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Denke,ein grundsätzliches Problem bei psychischen Erkrankungen ist,dass man sie nicht auf den ersten Blick erkennen kann.

Deswegen hab ich mir phasenweise gewünscht ,eine körperliche Erkrankung zu haben.
Mal ganz platt gesagt,mit einem gebrochenen Bein wird man nicht wieder nach Hause geschickt und muss auch nicht monatelang auf Behandlung warten.

Eine Psychotherapeutin,die auch mal in der Psychiatrie gearbeitet hat,hat mir gesagt,dass sie dort auf viele Menschen traf,die nur deswegen dort waren,weil sie viel zu lange auf Behandlung warten mussten.
Mir selbst war das auch widerfahren.

Und wenn die Behandlung (wenn man sie endlich bekommt) nicht direkt Erfolge zeigt,ist man gerne auch noch selbst Schuld und die Behandler hacken sich gegenseitig kein Auge aus,die sind immer fein raus und verdienen gut an uns.


Kürzlich sah ich einen Bericht im TV,in dem dargestellt wurde,dass es durchaus genügend Psychotherapeuten gibt aber viel zu wenig Praxen!
Um die vorhandenen (Praxisräume) wird sich dann gekloppt und die Preise werden hochgepusht bis zum geht nicht mehr aufgrund der überdimesionalen Nachfrage.

Also da darf man dann als Therapeut mal eben einen Kredit von 100.000 Euro aufnehmen für einen simplen Raum ,in dem ein Tisch und zwei Stühle stehen.
Das ist die andere Seite.
Also da müssten gesetzliche Regelungen her und auch eine Kontrollinstanz,die diese Gesetze auch überwacht.

Letzteres funktioniert ja hier in Deutschland in allen Bereichen nicht und deswegen ist auch kaum zu erwarten,dass sich das zeitnah bessern wird.

Es bleiben viele psychisch - zum Teil stark belastete- Menschen viel zu lange auf sich selbst zurück geworfen.
Was die Folgebehandlungen umso langwieriger (und kostspieliger) macht.

Ergo: Psychisch Erkrankte haben keine Lobby und können dies in der Regel auch nicht selbst erkämpfen,weil man hat genug damit zu tun,sich selbst einigermassen über Wasser zu halten.

Zitat von Flame:
Kürzlich sah ich einen Bericht im TV,in dem darsgestellt wurde,dass es durchaus genügend Psychotherapeuten gibt aber viel zu wenig Praxen!
Um die Vorhandenen wird sich dann gekloppt und die Preise werden hochgepusht bis zum geht nicht mehr aufgrund der überdimesionalen Nachfrage.

Das Problem sind die sog. Kassensitze - also die Zulassung zur Niederlassung und Abrechnung als Vertragsarzt (Psychotherapeuten zählen seit 1999 zu den Fachärzten und haben eine staatliche Approbation).
Über die Verteilung der Kassensitze entscheidet die Bundes- und Landesbedarfsplanung der Bundes- und Landes-KV sowie der gemeinsame Bundesausschuss.
Das Problem ist, dass die Kriterien offensichtlich so unrealistisch sind, dass sie am tatsächlichen Bedarf vorbeigehen. Oder es wird z.B. von Seiten des Dachverbands der Krankenkassen argumentiert, dass eine Aufstockung der Kassensitze nur zu einer noch höheren Nachfrage führen würde, die niemals ausreichend bedient werden könne.

Als Psychotherapeut, der sich mit Kassensitz niederlassen möchte, hat man zwei Möglichkeiten:
1. Sich in einem Bereich niederlassen, der nach der Bedarfsplanung (noch) nicht überversorgt ist - dann kriegt man den Kassensitz umsonst und ggf. sogar noch Zuschüsse wie ZuZ o.ä.
2. Man übernimmt von einem Kollegen/einer Kollegin, die z.B. in den Ruhestand geht, den Kassensitz für einen entsprechenden Geldbetrag. Der ist von der jeweiligen Lage abhängig. In Großstädten zahlt man für einen halben Sitz schon mal tatsächlich 80 - 100k, im ländlichen Raum sind es derzeit nur 30 - 40k.

Zitat von Flame:
Also da darf man dann als Therapeut mal eben einen Kredit von 100.000 Euro aufnehmen für einen simplen Raum ,in dem ein Tisch und zwei Stühle stehen.

Raum, Mobiliar oder anderes Inventar sind häufig gar nicht mal Teil des Verkaufs. Es geht in erster Linie um die Übernahme der Abrechnungsgenehmigung - das ist die Lizenz zum Gelddrucken.

