Ich könnte gerade so kotzen und heulen zugleich...
Gestern meinte mein Freund, er müsste die glorreiche Idee haben, nochmal in die Spielhalle zu gehen. Weil er Geld neben der Reihe bekommen hat und wir dachten, vielleicht können wir uns etwas Taschengeld dazu gewinnen. Blöde Idee, ich hätte ihm das ausreden sollen, aber ich dachte, das sei schon ok.
Er hat leider dann doch verloren. Und dementsprechend war seine Laune auch. Ich habe versucht ihn aufzumuntern, obwohl es mir dabei auch schlecht ging. Mich fragt kein Mensch, wie das ist, wenn er nach Hause kommt und niedergeschlagen ist. Ich habe versucht, ihm gut zuzureden. Weil er heute einen langen Tag vor sich hat, ich wollte, dass er diesen gut rumbekommt. Und was bekomme ich? Einen Ar.. Er war am Telefon gerade total still. Ich sagte ihm, er soll den Kopf nicht hängen lassen, und dass wir alles irgendwie hinkriegen. Er wurde lauter, ihn kotze die ganze Situation mit dem Geld total an, heute besonders, und da würde auch ich nichts machen können, es wäre einfach nur naiv von mir, was ich da sage. Ich sagte, dass ich es nur gut gemeint habe. Er meinte, er könne sich nicht dauernd dahin setzen und mit mir hier schöne Stunden verbringen und einen trinken oder was weiß ich was. Ich sagte ihm dass mir darauf der Bock jetzt eh vergangen sei. Am letzten Wochenende hättet ihr ihn mal hören müssen, wir schaffen das alles gemeinsam, wir kriegen das schon hin etc. Und dann wegen gestern ist heute wieder alles für den A r s c h. Und dann kommt auch noch sowas wie, dass ich in seinen Augen die Lage noch nicht begriffen hätte. Ich sagte ihm dass es nichts bringt, wenn wir beide hier sitzen und uns gegenseitig runterziehen. Egal, was ich in solchen Momenten sage, es ist alles falsch. Ich sagte ihm, dass wir schließlich auch den Anspruch haben, nicht nebenbei arbeiten zu gehen, und er auch nicht in Schichten, damit unsere gemeinsame Freizeit nicht leidet. Er steht da auch immer hinter. Aber was nützt es denn, wenn man so eine Einstellung hat, es aber immer mal wieder zu solchen Auseinandersetzungen kommt? Ich stehe nach wie vor dahinter. Wir zahlen schon unsere Schulden ab, es bleibt halt nie was für uns persönlich übrig. Wie lange haben wir uns schon nichts mehr gekauft, obwohl unser Kleiderschrank es dringend nötig hätte? Der gemeinsamen Freizeit wegen haben wir darauf verzichtet. Das mag jetzt jeder anders sehen, ich stehe aber zu unserer Einstellung. Ich kann verstehen dass er sich super aufregt, dass ihn das auch manchmal ankotzt, wie mich auch, völlig in Ordnung. Aber ich komme mir zwangsläufig immer wie die Dumme vor, die anscheinend nichts rafft und sich alles schön redet. Von diesen letzten zwei schönen Wochen, wo einfach mal alles stimmte, ist nix mehr übrig. Ich bin es Leid, so angemacht zu werden. Ärgern darf man sich, aufregen auch. Aber ich will mich nicht immer als die Schuldige fühlen. Hat zwar größtenteils mit mir zu tun. Aber das Wort Feingefühl kennt er nicht. Ich bin heute mal sehr froh dass er erst spät nach Hause kommt. Ich habe ihm den ernsthaften Vorschlag gemacht, er soll Schichten arbeiten und ich neben meinem Büro nebenbei, Tankstelle, Putzen, Solarium, gibt genug Möglichkeiten. Aber das passt ihm auch nicht. Klar passt ihm das nicht, mir auch nicht. Aber im Gegensatz zu ihm rege ich mich auch nicht wer weiß wie auf, weil ich weiß wofür ich mich entschieden habe. Ich habe ihm vorgeschlagen, irgendwo putzen zu gehen. Es gibt in der Nachbarschaft ein paar ältere Leute die vielleicht Hilfe brauchen. Aber er möchte nicht dass ich mich dafür hergebe. Er ist von früher ganz andere Verdienste gewohnt. Er war sogar mal fast sowas wie reich, jetzt nicht so hochgestochen. Aber er hatte in der Vergangenheit einiges zu bewältigen, worauf ich jetzt nicht weiter eingehen möchte, das gehört nicht hierher. Er kommt sich natürlich total bescheuert vor, wenn er an früher denkt. Ich kann aber nichts für ihn tun. Es kotzt ihn an, dass ich mir nie was kaufen kann, das finde ich ja auch immer so süß von ihm.
Ich weiß, es hat mit mir zu tun. Aber ich spüre gerade gar nix mehr von den vergangenen schönen Tagen. Die Stimmung ist absolut dahin. Ich habe schon keine Lust mehr aufs Wochenende. Wenn wir nicht hier gemütlich sitzen, sitzen wir nur vor dem Fernseher. Es ist wie ein Muster, ein Klischee, dass sich ständig wiederholt und bestätigt. Ich bin es gerade Leid. Er zieht mich damit nämlich auch runter. Ich versuche immer überall stark zu sein, seins mitzutragen wie das von gestern oder heute. Ich habe manchmal das Gefühl dass ich keine Schulter zum Anlehnen habe. Es ist doch unnütz, immer wieder in dieselbe Diskussion zu verfallen, oder? Entweder wir handeln und müssen uns dem fügen oder aber wir haben uns nicht zu beklagen. Was soll ich denn jetzt tun? Ich fühle mich absolut hilflos. Und total niedergeschlagen. Die kleinen zarten Fortschritte sind wieder total hinüber. Mir gehts gerade ähnlich wie vor zwei Wochen schon mal, auch wenn der Anlass ein anderer war. Was soll ich tun? Wie kann ich ihm helfen, ohne dass er mich wieder nur für naiv hält? Oder einfach gar nicht mehr versuchen, aufzumuntern? Ich hasse diese Extreme. Die eine Woche findet er alles toll, ist total zuversichtlich, dann so Tage wie heute. Wenn er sich nur ein bisschen ärgern würde, wäre das ja ok. Aber er erinnert mich an mich, er verfällt diesem Extrem total, wirkt so wie ich, die dann gerne alles in Frage stellt. Seht ihr ja jetzt auch wieder. So einfach sind bei mir zwei tolle Wochen ausgelöscht. Ich heule mir gerade hier die Augen aus, weil ich nicht weiß was ich machen soll. Ich kann ihm nicht helfen, mir auch nicht. Und dieses Schwarzsehen seinerseits belastet mich auch sehr. S c h e i ß Geld!
17.08.2017 08:37 •
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