Ich weiß nicht, ob mein Thema hier in diesem Bereich richtig ist, ich weiß aber nicht, wo ich es einordnen soll. Ich kann momentan, um ehrlich zu sein, gar nichts genau einordnen.
Ich muss zu Anfang gleich mal vorwarnen, dass mein Beitrag triggern könnte und sehr, sehr lang wird. Ihr könntet euch also genauso gut ein schönes, sinnvolles Buch zur Hand nehmen, und das lesen, ich hoffe dennoch, auch wenn es vielleicht eine Zumutung ist, dass irgendein Mensch sich die Zeit nimmt, sich das durchzulesen.
Ich versuche meine Gedanken zu ordnen, und überlege, wo ich anfangen soll, euch mein Problem zu schildern.
Vielleicht erst einmal zu mir:
Ich bin Mira, bin 19 und stehe, seit ich denken kann, auf Frauen. Das ist so ungefähr das Normalste auf dieser Welt für mich. Schon als Kind habe ich immer nur Frauen imponieren wollen und fand immer nur Frauen irgendwie voll hübsch. Meine Barbies hatten auch nie eine Hetero-Beziehung.
Mit 10 Jahren machte ich dann allerdings meine ersten (ungewollten) Erfahrungen mit einem Jungen. Ja, er war tatsächlich selber noch ein Junge. Fünfzehn. Ein Nachbarsjunge, den ich schon länger kannte. Ich konnte ihn nie richtig einschätzen. Mal war er ganz nett, dann rastete er in der anderen Sekunde wieder völlig aus. Verprügelte uns regelrecht. Schlug uns (die anderen Hofkinder und mich), schleuderte uns in der Luft herum und schleifte uns am Boden hinterher. Er bespuckte uns, bewarf uns mit Sand und einmal warf er mit seinem Schuh nach mir.
Eines Abends war ich alleine draußen im Hof. Es war Sommer, ich hatte mein grünes Lieblingskleid an und spielte an der Rutsche. Dann kam er raus.
Fing an mir das Kleid in die Höhe zu ziehen, zeigte mir Videos von irgendwelchen SoftPor.s und als ich meinen Roller in den Keller stellen wollte, weil ich rein gehen wollte, folgte er mir. Und dann passierte es.
Ja, es mag verrückt klingen, dass ich so darüber schreiben kann. Das lässt sich aber ganz einfach erklären: ich verbinde absolut keine Gefühle mehr damit. Ich sehe zwar alles noch genau vor mir und ich weiß auch noch, was für Schmerzen ich hatte, aber... psychisch regt sich da einfach nichts bei mir. Ich kann ihm heute noch in die Augen sehen ohne über damals nachzudenken.
Nun ja. Erfahrung Nummer 1.
Erfahrung Nummer 2 war mit dem Ex-Freund der Schwester meiner besten Freundin.
In Kurzfassung: er (26) sperrte mich (12) bei sich Zuhause ein, zog die Rollos runter, legte mir Spitzenunterwäsche auf den Schoß und zog eine Kamera heraus.
Erfarung Nummer 3 war *Daniel (Namen werde ich alle erfinden!), er 20, ich 16.
Gott sei Dank ist es nicht ernst geworden. Bevor es wirklich zur Sache ging... schubste ich ihn von mir weg und lief die Treppen nach oben.
Und Erfahrung Nummer 4: *Jonas. Er 17, ich 17. Ich sturzbetrunken. Meine erste Alk. mit Vollrausch.
Und ich war hilflos, wehrlos und völlig aufgeschmissen. Ich weiß nicht, was er alles mit mir getan hat. Ich erinnere mich, dass er mit seiner Hand unter meine Unterwäsche fuhr... aber an mehr erinnere ich mich beim besten Willen nicht - selber Schuld + Lehre fürs Leben.
Prinzipiell kann ich eigentlich keinem dieser Männer einen Vorwurf machen. Ich habe keinem von ihnen jemals konsequent Nein sagen oder mich wehren können. Ich weiß nicht, aber ich an ihrer Stelle, hätte vermutlich auch nicht gemerkt, wenn ich es nicht gewollt hätte... und beim 15-jährigen habe ich überhaupt keine Anstalten gemacht. Vor ihm hatte ich Angst.
Meine Mutter weiß von der Geschichte, als ich 10 war. Sie sagte die ersten 3 Jahre absolut nichts dazu. Und dann irgendwann, als ich 13 war, kam ich in die Küche und sie meinte auf einmal aus dem größten Nichts heraus, während sie Teig knetete: Du brauchst dich eigentlich nicht wundern, dass dir das passiert ist. So, wie du herum läufst.
Ich hatte ein Kleid an. Ein stinknormales, knielanges Kleid.
Mit Anfang 14 suchte ich mir eigenhändig einen Therapeuten.
Ich fand eine. Frau *Nils.
Mit Ende 14 ließ ich auf mich einreden, dass ich in die Psychiatrie muss, wegen akuten Suizidgedanken. Offiziell waren es Suizidgedanken. Inoffiziell hatte ich 2 Suizidversuche, von denen keine Menschenseele etwas weiß. Weil sie einfach jämmerlich waren.
