Ich verlinke hier nochmal einen Link zu dem Thema PTBS nach Intensivstation-Behandlung. Und man muss klar sagen, auch andere medizinische Maßnahmen können Traumafolgestörungen auslösen. Sehr viel schwächere medizinische Interventionen können einen traumatisieren. Auch rein diagnostische Arzttermine oder Krankenhaustermine, pflegerische Tätigkeiten können traumatisieren und richtig krank machen.
Und bei Kindern geht es eben noch schneller. Die brauchen gar nicht viel.
Und in der Psychotraumatologie kommen jeden Tag mehr Erkenntnisse dazu und man sieht immer mehr das Ausmaß, wie sehr die Medizin Schäden hinterlässt. Und es wird nicht darüber geredet. Mein Eindruck ist, dass diejenigen, die in der Medizin arbeiten, das nicht wahrhaben wollen. Und ich denke, dass ganz explizit auch ungerne darüber gesprochen und informiert wird, was in der Kindermedizin an psychischen Schäden hinterlassen wird. Und es geht lustig weiter. Die Eltern informiert man auch nicht. Ich war letztens wider echt entsetzt, als ich eine Reportage angeschaut habe. Da wurde unter anderem aus einer Klinik über den Fall eines Babys berichtet und vor und nach einer Operation begleitet... Das war alles Andere als harmlos. Und dann kam am Ende da dieser Operateur und hat gemeint: Ja, durch die Narkose bekommt das Kind ja nichts mit. Und so klein wie das Baby noch ist, wird es sich später an nix erinnern können!. Und mit der Aussage sind alle ruhig gestellt, beruhigt und man hakt das Ganze als gut überstanden ab.
ABER:
Es ist leider nicht so.
Eine Narkose kann eine Traumatisierung nicht verhindern. Weder die Gabe von Beruhigungsmittel, noch Narkosemittel kann eine Traumatisierung verhindern. Der Körper registriert es trotzdem. Und er sieht es als Angriff, als Bedrohung und als Verletzung und er wird alles aktivieren, was er aktiviert, wenn er angegriffen und bedroht, verletzt wird.
Und die Gabe von Propofol und von Cortison hat man versucht, auch die konnten keine Traumatisierung aufhalten.
Dh, dieses alte Denken, wenn der Patient sediert oder sogar narkotisiert ist, kann nix passieren, ist völlig falsch. Und das haben die wenigsten Ärzte und Pflegekräfte auf dem Schirm.
Und in der Medizin sind Menschen extrem ausgeliefert. Und vor lauter Ärztemangel und Pflegenotstand traut sich gar keiner mehr, diese Berufsstände noch irgendwie anzusprechen und zu verlangen, dass man dazu lernen muss und mit Patienten anders umgehen muss. Man muss sich überlegen, ob eine Maßnahme wirklich sein muss, man muss mit Patienten hinterher anders umgehen. Es ist wichtig, dass man Traumatisierungen in der Medizin endlich ernst nimmt und sie erkennen lernt und wütende, schimpfende Patienten endlich als PTBS-Patienten erkennt und die nicht noch abschmettert, sondern kapiert, dass es einen akuten Handlungsbedarf gibt, dass es denen richtig schlecht geht und man sie damit einfach vor die Tür stellt und sich nicht drum kümmert, um das, was man ausgelöst hat. Das muss sich ändern!
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Er...35702.htmlUnd ich habe da auch schon manchen Ärzteverband angeschrieben, klar gelegt, dass gerade in der Kindermedizin so viel verpennt wird und wurde. Der Bereich wurde so kaputt gespart, dass sie froh sind, wenn sie noch alle Kinder mit somatischer Medizin ausreichend versorgen können. Die anderen Klinikbereiche müssen das Geld erwirtschaften, was auf den Kindermedizin-Bereichen verloren geht. Die haben richtige Probleme. Und da denkt drüber nach, ob Kinder gleichzeitig traumatisiert werden. Die Leute, die dort arbeiten, möchten den ganz Tag nur hören, was für Helden sie sind und dass sie Kinder retten. Das brauchen die für ihre eigene psychische Stabilität, um diesen Job überhaupt machen zu können. Es gibt ganz viele Ärzte und Pflegekräfte, die können ganz schwer oder gar nicht, Kinder und Jugendliche behandeln. Die Kindermedizin ist für viele eine starke emotionale Belastung. Und das merkt man der Kinder- und Jugendmedizin auch stark an und die sind gar nicht offen dafür, wenn man ihnen sagt, dass sie was kaputt machen und sie schlimme und schlimmste Schäden setzen.
