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Hallo,

ich bin neu hier und froh das Forum gefunden zu haben.
Und nun sitz ich hier schon zehn Minuten und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Manchmal kommt mir das alles wie ein böser Traum vor. Doch dann holt mich die Realität ein, da ich mit den Nachwirkungen zu kämpfen habe. Es wird wohl lang werden.

Mein Partner zog vor über einem Jahr zu mir, nachdem wir ein Jahr lang eine Fernbeziehung führten. Bis dahin war alles toll. Ich fühlte mich glücklich und ihm sehr nahe.
Doch das sollte nicht lange anhalten.

Kurz nachdem er einzog, so 2-3 Wochen später, bemerkte ich zum ersten Mal, dass was im Busch ist. Er begann mich zu vernachlässigen und lebte nur noch in seiner Welt. Der Pc und die investierte Zeit waren alles für ihn. Insgeheim fragte ich mich, was denn nun los sei. Und das er mich überhaupt nicht mehr beachtete und alles selbstverständlich war, war eine schmerzliche Erfahrung für mich. Zumal ich nicht verstand, dass wir erst so kurz zusammen gezogen waren und nun soll die Luft schon raus sein?
Und das er mir dann sagte, er bräuchte nicht so viel Sex, verband ich unter der Allgemeinsituation mit totaler Ablehnung. So empfand ich es. Da fingen plötzlich meine Fragen an, was ihn denn an mir störte. Es musste doch an mir liegen. Wieso sollte er mich sonst so abweisend behandeln?

Tage später bemerkte ich zum ersten Mal, dass er sich lieber mit P. selbstbefriedigte und mich weiterhin links liegen ließ.
Es folgten Heimlichkeiten, Lügen, Toleranz dem allen. Ich hatte das Gefühl er würde das sofort ausnutzen Bilder von *beep* Frauen zu schauen bzw. P., wenn ich mal das Zimmer verließ. Und das bejahte er eines Tages auch. Was er mir als normal verkaufen wollte, empfand ich längst nicht mehr so. Mir wurde gesagt, ich solle doch froh sein, dass er sich sowas ansieht anstatt fremd zu gehen. Das war ein Brocken. Denn im Umkehrschluß bedeutet das, wenn er mal nicht sieht geht er fremd.
Noch heute möchte er Schadensbegrenzung betreiben und mir einreden, dass er das so sicher nicht gesagt hat. Sondern eher, besser das als fremdgehen. Sich selbst kann er gerne ins Hemd lügen, aber ich mir nicht.
So typische Ansagen wie Männer machen das doch alle, Appetit holt man sich, aber gegessen wird zu Hause...boah, ich konnte es schon nicht mehr hören.
Das ging monatelang so, weil ich das Problem nicht gleich erkannte, bis ich mal fragte, ob hier ein Suchtproblem vorliegen würde.
Anfangs sagte er noch, dass das gut möglich sein könnte. Aber nächsten Tag stritt er alles ab und er wäre nicht süchtig. Typisch Süchtiger eben. Die gestehen sich das zuletzt ein.
Es folgten noch Monate bis er erkannte und sich auch eingestand, dass es sich um Zwangsgedanken bzw. -handlungen handeln würde. Er würde das schon seit 12 Jahren so betreiben. Seit er das erste Mal Internet benutzte.
Es kamen viele Situationen vor zwischen uns. Noch heute verfolgen mich sein Verhalten, seine Sätze oder Bilder in meinem Kopf. Das nahm mir mein Selbstwertgefühl.
Ich war Nummer zwei. Seine ganzen Einsen existierten retouchiert im Internet. Kalte, regungslose Bilder zog er mir vor.
Ich verstehe es vom Verstand her wegen der Sucht, aber wie ich mich fühlte...das blieb.

Erklärungen waren gut und schön, aber nutzten mir nicht viel. Mir ging es längst nicht um die Sb, sondern die Lügen.
Mein Vertrauen war bis dahin bereits weg. Sexuell konnte ich mich nicht mehr entspannen und manchmal musste ich abbrechen, weil ich diese Bilder von ihm im Kopf hatte.
Mit seinem Verhalten und seinen Sätzen hat er mir Angst gemacht. Das er noch dazu sagte, er hätte ständig das Gefühl etwas in seinem Leben zu verpassen, macht das nicht leichter.
Frauen waren auch ständig ein Thema bei uns. Plötzlich nach seinem Einzug wollte er einen 3 Jahre ruhenden Kontakt aufleben lassen. Und vor 2 Monaten ca. hatte er eine Internetbekanntschaft wo ich mal fragte Na, was schreibt ihr denn so schönes? Eine für mich total harmlose Frage und er redete sich in so einen Strudel, der dann hinten und vorne nicht mehr zusammen passte und klar..meine Alarmglocken läuteten. Ich dachte mir nur...toll, wird diese Sucht nun auf Kontakte ausgeweitet. Ich wusste ja, wie weit diese Sucht gehen könnte von anderen Betroffenen.
Drei Tage brauchte er, um zu sagen was los ist. Angeblich soll diese Frau ihm eine frivole Andeutung gemacht haben und das wollte er mir nicht sagen, weil er wusste, dass mein Vertrauen eh schon unter allem total gelitten hat. Klar konnte ich ihm das nicht glauben, wenn ich ständig auf seine Lügen draufkam. Jedenfalls beharrte er darauf, dass es die Wahrheit sei. Sagte ich ihm..hättest mir das gleich gezeigt, so ala Schau, da is eine die sucht wohl den besonderen Kontakt oder sowas. Nein, er hat es mal wieder viel schlimmer gemacht mit seiner Lügerei. Tja, ich konnte nicht mehr nachverfolgen, was denn nun Wahrheit oder Lüge war. Also was erwartete er sich von mir?

