Ich habe selten jemanden gesehen, mit dem ich so wenig gemein habe wie mit dir, Puschel. Und genauso fühle ich in deinen Beiträgen, dass wir uns auf einer anderen Seite verdammt ähnlich sind.
Meine Probleme sind auch Angstzustände, wie bei dir. Sie tauchen in der Situation auf, sind vollkommen unrealistisch und verschwinden wieder, sobald es mir gut geht. Die Angst vor der Angst (wenn man zu viel Zeit hat, sich darüber Gedanken zu machen) ist aber genauso da.
Ich sehe da einige Parallelen, nur dass es eben auf verschiedene Bereiche ausgelegt ist bei uns.
Wenn ich darf, würde ich es gern mal beschreiben.
Meine Angst ist im Kern die selbe. Ich habe Angst nicht gut genug zu sein, ich möchte alles richtig machen. Wenn etwas nicht stimmt, nicht so ist wie immer, kriege ich Panik.
Bei mir äußert sich das im Berufsleben. Etliche Berufszweige habe ich schon kennen gelernt, aber das Problem begleitet mich überall hin.
Das heißt: Es wird dich auch überall hin begleiten. Dein Partner trägt daran keinen Anteil. Er kann die Ursache dafür sein, dass deine Gedanken wieder auftauchen, aber das würde dir bei jedem anderen Partner auch so gehen. Das heißt für mich: Dein Partner hat eine sehr große Last zu tragen. Er muss dir gerecht werden, ansonsten fällst du wieder in ein Loch aus Selbstzweifeln. Und das darf so nicht sein.
Ich habe es in dem Fall leicht. Ich wechsel immer wieder die Arbeitsstelle, bleibe so lange es geht dort, dann wechsel ich wieder. Tut sich weder im Lebenslauf gut, noch ist es weniger stressig wie in deinem Fall, aber ich habe es (leider muss man sagen) selbst in der Hand und kann bei jeder Konfrontation einfach Tschüss sagen. Das Gute ist, dass du das theoretisch auch könntest (immer wieder den Partner wechseln), es aber nicht tust, weil du dein Problem schon erkannt hast und - wie ich finde - auch gut daran arbeitest. Es passiert immer wieder, dass es dich packt und zwar so, dass du wirklich ernsthaft denkst, dein Freund liebt dich vielleicht doch nicht so sehr. Aber im Prinzip weißt du es schon besser. Da bist du mir einen großen Schritt voraus.
Die Problematik an sich finde ich bei dir sehr interessant, da diese Art von Vorstellung einer perfekten Beziehung so gar nicht mit meiner Vorstellung überein stimmt. Ich war zwischenzeitlich froh darüber, dass mein Mann mir viele Freiheiten gelassen hat, wir auch mal wochenlang ohne Sex auskamen. Er das nicht verlangt hat oder an meiner Liebe gezweifelt hat. Ich war einfach mit anderen Dingen beschäftigt, ich konnte mich nicht fallen lassen. Sex war mir auch nie so wichtig, dass ich davon seine Liebe abhängig machen würde, trotzdessen man natürlich in der Anfangszeit auch mehr Sex hatte, weil man einfach noch neugierig auf den anderen war und es aufregend war. Irgendwann entsteht aus diesem Gefühl aber eine tiefere Beziehung und man spürt, dass es auch mal ausreicht, nur nebeneinander zu liegen und fernzusehen.
Das hast du ja auch schon festgestellt, hattest aber mal geschrieben, dass du Probleme damit hast, das anzunehmen, wenn ihr mal wieder einen schönen Abend mit viel Sex hattet.
Geht es dir denn nie so, dass du mal keine Lust darauf hast? Verspürst du Lust, weil du denkst, es müsste so sein oder ist diese Lust real? Das würde mich ehrlich interessieren.
Denn ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich wie ein Raster in deinem Kopf ist, dass du die Lust nur verspürst, weil es so sein muss. Damit du dieses Gefühl der Erwiderung deiner Liebe erhältst.
Bitte sag mir, wenn das alles kompletter Blödsinn ist, was ich schreibe. Ich habe nicht den kompletten Thread gelesen, aber die ersten ~15 Seiten.
02.03.2016 10:26 •
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