Hallo,
wir (MItte Vierzig) sind nun fast 20 Jahre verheiratet. Prinzipiell würde ich unsere Beziehung als gelungen bezeichnen, denn Probleme, Höhen und Tiefen hat ja nun mal jedes Paar. Allerdings schleichen sich bei mir seit einiger Zeit verstärkt Zweifel ein. Ich bin vom Wesen her direkt, offen, ehrlich, wenn mich etwas bedrückt, spreche ich es an, mein Partner ist der ruhige Typ, der vieles mit sich selbst ausmacht, und ich glaube inzwischen, dass da sehr viel mehr bei ihm abläuft als ich es geglaubt habe. Ich bin heute an einen Punkt angelangt, wo mein Vertrauen in ihn gerade etwas angefressen ist. Prinzipiell ist er fürsorglich, ermöglicht mir alle meine Wünsche wenn es geht (wobei ich in materieller Hinsicht nicht wirklich anspruchsvoll bin), aber wenn abends mal was im Kühlschrank fehlt, dann bietet er immer an, eben noch mal wegen einer Tafel Schokolade (z.B.) loszufahren, was ich aber nicht will, weil ich mir da dämlich vorkomme. Aber er würde es tun. Er sagt, wenn ich zufrieden und glücklich bin, ist er es auch. Umgedreht funktioniert das nicht, ich bin da anders, für mich braucht es deutlich mehr als einen glücklichen Partner zu haben.
Nun zum Problem: Wir streiten selten. Wenn, wird es heftig und ich fühle mich danach auch lausig. Es fallen keine Beleidigungen oder so, aber er schafft es, dass ich danach mächtig angeschlagen bin, wie es bei ihm aussieht, ist mitunter schwer einzuschätzen. Gestern hatten wir ein Gespräch, kein wirklicher Streit, und es ging um ein Problem, was seit 20 Jahren besteht. Ich bin zwar sehr resolut, aber auch enorm verletzbar, meine Mutter hat mich hart und streng erzogen und mir emotional keinen Schutz gewährt. Ich bin also heute noch sehr dankbar, wenn mich jemand bei Angriffen von außen, Grenzüberschreitungen, in Schutz nimmt, sich spürbar auf meine Seite schlägt, weil es mir schwerfällt, mich emotional abzugrenzen, auch danach sagt immer etwas in mir, der andere hat Recht. Selbst wenn dem ganz offensichtlich nicht so war. Ich brauche also in solchen Situationen Verstärkung. Und solange ich denken kann, schaut mein Mann in solchen Situationen untätig zu. Ich halte ihn nicht für feige, aber er kann daneben sitzen, wenn seine Eltern mich an die Wand reden (zu zweit, mein Mann schweigt), selbst wenn es gerade um die Belange meines Mannes geht, für den ich mich stark mache, genauso kann sich eine beliebige Person mir gegenüber verbal übergriffig verhalten und er reagiert nicht. Wir haben uns deswegen häufig gestritten, er gelobte Besserung, meinte, ich wirke nicht wie jemand, der Hilfe bräuchte, hätte das auch schon gesagt (muss bestimmt zu Anfang unserer Beziehung gewesen sein), aber ich habe ihm immer wieder gesagt, dass ich in diesem Punkt die Unterstützung meines Partners brauche. Trotzdem hat sich nichts geändert. Letztens hat er mir Hilfe bei einer Sache angeboten, ich habe sie angenommen, weil mir das gerade gut tat, und als dann plötzlich jemand auf fast unverschämte Weise fragte, warum ich das nicht selbst tue - schwieg er, während ich in Erklärungsnot kam. Er hat mich geradezu ins Messer laufen lassen. Das Muster ist immer dasselbe.
Wir wohnen seit kurzem in einer Gegend, in der ich mich nicht wohlfühle. Ich neige zu Ängsten, und in der Stadt, wo wir wohnen, herrscht eine sehr hohe Kriminalität, Tendenz steigend, mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Ich möchte wieder wegziehen, er im Grunde seines Herzens nicht wegen seinem sehr guten Job, ich musste meinen vor 10 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und arbeite nur noch stundenweise von zu Hause. Ich habe ihm offen gesagt, dass ich zunehmend Angst hier bekomme und in eine Gegend ziehen möchte, wo ich mich sicher fühle, weil ich nicht glaube, dass er mich beschützen kann, wenn etwas passiert, denn das hat er nie getan. Er war sehr beleidigt und gekränkt, und im Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass er mir viele Dinge aus den letzten 20 Jahren nachträgt, aber auch aktuelle Dinge, und dass er, wenn er mich in den o.g. Situationen hängenlässt, er kurzzeitig Genugtuung erfährt, so sinngemäss: Das geschieht dir ganz recht! - Danach fühlt er sich mies, aber offensichtlich nicht mies genug, als dass es beim nächsten Mal genauso läuft.
