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Hallo alle,
ich glaub ich muss mich jetzt - nach vielen depressiven Phasen und Angstattacken - mal mit meinem Problem beschäftigen. Ich bin 30, hatte noch nie eine Beziehung, und ich hab eine Art Identitätskrise. Also quasi ab dem Kindergarten hab ich mich eher wie ein Junge angezogen und war dazu mega schüchtern. Daraus ist eine soziale Phobie geworden, und auch mit der Pubertät hab ich meine Art mich anzuziehen und meine Haare kurz zu schneiden nicht geändert. Das hat mir natürlich mein ganzes (Schul-)Leben irgendwie nur dumme Sachen eingebrockt... Ich habe eben nichts mit dem ganzen Kram am Hut, der für andere normal ist, schminken, enge Klamotten anziehen, lange Haare, usw... da hab ich mich immer unwohl mit gefühlt. Das Problem ist aber, dass ich normal auf Männer stehe. War öfters einseitig (aus der Ferne) in welche in der Schule verknallt. Aber da ich mich auch nicht wirklich als Frau fühle, sondern einfach nur ICH bin, so eine halb-Kind-halb-Frau die aussieht wie ein Junge, bekomm ich aber natürlich überhaupt keine Aufmerksamkeit von Männern.... da würde man jetzt vielleicht sagen dann änder doch was an dir und mach deine Erscheinung so, DASS du Aufmerksamkeit kriegst, aber das will ich nicht. Ich will mich doch nicht irgendwie verstellen, nur damit mich mal ein Mann mag.
Das macht mich alles total fertig, ich weiß nicht wer oder was ich bin und was das ganze soll. Dazu krieg ich noch irgendwie die Krise, dass ich schon 30 bin, ich krieg schon Falten und hab keine Erfahrung in nichts...

Ich habe einen Job, eine Wohnung, liebe Eltern und Geschwister, da gibt es nichts zu klagen. Aber ich bin mit mir selbst nicht im Reinen. Und da helfen auch Antidepressiva nicht drüber weg, das hab ich mittlerweile kapiert. Ich hab das hier noch nie jemandem erzählt, hoffentlich versteht man mich ein bisschen!
Kennt das jemand?

Was soll ich denn machen?

28.07.2011 09:43 • 28.07.2011 #1


Hallo italia,

ein klein wenig erinnert mich deine Geschichte an eine langjährige Freundin von mir. Und zwar in folgenden Punkten:

Auch sie war absolut kerlig von Kindheit an und hat sich den Teufel darum geschert sich rauszuputzen. Sie hats zwar ein-, zweimal versucht, aber für sich dann schlichtweg abgelehnt. Und auch ich musste zugeben: das passte einfach nicht zu ihr.

Auch sie ist nicht gleichgeschlechtlich (hat sie auch praktisch überprüft ) und steht zweifelsohne auf Männer. Aber die beachteten sie nicht. Als Kumpel war sie zwar immer gut, aber sie wurde nicht als ero. Objekt betrachtet und nicht umworben.

Auch sie war (im, wie ich meine, positiven Sinn) sehr eigensinnig, und sah nicht ein, sich zu verändern, nur damit sie Aufmerksamkeit von Männern bekäme.

Nun aber der vermutl. Unterschied:
Sie hatte keine Familie und wuchs als Waisenkind bei ihrer Großmutter auf, die aber auch starb, als sie 15 Jahre alt war.

Das, und ihr Eigensinn, führte wohl dazu, dass sie das Zepter selbst in die Hand nahm. Das heisst: SIE ergriff die Initiative und eroberte etliche Männer! Eigentlich wäre es ihr anders auch lieber gewesen, denn, was kaum ein Bekannter/Freund bei ihr vermutet: sie hat sehr wohl auch eine ausgeprägte, mädchen-romantische Ader.

Aber, wie gesagt, sie ergriff die Initiative und arbeitete langsam aber sicher und SEHR zielgerichtet darauf hin, sich den Mann IHRER Wahl und das war tatsächlich der Schönste Mann im ganzen Landkreis

Ich kürz das jetzt ab, sonst meinst du evtl., es geht nicht mehr um dich. Aber es war für sie eine Erfolgs-Story. Sie bekam diesen Mann, heiratete, bekam 2 Kinder. Sie ließ sich, als die Kinder erwachsen waren scheiden und startete nochmal durch. Heute ist sie mit einem Mann zusammen, der gut 10 Jahre jünger ist als sie.

