Zitat:Das ist nun mal durch meine Erziehung so geprägt.
Aber man wird ja nicht nur durch die Eltern geprägt und bleibt dann für immer, wie man ist, man lernt doch im Leben ständig dazu und kann sich auch verändern. Man hat nicht von der Natur eine Eigenschaft fest gegeben, die dann für immer so ist. Jeder Mensch bringt zwar diverse Veranlagungen mit, aber jeder Mensch hat auch die Möglichkeit, über Umwelteinflüsse und Gene hinaus über sich selbst neue Eigenschaften und Ansichten zu entwickeln.
Egoismus hat einen recht negativen Klang, aber ein gewisser gesunder Egoismus ist wichtig, sonst trampeln die Anderen nur auf dir herum. Gesunder Egoismus hat nichts mit Überleichengehen zu tun, er ist Selbstschutz. Man schützt sich damit selber vor Ausnutzung, Ausbeutung, Verletzungen und lauter solchen Dingen, er ist wichtig, weil man sich gegen Andere abgrenzen kann und muss, um nicht übergangen zu werden. Es ist auch nicht so, dass die Anderen egoistisch sind und die Ausgenutzten sind die Opfer einer Gesellschaft, die gern die Ellenbogen benutzt. Ich weiß, dass man das oftmals so hört und auch ab und an gerne so sieht, aber die Anderen haben einfach gelernt, für sich selbst zu stehen und ihre eigenen Bedürfnisse mit zu teilen und zu achten. Und manch einer muss das erst noch lernen.
Ich bin früher auch durch die Welt gelaufen mit dem Gedanken: Die Anderen werden mich schon so behandeln wie ich sie behandeln würde, also ganz lieb und zuvorkommend und aufopferungsvoll. Pustekuchen. In der Schülercafeteria hab ich ein paar Mal den Anderen angeboten, dass ich für sie die schmutzige Wäsche wasche, wenn sie zu viel Stress hatten. Am Ende wurden dann einfach die dreckigen Sachen direkt bei mir abgeladen, weil man annahm, ich würde das mit Freude immer und für jeden machen. Entsetzlich ausgenutzt hab ich mich gefühlt, aber gesagt hab ich nix. Weil ich damals noch keinen gesunden Egoismus hatte. Die Anderen behandeln dich immer so, wie du sie lässt. Wenn du dich nie wehrst, wirst du ausgenutzt. Ausgenutzt werden klingt immer so passiv, das Tragische ist aber, dass man es auch selber zulässt, also aktiv zu seinem eigenen Schaden beiträgt
Man kann Neinsagen und gesunden Egoismus allerdings lernen. Das geht nicht von heut auf morgen und ist auch nicht einfach, aber auf alle Fälle machbar. Ich finde diese Seite vom zum
Irgendwann muss man einfach mal reflektieren und sich fragen: Will ich so weiter leben wie bisher? Will ich weiterhin zulassen, dass man auf mir herum trampelt, und immer Alles runter schlucken? Man muss auch beginnen, sich darüber klar zu werden, dass die Schuld nicht bei den Anderen liegt, sondern zu einem erheblichen Teil auch bei einem selbst. Denn die Anderen respektieren normalerweise Grenzen, wenn man sie setzt. (Ich hab damals irgendwann auf den Tisch gehaun und keinem war klar, wie blöd das mit dem Wäschewaschen für mich war. Leute können eben nicht so in einen hinein schauen wie man selbst.) Wenn man aber keine Grenzen aufzeigt, darf man sich nicht wundern, dass man oft enttäuscht oder ausgenutzt wird. Ich fand es hilfreich, mich des Öfteren zu fragen: Wie geht es mir dabei? und wenn es mir schlecht ging hab ich weiter gedacht: Ich fühle mich gerade ausgenutzt, weil.. - und das hab ich dann auch gesagt. Am Anfang nur in ganz extremen Fällen. Später dann ganz selbstverständlich, weil man es wirklich lernen kann, wenn man mal den Anfang geschafft hat. Und es ist mir nie passiert, dass meine Grenzen oder Wünsche auf taube Ohren gestoßen wären, im Gegenteil: Es wurde stets respektiert. Hätt ich damals nie gedacht, und ich war dann auch sehr überrascht. Aber im positiven Sinne!
Am Ende ist jeder für sich selbst verantwortlich, und für sein Leben, und für sein Glück. Und auch dafür, wie Andere mit einem umgehen, ist man letzten Endes selbst verantwortlich.
Und vielleicht konnte bisher noch niemand einen richtig innigen Bezug zu dir aufbauen, weil sie deine Unsicherheit doch wahr nehmen? Wenn man sich verstellt, nicht zu sich selber steht, dann zeigt man das, Andere spüren sowas sehr intensiv. Man weiß bei anderen Menschen meistens schnell, ob jemand ganz er selber ist, mit allen Macken und Problemen, oder ob jemand etwas vorspielt. Und von solchen nicht authentischen Personen halten sich die meisten Menschen ganz instinktiv fern. Das ist gar keine böse Absicht, sondern einfach zur eigenen Sicherheit gedacht, denke ich.
Es klingt immer so lapidar, aber ich glaube, dass an dem Spruch echt was dran ist: Liebe dich selbst, dann können auch Andere dich lieben.
Oder in einer neueren Fassung: Liebe dich selbst, dann können die Anderen dich gern haben
Liebe Grüße,
Bianca