P
Pfingströschen
Guten Abend ihr Lieben.
Ich bin in einer sehr verzwickten Situation und würde mich unheimlich über euren Rat freuen!
VIELEN DANK an alle, die sich die Zeit nehmen, mir zu helfen.
Meine Krankheitssituation:
Ich (28) bin mit meinem Partner seit 9 Jahren zusammen. Seit 8 Jahren wohnen wir zusammen. Vor etwa 7 Jahren habe ich jedoch, aufgrund von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit, eine massive Panikstörung bekommen. Hierfür war ich auch mehrfach in Therapie, ich habe aber erst vor 10 Monaten DEN Therapeuten (Analytischer Therapeut) gefunden, der diese Traumata endlich aufgedeckt hat und mit mir bearbeitet. Vorher hatte ich mehrfache Verhaltenstherapien, die letzte ging zwei Jahre bis letzten August. Diese hatte mich noch mehr kaputt gemacht, als ich es ohnehin schon war (Sie hat mich während der Angst festgehalten, angepackt, mich zu Sachen gezwungen usw.).
Kurz gefasst, ich kann mich seit 6 Jahren nur noch im näheren Umfeld meines Zuhauses bewegen (einkaufen auch noch nicht möglich). Langsam erweitere ich meinen Umkreis jedoch.
Das schädigende Verhalten meines Partners:
Mein Partner war auch nicht unschuldig daran, da er es gewisser maßen unterbewusst genießt, wenn ich nur für ihn da bin. Eigentlich bin ich jemand, der die Jungs hinterhergeschaut haben, während er eher der Durchschnitt ist. Daher war für ihn meine plötzliche Angst raus zu gehen auch positiv, da er sich das erste mal meiner Sicher sein konnte. Aber er musste sich nicht mehr bemühen. Leider hat er sich nicht immer daran gehalten, für mich da zu sein. Ein Beispiel: Ich lag mit 42 Grad Fieber Zuhause im Bett und er war auf einer freiwilligen Firmenfeier. Ich bat ihn dringlich nachhause zu kommen, er kam 5 Stunden später, als diese vorbei war. So etwas passierte regelmäßig. Außerdem behandelte er mich über zwei Jahre relativ schlecht. Er lachte nur noch bei anderen, redete kaum mit mir und gestattete mir nur manchmal, mich an ihn ran zu kuscheln, wenn ich nett fragte.
(Das ist kein Witz: Ich wollte mich anlehnen und er sagte Hast du gefragt?)
All das machte mich emotional aus Angst noch abhängiger. Ich bediente ihn daraufhin wie Aschenputtel um meine Unzulänglichkeiten gut zu machen, war ich doch dankbar dafür, dass er bei mir blieb. Ich war sein Abfalleimer, nahm ihm seine Sorgen, baute ihn auf, kochte Mittag, hielt die Wohnung sauber, und wurde im Gegenzug ignoriert. Er glaubte nicht mehr daran, dass ich mich eines Tages bessern würde, unterstützte mich also auch kaum noch.
Ich bekam somit auch noch Panik, wenn er mit seinen Freunden raus wollte. Nicht aus Angst, er könne Fremdgehen, sondern aus Angst, ich könne Angst bekommen und ihn bitten nachhause zu kommen und er würde nicht kommen - dies war schon mehrfach passiert. Doch jedes mal, wenn wegen mir eine Veranstatung platzte, behandelte er mich 1 - 2 Wochen wie Dreck.
Und trotzdem fühlte ich mich schuldig, blieb er doch bei mir und schenkte mir manchmal Aufmerksamkeit.
Wegen meiner Angst ging er fast gar nicht mehr mit seinen Freunden weg, ich bat ihn, mich an wichtigen Abenden anzulügen, mir zu sagen er müsse arbeiten, damit meine Angst ihm nicht einen Strich durch die Rechnung machte. Hut ab vor ihm, er tat dies unheimlich selten und stellte statdessen viele Freundschaften ein. Ich war dafür noch dankbarer und hasste mich selbst noch mehr. Ich habe aber folgendes erkannt: Er hat (unterbewusst) meine Angst gefördert, indem er die einzige Sache, die mich an ihn bindet, manipuliert hat - seine Anwesenheit und das kommen, wenn es mir schlecht ging. Er nutzte dies für Veranstaltungen, zu denen er sowieso nicht gehen wollte, als Ausrede und lies seine Launen an mir aus.