Tabletten geschluckt, so viel, dass ich Blut spuckte und ich dachte, ich verbrenne von innen heraus. Irgendwann fiel ich in Ohnmacht, öffnete die Augen und dachte, ich sei tot. Bedauerlicherweise stellte ich schnell fest, dass ich nur geschlafen hatte. Kein Mensch hat irgendwas mitbekommen.
Das zweite Mal schnitt ich mir die Arme auf. Wieder zu blöd, weil ich damals noch nicht wusste, wie man es richtig macht, damit es wirklich funktioniert.
Meine Betreuer dachten, es wäre einfach nur wieder so ein in die Arme schneiden... sie schickten mich ins Krankenhaus, es wurde genäht und auch keiner erfuhr, dass ich eigentlich einen Suizidversuch damit bezweckte.
Zu meiner jetzigen Situation:
Nach 2 Klinikaufenthalten, in denen eigentlich alles nur schlimmer geworden ist, als besser, zog ich in eine therap. WG. Das war im April 2013. Die WG war das, durch die ich aus meinen Depressionen und wasweißich, was ich alles hatte, heraus gefunden habe.
So. Im Mai 2015 zog ich aus der WG ins betreute Wohnen. Das heißt, ich habe ein eigenes Apartment, das mir das Jugendamt zahlt und einen Betreuer, der einmal die Woche nach mir sieht, wie es mir geht und ob alles gut ist - ein Weg in die Verselbstständigung, quasi.
Seit Januar 2015 bin ich das erste Mal in einer Beziehung mit einer Frau.
Auf Frauen stand ich, wie gesagt, schon mein Leben lang. Ich hatte auch schon öfter irgendwelche Geschichten mit Frauen und ich war mit 16 schon viel weiter, als andere in meinem Alter. Ich möchte nicht eingebildet oder so klingen - ich versuche nur realistisch zu äußern, wie und wer ich bin, damit ihr mich versteht!
So kam es also, dass ich mit 16 mein 1. Mal mit einer 30-Jährigen hatte und mit 17 nach Karlsruhe zu einer 38-Jährigen fuhr.
Meine momentane Freundin ist auch 31.
Ich wollte nie eine Beziehung. Ich hatte große Angst davor, eingeengt zu werden, jemandem zu gehören. Ich bin ein Freigeist. Ich brauche die Luft zum Atmen, und nicht jemanden, der sie mir abschnürt. Ich hörte aber meistens von Freunden und Bekannten immer nur, wie anstrengend Beziehungen seien und ich fragte mich immer, warum man dann überhaupt eine Beziehung einging, wenn man nicht bereit war, diese Verantwortung, die man ja automatisch dann auch hat, zu tragen. Natürlich hätte ich Beziehungen führen können. Ich hatte schon oft große Dramen, weil sich irgendjemand in mich verliebte und mich unbedingt als Partnerin wollte, ich aber einfach nicht bereit dazu war, in diesem Moment eine Beziehung zu führen.
Scheinbar war ich es letztes Jahr. Das Problem ist nur: Ich hatte bei meiner Freundin, Kate, nie dieses Herzflattern oder Kribbeln im Bauch - nicht dieses berüchtigte Verknalltsein. Es war einfach... es ging einfach alles zu schnell. Ich dachte immer, ich würde sie lieben. Aber ich glaube eher, dass ich das dachte oder das empfand, weil sie mir eine Zukunftsperspektive schenkte. Ich hatte ja auch große Zukunftsängste. Ängste vorm Versagen und sowas. Ich fand Kate auch sehr anziehend und toll. Ich habe sie irgendwo ja auch geliebt, aber mein Problem ist, dass ich ein Mensch bin, der immens viel lieben kann. Liebe ist für mich nämlich eine Riesensache, die man nicht mit abermilliarden Wörtern beschreiben könnte. Liebe ist für mich so groß und so viel, wie vermutlich Sterne am Himmel.
Ich kann viele Menschen auf verschiedene Art und Weise lieben. Und es gibt eigentlich keine Menschen, die ich hasse (Jap, nicht einmal die ganzen Typen, mit denen ich meine schlechten Erfahrungen gemacht habe, denn ich bin der Meinung, es hat vielleicht so sein müssen, damit ich so werde, wie ich jetzt bin). Ich mag eigentlich jeden Menschen grundsätzlich gern. Das Gefühl von Hass hatte ich noch nie wirklich jemandem gegenüber. Klar, sagte ich das schon oft und sage es auch noch oft Gott, wie ich sie,ihn,es hasse!, aber im Prinzip ist das nie auf den Menschen an sich bezogen, sondern evtl. nur auf eine Sache, die er getan oder gesagt hat, weil ich finde, dass jeder einzelne Mensch etwas Gutes und Schönes in sich hat, mit dem ich immer umgehen kann.
Wie gesagt, mit dem 15-Jährigen von damals kann ich mich heute unterhalten, als wären wir in der Grundschule die besten Freunde gewesen. Irgendwie krank, wenn man genauer darüber nachdenkt.
