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Hallo,
wie schon in meiner Vorstellung geschrieben, habe ich mich aus einem bestimmten Grund angemeldet. Es geht um meinen Freund, oder wie auch immer man die Situation beschreiben soll. Bis vor kurzem war ich absolut verzweifelt, traurig und ratlos, weil ich sein Verhalten nicht verstehen konnte. Doch nun weiss ich, dass er unter Bindungsängsten leidet. Kurz die Fakten:
im Januar diesen Jahres kennengelernt- seitdem jeden Tag gechattet- erstes Treffen auf einer Party im März- weitere treffen auf Party´s, alleine treffen wollte er nicht- weiterhin chatten, telefonieren (ging von ihm aus)- im Juni dann der erste Körperkontakt, ging auch von ihm aus- 3 Wochen später das erste Treffen alleine- danach starker Rückzug seinerseits- Nachfragen bringen nichts, über Gefühle kann er nicht reden sagt er, er schiebt seine Arbeit vor usw. usw.- ich könnte noch soooo viel schreiben. Kurz gesagt: er hat Angst.
Nun war ich bis vor 1,5 Jahren selbst in der Situation unter Ängsten und Panik zu leiden, deshalb verstehe ich ihn recht gut. Nur: wie geht man am besten mit einem Menschen, der Bindungsangst hat, um? Ich selbst bin nicht der Typ Mensch, der sofort das weitere planen will- wird es ihm also helfen, wenn ich so locker und unverbindlich bin wie möglich? Direkte Fragen und Druck bringt nichts, das ist mir klar, aber vielleicht kann mir einer von den Betroffenen Tipps geben, was ihr euch wünschen würdet wie der Gegenüber damit umgeht?! Ich bin für alle Tipps und Anregungen dankbar!
LG,
Sheena

22.08.2009 20:21 • 22.08.2009 #1


Hallo Sheena

Ich bin zwar nicht von den gleichen Problemen betroffen, möchte dir aber trotzdem gerne sagen, wie ich darüber denke:

Ist es nur deine Vermutung dass dein Freund Angst hat, oder hast du Gewissheit?
Denn wenn er dir nicht sagt, warum er dich nicht sehen will und mit Ausreden kommt, woher weißt du denn, ob er Angst hat? Vielleicht hat er aus anderen Gründen kein Interesse mehr an eurer Beziehung. Aber in jedem Fall ist es doch ärgerlich, dass er dich so im Unklaren lässt.

Ich gehe jetzt aber von deiner Behauptung aus, dass er Bindungsangst hat:
Du kannst deinem Freund nur helfen, wenn er deine Hilfe annehmen will. Tut er das nicht, bleibst du ohne Einfluss auf eure Situation. Wenn er dir nicht sagen möchte, wovor er Angst hat, dann kannst du nichts tun, um ihm diese Angst zu nehmen, oder sie zumindest zu verringern. Darum ist es wichtig, dass er dir sagt, wovor er Angst hat. Hat er Angst davor, dass er zuviel von seinen Gefühlen preis gibt, oder Angst davor, dass er dir gegenüber Verpflichtungen hat, sodass seine Freiheit eingeschränkt ist? Oder, oder, oder ... Du musst Bescheid darüber wissen, um euch da zu helfen.

Sage ihm doch, dass du versuchen willst, ihm seine Angst zu nehmen, und falls es nicht klappt, dann hat er immernoch die Freiheit, es sich anders zu überlegen. Mache ihm Mut, über seine Ängste zu sprechen, indem du ihm durch gute Argumente die Gewissheit gibst, dass er dadurch nichts zu verlieren hat, aber eventuell etwas gewinnen kann.

Ich freue mich, wenn ich dir helfen konnte.

Viele Grüße,

Hoffnung

A


Was kann ich tun?

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Hallo Hoffnung,
ja, ich weiss dass er Angst hat, denn das hat er gesagt. Er formuliert dieses recht sparsam. Er ist oft enttäuscht und verletzt worden, und er sagt, dass er Angst davor hat, dass es wieder passiert. Er verkriecht sich in seiner Arbeit, sagt einerseits seine Arbeit betrügt und verletzt ihn wenigstens nicht, andererseits beteuert er aber, dass er sich nicht in seine Arbeit flüchtet. An einem Tag ist er sehr aufgeschlossen- dann zieht er sich wieder zurück- mal ja, mal nein...noch mehr Beispiele gefällig?
Wie gesagt- ich habe oft gezweifelt, war oft ratlos, konnte die ganze Situation nicht einschätzen, habe gedacht ok, er hat wenig Interesse an dir- doch das passt nicht zu seinem Verhalten was er an guten Tagen zeigt. Und wenn er mir nicht so verdammt wichtig geworden wäre, dann hätte ich wohl schon längst aufgegeben.
Ja, ich würde gerne mit ihm darüber reden, aber ich weiss nicht so recht wie, wo ich ansetzen soll, wie das Gespräch aufbauen...

Zu schnell abgeschickt...Angst seine Freiheit zu verlieren hat er auch sagt er. Seine letzten Freundinnen waren wohl extrem eifersüchtig, haben ihm immer wieder Vorwürfe gemacht, beobachtet was er tut, mit wem er redet usw.

Wenn es dir darum geht, wie du das Gespräch darüber zu ihm aufbauen kannst, dann schlage ich dir folgendes vor:

Du sagst ihm als erstes, dass du es gut verstehen kannst, dass er diese Ängste durch seine Erfahrungen von früher entwickelt hat. Sag ihm, dass dies eine ganz natürliche psychische Reaktion auf diese Erfahrungen ist.

Als zweites sagst du ihm ganz direkt:
Ich bin keine von denen, die du vorher hattest! Und wenn du mit mir lange genug zusammen bist, dann wirst du das selbst feststellen. Aber um das festzustellen, musst du mir die Gelegenheit geben, es dir zu zeigen.

Als drittes nimmst du ihm seine Ängste, indem du ihm immer wieder sagst, dass du ihn zu nichts verpflichtest. Dass er so frei ist, wie er als Single frei war, und tun und lassen kann, was er will, weil du genauso frei bist. Du sagst ihm auch, dass du ihm nur dann zeigen kannst, dass du es ehrlich mit ihm meinst, wenn er dir diese Chance lässt.

Nur eine Bedingung musst du ihm stellen:
Er muss dich immer wissen lassen, woran du bei ihm bist. Damit setzt du ihn nicht unter Druck, sondern erwartest nicht anderes, als Ehrlichkeit von ihm. Darauf solltest du immer bestehen. Dann spürt er, dass dir das wichtig ist, und vertraut dir hoffentlich besser.

Viele Grüße,

Hoffnung




Dr. Reinhard Pichler
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