Ich muss das heute erst mal verdauen. Er hatte früher mal so was angedeutet, aber gestern ist mir erst richtig bewusst geworden, was das bedeutet, nämlich dass er taktiert, dass er Dinge verschweigt, sie nicht mit mir ausdiskutiert, weil ihm das zu anstrengend ist oder er sich unterlegen fühlt, und dass er als Ventil dann Situationen nimmt, wo mir jemand anders an den Karren fährt und er steht daneben und fühlt Genugtuung. Das kann man vielleicht sogar schon unter Machtspielchen einordnen, ich weiß es nicht, weil ich so was nicht mache, ich bin nicht der Diplomat. Er hat schon immer gesagt, dass er furchtbar nachtragend sei und über Jahre Dinge in die Schublade legen kann um es dem anderen bei passender Gelegenheit heimzuzahlen. Aber bei mir wäre das anders, weil er mich liebt. Ich traue ihm nach wie vor keine aktiven Gemeinheiten zu, aber obwohl er weiß, wie sehr es mich kränkt, wenn mein Partner zuschaut, wie mich jemand verbal angreift, tut er es wohl ganz bewusst. Er macht sich sozusagen nicht die Hände dreckig sondern lässt das andere machen. Ich bin gerade so enttäuscht und wütend. Ich war immer ehrlich und fand, dass man über Probleme reden muss, und ja, ich bin nicht perfekt, aber das ist ja keiner. Ich habe im Verlaufe unserer Ehe sehr an mir gearbeitet, nicht, weil ich ein schlechter Mensch bin sondern weil man erwachsener und reifer wird, weil sich die Lebensumstände ändern, weil man Fehler macht und aus diesen Fehlern lernen muss und lernt.
Jetzt sitze ich hier und frage mich, wie ich mit den neu gewonnenen Erkenntnisse umgehen soll. Mein Vertrauen in ihn ist angekratzt. Er ist ein fürsorglicher, liebevoller Mensch, aber ich glaube, ich kenne auch nach 20 Jahren nicht alle seine Seiten.
wir (MItte Vierzig) sind nun fast 20 Jahre verheiratet. Prinzipiell würde ich unsere Beziehung als gelungen bezeichnen, denn Probleme, Höhen und Tiefen hat ja nun mal jedes Paar. Allerdings schleichen sich bei mir seit einiger Zeit verstärkt Zweifel ein. Ich bin vom Wesen her direkt, offen, ehrlich, wenn mich etwas bedrückt, spreche ich es an, mein Partner ist der ruhige Typ, der vieles mit sich selbst ausmacht, und ich glaube inzwischen, dass da sehr viel mehr bei ihm abläuft als ich es geglaubt habe. Ich bin heute an einen Punkt angelangt, wo mein Vertrauen in ihn gerade etwas angefressen ist. Prinzipiell ist er fürsorglich, ermöglicht mir alle meine Wünsche wenn es geht (wobei ich in materieller Hinsicht nicht wirklich anspruchsvoll bin), aber wenn abends mal was im Kühlschrank fehlt, dann bietet er immer an, eben noch mal wegen einer Tafel Schokolade (z.B.) loszufahren, was ich aber nicht will, weil ich mir da dämlich vorkomme. Aber er würde es tun. Er sagt, wenn ich zufrieden und glücklich bin, ist er es auch. Umgedreht funktioniert das nicht, ich bin da anders, für mich braucht es deutlich mehr als einen glücklichen Partner zu haben.