Zitat von Flame:
Also da müssten gesetzliche Regelungen her und auch eine Kontrollinstanz,die diese Gesetze auch überwacht.

Dürfte meiner Einschätzung nach Wunschdenken bleiben.

Allerdings gäbe es andere Baustellen, die sich positiv auswirken würden: So täte der Gesetzgeber gut daran, dafür Sorge zu tragen, dass Psychotherapeuten in Ausbildung die erforderlichen Pflichtpraktika in Psychiatrie und Psychosomatik auch anständig vergütet werden.

A


Keine Traumata Entschädigungen!

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Zitat von Azure:
Kurze Antwort: Ja.... und viele Kinder haben nichteinmal die Möglichkeit für dieses Forum...

Um so mehr finde ich es stark, dass sich Betroffene hier zu Wort melden und deswegen plädiere ich auch darauf, die Wut im Bauch dahingehend zu kanalisieren, dass man handlungsfähig wird, aufzuklären.

Und wie ich schon einmal erwähnte und bei eigenen Verletzungen auch für mich anwende: Wenn ich Hass im Bauch habe, ggf. sogar Hass, den ich verabscheue und für den ich mich schäme, wenn ich jemanden verletzen möchte oder mich selbst verantwortlich mache... Dann haben die Leute die mir etwas angetan haben gewonnen(bzw ich verloren) egal ob sie es bewusst oder unbewusst gemacht hatten...

... dies ist und bleibt ein langer Prozess mit vielen Aufs- und Abs... das einzige, was ich tun kann, ist Menschen darüber zu informieren, die eventuell ähnliches wie ich erleben. Dies muss auf eine Art und Weise geschehen, die nicht aufgedrückt ist, sondern sollte eher als Angebot oder Gedankenanstoß und als eine Quelle von vielen dienen.

Zitat von Azure:
plädiere ich auch darauf, die Wut im Bauch dahingehend zu kanalisieren, dass man handlungsfähig wird, aufzuklären.

Die evolutionäre Funktion von Ärger und Wut besteht darin, ausreichend Distanz zwischen mir und dem Aggressor zu schaffen und nicht darin, die Energie von Wut und Ärger gegen mich selbst zu richten.

BTW ist das eine der Kernausagen der Emotionsfokussierten Therapie bei Traumafolgestörungen.

Zitat von gabehcuod:
Die evolutionäre Funktion von Ärger und Wut besteht darin, ausreichend Distanz zwischen mir und dem Aggressor zu schaffen

Und in einer zivilisierten Welt müssen wir uns hier manchmal auf fernöstliche Techniken rückbesinnen um diese Distanz innerlich zu schaffen... da uns die Variante mit dem Stein auf den Hintergrund langfristig auch nicht glücklich machen wird...

PS. und weitere Traumata verursacht

Zitat von gabehcuod:
Die evolutionäre Funktion von Ärger und Wut besteht darin, ausreichend Distanz zwischen mir und dem Aggressor zu schaffen und nicht darin, die Energie von Wut und Ärger gegen mich selbst zu richten.

Das stimmt nicht.
Wut ist Schmerz.
Haben viele, ich auch vor allem in jungen Jahren, die Schmerz über Verletzung nicht aushalten können, Wut hingegen schon.

Außerdem richtet sich Wut gerne krass gegen sich selbst zb bei SVV.

Zitat von gabehcuod:
Aggressor

Außerdem ist doch derjenige der in mir Wut auslöst doch nicht unbedingt ein Aggressor.
Verletzungen passieren auch ohne das jemand es wollte oder mit Absicht tat.

Aggressionen werden in der Psychologie Absicht unterstellt.
In Vezug auf Menschen mit narzisstischen Störungen ist es aber noch nicht einmal Absicht, sondern Überlebensstrategie.

Zitat von Azure:
manchmal auf fernöstliche Techniken rückbesinnen um diese Distanz innerlich zu schaffen...

Oder die Erfahrungen machen, dass
1.) Wut und Ärger berechtigt sind (jenseits etwaiger anderslautender sozialer Konventionen)
2.) ich dadurch ein Stück meiner Selbstwirksamkeit zurückkriege bzw. das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit reduziert wird, denn das führt auf Dauer nur zu Depression und schlimmstensfalls zur Verbitterung.

Zitat von Dunkelbunte:
Das stimmt nicht.