Nun ja. So ist es nun einmal nicht immer leicht für mich zu unterscheiden: Gut, welche Art von Liebe empfinde ich jetzt eigentlich dem Menschen gegenüber?! Klar kann ich es irgendwo unterscheiden, aber ich glaube, bei Kate war es eine Fehlinterpretation, dass es die Liebe ist. Ich mag sie sehr. Sie bedeutet mir etwas, aber man kann inzwischen nicht (mehr?!) von Liebe sprechen. Ich kann sie seit einiger Zeit nicht mehr berühren, genauso wenig kann ich mich von ihr berühren lassen. Die Küsse sind auch mehr ein Muss als ein Will. Und wenn wir doch miteinander schlafen, weil ich eben Angst habe, dass sie befürchtet, es läge an ihr, dann ist es auch nicht das, was es mal war.
Zu Anfang unserer Beziehung haben wir jeden Tag und jede Nacht miteinander geschlafen - mehrmals. Und es war atemberaubend. Nach einem halben Jahr hat sich das irgendwie gelegt. Ich bin sowieso nicht so der Mensch, der unbedingt immer an das Eine denkt, aber in den letzten zwei, drei Monaten hat das ganz besonders abgenommen.
Pppuuuuuh..
Okay.. nun zum Aktuellen:
Ich habe in meinem zweiten Klinikaufenthalt eine Essstörung entwickelt, irgendeine Mischung aus Magersucht und Bulimie. Keine Ahnung. Entweder ich esse absolut nichts, oder ich kriege Fressattacken und esse Schokolade und lauf aufs Klo. Seit 3 Wochen nehme ich nun auch Jodid 200. Ich weiß, mir braucht keiner sagen, dass es ungesund ist. Aber meine Gesundheit ist mir weniger wichtig, als abzunehmen.
Egal. Nicht das Thema.
Das Thema ist, dass ich am 17. Dezember beim Joggen auf der Straße zusammen geklappt bin.
Ich versuche das alles hier irgendwie zusammen zu fassen...
Am 17. Dezember hatte ich einen Kreislaufzusammenbruch. Es waren ein Mann und eine Frau, die mir geholfen haben und mir den Notarzt gerufen haben. Ich habe beide nicht gesehen. Alles war verschwommen und der Mann saß hinter mir. Ich erinnerte mich an seine Stimme. An den Druck seiner Hände an meinen Schultern. Er hatte mir seine Jacke um die Schultern gelegt und mich festgehalten. Er hatte mir die Haare aus dem Gesicht gestreichelt, mein Puls an Hals und Handgelenk abgetastet und ich... fühlte mich so sicher und geborgen.
In letzter Zeit habe ich mich schlichtweg beschissen gefühlt. Einsam, rastlos, teilweise sogar verzweifelt und depressiv. Es gibt hundertundein Menschen um mich herum, aber ich hatte das Gefühl von keinem Verstanden zu werden. Bzw. hatte ich das Gefühl, jedem nur auf den Wecker zu gehen. Ich habe so sehr nach jemandem gesucht, dem ich mein Herz ausschütten kann, dem ich mich in die Arme fallen lassen kann... bei Kate finde ich das ja seit ca. 3 Monaten nicht mehr. Sie gibt mir immer das Gefühl, alles falsch zu machen.
Naja und dann kommt ER, ein MANN! Und... gibt mir genau das Gefühl, wonach ich mich schon immer so verzweifelt gesehnt habe. Diese Geborgenheit. Dieses sich fallen lassen können. Und das, obwohl er mir komplett fremd war. Aber in dem Moment, in dem er sich auf der Straße so um mich kümmerte... schenkte er mir all das.
Und da fing das ganze Chaos schon an. Diese Tatsache, dass ich mich bei einem MANN geborgen fühlen konnte. Nein. Das durfte nicht sein. Das KONNTE nicht sein. War aber so.
Am 23. Dezember bekam ich eine Nachricht von ihm. Er schrieb mich an, weil er wissen wollte, wie es mir geht und ob es wirklich nur ein Kreislaufproblem war. Er heißt *Mark. Im Endeffekt stellte sich heraus, dass er bei Der Kripo arbeitet und deshalb meine Nummer hat ausfindig machen können (ich weiß, das dürfte er eigentlich nicht, aber das juckt mich nicht - ich bin froh, dass er es getan hat). Er hatte irgendwie die Angst, dass mir vielleicht doch jemand etwas angetan haben könnte, und wollte einfach nochmal nachfragen, ob alles wieder gut sei.
Und dann fingen wir an, miteinander zu schreiben. Tagein, tagaus. Und zwar ellenlange Texte.
Ich erfuhr, dass die Frau an dem Abend nicht seine Ehefrau war, wie ich vermutete, sondern bloß seine Freundin, bei der es momentan sehr kriselt.
Wir sind uns sehr ähnlich. Teilweise habe ich manchmal sogar das Gefühl, wir sind seelenverwandt.
Nun ja, wir redeten wirklich über alles. Er weiß von meiner Vergangenheit im Keller. Ich hatte ihm auch relativ bald erzählt, dass ich mich bei ihm geborgen gefühlt habe und dass es mich komplett verwirrt, weil er eben ein Mann ist. Dann erzählten wir von unseren Beziehungen.
