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Hallo zusammen,

Seit 3,5 Jahren habe ich einen Freund. Wir sind beide 45, wir wohnen nicht zusammen.
Da ist sehr viel Liebe, auch Zuwendung, aber eben sehr wenig Zeit. Er arbeitet so viel, in seiner Firma, manchmal tags und nachts. Ich weiß, wie wichtig ihm das ist und dass man hart arbeiten muss, um im Wettbewerb mithalten und standhalten zu können.

Aber nun macht sich bemerkbar, dass die wenige Zeit, die wir haben für eine Beziehung eigentlich nicht ausreicht. Er spürt und weiß, dass ich mir mehr gemeinsame Zeit wünsche, und er denkt er müsse mich loslassen, weil er mich nicht glücklich machen kann. Ich sage ihm dann immer, dass ich glücklich mit ihm bin, es aber schön wäre, wenn wir auch mal was unternehmen würden, und Zeit für uns hätten, und nicht nur kurze Treffen. Es bleibt so viel auf der Strecke, wenig tiefe Gespräche und wenig Nähe.

Sobald das Gespräch darauf kommt sagt er, dass er mir nicht gerecht werden kann, und es bestimmt besser wäre, wenn er sich zurückziehen würde, um mich nicht zu belasten.

Ich bekomme immer mehr Angst wenn er so etwas sagt. Ich verliere mein Vertrauen in ihn, habe Angst, dass das Gespräch darauf kommt. Ich weiß nicht das Richtige zu entgegnen, außer, dass ich nicht das Ende unserer Beziehung möchte, sondern eigentlich eine Vertiefung und etwas mehr Zeit.

Sein Drang wegzulaufen, alles hinzuwerfen macht mir große Angst, ich kann mit ihm nicht darüber sprechen, weil er dann sofort sagen würde, dass er es beenden muss, wenn er mich traurig macht. Dass er das dann für mich entscheiden müsse, damit es mir wieder gut geht.
Das ist so irre zerstörerisch, und er macht mir damit solche Angst, ich habe große Verlustängste entwickelt und komme kaum damit zurecht, dass diese Androhung der Trennung so über allem schwebt.

Ich habe angefangen, alle meine Gefühle vor ihm zu verbergen, bin auch auf Abstand gegangen, habe ihm mehr Raum für sich selbst und seine Arbeit gelassen, mit dem Ergebnis, dass er nicht näher an mich rückt, sondern weiter weg und das alles so hinnimmt.

Ich bin in dieser Entwicklung wie gefangen, ich weiß nicht mehr was ich tun soll.

19.08.2015 17:18 • 21.08.2015 #1


5 Antworten ↓


Hallo Puralis,

für mich hört es sich so an, als ob er nichts in die Beziehung investieren möchte - leider
Ich würde ehrlich gesagt, auch nicht mehr hinterherlaufen. Aber auf jeden Fall solltest du mit ihm darüber sprechen und schauen, ob er wirklich die Beziehung beendet. Wenn du es nicht versuchst, wirst du immer Angst vor seiner Reaktion haben. Im schlimmsten Fall spricht er wirklich die Trennung aus, aber dann weißt du, woran du bist und hängst nicht in der Luft.
Scheinbar ist ihm seine Arbeit wichtiger als die Beziehung, wenn ich das so lese.

Ich denke, wenn du ihm wichtig wärst, würde er sich nicht zurückziehen. Aber sprich mit ihm darüber, was du dir wünschst und wie die Beziehung aussehen soll. Du kannst nicht immer zurückstecken !

Ist bestimmt nicht einfach für dich.

Liebe Grüße
Oela

A


Ich habe starke Verlustängste bekommen

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Liebe Puralis, das ist keine Beziehung.

Du bist alt genug, das zu erkennen. Ihr hattet eine schöne Zeit, so wie es war, und jetzt ist
Sie vorbei. Du willst mehr, er nicht.

Da du schon leidest, was gibt dir dann diese Beziehung? Er will nicht mehr, akzeptiere es, sei dabei glücklich, oder beende es.