Dann müssen sich Emotionstheoretiker wie Izard, Plutschik oder Damasio wohl geirrt haben.

Zitat von Dunkelbunte:
Wut ist Schmerz.

Das ist sekundäre Wut, die ich gegen mich selbst und meinen eigenen Selbstwert richte.
Im Sinn von Leslie Greenberg ist das genau die Art von Wut, die - nicht nur bei Traumafolgestörungen - nicht hilfreich ist.

Zitat von Dunkelbunte:
Außerdem richtet sich Wut gerne krass gegen sich selbst zb bei SVV.

Auch das ist wieder sekundäre Wut, bei der sich die Energie nach innen richtet und zu Hochstress führt, der mangels ausreichender Fähigkeiten zur Emotionsregulation (Kernsymptom bei Traumafolgestörungen) nur noch mit Selbstverletzung kurzfristig bewältigt werden kann.

Zitat von Dunkelbunte:
Außerdem ist doch derjenige der in mir Wut auslöst doch nicht unbedingt ein Aggressor.

Ärger und Wut sind immer die Folge davon, dass andere Menschen meine Grenzen überschreiten bzw. Dinge tun, die sie nicht tun dürfen oder sollen. Ob das vorsätzlich oder fahrlässig passiert, ist nur peripher relevant.

Bist du gar nicht mehr oder weniger wütend auf Eltern, die über Jahre systematisch durch emotionalen Missbrauch deinen Selbstwert demontiert haben, nur weil sie es nicht absichtlich getan haben?

Generell habe ich gelernt, dass Wut Energie ist und ein Motor sein kann, Dinge in Angriff zu nehmen. Ob dabei unkontrolliert etwas unausgereiftes bei rauskommt, oder ob man (etwas fortgeschritten) noch eine Nacht darüber schläft und z.B. die Mail noch etwas umformuliert sind dann eher Details.

Wenn die Wut im Bauch bleibt und man sich handlungsunfähig fühlt, dann wird es für einen selbst gefährlich.

[PS. gänzlich ohne wissenschaftlichen Hintergrund und Referenzen sondern das was ich so beobachte]

Sorry, aber du haust hier deine Übernahme von Wahrheiten raus, die Dir auf Deinem Weg helfen, aber nicht wissenschaftlich untermauert sind.

Hier lesen labile und suchende Menschen mit.

Ich kann euch nur bitten gegen zu recherchieren!
Seid kritisch.

Zitat von Azure:
Generell habe ich gelernt, dass Wut ein Motor sein kann, Dinge in Angriff zu nehmen.

Genau das meine ich auch - die Energie von Wut und Ärger konstruktiv und hilfreich nutzen, statt sie gegen sich selbst zu richten und sich damit längerfristig zu schaden.

Zitat von Dunkelbunte:
aber nicht wissenschaftlich untermauert sind.

Wer es genauer wissen will, dem kann ich gerne die passenden Quellen nennen.
Das sind alles Dinge, die ich im Rahmen meiner eigenen Therapien erfahren habe. Und dabei handelte es sich samt und sonders um anerkannte Richtlinienverfahren. Notwendige Voraussetzung für die Anerkennung als Richtlinienverfahren ist der Nachweis der wissenschaftlichen Fundierung. Finde den Fehler ...

Zitat von Dunkelbunte:
Ich kann euch nur bitten gegen zu recherchieren!
Seid kritisch.

Dann bitte ich mal um entsprechende Quellenangaben - denn das interessiert mich jetzt doch einmal.

Zitat von Dunkelbunte:
Hier lesen labile und suchende Menschen mit.

Aus genau diesem Grund teile ich diese hilfreichen Einsichten und Erkenntnisse.

Zitat von Dunkelbunte:
Außerdem ist doch derjenige der in mir Wut auslöst doch nicht unbedingt ein Aggressor.

Aus subjektiver Sicht vielleicht schon...
Im Endeffekt werde ich doch dann wütend, wenn etwas da ist, was mir schadet und mich in meiner Entfaltung einschränkt....

Ein egoistisches Gehirn sieht dann vielleicht auch in dem Fels, der im Weg steht einen Aggressor(=etwas was gegen mich ist). Vielleicht hängen wir aktuell etwas zu sehr an konkreten Begriffen?

Zitat von Azure:
deswegen plädiere ich auch darauf, die Wut im Bauch dahingehend zu kanalisieren, dass man handlungsfähig wird,

Das ist ein zentraler Punkt,dass man negative Gefühle für sich nutzbar machen kann und sie damit in was Gutes umlenken kann also quasi transformieren.
Zitat von Dunkelbunte:
Außerdem ist doch derjenige der in mir Wut auslöst doch nicht unbedingt ein Aggressor.