Bevor ich es mir eingestanden hatte, hatte ich IHM gestanden, dass es zwischen mir und Kate nicht gut läuft. Dass sie irgendwie jeden Abend erwartet, dass wir miteinander schlafen, ich aber eben Phasen habe, in denen ich das überhaupt nicht will oder brauche.
Darauf meinte er, er wüsste genau, was ich meine. Er wäre auch der Typ, dem Sex überhaupt nicht seine Priorität sei. Seiner Freundin allerdings schon. Er hätte momentan aber auch überhaupt nicht das Bedürfnis danach und bei ihm stünde Sex nicht an erster, zweiter, auch nicht an zehnter oder elfter Stelle, sondern ganz am Schluss.
An Silvester hatte ich dann Streit mit Kate. Ich ging vor dem Geböller noch eine Runde spazieren und schrieb Mark dann in dem Moment (er ist übrigens 38), dass ich gerade lieber bei ihm wäre, als bei irgendwem anderen.
Nun ja, dann schrieb er aber, er läge gerade in der Badewanne und er wüsste nicht, ob ich wirklich lieber bei ihm wäre.
Es störte mich nicht sonderlich - also der Gedanke daran, dass er in der Badewanne liegt. Aber bei mir schrillten trotzdem alle Alarmglocken, weil es sich für mich mehr als zweideutig anhörte. Ich fragte ihn also:
Sicher, dass du Sex nicht priorisierst? Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass du gerne mit mir schlafen würdest...
Er schrieb darauf:
Ich priorisiere Sex echt nicht. Das muss meine Freundin zu ihrem Leidwesen auch immer wieder feststellen. Und ich bin in ner Beziehung zu 100 % meiner Freundin treu. Und selbst wenn ich nicht in einer Beziehung wäre, wäre Sex das Letzte, an das ich denke.
Und ich:
Ich bin, glaube ich, nicht ganz abgeneigt von Männern. Aber diese Dinge, die ich erlebt habe... Ich kann Schwänze einfach mit nix Positivem verbinden. Ich habe die letzte Tage so oft darüber nachgedacht, verdammt. Darüber, wie DU mich umarmst oder in den Arm nimmst. Es hat sich in meinen Vorstellungen so viel schöner angefühlt, als bei meiner Freundin. Aber bei dem Gedanken daran.. mit einem Mann Sex zu haben. Da kriege ich einfach Angst. (...)
Er:
Mach dir keine Gedanken. Schon gar nicht über Sex. Es ist nicht meine Intention, dich zu bezirzen, um dich ins Bett zu kriegen. Wie du sagst, wir leben beide in Beziehungen. Da ist das eh tabu. Ich dränge dich zu nichts und wahrscheinlich würde ich es gar nicht zulassen, wenn du damit anfangen würdest.
Klar weiß ich, dass er auch nur so daherreden kann und das alles eine Lüge sein könnte, aber das ist es nicht. Das weiß ich, das spür ich. Ich bin kein dummer Mensch, würde ich jetzt behaupten. Vielleicht manchmal naiv und waghalsig und voreilig, aber nicht dumm.
Nun ja... zwei Tage später wurde mir klar, dass ich mich in ihn verknallt hatte. Und da fing mein Gefühlschaos an.
Kate weiß ja, dass ich Kontakt mit ihm habe. Sie weiß auch, dass ich viel mit ihm schreibe und dass ich ihn sehr mag. Aber mehr weiß sie nicht. Ich meine gut, ich bin für alle Menschen, die mich kennen, durch und durch gleichgeschlechtlich. Keine Seele käme jemals auch nur ansatzweise auf die Idee, dass ich jemals umsteigen könnte. Ich am allerwenigsten. Tja... und jetzt ist es doch passiert. Ich habe mich in einen Mann verknallt.
Gestern traf ich mich ganz spontan mit ihm. Um halb zwei trafen wir uns, gingen eine Weile spazieren und dann gingen wir in meine Wohnung (also in die, die mir das Jugendamt zur Verfügung stellt). Und dort saßen wir dann bis sechs Uhr abends auf meiner Couch. Arm in Arm. Er schlang seine Arme um mich und ich lag einfach bei ihm und in mir gings rund.
Es passierte nichts. Absolut gar nichts. Wir haben lediglich mitreinander gekuschelt. Und ich hatte so ein heftiges Kribbeln im Bauch, das ich bei Kate nie hatte. Ich habe mich an ihn gedrückt, sein Körper hat sich so unfassbar gut angefühlt. Also, wir waren angezogen - nur zum Verständnis! Wirklich, alles im legitimen Bereich, würde ich jetzt mal behaupten.
Und seitdem ist mein Gefühlschaos komplett.
Ich schreibe hier einfach mal, was ich ihm nach dem Treffen geschrieben habe. Immerhin vertraue ich ihm immer noch blind und ich kann immer noch über alle mit ihm reden.