Erkentnisse aus meiner Therapie:
Als ich endlich meinen Therapeuten fand, zog ich zunächst aus der gemeinenen Wohnung aus, in eine mini Wohnung im Haus nebenan. Da wir auch vorher finanziell alles halbe halbe machten, machte es für mich kaum einen Unterschied (Obwhol ich 800 Euro Bafög bekam, (Fernstudium) und am Monatsende gerade mal 50 Euro übrig hatte und er 3000 Netto verdient). Seitdem kann mein Partner wieder alles tagsüber machen, er kontaktiert mich einfach, wenn er zuhause ist und ich Mittagessen machen kommen kann. Ich habe durch meinen Therapeuten erkannt, dass ich meinem Partner nichts schuldig bin. Er hat von mir mindestens genau so profitiert wie ich von ihm. Ja, ich habe seine Freiheit gewisser maßen eingeschränkt, doch selbst das hat er mehrfach gebrochen und mich noch kaputter zurück gelassen. Ich lerne jetzt wieder alleine zurecht zu kommen und meine Angst allein zu ertragen - und das erste mal nach JAHREN habe ich das Gefühl, es wird besser. Ich komme endlich auch allein zur Ruhe, meine Traumata belasten mich nicht mehr so. Außerdem kann mir mein Partner nicht mehr unterbewusst suggerieren, ich würde ihn brauchen.
Die Liebe zu meinem Partner:
Es ist nicht so, als würde ich meinen Partner nicht auf eine Art lieben. Wir lachen seit meinem Auszug wieder mehr zusammen, können über unseren Tag reden oder auf dem Sofa liegen und kuscheln - es reizt mich aber auch nichts daran, mit ihm raus zu gehen. Wir haben keine richtigen gemeinsamen Hobbys, bzw. hat er sehr wenige.
Er wäre der perfekte Vater für meine Kinder, er ist ein sicherer Fels in der Brandung, der immer in gewisser Weise für mich da sein würde. Er ist einfach ein Teil von mir - ohne den ich nicht sein will, oder momentan noch nicht sein kann.
Aber ich kann nicht sagen, ob ich noch bei ihm wäre, wenn ich keine Panikstörung mehr haben würde. Wenn ich wieder vollkommen ich wäre. Aber ich kann ihn auch noch nicht gehen lassen. Es gibt viele Sachen, die ich an ihm als Menschen schätze.
Der Junge, der mein Herz gestohlen hat und der Mann, der es jetzt in den Händen hält:
Vor 8 Jahren, kurz bevor ich mit meinem Partner zusammen kam, gab es jemanden in meinem Leben.
Ich kam gerade aus meiner ersten längeren Beziehung und hatte einen Jungen kennengelernt (Wir waren 18 Jahre), in den ich wahnsinnig, wahnsinnig verliebt war (so sehr wie noch nie und nie wieder danach). Dieser Junge teilte fast alle meiner duzenden Hobbys. Mit ihm habe ich nächtelang philosophiert, wir hatten eine so tiefe Verbindung und konnten einander alles erzählen. Es war der Sommer meines Lebens Dieser Junge allerdings, war ständig auf Achse, hatte unzählige Freundschaften, und Pläne in einem halben Jahr aus meiner Stadt wegzuziehen. Trotzdem wollte er (auch total verknallt in mich) eine Beziehung mit mir, worüber ich mir nicht sicher war. Zu dieser Zeit wurde meine Panik schlimmer und ich vermied bereits erste Situationen. Dieser Junge aber, akzeptierte dies und bliebt ungefragt bei mir - ohne mich zu verurteilen, obwohl er es nicht nachvollziehen konnte. Er wirkte jedoch auf mich so zerbrechlich, dass ich ihm diese Bürde einfach nicht auferlegen konnte. Er selbst kannte großes Leid, wohnte seitdem er 16 war allein. Auch seine statur war sehr zierlich, er war nicht gerade ein Frauenschwarm - aber seine Augen waren die schönsten, die ich jeh gesehen hatte. Ich spürte aber auch bereits- dass es mit der Angst perspektivisch nicht einfacher werden würde, gerade so kurz nach dem Abi. Und ich liebte ihn so sehr, dass ich es nicht mit ihm versuchen konnte.