Und als Erwachsener mit der Vorgeschichte landet man dann wieder in der Medizin, in die man sowieso schon jedes Vertrauen verloren hat. Und wenn man dann mit diesen Spezialeffekten wie Angst vor Ärzten oder besonders misstrauisch sein oder wütend werden oder vorwürflich sein ankommt, dann knallt es ganz schnell mit Ärzten und Pflege und anderen Leuten, die in medizinischen Berufen arbeiten.
Die medizinischen Traumatisierungen gehören mit zum giftigsten Zeug, was einen traumatisieren kann.
Und über die Patienten wird nur gelacht und sich beschwert. Und das ist eine Sauerei. Ich war gerade letztens bei meinem Hausarzt und er hat mich schallend ausgelacht als ich auf Nachfrage gesagt habe: Medizinische Traumata.. Der hat sich bald gekugelt vor lauter Lachen...
So geht es uns Patienten mit medizinischen Traumata. Ich finde es nicht komisch. Wenn die das so lustig finden, dann ist es ja schön für sie. Ich kann nicht drüber lachen. Und mein Traumatherapeut kann auch nich drüber lachen. Der hat eine kleine Tochter und dem ist es kalt den Rücken runter gelaufen, wenn ich ihm erzählt habe, was die in der Medizin mit einem Kind so machen... Der hat geschluckt. Und vor allem hat er geschluckt, weil er weiß, dass er es im Ernstfall ja auch nicht verhindern könnte. Was willst Du machen, wenn das Kind krank ist und es nicht einfach - wie sonst - nach einer Woche wieder gesund ist und spielt? Man ist ja, wenn man körperlich krank ist, unter Zugzwang. Man ist in der Zwangslage, dass man medizinische Hilfe braucht, aber wenn man dann da drin landet, dann fragen die eben nicht mehr groß nach, was man davon mitmachen will und was nicht, sondern sie bieten an, was sie machen können und das machen sie dann so, wie sie wollen. Ob das schonender geht, ob etwas zu invasiv ist, ob man drauf verzichten sollte, weil es wenig Nutzen bringt, aber viel Schaden, wird nicht überlegt. Überlegt wird, was muss ich machen, damit hinterher nicht verklagt werde. Und bisher hat man in der Medizin mögliche Traumatisierungen, die nachfolgen, nicht in die Nutzen-Risiken-Abwägung einbezogen.
Es sind immer noch viel zu viele Ärzte und Plfegekräfte, MTAs und so weiter, die sich viel zu wenig in dem Bereich auskennen, zu wenige Gedanken darauf verschwenden.
Und statt es endlich mal aus Patientensicht zu sehen, statt es aus traumatherapeutischer Sicht zu sehen, gehen wieder alle Profis - mit wenigen Ausnahmen - in den Verteidigungsmodus.
Aber je öfter man auf dem Thema rumreitet, desto eher bleibt doch mal was hängen. Dass die Profis erst mal mit dem Thema nicht klarkommen, ist ja logisch. Das zerstört ihr Weltbild. Sie haben es sich halt so nicht vorgestellt.
Umso wichtiger ist es, dass die betroffenen Patienten endlich den Mund aufmachen und nicht mehr in so einem Loyalitätskonflikt alles schlucken. Wir Patienten kriegen immer suggeriert, dass wir dankbar sein müssen, dass uns überhaupt jemand behandelt. Und wir bekommen eingeredet, dass wir uns nicht darüber zu beschweren hätten, was uns angetan wurde, sondern dass man das mit einem Lächeln im Gesicht hinzunehmen hat, weil man uns angeblich so gut geholfen hätte. Das sehe ich nicht so und wenn ich nicht rede, dann geht es den nächsten Kindern in den Kliniken und Arztpraxen wie es mir erging und geht. Und das sehe ich nicht ein.