Treffe eine klare Entscheidung. Lieber eine Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Hallo,
Es ist immer schwer so was zu kommentieren. War die wenige Zeit schon von Anfang an gegeben? Oder ist das neu? Hat er sich in den 3,5 Jahren verändert im Verhältnis zu dir?
Ich frage nur weil es ja interessant wäre ob es Gründe oder so gibt neben der Job Geschichte.
Es gibt ja manchmal Zeiten da hat man mehr Druck im Job oder ist mehr eingespannt oder privat verändert sich etwas im Leben... usw.
Man könnte meinen er hat ein.schlechtes Gewissen dir gegenüber, oder spürt dass ihm der Job wichtiger ist als eine Beziehung, oder hat gerne die Kontrolle über eure Nähe,....es gäb viele Gründe. Deshalb kannst du nur mit ihm.reden um sein verhalten zu verstehen. Sei ehrlich mit deinen eigenen Vorstellungen von Beziehung, überleg dir welche Kompromisse du machen kannst und hör dir seine Seite an. Man kann mit vielen Umstände umgehen, wenn sie geklärt sind.

Vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Und liebe Olea und liebe Anni75, ich habe mit ihm gesprochen.
Im Gegensatz zu vorherigen Situationen, in denen ich sein Wegdriften nur gespiegelt habe und für mich alleine litt, habe ich ihm diesmal ganz offen und ehrlich gesagt, wie ich mich fühle, was sein Verhalten mit mir macht, und dass ich ihm eine solche Distanz in dieser Beziehung nicht geben kann, weil es dann keine Beziehung mehr für mich ist. Ich habe ihm auch meine Verlustängste eingestanden. Ich sagte ihm, vielleicht gehen unsere Ansprüche und Wünsche da sehr weit auseinender, und es könnte sein, dass mein Nähebedürfnis nicht zu seinen Distanzwünschen passt.

Er hat darauf erstaunlich gut reagiert. Er war sehr ehrlich und es ist so, dass er sich schlecht fühlt, weil er mir gerade so wenig an Zeit bieten kann, dass es in seiner Firma gravierende Probleme gibt und er alles geben muss, damit er die Lage wieder verbessern kann. Und dass er sich mir gegenüber wie ein Versager fühle, ein Wicht, der es nicht zustande bringt sich so zu verhalten, wie es richtig wäre. Er fühle sich hilflos, wenn er bemerkt, dass mich das alles traurig macht und dass er dann versucht sich zu verstecken.

Ehrliche Worte. Mit sehr viel Liebe und Tränen in seinen Augen. Und er gestand auch mir seine Befürchtungen ein, dass er Angst habe, ich könnte das so nicht aushalten.

Wir haben darüber gesprochen, dass wir Kompromisse finden müssen, aber er wollte nicht, dass ich Abstriche in meinen Wünsche machen muss, er will sich mehr bemühen.

Ich bin sehr froh, dass ich mich doch für ein ehrliches Gespräch entschieden hatte. Ich glaube, wenn ich mich in meinem Kummer einfach nur zurückgezogen hätte, dass er sich dann erst recht verschlossen hätte. Er ist der einzige so verschlossene Mensch in meinem Leben. Ich dachte immer, dass ich ihn bei Problemen oder Schwierigkeiten ankommen lassen muss, aber es scheint wohl so, dass er das nicht kann. Dass er es braucht, darauf angesprochen zu werden.
Hm…

Mir geht es allerdings nach diesem Gespräch sehr viel besser.
Wie ich jedoch für mich selbst an meinen Verlustängsten arbeiten kann, weiß ich noch nicht so recht. Ich hatte mich sehr sehr schlecht gefühlt.

Hallo Puralis,

das habe ich jetzt richtig gerne gelesen. Sehr gut mit dem Gespräch und denke nun bist Du ein Stück weiter. Das hast Du gut gemacht. Ergo, mach nicht direkt wieder ein neues Fass auf.





Dr. Reinhard Pichler
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