Außerdem hatte ich meinen Partner kennengelernt, der sich nun um mich bemühte. Stabiles Umfeld, er selbst hatte seinen Vater verloren und kannte Panikattacken - er hatte sie bereits erfolgreich überwunden. Wow dachte ich, in seinen Armen fühlte ich mich so sicher! Er ist ein sehr großer, muskulöser Mann, der scheinbar das Unheil der Welt von einem fernhalten kann. Ich brach den Kontakt zu meiner großen Liebe ab und ließ ihn ziehen. Eins der schwersten Dinge, die ich je getan habe. Und ich kam mit meinem Partner zusammen.
Der Vorfall:
Es verging kein Monat in den letzten Jahren, in dem ich nicht an diese Liebe gedacht habe. Ich hatte ihn aufgegeben, was vielleicht der größte Fehler meines Lebens war. Nach meinem Auszug in diesem Jahr - nach meinen ersten richtigen Erfolgen - erkannte ich, dass ich für weitere Schritte wieder Motivation brauchte.
Dann kam es zu einem schweren Vertrauensbruch in meiner Beziehung. Kurz gefasst: Ich war bereit meinen Partner endlich wieder zu einer Party gehen zu lassen, er versprach mir im Notfall ans Telefon zu gehen - es kam ein echter Notfall, und er ging nicht ran. Er schoss sich ab und kam erst am nächsten Morgen zurück. Außerdem hatte er allen gemeinsamen Freunden mitgeteilt, nicht ans Telefon zu gehen, wenn ich anrufe. Ich war und bin noch immer zutiefst verletzt. Die Vereinbarung zwischen meinem Partner und mir war nämlich eigentlich auf diesen Säulen gebaut: Er ist für mich da - ich bin ihm treu. Aber er war nicht da gewesen. Er hatte sich dafür nicht ein mal antsändig entschuldigt.
Der einzige wirklich existente Grund, wieso ich ihn noch brauchte (dass er da ist im Falle eines Falles), war weggebrochen.
Jetzt wollte ich wissen, was ich damals verpasst hatte. Ich wollte den Unterschied spüren, zwischen angewiesen sein und jemanden gern zu haben. Ich wollte wissen, ob ich meinen Partner noch liebe. Und auch, was aus meiner großen Liebe geworden war. Ob wenigstens er sein Happy end gefunden hat. Ob es ihm durch meine Entscheidung besser ergangen war, als mir.
Der erste Kontakt
Nervös kontaktierte ich meine alte Liebe mit anonymen Profil, sagte ihm lediglich kurz, dass er ein wunderbarer Mensch ist und erwartete nicht ein mal eine Antwort - doch er schrieb direkt zurück und wir begannen lange chats über Gott und die Welt. Er spielte Sherlock Holmes um meine Identität herauszufinden und ich freute mich über tiefgründige Gespräche, zu denen mein Partner gar nicht fähig ist.
Es dauerte nicht lang, bis ich enttarnt worden war. Es gab laut ihm wenige Frauen, mit deinen man so intensiv diskutieren und philosophieren kann. Er hatte mich also nicht vergessen. Wir telefonierten einen Abend sehr lang und lachten unheimlich viel. Er erzählte mir von einem Projekt von sich, und ich klinkte mich ein, da meine vielen Hobbys genau die Fähigkeiten abdeckten, nach denen er auf der Suche war. Ich erzählte ihm jedoch auch, dass ich mich von meinem Partner getrennt hatte. Vielleicht war es unterbewusst auch in diesem Moment so für mich. Ich wollte, dass er denkt, ich sei single. Ich wollte wissen wie es ist, wenn ich wieder geschätzt werde. Wenn sich etwas anbahnen kann, was man nicht von vorn herein unterdrücken muss. Wir schreiben noch immer täglich miteinander. (Nicht im ero. oder romantischem Sinne, wir pflegen gerade eine tiefe Freundschaft und unser Projekt!)
