Zu meiner Situation:
Ich bin nun seit 2 ½ Jahren mit meiner Freundin zusammen. Ich bin 30 und sie 21. Wir leben noch nicht zusammen, da sie noch studiert und daher finanziell von ihren Eltern abhängig ist.
Wir haben uns über einen Verein kennengelernt uns sind auch heute noch in zwei Vereinen gemeinsam aktiv. Für sie bin ich der erste Freund und auch ich habe zuvor erst eine, allerdings sehr kurze (zwei Monate), Beziehung gehabt. Erfahrungen haben wir also kaum bis garnicht in die Beziehung mitgebracht. Anfangs war ich mir alles andere als sicher, ob das Ganze eine gute Idee ist. Nachdem wir uns ein paar Male (außerhalb des Vereinslebens natürlich) getroffen hatten, ging es aber ganz schnell. Die Beziehung entwickelte sich sehr schnell zu einer hollywoodreifen Liebesgeschichte. Wir schwebten sehr lange auf Wolke Sieben und alles schien perfekt zu sein. Irgendwann kamen dann natürlich die ein oder anderen Zweifel ins Boot. Ich selbst hatte (vielleicht auch noch habe) natürlich etwas damit zu kämpfen, dass ich eigentlich gerne mit ihr zusammen leben würde und hatte längst schon ans Heiraten gedacht. In meinem Freundeskreis sind diese Themen gerade auf der Tagesordnung. Auf der anderen Seite habe ich viel Verständnis für meine Freundin und möchte unbedingt warten. Denn unsere Lebensziele sind identisch. Wir möchten beide heiraten, zusammen leben und eine Familie gründen.
Leider fingen aber immer mehr Dinge an mich zu nerven oder zu stören. Dinge die mir zuvor nicht einmal aufgefallen waren. Dazu gehören die Klassiker wie bestimmte Charakterzüge oder die Art und Weise mit stressigen oder unangenehmen Situationen umzugehen. Aber auch die Art, sich in der Gesellschaft von Freunden und Familienmitgliedern in Bezug auf unsere Beziehung zu verhalten Die Klassiker eben - und das ist auch nich weiter schlimm, sondern normal. Was jedoch sehr schlimm für mich und meine Freundin ist (vor allem für mich), dass ich mich scheinbar sehr an bestimmten Merkmalen ihrer äußeren Erscheinung störe. Sie ist sehr hübsch und hat eine völlig normale Figur. Sie hat keine 40 kg, wie eine dürre Laufstegdiva, nein! Aber sie sieht absolut hübsch und attraktiv aus. Das finde ich auch gut so und am Anfang haben mich, wie gesagt, diese betonten Hüften, die nicht durchtrainierten Zonen, und das kleine Doppelkinn auch nicht interessiert - ja, sie sind mir gar nicht erst aufgefallen! Erst seit ungefähr einem Jahr steigere ich mich gegen meinen Willen wohl so sehr in die dadurch ausgelösten negativen Gefühle bzw. Empfindungen hinein, dass ich zwischenzeitlich fast nur noch auf diese Dinge achte. Es ist für mich unerklärlich, wie ich in diese Situation geraten konnte und was diese mir sagen möchte. Ich weiß nur, dass ich eigentlich nicht so oberflächlich sein möchte und dass ich dieses Problem ohne weiteren Schaden für unsere Beziehung lösen will. Meiner Freundin habe ich das Alles natürlich erzählt. Sie gestand mir, dass auch Sie ähnliche Situationen mit mir hat (allerdings nur charakterlich). Sie geht nur viel erwachsener bzw. vernünftiger und normaler damit um. Denn dass man sich mit der Zeit etwas an den Ecken und Kanten des anderen stört, ist ja normal. Ich hingegen scheine mich durch diese Situation aber regelrecht selbst zu sabotieren, indem ich mich immer wieder in die negativen Empfindungen hinein steigere. Ich könnte mir nur vorstellen, dass ich einfach mit der gesamten Beziehung nicht mehr ausreichend zufrieden bin. Der Sex nämlich war anfangs, nach meinem Enpfinden, zwar auch schon nicht ganz so häufig, allerdings im Vergleich zu Heute dann doch zufriedenstellend(er). Inzwischen vergehen seit langer Zeit mehrere Wochen bis zur nächsten intimen Begegnung. Anfangs bin ich mit diesem Problem leider nicht immer besonders sensibel umgegangen (ich bin sehr temperamentvoll), wodurch ich meiner Freundin wahrscheinlich ungewollt Druck gemacht habe. Wir bereden all diese Themen und Probleme, zwar leider nicht immer so wie man sollte, aber wir sprechen es zumindest an. Sie sagte mir schon oft, dass Sie ja gerne würde, aber einfach keine Lust mehr verspüre. Sie sagt, sie würde inzwischen manchmal hoffen, dass ich gar nicht erst versuchen würde, sexuelle Aktivitäten anbahnen zu wollen, damit sie nicht muss. Ich bin mit dieser Situation sehr unzufrieden und würde daran gerne etwas ändern. Wir beide wissen aber nicht wie. Wenn wir dann doch einmal zusammen intim werden, gefällt es uns beiden sehr (jedoch nicht mehr ganz so euphorisierend wie am Anfang). Allerdings werden diese Situationen wie gesagt immer seltener. Sie sagt, ihr würde der Sex eigentlich gar nicht fehlen. Allerdings weiß sie, dass er wichtig ist und sie möchte das Thema gerne wieder aufleben lassen, da sie sich eine Beziehung ohne Sexualität eigentlich nicht vorstellen kann und will - trotz momentaner Lustlosigkeit. Sie sagt, ihr Kopf sei das Problem. Immer wenn die mögliche Intimität in der Luft liegt, beginne bei ihr die Gedankenspirale, sie müsse Lust haben damit es funktioniert und sie mich nicht wieder enttäuschen müsse. Mir tut es unglaublich Leid, dass es zu dieser Situation gekommen ist und dass sie sich deshalb einen solchen Druck macht. Vor allem wünsche ich mir für sie und mich eine glückliche und zufriedenstellende Beziehung mit einem ausgeglichenem und befriedigendem Sexualleben. Wir sind uns beide sicher, dass wir das gemeinsam schaffen möchten und dass wir zusammen sein möchten. Auch wenn diese Gewissheit leider nicht rund um die Uhr vorhanden ist. In Zeiten des wieder aufkeimenden Frusts ist dies nämlich leider gar nicht der Fall.
Da wir keinerlei Erfahrungswerte aus vorangegangenen Beziehungen haben, kommen wir eventuell nicht ohne Rat von einem Profi weiter. Ich möchte aber auch nicht gleich eine Psychotherapie beginnen müssen. Alles in allem muss es doch bestimmt vielen Paaren ähnlich ergehen und wir hoffen, dass das ein lösbares Problem ist.
Ich hoffe ihr habt einen Rat und ich bedanke mich bereits im Voraus ganz herzlich für eure Antworten.
Beste Grüße
25.07.2019 13:33 • • 19.08.2019 #1