kann.
Einerseits bin ich entsetzt, andererseits denke ich mir dass der Mann wohl nicht umsonst in der beschützenden Station ist. Sie hat lichte Momente und dann sagt sie wieder, dass sie ihren Exfreund sehen will, weil sie denkt es geht ihm nicht gut und dass er sich selber einweisen lassen muss damit sie zusammen gesund werden können.
Sie leidet, aber ich leide genauso. Wie konnte es nur so weit kommen? Hätten wir früher etwas merken müssen und eingreifen können?

….gerade hat ihre Ärztin angerufen. Sie meinte, dass es vorherzusehen war, dass sie wieder kommen würde. Ihre Gedanken drehen sich ständig im Kreis und die Medikamente wirken leider nicht sofort. Auch hat sie in den nächsten Tagen einen Termin zum MRT. Sie schilderte mir, dass ihr Gedankenkarussel leider noch immer nicht zur Ruhe kommt. Sollte sie in den nächsten Tagen nicht ruhiger werden, wird vermutlich nach dem MRT die Medikation geändert. Mal schaun. Hab grad noch mit dem Exfreund von ihr telefoniert. Er ist sehr besorgt, aber ich habe gesagt er soll sie blockiert lassen, weil sonst wieder alles von vorn los geht. Sie muss erst ihr Gedankenkarussel zur Ruhe bringen.

Ich habe über die kassenärztliche Vereinigung eine Ärztin für psychosomatik gefunden und mit ihr einen Termin ausgemacht und ihr den Arztbrief gemailt. Sie klang sehr nett und kompetent am Telefon. Man darf ja aufgrund der Überlastung der Therapeuten sowieso schon nicht mehr wählerisch sein. Ich bete, dass es bald wieder aufwärts geht

Zitat von Patrizia1964:
Gleichzeitig droht sie mir mit Magersucht und dass sie es nicht mehr lange aushalten wird.

Ganz klar NEIN.

Das ist emotionale Erpressung, die Ärzte werden ja wohl wissen, warum sie noch im KH bleiben muss.

Sie ist erstmal in gute Hände das ist wichtig.

Ich kann nur von meinem Bruder berichten wenn er in akuten Phasen ist. Er wird glaube auch nicht gut schlafen bzw. sehr wenig, aber kein Wunder die Gedanken der Erkrankten drehen sich den ganzen Tag um die gleichen Sachen und wie sie es schaffen dass zu bekommen was sie wollen. Das Stelle ich mir nicht leicht vor. Es ist ja dann wie in einem Wahn. Die Gedanken drehen sich immer im Kreis und um die gleiche Sache, dabei verlieren sie dann den Bezug zur Realität.

Ich habe irgendwann für mich entschieden den Kontakt zu meinem Bruder abzubrechen, weil es mich selber zu sehr belastet. Aber ich bin auch nur die Schwester.

Eine Mutter, so wie Du, willst nur das Beste für Dein Kind und es ist nochmal eine ganz andere Bindung. Du machst das auf jeden Fall gut. Du schaust wo Du Hilfen bekommst und hast somit auch professionelle Hilfe.
Ich finde alleine muss man sowas nicht stemmen.

Zitat von Patrizia1964:
Sie leidet, aber ich leide genauso

Deswegen wäre es besser, wenn eine außenstehende Person die Betreuung übernimmt.
Bei der hätte die Mitleidsnummer keine Chance, ebenso bei emotionaler Erpressung, wie portugal schrieb.


Zitat von Patrizia1964:
Hätten wir früher etwas merken müssen und eingreifen können?

Nun macht euch bloß mal keine Vorwürfe Nix da.
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Wie Habo schon schreibt, es gehört leider zu dem Wahn sich die tollsten Sachen auszudenken um den Willen zu bekommen.

Meine Mutter hat z.b. einen Mit Patienten bei meinem Vater anrufen und sich als ihr Arzt ausgeben lassen. Mein Vater konnte aber hören wie sie ihm einflüsterte was er sagen soll. Das treibt echt seltsame Blüten.

Aber wenn die Medikamente anschlagen lässt das auch nach.

Hallo portugal,

Klar wissen die Ärzte was gut für sie ist. Sie selbst weiß es eben nicht und darum ist sie ja drin. Aber man kann einem Menschen in diesem Zustand nichts klar machen. Es ist grad so, als ob sie einen Schalter im Hirn hätte, den jemand im Minutentakt umlegt. Sie spricht mal eine halbe Minute normal und dann ist es wieder so, als ob sie unter Strom stünde und es sprudelt eine Mischung aus Vorwürfen, Verzweiflung, Drohungen, Versprechungen und betteln aus ihr heraus. Das strengt so unglaublich an. Ich habe inzwischen aufgehört heraus zufiltern was von dem krankhaft ist und was nicht. Es schmerzt mich nur unendlich wenn sie sagt: Mama wenn du mich abholst, bin ich die Tochter, die du dir 27 Jahre lang gewünscht hast. Als ob ich mir je eine andere Tochter gewünscht hätte. Klar war sie oft nicht einfach, aber welches Kind ist immer einfach? sie ist ja mein Kind, das ich vom ersten Tag an geliebt habe.

Hallo Cathy,

Ja, das kann ich mir vorstellen. Man wundert sich einerseits und ist entsetzt andererseits was da hochkommen kann. Man denkt man kennt seinen Angehörigen in und auswendig und dann ist diese Person innerlich plötzlich eine andere.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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