Es dauerte nicht lange, da besuchte er mich das erste mal (letzte Woche). Er wohnt etwa eine Stunde von mir entfernt, für ihn nicht die Welt, für mich leider schon. Und es war sofort wie früher. Er war wie früher. Noch immer der rumtreiber, mit vollem Terminplan, was mich immer abgeschreckt und gleichzeitig fasziniert hat. Ich merkte, ich will das auch! Ohne Angst raus gehen, Freunde besuchen, Reisen. er ist das pure Leben. Und gleichzeitig das Gefühl von Zuhause, angekommen sein, Zärtlichkeit und Verständnis. Er motiviert mich, gibt mir Hoffnung, nicht aufzugeben.
Heute war sein zweiter Besuch. Das Projekt geht gut voran, doch ich merke auch, dass er vermehrt Körperkontakt zu mir sucht. Er ist eine kleine Schmusekatze, nach dem Mittagessen hat er sich an mich angelehnt und einfach die Augen zu gemacht. Auf der einen Seite war es mir unangenehm, da ich nicht plane, meinem Partner fremd zu gehen. Auf der anderen Seite schulde ich ihm laut meines Therapeuten auch nichts. Aber, was soll ich tun? Wie mich fühlen? Was darf ich aus dieser Begegnung mitnehmen, was nicht?
Wie soll es weitergehen?
Ich möchte mich von meinem Partner nicht trennen. Wir haben so viel durchgemacht. Aber ich schulde ihm auch nichts (das muss ich mir immer und immer wieder sagen, vielleicht glaube ich es irgendwann). Ich kann mich von meinem Partner noch nicht trennen. Ich fühle mich zu abhängig. Vielleicht würde es mit uns auch besser werden, wenn ich weniger Angst hätte und ihn nicht mehr einschränken würde. Aber ich möchte meiner alten Liebe nah sein können, falls es dazu kommen sollte. Natürlich hat sich mein Partner nicht an unsere Vereibarung gehalten. Aber das heißt nicht, dass ich das recht habe, ihm untreu zu sein. Mein Therapeut rät mir, mal den Kopf auszuschalten. Diese sich neu entfaltende Freundschaft, oder was es werden könnte, als Chance zu sehen. Chance, dass ich nicht abhängig von meinem Partner bin. Denn allein durch diese neu entfachte Freundschaft, kann auch mein Partner wieder problemlos Samstags weg gehen. Weil ich mehr Kraft habe, Motivation und wieder einen Sinn sehe. Mein Therapeut meint, es könne sein, dass ich durch eine Affäre wieder die Liebe zu meinem Partner gewinnen würde. Oder mich zu neuen Dingen überwinde und endlich meine Panik los werde. Oder mich dazu entscheide, meinen Partner zu verlassen. All dies könne ich nur erfahren, wenn ich nicht alles kontrolliere, sondern mal etwas tue. Etwas unvorhergesehenes, ungeplantes, vielleicht auch falsches. Denn ich habe zu krampfhaft versucht, alles für meinen Partner zu geben und nicht das zurückbekommen, was ich gebraucht hätte.
Was sind eure Gedanken?
Nun sitze ich hier. Zwei Männchen sind auf meiner einen Schulter.
Das eine sagt:
Mach dir keine Gedanken! Wenn du ihn küssen willst, dann tu es. DU schuldest deinem Partner nichts. Er hat dich auch im Stich gelassen, als du ihn brauchtest. Vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit, deiner großen Liebe je wieder näher zu kommen. Vielleicht sirbst du morgen. Vielleicht findest du auch Hoffnung. Vielleicht befreist du auch deinen Partner mit deiner Abhängigkeit damit!
Das andere sagt:
Du wärst nicht besser als er! Du würdest ihn zutiefst verletzen, wenn er es erfahren würde. Du wärst sogar noch schlimmer! Du könntest niemals mit deinem Gewissen leben! Du willst deinen Partner nicht aufgeben!
Was würdet ihr tun?
