Ich bin über die Google-Suche auf dieses Forum gestoßen und hoffe das ich hier einige Tipps und Anregungen bekommen kann.
Ich habe eine Partnerin mit - so denke ich zumindest - Beziehungsangst. Hab schon einiges gelesen und die 'Sympthome' stimmen eigentlich alle.
Wir haben uns vor etwas mehr als 3 Monaten kennengelernt und Hals über Kopf verliebt. Für sie habe ich meine, zugegeben sowieso vor dem Aus stehende Beziehung aufgegeben. Die ersten Wochen waren wunderbar, voller Harmonie und Schmetterlingen und allem was dazu gehört. Auch mit ihrem 4 jahre alten Sohn verstand ich mich sofort. Sie wohnt ca. 15 Kilometer entfernt und ich in ihrer Geburtsstadt. Natürlich plant man wenn alles super läuft und man frisch verliebt ist die Zukunft und alles klang einfach zu schön um wahr zu sein. Doch nach ca. 6 Wochen änderte sie sich merklich. Sie wirkte zurückgezogener, die körperlich Nähe wurde seltener und der Sex bleibt fast nahezu auf der Strecke. Ihre Laune hat sich merklich verschlechtert und auch der Kleine leidet ein wenig darunter. Wir haben die geschmiedeten Zukunftspläne erstmal auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben um den Druck von ihr zu nehmen. Danach ging es auch eine Woche wieder ganz gut bis alles von vorne anfing.
Wir sehen uns zwar noch mehrfach die Woche und verbringen auch teilweise die Nächte miteinander. Das gestaltet sich so, das sie um 21:00 einschläft und ich wach liege. An Tagen wo ich nicht da bin, ist sie aber nie vor 0:00 am schlafen. Küsse gibt es nur noch zur Begrüssung und zum Abschied, Berührungen eigentlich nur von meiner Seite aus. An Tagen wo ich nicht bei ihr bin schreiben wir recht viel miteinander und dabei lässt sie immer durchblicken das sie mich gerne da hätte - auch wenn die es nie direkt ausspricht. Wenn ich daraufhin nach frage bestätigt sie das und ich fahre vorbei. Sei es um zusammen einkaufen zu gehen, zusammen zu Essen oder um mit dem kleinen ins Kino zu gehen. Die ersten Stunden sind toll, aber je länger wir zusammen sind, desto kälter fühlt es sich an.
Ich habe aus früheren Beziehungen durchaus Erfahrung mit psychisch kranken Menschen und kann relativ gut damit umgehen. Aber irgendwann ist auch mal bei mir ein Punkt erreicht, an dem ich nicht weiterkomme. Zumal ich grad selber ein wenig unter psychischem Druck seitens der Arbeit her stehe und deshalb auch schon 3 Wochen krank geschrieben bin.
Wenn ich Abends (oder auch am nächsten Tag) wieder nach Hause fahre fragt sie grundsätzlich ob alles ok ist. Auch wenn es nicht so ist, sage ich meist ja. Doch manchmal bohrt sie solange weiter bis ich dann mit der Sprache rausrücke das eben nicht alles ok ist. Daraufhin macht sie sich Vorwürfe das ich leide, nur wegen ihr und das sie ein schlechter Mensch ist.
Ich denke das das ganze von ihrer Kindheit her rührt. Ihr Stiefvater ist vor 10 Jahren verstorben, ihre Mutter hat sie vor die Tür gesetzt und die Stiefschwester ist die Prinzessin während meine Freundin stets das Aschenputtel war. Trotzdem hat sie immer wieder den Kontakt zur Familie gesucht und wir hatten auch geplant, am 1. Feiertag dort zu Mittag zu essen. Doch gestern kam der Schlag in die Fresse. Ihre Mutter möchte die Feiertage lieber ohne uns (sie?) verbringen. Dazu kamen auch wieder viele Vorwürfe. Nun sitzt sie zu Hause und fühlt sich wieder als der Ar. der Nation. Ich würde ihr gern zur Seite stehen, aber sie möchte das lieber allein durchmachen. Heiligabend hab ich die beiden bei mir und am 1. Feiertag sind wir dann jetzt bei meinen Eltern (die sie echt mögen und sofort akzeptiert haben). Am zweiten Feiertag sind wir dann bei ihrem leiblichen Vater, den sie erst vor wenigen Jahren kennengelernt hat. Ich hoffe das wir alle als Familien stark genug sind um ihr den nötigen Halt und die Rückendeckung zu geben den sie braucht.
Ich weiß nun nicht wie ich mit dem Wissen um ihre Beziehungsangst umgehen soll. Sie möchte das alles im Alleingang schaffen, für uns und unsere gemeinsame Zukunft. Nach Rücksprache mit einem mir bekannten Psychotherapeuten ist das wohl aber in 99% der Fälle alleine nicht möglich. Nun frage ich mich, wie geh ich an die Sache ran? Sag ich ihr klipp und klar, das es ohne therapeutische Hilfe nicht geht? Ich denke für viele Menschen heißt das immer gleich, das sie als bekloppt gelten. Es ist ihnen peinlich und unangenehm. Ich bin bereit ihr dabei zur Seite zu stehen mit allem was dazu gehört. Sie und ihr kleiner Sohn sind mir in der kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen, ich kann und will sie nicht gehen lassen. Es wird ein langer, steiniger Weg - das ist mir bewusst. Und ich bereit ihn zu gehen.
Ich danke Euch schon jetzt für Eure Aufmerksamkeit und hoffe das jemand von Euch mir (uns) ein wenig unter die Arme greifen kann.
Liebe Grüße, Olli
17.12.2013 16:58 • • 18.02.2014 #1