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Ich merke, wie ich mir manchmal unheimlich Druck mache, und dann wiederum relativ locker mit vielem umgehe. Die Extreme treten manchmal an einem Tag auf, manchmal auch erst nacheinander nach ein paar Tagen. Es ist furchtbar anstrengend. Gestern Abend haben wir, wie so oft, schön gegessen, Weinchen dabei getrunken und gequatscht. Eine Arbeitskollegen (sie ist gleichgeschlechtlich) hat mich gestern Nachmittag leicht belästigt, das werde ich noch klären. Aber ich bin sehr locker damit umgegangen, habe sogar meine Witze darüber mit ihm gemacht, ihm hatte das natürlich gar nicht gefallen, aber er hat sich meiner Lockerheit sozusagen angeschlossen. Und er war auch wieder tief emotional, weil er heute das erste Mal mit Anhänger in der Fahrschule fährt und meinte gestern zu mir, dass er so unglaublich stolz auf mich sei, dass ich mich nicht unterkriegen lasse und nie mein Lächeln verloren habe. Fand ich ganz toll von ihm.

Na, wenn das keine gute Nachricht ist.

Ich habe auch mal so nachgedacht, wie ich drauf bin. Und da ist mir aufgefallen, dass ich sofort Stimmungen anderer reflektiere. Ich nehme das sofort wahr. Und lasse mich anstecken.

Nicht bei der Arbeit, aber privat. D.h. Wenn mein Mann angepisst ist, sprich, total genervt reagiert, kann es sein, dass ich sofort darauf anspringe und ebenfalls genervt reagiere.

Jetzt, im Alter kann ich es besser. Aber früher bin ich auch sofort hochgegangen. Mein Mann kann nämlich auch schon mal sehr heftig reagieren.

Im Gegensatz zu dir, bricht bei mir da aber keine Welt zusammen. Ich denke dann nicht darüber nach und reagiere einfach.

Anders sieht es beruflich bei mir aus. Wenn da der Chef dementsprechend reagierte, bekam ich Existenzängste.

Finde ich jetzt interessant. Hier gibt es Parallelen eben andersrum.

Was mir geholfen hat, ist mich zu analysieren. Warum ich das so empfinde. Und das verstehe. Kommt aus meiner Kindheit und ungerechte Autoritätspersonen lehne ich grundsätzlich ab, war aber in der Zwickmühle, weil ich mich hilflos gefühlt habe.

Und dieses Muster wird mein Leben lang in mir bleiben. Darum war es ganz wichtig, das erstmals zu erkennen. Davon kamen auch meine Ängste.

Wird auch ein Leben lang ein Balanceakt bleiben, mit dem Umgang meiner angelernten Verhaltensweisen. Jetzt weiß ich es aber und kann bewusst mein Hirn einschalten, um mir das dann bewusst zu machen.

A


Weniger intim ist automatisch weniger Liebe?

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Das ist sehr interessant, was du da schreibst.

Ich reflektiere genauso bei meinem Freund. Wenn er schlecht drauf ist, bin ich es auch. Wenn er vor Freude nur so strahlt, strahle ich auch. Ich achte ja meistens auf jede Kleinigkeit was ihn betrifft. Wie reagiert er, wie guckt er, wie sagt er was... Das mache ich wohl generell auch, aber besonders bei meinem Freund. Hochgehen tue ich so oder so nicht. Streitsituationen machen mir meist so zu schaffen, dass ich entweder heule, weil dann meine Verlustängste extrem ausbrechen, oder ich sage erst mal gar nichts und reagiere indem ich den Raum verlasse, weil man im Streit meist nicht mit ihm reden kann. Beruflich lässt mich das alles eher kalt, ich habe mich früher auch ein bisschen abhängig von den Stimmungen meiner Vorgesetzen oder Kollegen. Aber mittlerweile nicht mehr so. Ich hasse die Angst in mir, und dass sie so oft unbegründet und plötzlich auftritt...

Ich denke zu viel, viel zu viel. Ich grüble regelrecht, habe ich schon immer getan. Und was kam dabei raus: noch mehr Probleme, die gar nicht da waren. Ich glaube, es würde mir schon wesentlich helfen, wenn ich einfach nicht mehr so viel nachdenken würde.

Vor allem sehe ich auch hinter jede Mimik etwas bei ihm. Wenn er mal gerade nicht so viel grinst, vor Freude springt, singt o. ä., mache ich mir gleich 'nen Kopf, was denn mit ihm los sei. Da kann es schon mal sein dass ich zu viel frage, ob alles ok ist. Er quittiert das immer recht gut, aber es sollte doch so nicht sein...