Ich bin in einer sehr verzwickten Situation und würde mich unheimlich über euren Rat freuen!
VIELEN DANK an alle, die sich die Zeit nehmen, mir zu helfen.
Meine Krankheitssituation:
Ich (28) bin mit meinem Partner seit 9 Jahren zusammen. Seit 8 Jahren wohnen wir zusammen. Vor etwa 7 Jahren habe ich jedoch, aufgrund von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit, eine massive Panikstörung bekommen. Hierfür war ich auch mehrfach in Therapie, ich habe aber erst vor 10 Monaten DEN Therapeuten (Analytischer Therapeut) gefunden, der diese Traumata endlich aufgedeckt hat und mit mir bearbeitet. Vorher hatte ich mehrfache Verhaltenstherapien, die letzte ging zwei Jahre bis letzten August. Diese hatte mich noch mehr kaputt gemacht, als ich es ohnehin schon war (Sie hat mich während der Angst festgehalten, angepackt, mich zu Sachen gezwungen usw.).
Kurz gefasst, ich kann mich seit 6 Jahren nur noch im näheren Umfeld meines Zuhauses bewegen (einkaufen auch noch nicht möglich). Langsam erweitere ich meinen Umkreis jedoch.
Das schädigende Verhalten meines Partners:
Mein Partner war auch nicht unschuldig daran, da er es gewisser maßen unterbewusst genießt, wenn ich nur für ihn da bin. Eigentlich bin ich jemand, der die Jungs hinterhergeschaut haben, während er eher der Durchschnitt ist. Daher war für ihn meine plötzliche Angst raus zu gehen auch positiv, da er sich das erste mal meiner Sicher sein konnte. Aber er musste sich nicht mehr bemühen. Leider hat er sich nicht immer daran gehalten, für mich da zu sein. Ein Beispiel: Ich lag mit 42 Grad Fieber Zuhause im Bett und er war auf einer freiwilligen Firmenfeier. Ich bat ihn dringlich nachhause zu kommen, er kam 5 Stunden später, als diese vorbei war. So etwas passierte regelmäßig. Außerdem behandelte er mich über zwei Jahre relativ schlecht. Er lachte nur noch bei anderen, redete kaum mit mir und gestattete mir nur manchmal, mich an ihn ran zu kuscheln, wenn ich nett fragte.
(Das ist kein Witz: Ich wollte mich anlehnen und er sagte Hast du gefragt?)
All das machte mich emotional aus Angst noch abhängiger. Ich bediente ihn daraufhin wie Aschenputtel um meine Unzulänglichkeiten gut zu machen, war ich doch dankbar dafür, dass er bei mir blieb. Ich war sein Abfalleimer, nahm ihm seine Sorgen, baute ihn auf, kochte Mittag, hielt die Wohnung sauber, und wurde im Gegenzug ignoriert. Er glaubte nicht mehr daran, dass ich mich eines Tages bessern würde, unterstützte mich also auch kaum noch.
Ich bekam somit auch noch Panik, wenn er mit seinen Freunden raus wollte. Nicht aus Angst, er könne Fremdgehen, sondern aus Angst, ich könne Angst bekommen und ihn bitten nachhause zu kommen und er würde nicht kommen - dies war schon mehrfach passiert. Doch jedes mal, wenn wegen mir eine Veranstatung platzte, behandelte er mich 1 - 2 Wochen wie Dreck.
Und trotzdem fühlte ich mich schuldig, blieb er doch bei mir und schenkte mir manchmal Aufmerksamkeit.
Wegen meiner Angst ging er fast gar nicht mehr mit seinen Freunden weg, ich bat ihn, mich an wichtigen Abenden anzulügen, mir zu sagen er müsse arbeiten, damit meine Angst ihm nicht einen Strich durch die Rechnung machte. Hut ab vor ihm, er tat dies unheimlich selten und stellte statdessen viele Freundschaften ein. Ich war dafür noch dankbarer und hasste mich selbst noch mehr. Ich habe aber folgendes erkannt: Er hat (unterbewusst) meine Angst gefördert, indem er die einzige Sache, die mich an ihn bindet, manipuliert hat - seine Anwesenheit und das kommen, wenn es mir schlecht ging. Er nutzte dies für Veranstaltungen, zu denen er sowieso nicht gehen wollte, als Ausrede und lies seine Launen an mir aus.
