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Hallo ihr Lieben,

Dieses Problem verfolgt mich schon lange. Ich bin seit dem Grundschulalter depressiv, was vor allem durch frühkindliche Probleme und familiäre Probleme bedingt ist.
Hauptproblem ist meine sehr präsente Mutter, die mir nie viel zugetraut hat und immer meint, ich brauche unbedingt ihre Unterstützung, da ich sonst nichts auf die Reihe bringe. Begründet ist ihre Angst wahrscheinlich durch meine schweren Phasen in der Vergangenheit, in denen ich auch teils psychiatrisch behandelt wurde. Aber das kann sie einfach nicht loslassen.
Auch hat sie eine recht pessimistische Lebenseinstellung und geht meistens vom Worst Case aus, wenn ich ihr irgendetwas erzähle. Generell weiß sie auch immer alles besser, da sie viel mehr Lebenserfahrung hat und eben weiß, wie das Leben so sein kann.
Ein paar Beispiele:
Ich mache gerade ein Fotoalbum für mich und meinen Freund, mit dem ich seit einem Dreivierteljahr zusammen bin. Eines der ersten Dinge, die sie dazu äußern musste, war: Und wer bekommt das dann, wenn ihr euch trennt?
Denn sie hat da ja schon ihre Erfahrungen gemacht.
Zudem sind gerade Sommerferien (habe das allgemeine Abitur nachgeholt) und täglich macht sie Vorschläge, wo er und ich so hinfahren könnten und was wir alles unternehmen könnten, sogar mit konkreten Websites zum buchen. Dabei hab ich sie gar nicht danach gefragt. Es ist mittlerweile echt nervig. Wenn ich sie darauf hinweise, sagt sie, sie wolle ja nur helfen. Man müsse die Zeit ja nutzen, solang man noch jung ist.
Apropos Abitur: die Matheabi Prüfung lief ziemlich bescheiden (Mathe war leider noch nie meine Stärke), trotz meiner Mühen, mich vorzubereiten. Meine Mutter meinte dazu, dass sie sich schon dachte, dass es so kommt. Bei meinen Mathekenntnissen, da hätte ich ja mindestens ein halbes Jahr vorher mit dem Lernen anfangen müssen. Und dass meine Vorbereitung ja wirklich nichts hätte reißen können, das war ja viel zu wenig bei meinen Defiziten. Ich hätte mir Nachhilfe nehmen sollen, etc pp.
Wenn ich depressive Phasen habe, bezieht sie immer gleich alles auf sich, fragt, warum ich so schlecht drauf bin und was sie falsch gemacht hätte. Dann kommt sie an mit allerhand möglichen Gründen, warum es mir so geht, aber es scheint mir, als wolle sich damit eher selbst beruhigen.
Sie weiß auch, dass ich bald eine Bauchspiegelung machen lasse (Endometriose) und fragt ständig, ob ich jetzt eigentlich schon einen Termin ausgemacht habe und wenn ich sage nein, fragt sie, wann genau ich das denn vorhabe. Bei jeglichen anderen Terminen ist es ähnlich, sie muss ja immer hinterher sein, sonst wird das bei mir nichts.
Oft kritisiert sie auch meinen Kleidungsstil, dass die Farben nicht zusammenpassen, ich nicht die Figur für etwas habe (Das ist eher was für größere Frauen) etc, und sagt dann auch, Ich wünschte ja, du hättest eine Freundin, die dir da ein bisschen hilft, auf mich hörst du ja nicht. Ich habe durchaus Freundinnen und mein Kleidungsstil geht finde ich auch nur mich etwas an. Zudem kleide ich mich nicht mal gewagt, sondern normal, das war auch schon mal anders.
Wenn ich mich bei ihr über etwas beschweren will, kommt am Ende meistens nur raus, dass ich entweder nicht so sein soll, oder man ja eh nichts ändern kann. Oder - der Klassiker - ich bin selbst Schuld.
Der Höhepunkt neulich: ich habe ihr konstruktiv widersprochen, sie meinte, mit mir könnte man nicht reden, ich wäre wie eine Pubertierende, außer manchmal, wenn ich mal lichte Momente habe.

Dazu kommt noch: ich muss ihr immer zuhören. Wenn sie Streit mit meinem Stiefvater hat, soziale Probleme mit Freundinnen, wie es im Urlaub so war, und oftmals interessiert es mich einfach nicht! Meine alte Psychotherapeutin sagte uns: ich bin die beste Freundin meiner Mutter. Und das ist ungesund.

Ab September werde ich arbeiten und sie nicht mehr so oft sehen. Bis dahin aber:
Was kann ich tun? Wie kann ich in solchen Situationen reagieren? Was kann ich sagen, was darf ich sagen? Oft habe ich das Gefühl, ich bin gar nicht im Recht, weil sie so unglaublich schnell verletzt ist und ich mich dann schlecht fühle.
Könnt ihr mir da etwas raten? Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Ich bin mir sicher, sobald ich ausziehen kann, wird auch vieles besser. Aber momentan geht das noch nicht...