Ich:
Ich kann dir gar nicht sagen, was in mir gerade vorgeht. Meine Gedanken spielen verrückt, mit meinen Gefühlen geht's rund. Es ist, wie als hätte man abermilliarden Gefühle und Gedanken und Worte und Erinnerungen und Momente in einen riesigen Top geworfen und jetzt schwirren sie da alle zusammen herum
Ich habe das Gefühl, ich kann gerade überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Weder gefühls- noch vernunftstechnisch.
Ich denke die ganze Zeit an dich.
Aber nebenbei sind in meinen Gedanken noch ganz viele andere Dinge. Die Erinnerung an das Kribbeln im Bauch, von dem ich die Befürchtung hatte, es würde verschwinden, wenn wir uns treffen.
Dann lagen wir aber da und ich dachte zu explodieren und im nächsten Moment war aber dieses Kribbeln so schnell wieder weg, wie es gekommen war, weil mir wieder der Gedanke kam: Wow, warte. Das ist ein Mann. Das kann nicht sein.
Und dann habe ich nicht daran gedacht und dann war dieses Hochgefühl wieder da und... dann hätte ich dich am liebsten an mich gerissen und dich geküsst, am liebsten bis ins Herz. Und im selben Moment kam wieder dieser *beep* (sorry) Gedanke Wow, wow, wow. Halt warte... es ist ein mann!
Waaarhh.... und ich hätte mich am liebsten dafür erschossen, weil ich nicht Angst hatte dich zu küssen, weil ich damit meine Freundin vermutlich endgültig betrogen hätte, sondern weil eben immer dieser Warngedanke Es ist ein Mann... da war... ja und dann war dieses Hochgefühl wieder da und das ginig die ganzen 5 Stunden im Sekundentakt so mit mir durch... ich war so erschöpft, als ich Zuhause war... aber insgesamt war immer so ein durchgehend gutes Gefühl da.
Nur, als würde irgendwas versuchen dieses Gute zu unterdrücken oder zu verbieten... und das hat mich so wütend gemacht. Auf mich selbst.
Weil ich nicht verstehen kann... warum ich so.. wie nennt man das?! Diese Art von Denken... dass ich so eingeschränkt bin! Dass ich mich selbst eingeschränkt habe oder immer noch tue. Vermutlich schon mein ganzes Leben lang.
Oh Gott, ich habe das Gefühl, in mir wütet ein riesen Chaos und... dann kommen noch diese ganzen Ängste.
Ich möchte dir nicht weh tun, verdammt. Ich habe Angst, dich verletzen zu können. Weil das das Letzte ist, was ich will! Und... dieser Nachmittag war der wohl schönte seit ewig langer Zeit. Trotz dieser Sekunden-Looping-Gefühlsachterbahn... und dann kommt auch noch meine Freundin und sagt: ich glaube, es war gut, dass du dich mit ihm getroffen hast. Du wirkst, als wärst du endlich wieder da... ich habe nämlich behauptet, ich hätte dich zufällig getroffen und wäre mit dir ein Stück spazieren gegangen. Ich hätte es nicht komplett verschweigen können.
Und... jetzt... liegt sie im Bett und denkt, zwischen mir und ihr ist alles wieder perfekt.. und........ keine Ahnung. Das Chaos ist geradezu perfekt.
Er:
Das mit dem Chaos kenn ich. Mir geht's ähnlich.
Wie gesagt, ich geb dir Zeit, ich geb dir Hilfe. Wenn du das möchtest. Du tust mir auch nicht weh. Ich weiß dass gerade viel in deinem Kopf vorgeht.
Das war jetzt ein einziges Treffen. Es muss nicht sofort eine Entscheidung her. Die Zeit wird es regeln.
Und jetzt Kopf aus und schlafen.
Heute:
So, jetzt mal zu gestern.
Ich kann deine Gedanken schon nachvollziehen mit deiner Sekunden-Looping-Gefühlsachterbahn. Ich bin froh darüber, dass ich dir durchweg ein positives Gefühl geben konnte und das auch wohl immer noch tue. Mir hat das Treffen gestern gezeigt, dass du ein Mensch bist, in den ich mich durchaus verlieben kann (wenn ich's nicht vielleicht schon bin).
Du hast mal gesagt, dass du dich in die Seele eines Menschen verlieben kannst. Ich bin jetzt zwar ein Mann, aber in erster Linie ein Mensch. Und ich denke, ich bin im Grunde ein guter Mensch. Dass deine Gefühle dich gestern so verwirrt haben, liegt meiner Meinung nach daran, dass du solche schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht ast, dass du dich auf einen Mann nicht einlassen möchtest. Das verstehe ich auch.
Mich würde mal interessieren, warum du gleichgeschlechtlich bist. Ist es wegen der negativen Erfahrungen mit Männern? Ist es aus Überzeugung, weil du mit dem männlichen Geschlecht nichts anfangen kannst? Weil dich ein mann nicht reizt oder du ihn körperlich nicht anziehend findest?