Erkentnisse aus meiner Therapie:
Als ich endlich meinen Therapeuten fand, zog ich zunächst aus der gemeinenen Wohnung aus, in eine mini Wohnung im Haus nebenan. Da wir auch vorher finanziell alles halbe halbe machten, machte es für mich kaum einen Unterschied (Obwhol ich 800 Euro Bafög bekam, (Fernstudium) und am Monatsende gerade mal 50 Euro übrig hatte und er 3000 Netto verdient). Seitdem kann mein Partner wieder alles tagsüber machen, er kontaktiert mich einfach, wenn er zuhause ist und ich Mittagessen machen kommen kann. Ich habe durch meinen Therapeuten erkannt, dass ich meinem Partner nichts schuldig bin. Er hat von mir mindestens genau so profitiert wie ich von ihm. Ja, ich habe seine Freiheit gewisser maßen eingeschränkt, doch selbst das hat er mehrfach gebrochen und mich noch kaputter zurück gelassen. Ich lerne jetzt wieder alleine zurecht zu kommen und meine Angst allein zu ertragen - und das erste mal nach JAHREN habe ich das Gefühl, es wird besser. Ich komme endlich auch allein zur Ruhe, meine Traumata belasten mich nicht mehr so. Außerdem kann mir mein Partner nicht mehr unterbewusst suggerieren, ich würde ihn brauchen.
Die Liebe zu meinem Partner:
Es ist nicht so, als würde ich meinen Partner nicht auf eine Art lieben. Wir lachen seit meinem Auszug wieder mehr zusammen, können über unseren Tag reden oder auf dem Sofa liegen und kuscheln - es reizt mich aber auch nichts daran, mit ihm raus zu gehen. Wir haben keine richtigen gemeinsamen Hobbys, bzw. hat er sehr wenige.
Er wäre der perfekte Vater für meine Kinder, er ist ein sicherer Fels in der Brandung, der immer in gewisser Weise für mich da sein würde. Er ist einfach ein Teil von mir - ohne den ich nicht sein will, oder momentan noch nicht sein kann.
Aber ich kann nicht sagen, ob ich noch bei ihm wäre, wenn ich keine Panikstörung mehr haben würde. Wenn ich wieder vollkommen ich wäre. Aber ich kann ihn auch noch nicht gehen lassen. Es gibt viele Sachen, die ich an ihm als Menschen schätze.
Der Junge, der mein Herz gestohlen hat und der Mann, der es jetzt in den Händen hält:
Vor 8 Jahren, kurz bevor ich mit meinem Partner zusammen kam, gab es jemanden in meinem Leben.
Ich kam gerade aus meiner ersten längeren Beziehung und hatte einen Jungen kennengelernt (Wir waren 18 Jahre), in den ich wahnsinnig, wahnsinnig verliebt war (so sehr wie noch nie und nie wieder danach). Dieser Junge teilte fast alle meiner duzenden Hobbys. Mit ihm habe ich nächtelang philosophiert, wir hatten eine so tiefe Verbindung und konnten einander alles erzählen. Es war der Sommer meines Lebens Dieser Junge allerdings, war ständig auf Achse, hatte unzählige Freundschaften, und Pläne in einem halben Jahr aus meiner Stadt wegzuziehen. Trotzdem wollte er (auch total verknallt in mich) eine Beziehung mit mir, worüber ich mir nicht sicher war. Zu dieser Zeit wurde meine Panik schlimmer und ich vermied bereits erste Situationen. Dieser Junge aber, akzeptierte dies und bliebt ungefragt bei mir - ohne mich zu verurteilen, obwohl er es nicht nachvollziehen konnte. Er wirkte jedoch auf mich so zerbrechlich, dass ich ihm diese Bürde einfach nicht auferlegen konnte. Er selbst kannte großes Leid, wohnte seitdem er 16 war allein. Auch seine statur war sehr zierlich, er war nicht gerade ein Frauenschwarm - aber seine Augen waren die schönsten, die ich jeh gesehen hatte. Ich spürte aber auch bereits- dass es mit der Angst perspektivisch nicht einfacher werden würde, gerade so kurz nach dem Abi. Und ich liebte ihn so sehr, dass ich es nicht mit ihm versuchen konnte.
