ich habe eine sehr interessante, leider jedoch auch sehr schmerzvolle Lebenserfahrung gemacht und wäre über ein kurzes Feedback zu meiner Story dankbar.
Ich versuche mich kurz zu halten. Gleich die Warnung vorweg, das habe ich leider nicht ganz geschafft.
Vor 4 Jahren habe ich einen jüngeren Mann in einem Chat kennengelernt, der von sich selbst auch sagt, dass er bi. ist. Ja ich bin auch ein Mann, das sollte aber heute kein Problem mehr sein.
Er ist etwa 14 Jahre jünger als ich.
Es fing alles so unglaublich schön an:
Wir haben stundenlang über gechattet, stundenlang täglich telefoniert. Ich habe mich richtig gut gefühlt und war auf einem richtigen High, Glücksgefühle eben, jemanden netten gefunden zu haben.
Es machte auch den Eindruck, dass Ihm Kontakt zu jemandem wirklich sehr gefehlt hat und das Reden ihm gut tut.
Ich versuche mal etwas abzukürzen...
-Wir haben uns getroffen hatten schon beim 2. Date gleich was Körperliches gehabt. Er hat das schon forciert, von meiner Seite aus hätte das noch ein paar Dates länger gedauert, aber however. Auch sehr viele Gefühle ausgetauscht usw. Zu dem Zeitpunkt war das alles wunderbar, eigentlich zu gut, um wahr zu sein.
-Haben uns dann meist an den Wochenenden regelmäßig getroffen.
-Was mir sehr schnell auffiel, war eine gewisse Kühle, die von Ihm ausging. Ich hielt das damals aber für Coolness und es hat mir sogar gefallen. Ich fand es anziehend.
Später stellte sich aber heraus, dass er irgendwie nicht in der Lage ist mit Emotionen umzugehen, dass hatte er mir damals auf Nachfrage auch mal explizit gesagt.
Er erzählte, dass seine Eltern ihn ohne Liebe erzogen hätten, ihn gehänselt haben, wenn er z.B. Interesse an Dingen hatte, die seine Eltern nicht als männlich ansahen. Er hat sich wohl als Kind Liebe von seine Eltern gewünscht, diese Idioten haben ihn aber für diesen Wunsch aufgezogen.
Ich habe die Eltern kennengelernt und kann deren Art bestätigen. Eigentlich müsste man so ein Verhalten von Eltern bestrafen, aber das ist off-topic.
-Er sagte zu mir, er würde gern mit mir zusammen wohnen. OK. um es wieder abzukürzen, ich war dumm und hab durch die rosa Brille nicht die Realität gesehen. Er war um die 20 und wollte zu Hause einfach nur raus. Bei dem Elternhaus aber durchaus verständlich und ich hatte irgendwie Mitleid.
-Ich hab ihm den Wunsch erfüllt und gesagt, wir nehmen uns eine große Wohnung und ziehen zusammen.
-Bevor wir zusammengezogen sind änderte er plötzlich abrupt sein Verhalten, was ich damals nicht richtig verstehen konnte:
1. Ein geliebter Mensch in meinem engsten Familenkreis verstarb, ich erwartete irgendwie ein bisschen Beistand von meinem Freund aber als ich ihm am Telefon sagte ich wäre so down und würde ihn gerne sehen meinte er, er bräuchte Abstand und wir sollten uns erstmal nicht mehr sehen. Schock für mich! Ich war absolut vor den Kopf gestoßen.
-Gut, es ging dann irgendwie weiter, wir trafen uns wieder.
2.Er war auf einer Fortbildung und hat mir gesagt, dass er da fremd gegangen ist, das war schon verletzend aber aufgrund des Altersunterschieds war das für mich auch ok, ich wollte ihn nicht einengen. War wohl aber eher ein Mittel von Ihm um Abstand zu gewinnen, denke ich mal.