Ich glaube, das ist das Problem, das in der diese Achterbahnfahrt auslöst. Wenn du dich nämlich voll und ganz auch mir als Mann hingeben könntest, dann glaub ich, ist der Grund dafür, dass du gleichgeschlechtlich bist der, dass dir in der Vergangenheit alle Männer nur weh getan haben. Mit einem Mann verbindest du somit nur Schlechtes. Somit hast du dich natürlich selbst eingeschränkt. Im Grunde musst du selbst herausfinden, was du tun möchtest. Dass musst du aber nicht jetzt sofort tun. Ich erwarte von dir auch keine Entscheidung für mich als Partner, vielleicht sogar für den Rest des Lebens. Natürlich würde ich mir das wünschen, weil ich denke, dass wir gut zueinander passen. Aber wir stehen am Anfang unserer Freundschaft und es ist gerade ohnehin vieles verzwickt. Drum denke ich, dass die Zeit vieles regeln wird.
Ich will dich nicht verlieren als Freundin. Du bist mir verdammt wichtig geworden. Und wenn's am Ende nur ne Freundschaft ist, dann ist das auch schön, weil ich weiß, dass du ein guter Mensch bist, mit dem mich viel verbindet. Wenn du merkst, Männer sind nicht dein Ding und werden es auch nicht, dann ist es so. Wenn du irgendwann das Gefühl hast, dass ich der Richtige für dich bin, dann würde ich mich sehr freuen und auch versuchen, dir ein Gefühl zu geben, dass du endlich leben kannst und nicht überleben musst. Weil es aus meinem Herzen kommt.
Wie gesagt, ich möchte dich nicht beeinflussen. Ich bin da und ich geh auch so schnell nicht mehr weg, wenn du das nicht möchtest.
Ich bin selbst nicht sicher, was richtig oder falsch ist. Irgendwann werden wir es wissen. Ich bin aber sicher, dass wir auf jeden Fall ein weites Stück zusammen gehen werden, egal wie unsere Beziehung aussieht.
Und nochmal... Ich bin nicht auf Sex aus. Es tut mir auch leid, dass ich dich gestern geküsst habe. Ich war mir nicht sicher, ob ich es tun soll. Im Nachhinein habe ich mir gedacht, dass ich es vielleicht hätte nicht tun sollen, weil ich dich nicht unter Druck setzen wollte. Aber das Gefühl war da, dass ich es tun wollte, um dir zu zeigen, dass da tatsächlich ein wunderschönes Gefühl vorhanden ist, wenn ich in deiner Nähe bin und nur an dich denke. Und natürlich würde ich gerne jeden Tag nach hause kommen und dich dann sehen wollen, dich in den Arm nehmen wollen und dich lieb haben wollen. Ein Teil davon passiert schon. Ich habe dich verdammt lieb. Und das wird erst einmal bleiben. Egal, was passiert.
Ich:
Viel Input. Aber ich mag's ja, so viel zu lesen
Also, zu deiner Frage.
Ich glaube, dass ich schon immer auf Frauen stand. Ganz genau kann ich das natürlich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, ob man als Kind schon überhaupt so etwas sagen kann.
Ich war 10, als mir das passiert ist. Aber ich habe schon in Kindertagen immer nur Frauen imponieren wollen. Tief im Inneren war ich eigentlich also schon immer mehr auf Frauen aus. Wobei ich jetzt eigentlich der Mensch bin, der an den Urknall glaubt und somit denke ich auch, dass ein Mensch instinktiv, wenn man es jetzt Jahrhunderte rückblickend betrachtet, ein heterosexuelles Wesen ist, weil damals ging's ja weniger um die Gefühle, als einfach um's Vermehren/Zeugen/Paaren.
Aber ich hatte noch nie Interesse an Männern. Es war einfach nie da.
Ich habe immer die Aufmerksamkeit der Frauen gewollt und fand auch immer nur Frauen voll hübsch (in Kindersprache).
Nach meinem Erlebnis mit 10 habe ich nicht zwanghaft versucht mir Männer schlecht zu reden. Aber zu dem, dass ich dann einfach nur kein Interesse an ihnen hatte, kam auch noch der Ekel.
Irgendwann fing die Zeit an, in der ich allerdings natürlich auch anfing mir vorzustellen, wie es denn wäre, wenn man Sex hat - ich meine so, dass es schön ist. Ich war nach der Vergewaltigung meines eigenen Körpers gegenüber nie verkorkst. Ich kenne Leute, die ekeln sich seitdem vor Sex oder insgesamt vor sexuellen Dingen allgemein. So ist das bei mir nicht. Ich habe schon früh angefangen, mich zu berühren und es war äußerst schön.
Irgendwann später erst kamen die Fantasien dazu.. und da wurde mir klar, dass körperlich mit Männern nie was gehen würde.. (da war ich erst 11 oder so). Sobald ich angefangen hab, während ich mich berühre, an Männer zu denken, einfach, weil ich es wissen wollte, konnte ich mich nicht weiter berühren. Mit 12 verliebte ich mich dann das 1. Mal in meinem Leben Hals über Kopf in meine Biologielehrerin (erste große Liebe). Sie war eine hinreißende und bildschöne Frau.
Und ich fand es nicht komisch.
Ich höre immer wieder von Freunden oder Bekanntenkreisen, wie verzweifelt sie waren, als sie feststellten, sie stehen auf einmal auf dasselbe Geschlecht. Aber für mich war das schon immer normal.