So wie ich meine Arbeit und die vermeintliche Abhängigkeit davon, als existenziell angesehen habe, (resultierend aus der Erziehung und nur bei Leistung geliebt zu werden), so unsicher bist zu in Bezug auf Beziehungen.

Musst du aber nicht sein. D.h. Mit der Zeit kannst du lernen, dass nicht dein ganzes Ich davon abhängt, in Teilbereichen super zu funktionieren.

Die Jobs bei mir, oder Partnerschaft bei dir, beides sind nur Teile von uns. Wir sind mehr als das.

D.h. unsere Unsicherheit auf diesem Gebiet haben wir irgendwann erfahren, erlernt, und dann bringt uns das aus dem Gleichgewicht, was aber eigentlich gar nicht nötig ist.

Denn, wenn wir eine innere Gelassenheit erlernen können, triggert uns das nicht mehr so sehr. Wir müssen diese Abhängigkeit nicht haben. Die Welt bricht nicht zusammen, wenn mal etwas nicht so harmonisch ist. Das ist ganz wichtig.

Und wird die Harmonie extrem schlecht, richtig schlecht, dann gilt es Maßnahmen zu ergreifen.

Aber das, was du über deine Beziehung schreibt, ist Kilometer davon entfernt und absolut normal.

Den Unterschied gilt es zu lernen, unsere Unsicherheit zu akzeptieren und dann als Maßstab zugrunde legen.

Grenzen gibt es, natürlich, aber nicht bei jedem klitzekleinen Anlass, der sofort in eine Unsicherheit ausartet.

Den Balanceakt in uns, der ist wichtig. Und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und das Annehmen und Wissen, dass auch wir nicht immer alles richtig machen.

@Icefalki:

Du bist mit Abstand die geduldigste Person, neben den anderen, die hier regelmäßig in meinem Thema schreiben, die ich in einem Forum je kennengelernt habe, finde ich echt cool!

Manchmal habe ich das Gefühl, man könnte mir jeden Tag dasselbe erzählen, für den jeweiligen Tag habe ich es dann gecheckt, am nächsten muss man mir dann aber den gleichen Stoß wieder geben.

Siehst du in irgendeinem Ansatz meiner Beziehung eine Gefahr für sie? Ich würde sagen, die einzige Gefahr die besteht, ist, dass ich sie durch meine Unsicherheit und Verlustängste selbst zerstöre auf kurz oder lang, oder?

Geh mal raus aus deinen Zerstörungsgedanken. Ach, und danke fürs Kompliment.

Darum arbeiten wir ja gemeinsam daran. Deine Unsicherheit ist nur deine ureigenste Angst, dein Freund profitiert ja davon.

Was wir hinkriegen müssen, dass du Vertrauen bekommst. Und das geht nicht von heute auf morgen.

Was aber noch zu berücksichtigen wäre, dass du nicht Zuviel denkst.

Man kann sich nämlich durch Gespräche noch mehr reinsteigern. Also Pass auf.

Ich weiß bei mir, was ich falsch mache. Ich kann jetzt durchaus unterschieden. Sprich total sachlich meine Unsicherheiten erkennen, ohne dass sie mich verletzen.

Das ist ein Unterschied. Du musst da noch durch. Also, akzeptiere mal deine Schwäche und denk lieber nach, warum du die hast.

Dann schau dir deine Stärken an. Und dann wird ein Ganzes daraus.

Meine Unsicherheiten verletzen mich nicht, ich finde auch in dem Sinne nicht schlimm, dass ich sie habe. Das begleitende Gefühl will ich es mal nennen, dass ist das was ich schlimm finde. Es gibt für mich nur zwei Optionen: entweder ich kann diese Unsicherheiten ablegen, oder aber ich lerne mit ihnen umzugehen ohne dass es mir dabei schlecht geht. Dass es einem nicht jeden Tag rund um die Uhr gut gehen kann, ist klar. Aber es kann nicht normal sein, dass man jeden Tag hier im Forum schreiben muss, weil man sich nicht anders zu helfen weiß.

Wir reden doch nur. Und dafür gibt es doch das Forum.

Und schriftlich kann man eben nicht so schnell alles sagen, was man evtl. im persönlichen Gespräch tun kann.

Schau, du würdest mich anrufen, Hilfe icefalki, ich bin mal wieder am Hirnen. Dann würde ich dir sagen, was auch immer dann gesagt werden würde. Und fertig.

Und mit der Zeit, und die brauchst du halt, wird alles sicherer. Du denkst darüber nach, siehst es ein und dann kommt wieder der unsichere Zeitpunkt. Ist doch alles easy.