Außerdem hatte ich meinen Partner kennengelernt, der sich nun um mich bemühte. Stabiles Umfeld, er selbst hatte seinen Vater verloren und kannte Panikattacken - er hatte sie bereits erfolgreich überwunden. Wow dachte ich, in seinen Armen fühlte ich mich so sicher! Er ist ein sehr großer, muskulöser Mann, der scheinbar das Unheil der Welt von einem fernhalten kann. Ich brach den Kontakt zu meiner großen Liebe ab und ließ ihn ziehen. Eins der schwersten Dinge, die ich je getan habe. Und ich kam mit meinem Partner zusammen.
Der Vorfall:
Es verging kein Monat in den letzten Jahren, in dem ich nicht an diese Liebe gedacht habe. Ich hatte ihn aufgegeben, was vielleicht der größte Fehler meines Lebens war. Nach meinem Auszug in diesem Jahr - nach meinen ersten richtigen Erfolgen - erkannte ich, dass ich für weitere Schritte wieder Motivation brauchte.
Dann kam es zu einem schweren Vertrauensbruch in meiner Beziehung. Kurz gefasst: Ich war bereit meinen Partner endlich wieder zu einer Party gehen zu lassen, er versprach mir im Notfall ans Telefon zu gehen - es kam ein echter Notfall, und er ging nicht ran. Er schoss sich ab und kam erst am nächsten Morgen zurück. Außerdem hatte er allen gemeinsamen Freunden mitgeteilt, nicht ans Telefon zu gehen, wenn ich anrufe. Ich war und bin noch immer zutiefst verletzt. Die Vereinbarung zwischen meinem Partner und mir war nämlich eigentlich auf diesen Säulen gebaut: Er ist für mich da - ich bin ihm treu. Aber er war nicht da gewesen. Er hatte sich dafür nicht ein mal antsändig entschuldigt.
Der einzige wirklich existente Grund, wieso ich ihn noch brauchte (dass er da ist im Falle eines Falles), war weggebrochen.
Jetzt wollte ich wissen, was ich damals verpasst hatte. Ich wollte den Unterschied spüren, zwischen angewiesen sein und jemanden gern zu haben. Ich wollte wissen, ob ich meinen Partner noch liebe. Und auch, was aus meiner großen Liebe geworden war. Ob wenigstens er sein Happy end gefunden hat. Ob es ihm durch meine Entscheidung besser ergangen war, als mir.
Der erste Kontakt
Nervös kontaktierte ich meine alte Liebe mit anonymen Profil, sagte ihm lediglich kurz, dass er ein wunderbarer Mensch ist und erwartete nicht ein mal eine Antwort - doch er schrieb direkt zurück und wir begannen lange chats über Gott und die Welt. Er spielte Sherlock Holmes um meine Identität herauszufinden und ich freute mich über tiefgründige Gespräche, zu denen mein Partner gar nicht fähig ist.
Es dauerte nicht lang, bis ich enttarnt worden war. Es gab laut ihm wenige Frauen, mit deinen man so intensiv diskutieren und philosophieren kann. Er hatte mich also nicht vergessen. Wir telefonierten einen Abend sehr lang und lachten unheimlich viel. Er erzählte mir von einem Projekt von sich, und ich klinkte mich ein, da meine vielen Hobbys genau die Fähigkeiten abdeckten, nach denen er auf der Suche war. Ich erzählte ihm jedoch auch, dass ich mich von meinem Partner getrennt hatte. Vielleicht war es unterbewusst auch in diesem Moment so für mich. Ich wollte, dass er denkt, ich sei single. Ich wollte wissen wie es ist, wenn ich wieder geschätzt werde. Wenn sich etwas anbahnen kann, was man nicht von vorn herein unterdrücken muss. Wir schreiben noch immer täglich miteinander. (Nicht im ero. oder romantischem Sinne, wir pflegen gerade eine tiefe Freundschaft und unser Projekt!)