3. Wir sind dann doch zusammengezogen.
4. Nach etwa 6 Monaten hab ich ihn gebeten auszuziehen. Warum? Die Beziehung bestand nur noch körperlich und alles nur so wie er es wollte. Das ganze intensive gefühlvolle, was da war, als ich ihn kennenlernte, war vollkommen verschwunden. Und er wurde immer gefühlskalter, er forderte irgendwie immer wieder Abstand ein, begann mit sinnlosen Streits und Aktionen die mich ärgerten. Das passierte schon fast in Intervallen, die man messe hätte können. Daher der quasi Rauswurf von meiner Seite.
Naja, wie ging es weiter...
Wir haben bis heute sporadisch Kontakt.
Eine für mich sehr anstrengende und auch emotional schmerzhafte Zeit.
Immer wieder stößt er mich weg, will keinen Kontakt für Wochen, dann plötzlich aus heiterem Himmel meldet er sich bei mir und natürlich treffen wir uns.
Dann ist alles so, als wäre nie etwas gewesen. Dann bietet er mir an mit ihm über irgendeinen Messenger Kontakt zu halten, antwortet aber nie wenn ich ihm schreibe. Irgendwie blockt er mich dann wieder nach 1-2 Monaten. Dann wieder nach ein paar Wochen geht alles wieder von vorne los, treffen, Abstand usw.. Sehr anstrengend, weil naja ich komme in so eine Art Abhängigkeit, es löst Glücksgefühle aus, wenn ich ihn sehe, dann werde ich wochenlang hängen gelassen und komm in so einer Art Entzugsproblematik, glaub ihr versteht was ich meine. Dieses weggestoßen und dann wieder gezogen werden löst bei mir ein wirklich schlimmes Gefühlaus-Auf-und-Ab aus, ich bekomme dadurch sogar manchmal Panikattacken, ist schon unangenehm. Aber mittlerweile habe ich mich schon dran gewöhnt.
Ich hab mir sehr lange Gedanken über dieses Verhalten gemacht, viel im Netz gelesen, weil ich bisher noch niemals so einen Menschen kennengelernt habe.
Mittlerweile denke ich mal, dass er Bindungsangst gepaart mit einer Art narzisstischer Störung hat.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Story, die er mir über seine Eltern erzählt hat nicht einfach nur eine Story war und der Typ nicht an BA leidet, sondern, sorry, einfach nur ein kalter und ignoranter Ar... ist.
Nun wird sich sicher jeder fragen, warum man mit so einem über so lange Zeit Kontakt hat, vor allem, wenn man darunter leidet.
Nun, ich selbst bin jemand der tatsächlich gewisse Verlustängste, hat aber das ist nicht der eigentliche Grund.
Vielmehr habe ich lange versucht dem Menschen zu helfen und ihn nicht aufgegeben. Für mich ist es einfach eine schreckliche Vorstellung, wenn jemand keine Gefühle empfinden kann, bzw. diese versteckt aus irgendwelchen Gründen. Dazu muss ich sagen, er hat auch keinerlei Freunde, soziale Kontakte hat er nur auf der Arbeit. Die Arbeit steht bei ihm auch im Mittelpunkt.
Ich hatte ihn mal auf sein Verhalten aufmerksam gemacht, da es sich sehr augenscheinlich immer wieder wiederholt; habe ihn auf das Thema BA aufmerksam gemacht, aber er sieht das nicht.
Was meint ihr, ein Ar.... oder ein armer Mensch für den man eher Mitleid empfinden sollte?
Über Menschen mit BA habe ich gelesen, dass diese sich selbst eigentlich nach Liebe und Kontakt sehnen.
Was würde denn passieren, wenn ich ihm sage, dass ich ihn nie wieder sehen will? Ich tippe mal darauf, dass es ihn gar nicht tangieren würde. Mittlerweile hat mich die Sache schon sehr runter gezogen, dass ich mich mal nach einer ganz normalen Beziehung (sollte es so etwas überhaupt geben) sehne.
Bitte um Feedback! Und danke dafür schon mal im Voraus!
10.04.2016 22:28 • • 13.04.2016 #1