Hallo Icefalki,
ich überlege, ob es vielleicht einfach mit ihm zusammenhängt, dass ich so viel Sex brauche. Er ist ja mein erster richtiger Freund, alles andere davor waren so Abenteuer und Sex-Beziehungen, also nichts ernstes.
Als wir uns kennenlernten (über die Arbeit) hatten wir nach ein paar Monaten den ersten richtigen privaten Kontakt. Und schon direkt am Anfang haben wir miteinander geschlafen. Erst anderthalb Jahre später wurde daraus eine Beziehung. Hatte ich glaube ich im ersten Beitrag mal geschrieben. Er hatte viel um die Ohren, was nicht vorgeschoben war, denn ich war bei allem hautnah dabei, ich erlebte also, nicht nur aus Erzählungen seinerseits, was bei ihm abging. Und klar habe ich ein bisschen gelitten, weil ich relativ schnell gemerkt habe, dass ich ihn wollte. Und man merkte ja auch, dass er wollte, aber da zählte für mich das Argument, dass er erstmal sein Leben wieder in die Reihe kriegen musste. Also Sex war von Anfang an ein Thema bei uns und irgendwie war nur das der richtige Beweis für mich, dass er an mir interessiert war, weil es zu mehr ja gar nicht kam. Wir unternahmen ja auch fast nie was zusammen, er war für solche Sachen einfach nicht offen, außerdem kam dazu dass ich meistens Spätschicht hatte und wir uns nur abends/und teil nachts sehen konnten. Und als wir zusammenkamen, hatten wir so viel Sex, das hatte ich bis dato ja auch nicht gebraucht. Ich habe mich so daran gewöhnt und gleichzeitig so geliebt gefühlt. Hätten wir es von Anfang an nicht so doll getrieben, hätte ich womöglich jetzt auch keine Schwierigkeiten damit. Es fällt mir sehr schwer, ihm zu sagen, dass ich es vermisse. Ich komme mir irgendwie blöd dabei vor, so bedürftig, anormal bedürftig. Ich kann sowieso sehr schlecht zugeben, wenn ich mich abgewiesen oder so etwas fühle. Da kommt dann was zum Tragen, das ich schon immer hatte: bloß keine Schwäche zeigen. Bei ihm habe ich das überwiegend sehr gut im Griff, eben doch Schwäche zu zeigen. Aber aus welchem Grund auch immer, habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zu Sex. Und komischerweise erst, seit der Sex weniger geworden ist. Ich möchte am liebsten gar nicht über das Thema sprechen. Genauso geht's mir mit dem Heiraten. Er hat fast von Anfang an, seit wir offiziell zusammen sind, gesagt, dass er mich heiraten will. Sehr kontinuierlich und romantisch hat er das Thema immer angesprochen. Bis vor zwei, drei Monaten war das auch fast immer noch so. Jetzt höre ich fast gar nichts mehr davon. Und immer, wenn im Fernsehen was über Hochzeiten oder sowas kommt, fühle ich mich unwohl und bin froh, wenn wir nicht drüber sprechen. Ich habe immer Angst, er könnte sagen, dass er womöglich doch nicht mehr heiraten möchte. Klar sind wir nicht gerade in einer finanziell rosigen Lage für so etwas. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, er würde es immer noch so wollen wie zuvor.
Ich hatte nie ein gestörtes Verhältnis zu Sex, jetzt habe ich das Gefühl, doch eins zu haben. Ich kann mir nicht anders als oben beschrieben erklären, wie das entstanden ist. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich das bei einem anderen Mann auch so wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass das mit meinem Freund und unseren Umständen zu tun hat...
Ich hatte den in meinen Augen perfekten Morgen:
gestern Abend haben wir uns schön einen gezwitschert, paar Bierchen und Ouzos, schön mit Musik und kleinen Leckereien, hatten eine kurze aber tolle gut Nacht zusammen, und heute Morgen ist er gleich nochmal über mich hergefallen. Schön Kaffee zusammen getrunken, fertig gemacht und richtig gut war, dass ich heute von ihm und seinem Fahrlehrer mit dem Truck zur Arbeit gefahren wurde! Es ist nicht viel, nichts kostspieliges oder hochgestochenes aber es macht mich überglücklich, nur das von gestern Abend auf heute Morgen, mehr brauche ich zum Glücklichsein nicht...
Icefalki, was meinst du mit Versprechungen? Ich glaube in der Regel an Versprechen, wenn du das meinst, aber bei meinem Freund ist es so, ich weiß dass er sie oft nicht einhalten konnte. Er hält seine Versprechen sonst immer, aber bevor wir zusammen waren und auch die letzten Monate, sind manche Versprechen einfach liegen geblieben, weil er selbst psychisch etwas durch den Wind war. Ich hatte im Eingangsbeitrag mal geschrieben, dass er ne schwierige Phase hatte, er hat teilweise seine eigenen Einkäufe vergessen, hatte nicht mitbekommen dass er sich schon tagelang nicht mehr bei mir gemeldet hatte. Er war völlig verwirrt. Und die letzten Monate waren sehr schwer, er sagte, er hätte noch nie in seinem Leben so viele Monate so extrem empfunden, und das mit 43, er sagte (er ist absolut kein Jammerlappen) oft, dass er langsam nicht mehr könne. Aus seinem Mund heißt das sehr viel. Und in den Monaten hatten wir auch Streits, keine Alltagsstreits, hatten wir noch nie. Aber Streits, in denen er am liebsten alles hinschmeißen wollte, weil er sich total überfordert gefühlt hat. Also Streits, die nicht mal mit mir oder ihm zu tun hatten, sondern mit den Umständen. Dementsprechend ist viel liegen geblieben in der Zeit, sexuell, materiell, Urlaub konnten wir keinen machen, Arbeitslosigkeit, Selbstständigkeit musste er aufgeben. Da habe ich Verständnis für, dass er in der Zeit oft nicht so konnte wie er wollte, und zwar nicht nur auf Sex bezogen...
Meintest du sowas mit Versprechungen?
Lieben Gruß
puschelchen