Man könnte oft vieles besser machen. Und wenn man die Profis dazu nicht anhält, wird es nie besser. So hat es wenigstens eine kleine Chance, dass es besser werden kann.
Man kann sicher nicht alles verhindern. Aber z.B. würde ich bei einer Operation, die verschoben werden kann, warten, bis das Kind älter ist, weil es dann psychisch schon etwas weiter ist. Je früher die Traumatisierung passiert, desto wirkt sie. Da kann es schon einen Unterschied machen, ob man 6 Monate oder 1 Jahr später operiert.
Oder letzens habe ich bei einer Doku über Kindermedizin gesehen, wie die ein kleines Mädchen mit vielleicht 2 Jahren auf der Intensivstation behandelt haben. Das war wirklich grausam. Das wr sicher alles medizinisch indiziert. ABER: Was da auch wieder nicht gemacht wurde, ist, die Eltern informieren, dass da psychisch viel kaputt gegangen sein muss, dass sie sich ums Kind besonders kümmern müssen. Was man da z.B. auch gemacht hat, war das Kind in den Op bringen. Dann liegt so ein kleines Kind allein in seinem Bettchen, außen rum Mordgewusel, jeder dort hat nur geschaut, ob alle Kabel und Schläuche gut verstaut sind, Krach, Stimmen, Bettchen hin und her rangiert, hier und da angestoßen, jedes Mal das Kind erschreckt. Da war keiner für das Kind zuständig. Die haben sich in der ganzen Zeit um dieses Kind nicht gekümmert. Erst als die vorm Op angefahren kamen, warteten da die Eltern und dann hat die kleine gleich die Arme hochgerissen und gejammert: Mama!. Sowas muss doch nicht sein! Hier reichen keine 100 Ausrufezeichen. Wie wäre es mal gewesen, wenn sich jemand um die Kleine gekümmert hätte, mal mit ihr geredet hätte, sie ein bisschen abgelenkt hätte, mal ein bisschen das Ärmchen gestreichelt hätte, ihren Namen gesagt hätte und ihr was erklärt hätte? Ist das zu viel verlangt bei einem Kind, das 2 Jahre alt ist und dem Tod nahe ist?
Ist für niemanden wichtig, Hauptsache es läuft alles so wie die wollen, die da arbeiten.
Dann haben die da noch großartig getönt, dass sie die Besuchszeiten für die Eltern eingeschränkt haben, damit die Eltern nicht den ganzen Tag da sitzen. Die versuchten die Eltern zu schützen vor Überlastung und sich den Platz am Krankenbett zu reservieren, damit sie in Ruhe arbeiten können! Toll! Super! Geht es noch blöder?! Genau dann, wenn ein Kind seine Bezugspersonen und die Regulation und die Beruhigung durch die Eltern braucht, machen die die die Türen zu und sperren die Eltern aus. Die elterliche Zuwendung wäre ein protektiver Faktor, der den Kindern dort hilft. Dass die die Eltern nicht den ganzen Tag auf der Kinder-Intensiv zulassen können, ist jedem klar. Aber so einfach wie sich die das dort vorstellen, ist es nicht.
Es ist leider immer noch an vielen Orten so, dass die in der Medizin Tätigen das Thema Trauma durch Medizin überhaupt nicht ernst nehmen. Und das ist fatal. Und man fühlt sich in so einer arbeitsteiligen und entmenschlichten Medizin als Patient auch einfach nicht aufgehoben, nicht sicher und nicht wohl. Und das macht es für alle nur unnötig schwerer. Menschen sind eben Menschen und keine Werkstoffe, an denen man Fließbandarbeiten durchführen kann. Aber ganz genau so fühlt es sich an und es hinterlässt Schäden in masse.
Es ist ein schwieriges und bitteres Thema.