Nun ja..
Was ganz kompliziert und schwer zu erklären ist, ist dass ich mich nicht vor den Männern ekel. Ich ekel mich/habe Angst eher vor dem Gefühl, dass ich einem Mann gefallen könnte.
Nicht menschlich. Menschlich hoffe ich natürlich, dass mich jeder ganz gut leiden kann *g... aber körperlich.
Sobald ich merke... auweia... dem schein ich ganz gut zu gefallen... da krieg eich Angst. Verstehst du?!
Eigentlich völlig absurd. Da kann mir der Mann menschlich, evtl sogar auch äußerlich noch so gut gefallen - ich könnte ihn sogar schlichtweg irgendwie anziehend finden - aber irgendwas in mir will nicht, dass er MICH anziehend findet.... weißt du, was ich meine?!
Voll schwer zu erklären.
Als ich mich da gestern an dich gekuschelt habe, mich so fest an dich gedrückt habe... ich war so verknallt!
Dein Körper hat sich so toll angefühlt. Ganz kurz, wirklich ganz kurz, war es sogar mal warm zwischen meinen Beinen. Und trotzdem war diese Angst da und trotzdem habe ich gehofft, dass es dir nicht auch so geht. Weil ich Angst habe, dass ich mich dann komplett verschließe.
Deine Küsse waren wundervoll! Ich habe dich doch auch geküsst. Sogar gerne. Und einen Bruchteil einer Sekunde dachte ich mir... bitte, bitte öffne deine Lippen nur ein kleines Stück.
Und im nächsten Moment habe ich aber genau vor diesem Gedanken Angst gehabt.
Wie gesagt.
Komplettes Gefühlschaos. Alles total widersprüchlich.
Und jetzt, wenn ich Zuhause sitze und an dich denke und an gestern denke... da kribbelt wieder alles in mir... mein Herz spielt verrückt... und da ist wieder absolut keine Angst da..
Ach, ich kann's dir nicht erklären...
Er:
Frauen sind ja auch schöne Geschöpfe. Okay, nicht alle, aber viele ... Aber das sag ich, weil ich halt nur auf Frauen stehe...
Du bist echt kompliziert Hattest du so ein gutes, warmes Kribbeln schon mal bei einem anderen Mann?!
Für mich hört sich das so an, dass du durchaus für eine Beziehung mit mir offen wärst, du aber Angst davor hast, dass es wirklich passiert?! Irgendwie scheinst du diese Angst aber nur zu haben, wenn wir uns sehen?! Wenn wir schreiben und in deinen Gedanken fühlt es sich sehr gut bei dir an?! Schwer für mich, das einzuschätzen, was dich belastet. Ob es wirklich Zuneigung zu mir als Mensch ist oder ob es nur das Gefühl ist, das ich dir gerade gebe.
Ich wünschte, die Situation gerade wäre anders. Ich wünschte, ich würde alleine leben, dass wir gemeinsam herausfinden könnten, wohin unsere Reise führt. Das können wir zwar auch so, aber es ist halt etwas komplizierter.
Ich bin auch am Überlegen, was ich möchte. Eigentlich wollte ich alleine bleiben, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich beziehungsfähig bin.
Du gibst mir jetzt aber das Gefühl, dass ich mit dir alt werden möchte.
Weil das Gefühl so tief sitzt. Ich denke nur noch an dich.
Ich habe dann so ein schlechtes Gewissen meiner Freundin gegenüber, weil ich ihr nicht das geben kann, was ich für dich empfinde. Ich weiß aber nicht, was ich tun soll. Wahrscheinlich muss ich das tun, was für mich am besten ist. Das wäre der Weg, bei meiner Freundin auszuziehen, alleine zu bleiben und zu sehen, was passiert.... Mit mir und auch mit uns...
Ich:
Ich weiß... tut mir leid. Ich ärgere mich gerade über mich selber. Dass ich nicht einfach straight denken kann und das alles so verwirrend ist... ufz. Ich wünschte auch, ich wäre alleine. Dann wäre das alles viel einfacher.
Denn jetzt muss ich als aller erstes mein Gefühlschaos auseinanderpflechten. Vielleicht ist auch jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen sollte. Das habe ich noch nie getan. Das wird ein harter Brocken. Ich dachte immer, das wäre gar nicht so schlimm gewesen. Meine Therapeutin, bei der ich mit 14 Jahren war, hat mir damals allerdings gesagt, dass es durchaus ein Trauma war, was mir da passiert ist. Ich hätte es wohl nur so sehr verdrängt, dass ich es erzählen kann wie eine Geschichte, die nicht zu mir gehört. Und das stimmt. Ich könnte den tag bis ins Detail wiedergeben. Es würde mich nicht berühren.
Aber scheinbar hat das ja doch etwas mit mir angestellt, sonst wäre ich ja nicht so extrem aufgewühlt. Nun, also muss ich erst einmal DARAN arbeiten - das irgendwie aufarbeiten.
