Puschel, hör, du musst da vielleicht mal anders dran.
Ich schreib dir jetzt nur mal auf, wie ich, also vor der Therapie gedacht habe. Also vor den Erkenntnissen, warum und wieso ich die Angst habe.
Ich dachte, ich müsste sterben oder würde verrückt werden. Wirklich. Jeden Tag. Aus Scham habe ich es niemanden gesagt. Es wurde schlimmer und ich hab es meinem Mann gesagt. Deutlich merkte ich, dass er mir da nicht helfen kann. Also, Maul behalten, und weiter gemacht.
Wenn du wirklich meinst, dein letztes Stündlein hätte geschlagen, kommt irgendwann der Gedanke, was Solls. Dann verrecke ich halt. Ich erspar die die den Rest.
Ich starb nicht, ich wurde nicht verrückt. Ich habe damit sehr lange gelebt. Ich konnte den Alltag meistern. JEDER Tag war eine Herausforderung und zwar, wenn das Muster abwich. Solange der normale Trott herrschte, solange ging es irgendwie. Kam was Neues dazu, Panik.
Was ich dir damit sagen möchte, dass du ähnlich reagierst. Solange dein Partner den Vorstellungen entspricht, die für dich wichtig sind, solange hält sich deine Angst in Grenzen.
Weicht er ab, (und das passiert eben) gerätst du in einen Angstzustand und verzweifelst.
Du kannst jetzt nur folgendes tun: Abwarten, Angst geschüttelt da durch und dann wird es wieder besser, bis der nächste Umstand Kommt, der deine normale Welt wieder erschüttert.
Ich habe so 17 Jahre gelebt. Bis zum Supergau, dann medis und Therapie.
Oder du machst dem Unsinn ein Ende und gehst in eine Therapie.
Das Problem liegt bei dir. Die Umstände, warum und wieso, die andere Sicht auf deine Probleme, das ist ein langer Weg. Er lohnt sich aber.
Was du und was ich habe/hatte ist erlerntes Verhalten, oder negative Erfahrungen aus der Kindheit. Die Problematik gilt es erstmals anzunehmen.
Ich habe Angst. Ich fühle mich hilflos. Ich vertraue nie, was auch immer.
Du kannst jetzt, so wie ich, irgendwie, total verkorkst weiter machen, und sehenden Auges in dein Unglück rennen, oder du lässt dir da raushelfen.
Die Angst geht nicht einfach weg. Die Verhaltensmuster sind einfach in dir drin. Die gilt es zu lösen.
Deine und meine Angst sind echt, gefühlt, ich dachte, ich sterbe, du traust dem Frieden nicht.
Dein worst case, wie willst du das durchstehen, wenn dein Partner, so wie du ihn beschreibst, ein beinahe perfekter Mann ist und die Wirklichkeit vielleicht nur normal ist.
Wobei es nicht an ihn liegt, sondern du hast das Problem. Und eine längere, oder andauernde Beziehung noch viel mehr Probleme einhalten wird. Ist so. Partnerschaft ist ein ständiges Auf und Ab. Auch bei ganz normalen (gesunden) Menschen.
Meine eigene Problematik hab ich erkannt und die Sichtweise darauf geändert. Das war ganz harte Arbeit. Hat sich aber gelohnt.
Und ich muss immer und immer wieder daran arbeiten. Ok, bei mir ist es chronisch, deshalb muss ich immer achtsam sein.
Die Gefühle kann man aber lernen zu analysieren. Warum fühle ich das gerade? Wo drückt der Schuh? Was will ich denn wirklich? Ist das nötig oder nicht.
Das alles kannst du auch lernen.
Du fühlst, irgendwas stimmt nicht. Bei wem stimmt was nicht?
23.02.2016 22:25 •
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