Ich war eine sexuell aufgeschlossene Frau. P. u.s.w. klar, kenn ich. War nie ein Problem für mich. Es war nie ein Tabuthema oder etwas Verruchtes. Es war Sex, es gehörte zum Leben dazu. Ich war vor dieser Zeit mit meinem Partner, eine zufriedene Frau und mit mir so halbwegs im Reinen.
Aber mittlerweile haben sich meine Gedanken und besonders meine Gefühle um 180° gedreht.
Jetzt, wo ich selbst in der Situation war/bin, manchmal der reinen Triebabfuhr gedient zu haben, ist Sex ein Problem für mich geworden. Was bedeutet das nun?
Ich fühlte mich danach schlecht. Oft war es ohne großes Tamdam..voila und fertig.
Ich fühlte mich wie eine Vorlage. Benutzt und fertig. So sollte Paarsex nicht ablaufen.

Und damit komme ich nicht zurecht. Mittlerweile bin ich sexuell frustriert. Erst letztens war es wieder so, dass ich große Lust hatte und als er fertig war, fiel diese Lust binnen Sekunden ab. Auch Bilder im Kopf machten sich wieder breit.
Ich weiß, dass ich das alles noch nicht verarbeitet habe. Die ganze Sucht und es hängt mir noch nach.

Meinem Partner geht es mittlerweile besser. Sein letzter Rückfall war im Juli und ansonsten bemüht er sich. Er vernachlässigt mich nicht mehr. Man merkt, dass er was ändert und ändern will. Am Pc ist mittlerweile eine Kindersicherung drauf, weil es ohne nicht funktioniert. Er sagte, er würde sich selber noch nicht vertrauen.
Er ist ansonsten ein herzensguter Mensch im Alltag. Man merkt halt noch, wenn er am Pc sitzt, dass er des öfteren in seine Welt abdriftet und er die Aussenwelt abschottet.

Ich hingegen kämpfe mit den Nachwirkungen. War schon mal jemand in so einer Situation? Ich fühle mich total überfordert.
Ich verliere mittlerweile die Lust am Sex, wenn es dann nach so einem Fiasko in Tränen ausartet, weil mich das Erlebte einholt.
Auch im Alltag passiert es zwei-dreimal die Woche, dass Tränen fließen, weil ich noch nicht verarbeitet habe.
Mein Partner sagt dann auch ständig, wie sehr leid es ihm tun würde und tröstet mich dann. Er ist momentan der Einzige, wo ich reden kann. Er ist dann auch sehr verständnisvoll meinen Gefühlesausbrüchen gegenüber.
Und doch habe ich das Gefühl, dass ich ihm nicht alles sagen kann bzw. sollte.
Denn fühle ich Wut oder Trauer oder bemitleide mich sogar selber, dann würde ich am liebsten die Partnerschaft hinschmeissen. Aber ich wüsste, dass es am nächsten Tag anders wäre.
Meine Freundin versteht das alles nicht. Die sieht das so locker, obwohl sie selbst mal eine Partnerschaft zu einem Alk. hatte und das war ja sowas von anstrengend. Aber bei mir, weil es sich um P. bzw. Selbstbefriedigungssucht handelt, ist das ja alles nicht so tragisch.

Eine Paartherapie machten wir drei Monate. Wir suchten uns extra eine Sexualtherapeutin, die sich mit dem Thema Onlinesexsucht auskennen sollte. Sie gab zwar zu sich mit dieser speziellen Art von Sucht nicht auszukennen, aber mit Süchten und sexuellen Problemen. Also probierten wir es, da uns ja klar war, dass mein Partner eine sexuelle Störung hat. Allgemein hat er ein verquertes Frauenbild und wurde auch durch P. geprägt. Das ich seinen Sexrückzug nicht nur als ablehnend empfand, sondern es so war, bestätigte er mir auch. Er warf mir vor, es würde an mir liegen. Heute weiß ich, dass er mit normalem Sex nicht zurecht kam. Da war eine Frau mit Wünschen und Bedürfnissen, die Zeit brauchten und das machte keine Lust. Aber...großes Aber, es will noch nicht in meinem Kopf. Manche Dinge, die ich mir heute erklären kann, werden gefühlsmäßig total übermannt. So, dass ich mich noch immer so fühle, als lag es an mir.
Jedenfalls scheiterte sie an mir als Angehörige. Sie sagte, ich würde so durcheinander sprechen und in einem wirr warr, dass sie mit ihrem psychologischen Latein am Ende wäre und nun als Fachfrau nicht weiter wüsste. Süss..tja, mein ganzes Leben war auch nun plötzlich ein wirr warr.
Ich war leer, ausgebrannt, hilflos und ohnmächtig der Situation. Ich leide seitdem an Stimmungsschwankungen. Wenn plötzlich Bilder auftauchen oder Gefühle, die an eine Situation erinnern...danke, das war es mit guter Laune. Ich, als Angehörige, leide mehr als mein Partner.

Ich weiß einfach nicht weiter. Anscheinend war sie doch die falsche Person als Ansprechpartnerin, aber mittlerweile weiß ich nicht, wo ich meinen Kummer erzählen könnte. Ich fühle mich mit dem Problem sehr allein gelassen.
Noch dazu fällt es schwer, die richtige Ansprechperson zu finden. Diese Sucht ist zwar in aller Munde und man redet davon. Mittlerweile gibt es schon zig Betroffene, aber es ist noch keine anerkannte Sucht.

Liebe Grüße,
Val

27.09.2010 10:56 • 27.09.2010 #1




Dr. Reinhard Pichler
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