Vielen Dank und liebe Grüße

28.05.2018 16:00 • 09.06.2018 #1


14 Antworten ↓


Hey,
du bist 22 und hast seit kurzem Abi.
Wann wirst du zu Hause ausziehen (in eine WG/ mit deinem Freund zusammen/ alleine in eine Wohnung,....) und falls das noch nicht geplant ist, was hindert dich daran?

A


22 weiblich - Mutter mischt sich in alles ein

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Geld ist das Problem... Ich fange im September erst eine Ausbildung an, in der ich zunächst mal knapp 600Euro verdiene...
Mein Freund wohnt auch noch zuhause und verdient auch noch kein Geld (erst ab September).

Zitat von TheCheshireCat:
Geld ist das Problem... Ich fange im September erst eine Ausbildung an, in der ich zunächst mal knapp 600Euro verdiene...
Mein Freund wohnt auch noch zuhause und verdient auch noch kein Geld (erst ab September).

Sehr schlechte Ausrede. Neben dem Azubigehalt steht Dir noch Dein Kindergeld zu für Dich bis Du 27 bist, und Du kannst Wohngeld beantragen. Insgesamt hast Du dann mehr zur Verfügung als so mancher der Vollzeit areitet.
Ich bin mit 19 zuause raus, 600km weg von zuhause. Mir konnte es damals nicht schnell genug gehen und Geld wär so ziemlich das Letzte gewesen was mich daran gehindert hätte von Zuhause zu fliehen.

Das ist sehr schön für dich.
Nein, man kann kein Wohngeld beantragen. Kindergeld gibt es bis 25. Ich war bereits bei der Caritas deswegen. Das haut nicht hin.
Zudem rät mir mein Vater, der mit 16 von zuhause geflüchtet ist, dringend davon ab, bei der nächsten Gelegenheit sofort abzuhauen. Das ist finanziell echt bescheiden gelaufen bei ihm.

Zitat von TheCheshireCat:
Nein, man kann kein Wohngeld beantragen.

Bei der entsprechenden Behörde versucht zu beantragen oder vom hören sagen her?

Zitat von TheCheshireCat:
Kindergeld gibt es bis 25

Passt doch. Du bist jetzt 22 und in 3 Jahren wird die Ausbildung auch abgeschlossen sein.

Zitat von TheCheshireCat:
Zudem rät mir mein Vater, der mit 16 von zuhause geflüchtet ist, dringend davon ab, bei der nächsten Gelegenheit sofort abzuhauen. Das ist finanziell echt bescheiden gelaufen bei ihm.

Der weiß aber schon, warum du überlegst zu Hause auszuziehen oder ahnt es zumindest?

Wenn Dein Freund ab September ebenfalls Geld verdient,zieht doch einfach zusammen!

Ich bin mit 17 ausgezogen und habe von meinem Lehrlingsgehalt ein kleines Apartment bezahlt und auch sonst alles,was ich brauchte.
O.K.,es gab oft Nudeln mit Ketchup und im letzten Lehrjahr musste ich zusätzlich noch kellnern aber ich war FREI.
Und habe gelernt,mit Geld umzugehen...

Ausziehen löst doch das Problem nicht? Darum ging es nie. Und einfach so mit dem Freund zusammenziehen ist nach meinen bisherigen on-off Beziehungen auch nicht so sicher, auch wenn wir es durchaus planen.

Ich will wissen, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll. Als würde sich das ändern, wenn ich ausziehe. Soll ich sie mal anschreien? Einen Brief hinterlassen? Den Kontakt abbrechen?

Ja mein Vater weiß, weshalb ich raus will, der ist ja damals aus dem gleichen Grund ausgezogen. Er würde mich auch finanziell unterstützen, wenn er könnte, aber er kommt mit seinem Amazon - Hungerlohn grade so über die Runden.

Zitat von TheCheshireCat:
Ich will wissen, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll. Als würde sich das ändern, wenn ich ausziehe


Bei vielen Menschen ändert sich das Verhältnis von ganz alleine,wenn man auszieht.
Die Distanz tut in der Regel beiden Seiten gut und sie hat einfach dann keinen grossartigen Zugriff mehr auf Dein Leben und ist gezwungen,sich andere (eigene) Lebensinhalte zu suchen,die mit Dir nichts zu tun haben.

Ansonsten: Tu einfach das,was Du tun möchtest und was Du für richtig hältst.
Wenn sie Dir dann doch mal wieder zu übergriffig ist,sagst Du einfach die Wahrheit: z.B.,dass Du den nächsten Urlaub mit Deinem Partner zusammen planen wirst.
Oder dass Du Dich in den Klamotten wohlfühlst und Du deshalb auch nichts anderes tragen möchtest.
Man kann das ja freundlich und diplomatisch rüberbringen.

