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Hallo,

ich möchte mich mit einem Problem an Euch ( insbesondere an die Frauen unter Euch) wenden, das mich zunehmend belastet.

Ich bin seit 21 Jahren glücklich mit meiner Traumfrau verheiratet. Ein Jahr nach unserer Hochzeit wurde bei mir MS (Multiple Sklerose) diagnostiziert. Ich bin zum Glück bisher nicht sehr von dieser Krankheit in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich kann allerdings leider nicht alle Aktivitäten so mitmachen, wie ich das gerne würde. Ich bin an manchen Tagen sehr schnell erschöpft und an anderen wiederum kann ich 6 Stunden am Stück Rennrad fahren. Das macht die Situation für meine Frau nicht gerade einfach, da Sie nie so richtig einschätzen kann was sie mir jetzt gerade abverlangen kann und was nicht.

Zu allem Überfluss leide ich unter einer Herzneurose, die ich schon in unsere Beziehung hineingebracht habe und die sich mittlerweile zu einer generalisierten Angststörung entwickelt hat. Das Problem ist nun, dass ich oft nicht unterscheiden kann, ob das Symptom, das ich gerade spüre nur eine Panikattacke ist, oder ob sich ein MS Schub anbahnt (z.B. Schwäche in den Beinen), der dann möglichst sofort mit Cortison behandelt werden müsste.

Es ist also nicht so leicht mir einfach zu sagen, dass die Symptome zwar unangenehm aber nicht gefährlich sind, weil eben durch die MS immer doch etwas Ernsthafteres dahinter stecken kann. Dass dies natürlich die Angst noch weiter verstärkt muss ich bestimmt nicht extra erwähnen.

Mein größtes Problem ist nun, dass ich meine Frau, die immer zu mir gestanden hat und die ich über alles liebe, nicht mehr durch meine ständigen Ausfälle belasten möchten. Ich habe es also (fast schon wutentbrannt) mit Konfrontationstherapie versucht. Bin mit ihr geflogen, obwohl ich panische Flugangst habe. Habe mich ins Menschengetümmel auf dem Weihnachtsmarkt gestürzt (und dann mal wieder keine Luft gekriegt). Na jedenfalls waren das alles sicher keine entspannten und schönen Erlebnisse für meine Frau, obwohl ich mir wirklich die größte Mühe gegeben habe so normal wie möglich zu erscheinen - es gelingt mir einfach nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf meine Frau nicht mehr wie ein Mann, sondern eher wie ein Patient und Pflegebedürftiger wirke. Ich bin es so leid. Könnt Ihr mir helfen?

LG
Shaitan

12.02.2012 15:03 • 15.02.2012 #1


1 Antwort ↓

Lieber Shaitan,

ich kann deine Bedenken gut verstehen. Habe gerade auch Angst meinen Freund wegen der Panikattacken zu verlieren. Jedoch habe ich nur die Attacken und bin nicht, so wie du auch noch mit einer körperlichen Schwäche gebeutelt. Da muss wirklich schlimm für dich sein!

Jedoch wird deine Frau auch weiter zu dir stehen, so wie ich das, deinen Worten zu folge, beurteilen kann. Ihr seid so lange ein Paar und sie weiß doch wie es dir geht. Was sie dir sicherlich hoch anrechnen wird, ist, dass du dich ihr zuliebe in Stresssituationen begibst. Das zeigt deinen Willen. Natürlich kannst du nich so normal reagieren und agieren wie jmd der dessen Seele gesund ist, dass wird sie aber auch wissen. Ich kann verstehen, dass du für sie nicht der Patient sein willst, aber du bist nunmal krank... und krank kann jeder werden und jeder wird sich dann jmd wünschen der zu ihm steht. Deine Frau würde dasselbe von dir erwarten. Es bringt nichts, wenn du über so etwas nachdenkst, denn eure Beziehung ist nunmal eine andere, schwierige und ihr könnt nur das Beste daraus machen und kämpfen. Wenn du dich jetzt von ihr trennen würdest nur um sie scheinbar entlasten zu wollen, würdest du euch beide traurig machen und das wäre eigentlich nur falscher Stolz. Ich glaube da hilft nur viel viel reden! Sprich doch einfach mit ihr über deine Bedenken.

Reden, das werde ich heute auch tun mit meinem Freund. Wir sind seit fast 10 Jahren ein Paar und ich will ihn nicht verlieren! Ich glaube nur er fühlt sich hilflos, weiß nicht was er tun kann und das macht ihn verrückt. Denke Männer können damit weniger gut umgehen, als Frauen... oder sehe ich das falsch?

Liebe Grüße
und alles Gute





Dr. Reinhard Pichler
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