Es dauerte nicht lange, da besuchte er mich das erste mal (letzte Woche). Er wohnt etwa eine Stunde von mir entfernt, für ihn nicht die Welt, für mich leider schon. Und es war sofort wie früher. Er war wie früher. Noch immer der rumtreiber, mit vollem Terminplan, was mich immer abgeschreckt und gleichzeitig fasziniert hat. Ich merkte, ich will das auch! Ohne Angst raus gehen, Freunde besuchen, Reisen. er ist das pure Leben. Und gleichzeitig das Gefühl von Zuhause, angekommen sein, Zärtlichkeit und Verständnis. Er motiviert mich, gibt mir Hoffnung, nicht aufzugeben.
Heute war sein zweiter Besuch. Das Projekt geht gut voran, doch ich merke auch, dass er vermehrt Körperkontakt zu mir sucht. Er ist eine kleine Schmusekatze, nach dem Mittagessen hat er sich an mich angelehnt und einfach die Augen zu gemacht. Auf der einen Seite war es mir unangenehm, da ich nicht plane, meinem Partner fremd zu gehen. Auf der anderen Seite schulde ich ihm laut meines Therapeuten auch nichts. Aber, was soll ich tun? Wie mich fühlen? Was darf ich aus dieser Begegnung mitnehmen, was nicht?
Wie soll es weitergehen?
Ich möchte mich von meinem Partner nicht trennen. Wir haben so viel durchgemacht. Aber ich schulde ihm auch nichts (das muss ich mir immer und immer wieder sagen, vielleicht glaube ich es irgendwann). Ich kann mich von meinem Partner noch nicht trennen. Ich fühle mich zu abhängig. Vielleicht würde es mit uns auch besser werden, wenn ich weniger Angst hätte und ihn nicht mehr einschränken würde. Aber ich möchte meiner alten Liebe nah sein können, falls es dazu kommen sollte. Natürlich hat sich mein Partner nicht an unsere Vereibarung gehalten. Aber das heißt nicht, dass ich das recht habe, ihm untreu zu sein. Mein Therapeut rät mir, mal den Kopf auszuschalten. Diese sich neu entfaltende Freundschaft, oder was es werden könnte, als Chance zu sehen. Chance, dass ich nicht abhängig von meinem Partner bin. Denn allein durch diese neu entfachte Freundschaft, kann auch mein Partner wieder problemlos Samstags weg gehen. Weil ich mehr Kraft habe, Motivation und wieder einen Sinn sehe. Mein Therapeut meint, es könne sein, dass ich durch eine Affäre wieder die Liebe zu meinem Partner gewinnen würde. Oder mich zu neuen Dingen überwinde und endlich meine Panik los werde. Oder mich dazu entscheide, meinen Partner zu verlassen. All dies könne ich nur erfahren, wenn ich nicht alles kontrolliere, sondern mal etwas tue. Etwas unvorhergesehenes, ungeplantes, vielleicht auch falsches. Denn ich habe zu krampfhaft versucht, alles für meinen Partner zu geben und nicht das zurückbekommen, was ich gebraucht hätte.
Was sind eure Gedanken?
Nun sitze ich hier. Zwei Männchen sind auf meiner einen Schulter.
Das eine sagt:
Mach dir keine Gedanken! Wenn du ihn küssen willst, dann tu es. DU schuldest deinem Partner nichts. Er hat dich auch im Stich gelassen, als du ihn brauchtest. Vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit, deiner großen Liebe je wieder näher zu kommen. Vielleicht sirbst du morgen. Vielleicht findest du auch Hoffnung. Vielleicht befreist du auch deinen Partner mit deiner Abhängigkeit damit!
Das andere sagt:
Du wärst nicht besser als er! Du würdest ihn zutiefst verletzen, wenn er es erfahren würde. Du wärst sogar noch schlimmer! Du könntest niemals mit deinem Gewissen leben! Du willst deinen Partner nicht aufgeben!
Was würdet ihr tun?
30.08.2020 00:10 • • 04.09.2020 #1
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