Dann muss ich herausfinden, was das zwischen uns eigentlich ist und DANN muss ich überlegen, was das zwischen mir und Kate eigentlich ist und DANN muss ich überlegen, wie meine Zukunft (vielleicht auch deine und meine) weiter aussehen soll.
Und das alles so, ohne dass meine Freundin etwas mitbekommt.
Wenn ich nicht bei ihr wäre, wäre vielleicht auch noch alles viel unkomplizierter.
Tja... was soll man machen?!
Manchmal spielt einem das Leben ein übles Spiel.
Aber .... think positive. Alles hat seinen Grund. Vielleicht erfahren wir auch erst in 40 Jahren, was das mit uns eigentlich sollte.
Er:
Ich würde dich am liebsten den ganzen Tag um mich herum haben. Aber die Gefühle am Anfang überrennen einen immer. Drum ist es auch nicht leicht, einen klaren Gedanken zu fassen. Heute in der Früh auf der Fahrt in die Arbeit mir irgendwie der Gedanke an eine gemeinsame WG gekommen. Total strange. Ich bin überzeugt, dass wir uns gegenseitig durchaus gut tun. Die Gefühle, die du bei mir auslöst und die ich offenbar auch bei dir auslöse, können doch eigentlich nicht falsch sein....?!
Du musst dich nicht über dich ärgern. Es bringt nichts, sich zu ärgern.
In dir ist damals definitiv etwas passiert, was du verdrängst. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, werd ich versuchen, es so gut es geht zu tun. Aber vielleicht bin ich auch der falsche Ansprechpartner, weil ich so tief mit drin hänge. Andererseits kann vielleicht gerade ich dir auch eine gewisse Kraft für alles geben, was ein anderer nicht kann...
Ich danke, dass du die Vergangenheit auch später noch aufarbeiten kannst. Wenn der richtige Mensch an deiner Seite ist, dann fällt es leichter, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Nur wer ist der richtige Mensch?!
Ich rechne jetzt mit einer guten Freundschaft mir dir.
Wenn's mehr wird, wäre es toll, aber es soll nicht das Problem sein, das zu entscheiden. Das wird die Zeit zeigen.
Pppppppppppuuuuuuhhhhhhhhh...
daraufhin hat er gefragt, ob ich Zuhause bin und ich fragte, woran er das gemerkt habe. Nun ja, offiziell wäre ich ja jetzt in der Berufsschule, aber ich hatte einen totalen psychischen Zusammenbruch vor der Schulsozialpädagogin, die mich demnach krankschreiben lassen hat und ich nach Hause durfte. Ich kann mich gerade auf nichts anderes konzentrieren, als auf all die Gefühle, die in mir herum schwirren.
Er meinte dann, er hätte es sich gedacht, weil ich heute früh noch meinte, ich würde heute wenig zum Schreiben kommen, wegen der Schule, aber ich jetzt dauernd antworte. Er meinte, er würde mich gerne kurz sehen.
Einerseits würde ich ihn auch gerne wieder sehen. Sehr gerne. Andererseits sind meine Gefühle gerade so wirr und ich bin so k.o. vom Weinen, dass ich gesagt habe, ich hätte besuch... ich KANN ihn gerade nicht sehen... ich muss mich erst einmal ordnen....
Ich bin erschöpft. Ich bin so erschöpft, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.
Ich weiß nicht, was ich tun soll und vor allem weiß ich nicht, ob ich überhaupt etwas tun soll.
Zudem kommen jetzt noch die Ängste wegen schulischem Versagen. Meine Noten hielten sich in letzter Zeit nur bei 1ern und 2ern. Keine Note schlechter. Jetzt kann ich mich aber absolut nicht mehr auf den Schulstoff konzentrieren. Dabei fallen die nächsten 4 Wochen jeweils 1 Schulaufgabe an, und wir haben nur Mittwochs Schule....
Ich habe Angst, die Schule mit nem schlechten Durchschnitt abzuschließen und dann nach der Ausbildung keinen Job zu finden. Aber was soll man machen? Ich klappe den Ordner auf, lese mir den Stoff hundertmal durch aber nichts bleibt hängen, weil momentan einfach nur alles andere in meinen Gedanken ist und ich so durcheinander und verstreut bin.
Zudem kommt noch diese Demütigung heute. Ich hasse es, ich hasse es abgrundtief, vor anderen Menschen zu weinen und ich habe seit so langer Zeit nicht mehr geweint, dass ich mich schon gar nicht mehr erinnere, wann das letzte Mal gewesen war.
Es ist heute einfach aus mir heraus gebrochen. Ich konnte es einfach nicht mehr halten.
Und jetzt sitze ich Zuhause und weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.....
Ich möchte mich jetzt noch einmal bei allen bedanken, die sich diesen Roman bis zum Schluss durchgelesen haben. Ich weiß, es ist vermutlich sogar noch MEHR als bloß eine dreiste Zumutung, ich weiß, dass ihr alle eure eigenen Päckchen zu tragen habt... aber ich habe gerade das Gefühl, ich hätte aus einem Heißluftballon diese schweren Säcke geschmissen und fühle mich um einiges leichter...
Liebe Grüße,
Mira
13.01.2016 13:36 • • 18.01.2016 #1