Wir hatten mal wieder ein sehr sehr schönes Wochenende. Freitags hat er immer sehr kurze Arbeitstage und wir gehen danach immer richtig schön zusammen einkaufen, da freuen wir uns immer schon die ganze Woche drauf. Außerdem hatten wir quasi Kennenlern-Jahrestag, kennen uns nun seit fünf Jahren. Tja, das haben wir entsprechend auch zu Hause ganz gemütlich und ruhig gefeiert, also nicht feiern im klassischen Sinne mit lauter Musik und Sauferei. Nein, das ist bei uns viel gemütlicher, schön zusammen einen zwitschern ohne betrunken zu sein oder gar laut und ausfallend, mit schönen tiefen Gesprächen, Philosophiererei und angnehmer Sentimentalität, zwischendurch noch ein bisschen zusammen kochen und perfekt ist das WE. So ist das bei uns immer wenn wir feiern. Freitag und Samstag war richtig toll. Dabei hatten wir sogar am Freitagabend etwas Streit, haben einfach zu doll diskutiert und jeder ist getrennt ins Bett und auf die Couch. Und dann bin ich mitten in der Nacht zu meinem Freund auf die Couch und hab da weiter geschlafen. Er fand das total riesig von mir dass ich so einen Schritt auf ihn zugemacht habe. Auch bettmäßig war alles dabei, waren mal wieder richtig glücklich zusammen. Habe dann allerdings nicht verstanden, wieso er gestern wieder so komisch drauf war. Da war von den beiden vorigen Tagen kaum noch was zu merken. Habe ich hier schon öfter beklagt. Wie sieben Tage Regenwetter sah er aus, und fühlte sich auch so an. Und ich kann absolut nicht nachvollziehen wieso. Wir haben gestern eigentlich auch schöne Zeit miteinander verbracht, sind schön zu Mittag essengegangen, haben vorher gemeinsam den Haushalt geschmissen, so wie wir es eigentlich immer machen. Und doch hatte man den Eindruck, dass was mit ihm war. Ich versuche ja auch zu lernen und habe daher nur einmal kurz gefragt, ob alles gut sei und habe ihn ansonsten in Ruhe gelassen. Und mir auch weitestgehend meine Laune nicht verderben lassen, das ist schon mal ein großer Fortschritt im Gegensatz zu sonst. Aber verstehen muss ich das nicht. Auch heute Morgen, er rief von der Arbeit aus an, hatten gemeinsam heute Morgen Kaffee getrunken. Tja, wie das Montags so bei ihm ist, ist alles ziemlich chaotisch gewesen. Das nervt, klar. Aber so sehr, dass man klingt, als hätte man gerade die Kündigung oder so etwas erhalten? Dabei hat er an den restlichen Tagen der Woche eigentlich ziemlich schöne Tage dabei. Nur der Montagmorgen ist schon mal quengelig.
Als mir das alles heute so durch den Kopf ging, hatte ich den Eindruck, dass ich mir selbst gegenüber stehe. Und zwar finde ich die Verhältnismäßigkeit gleichzusetzen mit meiner. Kleinigkeiten bringen mich aus der Bahn, bei ihm habe ich das Gefühl, er ist ähnlich unterwegs, wenn auch auf andere Weise. @Icefalki hat das mal geschriegen: ich solle meine (Gold)waage etwas feiner justieren, ich gehe zu sehr in die Extreme, das ist unverhältnismäßig. So fühlt mein Schatz sich auch oft an. Er sah gestern aus als hätte er das mit Abstand blödeste Wochenende verbracht. Da klang so gar nichts nach von den beiden Tagen zuvor. Ich war irgendwie noch so auf meiner Wolke unterwegs und beflügelt, und schon morgens nach dem Aufstehen hat man das Gefühl, ihm was getan zu haben. Irgendwie überfordert mich das manchmal.
Ich habe meine Hochzeitsgeschichte jetzt ganz tief begraben, irgendwo in der hintersten Schublade. Ich habe keine Lust mehr, mir um sowas Gedanken zu machen. Ich kenne meinen Freund sehr sehr gut. Ich weiß meist schon vorher wie er in gewissen Situationen reagiert. Und ich könnte eine Wette darauf abgeben, dass wenn ich mit dem Thema Heiraten komme, er sich womöglich noch fragt, wieso das plötzlich so ein riesen Thema für mich ist. Er käme da wahrscheinlich jetzt so plötzlich gar nicht mit klar. Ich möchte mir eine Abfuhr ersparen. Nennt es ruhig Feigheit, und erinnert mich auch ruhig daran, wenn das Theme Hochzeit doch mal wieder hier hochkommen sollte, aber ich verdränge das jetzt ganz doll und versuche mich erstmal mit meinen Problemen auseinander zu setzen. Irgendwer hatte geschrieben, ich solle doch erstmal meine anderen Hürden meistern anstatt schon den übernächsten Schritt zu gehen. Ist vielleicht besser so. Vielleicht kommt das alles auch irgendwann von ganz allein?