Nun zum Problem: Wir streiten selten. Wenn, wird es heftig und ich fühle mich danach auch lausig. Es fallen keine Beleidigungen oder so, aber er schafft es, dass ich danach mächtig angeschlagen bin, wie es bei ihm aussieht, ist mitunter schwer einzuschätzen. Gestern hatten wir ein Gespräch, kein wirklicher Streit, und es ging um ein Problem, was seit 20 Jahren besteht. Ich bin zwar sehr resolut, aber auch enorm verletzbar, meine Mutter hat mich hart und streng erzogen und mir emotional keinen Schutz gewährt. Ich bin also heute noch sehr dankbar, wenn mich jemand bei Angriffen von außen, Grenzüberschreitungen, in Schutz nimmt, sich spürbar auf meine Seite schlägt, weil es mir schwerfällt, mich emotional abzugrenzen, auch danach sagt immer etwas in mir, der andere hat Recht. Selbst wenn dem ganz offensichtlich nicht so war. Ich brauche also in solchen Situationen Verstärkung. Und solange ich denken kann, schaut mein Mann in solchen Situationen untätig zu. Ich halte ihn nicht für feige, aber er kann daneben sitzen, wenn seine Eltern mich an die Wand reden (zu zweit, mein Mann schweigt), selbst wenn es gerade um die Belange meines Mannes geht, für den ich mich stark mache, genauso kann sich eine beliebige Person mir gegenüber verbal übergriffig verhalten und er reagiert nicht. Wir haben uns deswegen häufig gestritten, er gelobte Besserung, meinte, ich wirke nicht wie jemand, der Hilfe bräuchte, hätte das auch schon gesagt (muss bestimmt zu Anfang unserer Beziehung gewesen sein), aber ich habe ihm immer wieder gesagt, dass ich in diesem Punkt die Unterstützung meines Partners brauche. Trotzdem hat sich nichts geändert. Letztens hat er mir Hilfe bei einer Sache angeboten, ich habe sie angenommen, weil mir das gerade gut tat, und als dann plötzlich jemand auf fast unverschämte Weise fragte, warum ich das nicht selbst tue - schwieg er, während ich in Erklärungsnot kam. Er hat mich geradezu ins Messer laufen lassen. Das Muster ist immer dasselbe.
Wir wohnen seit kurzem in einer Gegend, in der ich mich nicht wohlfühle. Ich neige zu Ängsten, und in der Stadt, wo wir wohnen, herrscht eine sehr hohe Kriminalität, Tendenz steigend, mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Ich möchte wieder wegziehen, er im Grunde seines Herzens nicht wegen seinem sehr guten Job, ich musste meinen vor 10 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und arbeite nur noch stundenweise von zu Hause. Ich habe ihm offen gesagt, dass ich zunehmend Angst hier bekomme und in eine Gegend ziehen möchte, wo ich mich sicher fühle, weil ich nicht glaube, dass er mich beschützen kann, wenn etwas passiert, denn das hat er nie getan. Er war sehr beleidigt und gekränkt, und im Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass er mir viele Dinge aus den letzten 20 Jahren nachträgt, aber auch aktuelle Dinge, und dass er, wenn er mich in den o.g. Situationen hängenlässt, er kurzzeitig Genugtuung erfährt, so sinngemäss: Das geschieht dir ganz recht! - Danach fühlt er sich mies, aber offensichtlich nicht mies genug, als dass es beim nächsten Mal genauso läuft.
Ich muss das heute erst mal verdauen. Er hatte früher mal so was angedeutet, aber gestern ist mir erst richtig bewusst geworden, was das bedeutet, nämlich dass er taktiert, dass er Dinge verschweigt, sie nicht mit mir ausdiskutiert, weil ihm das zu anstrengend ist oder er sich unterlegen fühlt, und dass er als Ventil dann Situationen nimmt, wo mir jemand anders an den Karren fährt und er steht daneben und fühlt Genugtuung. Das kann man vielleicht sogar schon unter Machtspielchen einordnen, ich weiß es nicht, weil ich so was nicht mache, ich bin nicht der Diplomat. Er hat schon immer gesagt, dass er furchtbar nachtragend sei und über Jahre Dinge in die Schublade legen kann um es dem anderen bei passender Gelegenheit heimzuzahlen. Aber bei mir wäre das anders, weil er mich liebt. Ich traue ihm nach wie vor keine aktiven Gemeinheiten zu, aber obwohl er weiß, wie sehr es mich kränkt, wenn mein Partner zuschaut, wie mich jemand verbal angreift, tut er es wohl ganz bewusst. Er macht sich sozusagen nicht die Hände dreckig sondern lässt das andere machen. Ich bin gerade so enttäuscht und wütend. Ich war immer ehrlich und fand, dass man über Probleme reden muss, und ja, ich bin nicht perfekt, aber das ist ja keiner. Ich habe im Verlaufe unserer Ehe sehr an mir gearbeitet, nicht, weil ich ein schlechter Mensch bin sondern weil man erwachsener und reifer wird, weil sich die Lebensumstände ändern, weil man Fehler macht und aus diesen Fehlern lernen muss und lernt.
Jetzt sitze ich hier und frage mich, wie ich mit den neu gewonnenen Erkenntnisse umgehen soll. Mein Vertrauen in ihn ist angekratzt. Er ist ein fürsorglicher, liebevoller Mensch, aber ich glaube, ich kenne auch nach 20 Jahren nicht alle seine Seiten.
03.09.2019 10:07 • • 09.09.2019 #1
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