Wer mit uns liest, der könnte dich auch beneiden. Denn eure Beziehung ist wirklich wunderschön.

Und nur deine Gedanken, dass alles viel zu gut ist, lassen dich nicht in Ruhe.

So sind wir eben. Lieber mit Katastrophen beschäftigt, als im hier und jetzt zu leben.

Das hast du sehr schön gesagt. Es ist wirklich so, anstatt das Hier und Jetzt zu genießen, halten wir uns mit vermeintlichen Problemen auf.

Ja, alles braucht in der Regel seine Zeit. Leider kann man nicht absehen, wie viel Zeit man braucht.

Genau, ich suche die Fehler, vermeintliche Probleme, um meine Bestätigung zu haben, dass meine Angst doch berechtigt ist. Wieso ist der Mensch eigentlich so kompliziert?

Weil wir, aus welchen Gründen auch immer, das mal so gelernt haben. Sprich, unsere Erfahrungen, unsere Persönlichkeit befürchtet.

Und das kommt nicht von ungefähr. Nach dem warum zu fragen ist immer hilfreich.

Habe ja schon ein paar Ansätze gezeigt, woran das liegen könnte.

Oft war es bei mir so, dass ich relativ plötzlich enttäuscht wurde, von was auch immer. Oft auch ohne Hinweise im Vorhinein. Ich musste früher auch oft Freunden hinterherrennen, wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre so mancher Kontakt schon viel früher geendet. Auch jetzt habe ich so einen Fall von einer nicht ganz so engen Freundin. Seit längerem nichts mehr gehört, die letzten Male Kontakt kamen nur von meiner Seite. Das hatte ich sehr oft, ich musste irgendwie immer kämpfen, damit etwas oder jemand bei mir bleibt...

Jetzt hast du einen wichtigen Ansatz gebracht. Du musstest schon oft kämpfen, dass etwas dir bleibt.

Warum?

Kindheitserlebnisse?

Weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich jemandem nicht wichtig genug war, dass er sich auch ein Bein ausreißt. Zwei meiner besten Freundinnen in der Grundschule haben von heute auf morgen die Freundschaft zu mir beendet, das war damals ein kleiner Horror für mich.

Und deine Eltern? War da was?

Seit ich Jugendliche bin, haben die Beiden eigentlich permanent Streit. Ich wäre an deren Stelle schon getrennt gewesen, weil ich das nicht ausgehalten hätte. Habe großen Respekt, dass die Beiden immer noch zusammen sind! Früher, wo die Erinnerungen eher verschwommen waren, war deren Verhältnis besser untereinander. Streitereien gabs da auch schon, aber richtig angefangen haben sie erst später. An sich hatte ich eine sehr schöne Kindheit, viele Freiheiten, viel Spaß draußen beim Spielen... Mein Papa hat mir halt oft das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein, weil ich eben moppeliger war und meine Haut damals nicht so gut war. Das hat mich öfter verletzt...
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Zitat von Icefalki:
Schau, du würdest mich anrufen, Hilfe icefalki, ich bin mal wieder am Hirnen.

Sorry das ich vollkommen dazwischenquatsche, aber das Made my day, wie man so schön sagt find ich gut

Xo, hihi, quatsche ruhig mit, damit wir unser Puschelchen beruhigen können.

Und Puschel, damals hast du dann eine Prägung erlebt. Papa unzufrieden mit deinem Aussehen, Eltern streiten sich. Das alles darf jetzt dein Leben nicht mehr stören. Und deine ehemaligen Freundinnen, die dich verlassen haben.

All das schleppst du noch mit rum. Diese tiefen Verletzungen heilen eben nicht so schnell, die sind in deiner Seele eingebrannt.

Versuche das mit dem Verstand nachzuvollziehen, damit du weißt, warum du so bist, wie du bist. Mach dir die Mechanismen klar. Früher war das so und das hat weh getan und dadurch reagiere ich so und das will ich nie mehr erleben. Darum mache ich mir auch so einen Kopf.

Und erst, wenn du das richtig verstanden hast, richtig mit Kopf und Fühlen, dann kann dein Umdenken ansetzen.

Erst die Ursache erkennen, sie akzeptieren und dann kann man neue Sache anders bewerten lernen.

Dauert!