Eben.
Und gerade deshalb finde ich es wichtig,die (eigene) Wut zu kanalisieren.
Sich davon nicht dominieren zu lassen.

Zitat von Flame:
Das ist ein zentraler Punkt,dass man negative Gefühle für sich nutzbar machen kann und sie damit in was Gutes umlenken kann also quasi transformieren.

Genau das versuche ich auch zu erklären:
Hinter jedem Gefühle steckt ein Bedürfnis - auch hinter Wut und Ärger, nämlich Schutz und Kontrolle.
Wut gegen mich selbst resultiert aus der Erfahrung, dass ich diesen Schutz und ausreichend Kontrolle nicht habe / hatte.
Mach ich die Erfahrung, dass es a) legitim und b) auch noch hilfreich ist, sich zu wehren, nutze ich die Energie von Wut und Ärger in einem positiven, um mich zu wehren und nicht vor Ohnmacht und Hilflosigkeit zu erstarren.

Zitat von Azure:
Vielleicht hängen wir aktuell etwas zu sehr an konkreten Begriffen?

Wenn man sich an konkreten Begriffen (die übrigens in der Literatur so verwendet werden) stört, kann man sich auch drauf einigen, dass Wut und Ärger immer die Folgen von subjektiv empfundenen Grenzüberschreitungen sind.

In der subjektiven Wahrnehmung ist halt dann auch der Opa mit Hut, Benz und Wackeldackel, der auf der Landstrasse mit 60 ohne erkennbaren Grund vor mir her schleicht unter Umständen der Aggressor, weil er das in meiner Sicht der Welt absichtlich macht, um mich zu ärgern.

Zitat von Flame:
Und gerade deshalb finde ich es wichtig,die (eigene) Wut zu kanalisieren.
Sich davon nicht dominieren zu lassen.

...

Zitat von Azure:
Wenn die Wut im Bauch bleibt und man sich handlungsunfähig fühlt, dann wird es für einen selbst gefährlich.

Und jetzt kommen wir an das riesen Dilemma, weswegen (vermutlich/unter anderem) Yuna eine Wut im Bauch hat und ich sehr nachdenklich gestimmt bin.

Viele Menschen haben eben keine Möglichkeit, aus einer Situatuion zu entkommen, oder sind auch nicht in der Lage, Dinge, anders über sich ergehen zu lassen, als bildlich gesprochen tatenlos ihre Kehle dem Aggressor entgegenzustrecken...

Vielleicht bleibt da dann wirklich nur möglichst frühzeitig im Erwachsenenalter soetwas aufzuarbeiten... und dann kommen wir an die Stelle, wo ihr ja anmerkt, dass es schwierig ist Traumatherapie zu finden... Soweit mein Gedanken zu deinem Thema @Yuna1976 für den Moment.

Zitat von Azure:
Viele Menschen haben eben keine Möglichkeit, aus einer Situatuion zu entkommen, oder sind auch nicht in der Lage, Dinge, anders über sich ergehen zu lassen, als bildlich gesprochen tatenlos ihre Kehle dem Aggressor entgegenzustrecken...

Als Kind jedenfalls nicht.
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Zitat von Flame:
Als Kind jedenfalls nicht.

Aber als Erwachsene verharren viele immer noch in der einmal gemachten Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit, obwohl das objektiv betrachtet gar nicht mehr so ist.

Zur Verdeutlichung empfehle ich die Geschichte vom Zirkuselefanten im Buch von Jorge Bucay.

Zitat von gabehcuod:
Aber als Erwachsene verharren viele in der einmal gemachten Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit, obwohl das objektiv betrachtet gar nicht mehr so ist.

Jedoch muss man aufpassen, dass nicht der Eindruck entsteht, dass die Betroffenen daran selbst schuld sind - bzw. es fällt mir schwer, das korrekt zu formulieren ihr wisst vielleicht was ich meine

Ich glaube es ist weniger das Verharren in Ohnmacht, sondern die Auseinandersetzung mit den Folgen des Traumas. Das Trauma ansich mag vorbei sein, was bleibt sind die Folgen: fehlendes (Ur) Vertrauen in die Welt und die Menschen, instabiles Selbstbild, Bindungsstörungen etc., Depressionen. Was wiederum zu neuen Problemen führt.

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