Damit will ich sagen: Vielleicht kannst du dich überwinden und versuchen Eigeninitiative zu entwickeln. Auch für dich gibt es sich einige Männer! Die erkennen das nur nicht von selber

Alles Gute dir,
LG
Capri

A


Wer bin ich denn jetzt?

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danke Capricorn.
gut zu hören, dass es ähnliche Leute gibt. Deine Freundin scheint aber trotz Schicksalsschlägen ein relativ gutes Selbstbewusstsein zu haben... das fehlt mir völlig. Ich bin gerade nur noch ein Wrack. Die Vorstellung, zielgerichtet Männer zu erobern ist für mich nicht realistisch..

Es ging mir ja auch lange gut, aber ich habe eingesehen dass ich ein Problem habe. Nur vor der Lösung habe ich irgendwie schreckliche Angst. Wenn ich jetzt eine Therapie starte (dauert noch etwas), dann habe ich Angst, vom Therapeuten gleich in die Transen-Schublade gesteckt zu werden oder sowas. Und ich hab Angst, dass ich mein Problem nie lösen kann, nicht weiß wer ich bin und irgendwann verrückt werde und in der Geschlossenen lande!

Es geht mir darum, irgendwo dazuzugehören, ich bin immer außen vor, so extrem, dass ich mir selbst fremd bin. Und all das führt wieder zu Angstattacken...

Ich weiß echt nicht weiter.

Ja, ich glaub ich verstehe. Tut mir leid, dass ich dir nicht besser helfen kann.

Mit meiner Freundin hast du in gewisser Weise schon recht. Obwohl sie kein besonderes SelbstBEWUSSTsein hat, eher im Gegenteil . Aber sie hat eine ausgeprägte SelbstSICHERHEIT. Und die wird dir evtl. fehlen.

Ich glaub, dass du MEHR SelbstBEWUSSTsein hast wie sie, auch wenn sich diese bei dir momentan nur durch Sehnsucht danach (?) ausdrückt.

Zitat von italia1:
Wenn ich jetzt eine Therapie starte (dauert noch etwas), dann habe ich Angst, vom Therapeuten gleich in die Transen-Schublade gesteckt zu werden oder sowas


Was wäre schlimm daran, wenn ein Therapeut (erst mal) auf so einen Gedanken käme? Findest du gleichgeschlechtlich oder Transsexuelle wären schlechtere Menschen?
Wenn du dir sicher bist, dass es sich bei dir nicht so verhält, dann kannst du ganz beruhigt zu ihm sagen: Nein, bei mir verhält es sich sicher nicht so.
Und deine Selbstsicherheit diesbezüglich (und die scheinst du ja zu haben) wird automatisch den Therapeuten in die Schranken weisen.

Also: zu einem Therapeuten solltest du dich schon wagen, meine ich. Alleine - zumindest in der jetzigen Verfassung - wirst du dich wohl nur in einem Gedanken- und Gefühlskarussell drehen. Und damit gehts dir sicher kaum besser.

Und wenn es dir um's dazugehören geht:
Vielleicht guckst du mal, welche Mannschafts-Sportart dir gefallen könnte. Für alle gibts irgendwo Vereine. Und die Gemeinsamkeit beim Team-Spiel, lässt sich meist sehr leicht ins Privatleben integrieren.

Danke nochmal Capricorn!
Nein, ich meine natürlich nicht, dass Transsexuelle schlechte Menschen sind. Wollte mich nur eben abgrenzen... ich reagiere momentan etwas über.

Ja, stimmt, SelbstBEWUSSTsein hab ich wohl. Zu viel sogar Aber die Sicherheit hab icch nicht. Daran muss ich arbeiten.

Ich hatte auch eben so fiese Angst wie seit Jahren nicht mehr. Oder wie noch nie. Langsam bin ich etwas ruhiger, und fange wieder an zu glauben, dass ich nicht durchdrehe und dass ich mir auch helfen kann. Ich mach auf jeden Fall die Therapie, ich hab ja zum Glück auch schon ein Datum.
Jedenfalls danke für die Akuthilfe!

Gern geschehen!

*Daumen-drück* für deine Therapie.

LG
Capri




Dr. Reinhard Pichler
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