Zitat von puschel1990:
Es gibt an sich nur ein Thema, das mir zu schaffen macht, mal abgesehen vom Sex, der aber nach wie vor jede Woche stattfindet und manchmal sogar mehrmals... Er hat so oft und so früh schon davon gesprochen, dass er mich heiraten möchte. Einen so romantischen Mann habe ich selten gesehen. Er hat seine zukünftige Ex-Frau (die Scheidung ist in vollem Gange, was bisher meistens nicht ging, weil die Finanzlage nicht immer so rosig war, über Prozesskostenhilfe geht das jetzt) damals nicht kirchlich geheiratet. Und der Gedanke mit der Hochzeit kam ihm, als wir uns ein Hotel gebucht hatten und die dort weiße Bettwäsche hatten. Ich hatte bis vor kurzem noch knallrote Haare und er meinte, dass ich in einem weißen Hochzeitskleid richtig toll aussehen würde. Kurz davor schon und seitdem noch mehr sprach er so oft davon, dass er mich heiraten will. Er meinte, es sei Schicksal, dass er damals nicht kirchlich geheiratet hätte, weil jemand dieses Besondere für ihn und mich aufheben wollte (standesamtlich ist nun mal nicht kirchlich, also in unseren Augen unromantischer). Er hat das so oft gesagt. Er wollte nie wieder heiraten nach dem einen Mal, aber das hatte sich schlagartig geändert nachdem wir zusammenkamen. Ich habe mich total gefreut, obwohl ich nie heiraten wollte. Vor zwei, drei Monaten hat er das Thema noch angesprochen. Seitdem gar nichts mehr. Ich hoffe die ganze Zeit, dass er nur nicht mehr spricht, weil das Thema finanziell einfach in weite Ferne gerückt ist, aber habe Angst, dass er es nicht mehr anspricht, weil er mich nicht mehr heiraten will. Das würde für mich schon einen Unterschied machen, ob er will und nicht kann, oder ob er nicht kann und auch nicht will. Klar weiß ich dass vor der Scheidung eh nichts passiert wäre. Jetzt ist halt in naher Zukunft der Termin. Ist ja auch alles schön und gut. Aber ich weiß noch, wie er fragte (sollte kein richtiger Antrag sein), ob ich ihn irgendwann mal heiraten möchte. Und ich sagte ja. Und er meinte, wenn es soweit ist, wolle er sich einen schönen Antrag einfallen lassen, das wäre eher ein Mini-Antrag gewesen. Ach man, was soll ich sagen. Ich hätte von dem Thema nie angefangen. Aber er hat mir positiv einen Floh ins Ohr gesetzt, und jetzt hört man nichts mehr davon. Er sagt immer, dass das seinen Grund hat wieso diese ganzen fiesen Geschichten mit seiner Ex-Frau passiert sind, weil er nämlich eines Tages auf mich treffen sollte. Das mag für manch einen jetzt kitschig klingen, aber er meint sowas ernst...


Was für fiese Geschichten hat er denn mit der Exfrau erlebt?
Wenn ein Mann schlecht über seine Ex redet würde ich die Ohren spitzen.
Manchmal ist es auch nur was die Neue hören möchte.
Ok, mag sein, daß sie ihn hintergangen hat, nicht gut gekocht hat.
Wem würde es dann nicht anders gehen und schlecht reden?
Aber manchmal steckt auch was anderes dahinter, sich selbst in ein gutes Bild setzen.
Ich mag es nicht sonderlich, wenn Männer oder auch Frauen schlecht über ihre Expartner reden.
Mein Mann hat zum Beispiel nicht sonderlich schlecht gerdedet, aber auch nicht besonders gut. Das hielt sich so die waage sagen wir mal.
Sie hat ihn zweimal verarscht und betrogen und sein Typ war sie auch nicht so ganz.
Von dem her war es nur die Wahrheit.
Das mit der Hochzeit solltest du nicht so einfach stillhinnehmen, denn es läßt dir ja keine Ruhe. Warum solltest du es nicht dochmal in einer ruhigen Minute ansprechen.
Ist doch komisch, dass er zuerst dauernd davon redete und dann gar nichts mehr.
Das würde jede Frau so denke ich nachdenklich stimmen.


Verlustängste und Minderwertigkeitskomplexe sind nach so einer Prägung und Umfeld normal. Man hat mit solchen Elternhäusen auch oft nicht das soziale Netz und das erschwert dann das neue Leben mit dem partner.
Man ist doch etwas schwächer oder bedürftiger.
Aber niemand muß das Opfer seiner Umstände bleiben.
Man kann auch die Chance ergreifen und das erkennen, was einem gegeben ist.
Nämlich eine starke Haltung die auch durch solch schwere Umstände noch kommen kann.


alles Gute und Liebe

A


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Dr. Reinhard Pichler
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