Ach, ich weiß ganz genau, wovon du redest, und ich glaube ich weiß, woran es liegt, denn ich hatte das selbe Problem auch in der 12ten Klasse Kollegstufe. Ich hab auch in der 11ten mal einen Nervenzusammenbruch gehabt oder musste wegen diverser Schmerzen ins Krankenhaus von meinem Arzt aus - am Ende war nie was körperliches da, es war einfach der Druck und Stress, den ich mir in der Schule gemacht hab.
Drei Sachen haben mir geholfen, Alles lockerer zu sehen und mich nicht mehr so sehr kaputt zu machen:
- Ich hab mir gesagt, dass ich nur für mich alleine lerne, sonst für niemanden. Meine Leistungen dienen nur mir selbst und meiner beruflichen Zukunft. Was Andere davon denken, ist egal. Denen nutzen die Leistungen absolut gar nichts. Die haben ihr Zeugnis schon. Ich noch nicht. Also strenge ich mich an, für mich und für meine Zukunft. Nicht für Andere.
- Ich hab gelernt, Arbeit in Portionen aufzuteilen. Ich hab mir oft, wie du, alle Arbeit aufgezählt, die ich machen muss, auch Dinge, die ich heute rein zeitlich gar nicht mehr hätte schaffen können. Trotzdem hatte ich im Kopf eine riesen To-Do-Liste, hab meine Probleme und auch meine Arbeit zu einem Berg aufgetürmt. Vor diesem Berg stand ich dann und sah all die Arbeit und den Frust - und hab mich sofort abgewandt und was Anderes gemacht, oder mich zu jeder Kleinigkeit überwinden müssen. Dass das auf Dauer nicht klappt, ist klar. Man muss seine Probleme und auch die Arbeit in Portionen angehen. Mir hat es geholfen, mir einen Wochenplan in den Kalender zu schreiben. Wann ich welche Hausaufgaben erledige, welche ich verschieben oder liegen lassen kann, wann ich arbeiten gehe, etc. Alles klar strukturiert und durchdacht. Jede Sache an einem anderen Tag. Und ganz wichtig: Was erledigt war wurde fett durchgestrichen, damit es auch wirklich weg und erledigt war. Hab was Ähnliches auch von einem depressiven Mann gelesen. Sein Durchbruch kam, als er sah, wie seine Frau Geschirr abspült und dabei leise vor sich hin singt. Hätte die Frau vor 30 Jahren bei ihrer Hochzeit schon überlegt, wie viel Geschirr sie im Laufe ihrer Ehe würde abspülen müssen, hätte sie ihn vielleicht gar nicht geheiratet. Aber sie muss ja auch nicht alles Geschirr einer Woche auf einmal abspülen, das ist nämlich sehr viel, sondern nur jeden Tag ein paar Teller und Tassen und das war's. Sie erledigt den Abwasch in kleinen Portionen und denkt auch nicht an das schmutzige Geschirr von morgen oder übermorgen.. sondern nur an das von heute. Und so solltest du auch nur an deine Arbeiten von Heute denken. Pausen einplanen. Relaxen ohne an die Arbeit oder Aufgaben zu denken. Dann geht sie dir auch leichter von der Hand. Handle keinen riesen Berg ab, sondern mach dir kleine Maulwurfshügel draus, die kriegst du viel leichter weg
- Der Spaß muss sein. Ich hab in der 12ten auch am WE gelernt, trotzdem nix geschafft, weil ich keine Lust hatte und lieber was Anderes gemacht hätte. Das Ergebnis war fatal: Ich hatte das Gefühl, nur noch für die Schule zu lernen, das war entsetzlich. Nichts hat mir mehr Spaß gemacht, ich lebte bloß noch für meine Arbeit und meine Pflichten. In der 13ten dann hab ich mir verboten, am Sonntag was zu machen. Das führte dazu, dass ich unter der Woche zwar ordentlich ranklotzen musste, dafür hatte ich das WE aber komplett frei. Blieb Arbeit liegen, dann war das eben so! Dann hab ich eben am Montag das Zeug erledigt, das am Freitag liegen blieb. Aber ich hatte das WE für mich und das war gut, denn man braucht die Freizeit.
Abgesehen davon half es mir, beim Lernen für Prüfungen, wirklich Zeitpläne aufzustellen. Also etwa von 15:00-17:00 lernen, Essen, nochmal von 18:00-20:00, danach frei. Dadurch, dass ich nicht mehr bis zum Schlafengehen gebüffelt hab, hab ich gelernt, die wichtigen und dringlichen Aufgaben von unwichtigeren zu unterscheiden, und dadurch hab ich gelernt, mein Zeug schneller und pünktlicher zu erledigen.
Alles in Allem machte mir Schule in der 13ten mehr Spaß als jemals zuvor, ich hab auch VIEL weniger Zeit dafür aufgewandt als jemals zuvor, war aber gleichzeitig viel besser als jemals zuvor Eine 3 war in dieser Zeit undenkbar, ich hatte 1er oder 2er, wobei ich über 2er schon enttäuscht war, weil sie sehr selten waren. Auch meine Probleme haben sich in der Zeit quasi in Luft aufgelöst, weil ich nicht mehr Alles als Berg vor mir hatte, sondern mich in kleinen Portionen damit beschäftigt hab.
(Als mein Vater dann starb kam Alles hoch, klar, aber diese Herangehensweise an Arbeit und Probleme hab ich mir bewahrt und sie funktioniert noch immer.)
Aufmunternde Grüße und Hakuna Matata,
Bianca
04.03.2010 07:58 •
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