Steh zu Dir! Bloss keine Selbstverleugnung um des lieben Friedens Willen,das macht krank.

Sie hat nur solange Macht über Dich (Deine Gefühle) wie Du ihr diese Macht einräumst.

Da ich aber aus eigener Erfahrung weiss,wie schwierig es ist,eine gewisse Distanz zu den eigenen Gefühlen zu halten im Bezug auf die Mutter ,geh ihr lieber aus dem Wege,das ist die einfachste und sicherste Lösung.
Es ist ja auch nicht mehr lange,diese 4 Monate schaffst Du jetzt auch noch...

Deine Mutter ist eine Narzisstin, die dich emotional erpresst.

Diesbezüglich möchte ich von Susan Forward, Vergiftete Kindheit und Emotionale Erpressung als Lektüre empfehlen (gibt da sogar ein extra Kapitel, das Typen wie deine Mutter beschreibt).

Bezüglich der Abgrenzung möchte ich Sage nein ohne Skrupel von Manuel J Smith empfehlen und daraus besonders die Methoden der gesprungenen Schallplatte und der Vernebelungstaktik, um sich durchzusetzen.

Auch wenn es dich wohl nervt:

Realistisch gesehen wird sich das auf engstem Raum mit deinen Eltern nicht akklimatisieren, da schaukeln sich die Gemüter zu schnell hoch und deine Mutter hat wohl auch ein Problem, grundlegend ändern wird die sich wohl erstmal nicht. Und mit sowas kann man nicht adequat umgehen, außer sich abgrenzen. Und da gehört auch wohnungstechnisch zu.

Meine Mutter und Eltern waren zwar nicht so schlimm, aber als ich mit 25 ausm stationärem Aufenthalt kam, ging es zuhause auf jeden Fall nicht mehr, da lag immer was in der Luft.
Und ich hätte definitiv früher ausziehen sollen.

22 ist btw. nicht früh und voll eilig, das ist heutzutage eher normal bis spät. Meine Mitstudis sind 18/19 und fast alle ausgezogen.

Dass du kein Wohngeld bekommen kannst, stimmt. Aber BAB / Berufsausbildungsbehilfe: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/a ... ihilfe-bab
Das + Kindergeld + Ausbildungsvergütung + Unterhalt von deinen Eltern (die haben ja dann auch keine Kosten mehr von dir zuhause) sollte locker reichen, um sich selbst ne Wohnung zu finanzieren.

Würde mal drüber nachdenken, irgendwann musst du eh ausziehen. Und jetzt hast du noch Zeit um umzuziehen und würde imho. den Lebensabschnitt autonom werden mit eigener Ausbildung, eigenem Geld und eigenem Reich/Wohnung auf jeden Fall komplett machen.

Soweit ich weiß kann man auch mit ärztlicher Hilfe Wohngeld oder ähnliches bekommen, wenn der Arzt bestätigt dass es besser sei wenn du ausziehst.
Genau weiß ich das leider nicht, habe es aber gesagt bekommen. Vielleicht kannst du dich da ja mal schlau machen...

Liebe TheCheshireCat,

mach dich nicht verrückt. Das Verhältnis zu deiner Mutter (Eltern) ist eine Lebensaufgabe. Bei mir z.B. war der Kontaktabbruch die einzige für mein Wohlbefinden (nicht depressiv zu sein) mögliche Lösung. Mal zu schreien bevor es soweit kommt, ist durchaus möglich .
Definitiv ist deine Mutter nicht der Nabel der Welt!

Schaut mal nach Spanien, Griechenland, Portugal z.B., wo die Arbeitslosigkeit der Jungen sie oft zwingt auch noch mit Ende 20 bei ihren Eltern zu wohnen.
Du kannst in ein paar Monaten eine Ausbildung beginnen und nach der Ausbildung kommt auch ohne Wohngeld, etc. die finanzielle Unabhängigkeit.
Durch deine Biografie bist du halt etwas später dran mit ausziehen, aber mach jetzt keine Panikaktionen .

Ich habe auch so ein paar Jahre verloren im Schatten der Eltern...

Ich finde was du schreibst, zeichnet dich als sehr lebenserfahrene, kluge Person aus.
Emotional gefesselt zu werden haben sehr viele von uns schon erfahren.

Tausche dich einfach weiter darüber aus, und du wirst eine individuelle Lösung für dein Verhältnis zu deiner Mutter und für deinen Lebernsweg finden!

Ist echt mein Thema, deines.

Lieben Gruß
Timo

wieso machst du nach Abi nur eine Ausbildung, die mit 600 Euro bezahlt wird?

@TheCheshireCat ich bin momentan in einer ganz ähnlichen Situation. Das was deine Mutter so von sich gibt hätte auch 1 zu 1 von meiner kommen können.
Wenn du magst können wir uns gerne per PN austauschen.

LG
Fey

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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