Ich möchte mich nun auch mal mit einer relativ umfangreichen Frage an Euch wenden. Ich bin immer für Ideen und Tipps dankbar und neue Sichtwinkel, ich sehe die Sache ja meist aus einem Blickwinkel. Vielleicht kann mir so eine neue Sicht auf die Sache ermöglicht werden. Im Grunde geht es um eine Beziehungsfrage, mit großer Vorgeschichte.
Vorab muss ich erwähnen, dass ich schon immer ein ängstlicher Mensch bin, ich wurde so erzogen und meine Erfahrungen haben dies bestärkt. Meine Mutter ist an Krebs gestorben als ich 7 war und später kamen noch mehr Verluste dazu, zuletzt mein Vater vor 2 Jahren, auch an Krebs. Ich hatte von Kindheit an Ängste und Verlustängste, Krankheitsängste, später auch Panikattacken. Nicht immer, es gab durchaus auch Phasen von mehreren Jahren die aus meiner Sicht gut waren.
Ich denke heute, dass ich bereits als Kind, kurz nach dem Tod meiner Mutter unbewusst angefangen habe mit Krankheitssymptomen um Aufmerksamkeit von meinem Vater zu kämpfen. Er hatte meist keine Zeit und eine neue Frau mit der ich nicht gut klar kam, die mich auch nicht sehr mochte. Scheinbar hatte ich bemerkt, dass er sich sehr um mich kümmert, wenn es mir schlecht geht, ich krank bin. Ich hatte als Kind dauernd etwas, meistens mit Luftnot oder Schwindel. Möglicherweise wende ich dieses Schema (ungewollt) bis heute an.
Im letzten Sommer hatte ich einen unverschuldeten Autounfall, mein Gegenüber im Auto war abgelenkt und ist mir auf der Landstraße frontal in mein Auto, trotz Ausweichmanöver konnte ich es nicht verhindern. Bereits ein paar Tage nach dem Unfall (körperlich zum Glück keine schlimmen Verletzungen) kamen aus dem Nichts Panikattacken. Sowas kannte ich von früher schon. Nur die Häufigkeit war mir neu, es waren täglich mehrere. Mit meiner Freundin war ich zu diesem Zeitpunkt ca 3 Jahre zusammen. Wir wohnen nicht zusammen, ca 1 Stunde entfernt, bei dem Unfall war ich auf dem Weg zu Ihr. In dieser Phase hatte ich gehofft, oder eigentlich sogar erwartet, dass meine Freundin sich voll und ganz um mich kümmert und wenigstens das komplette Wochenende bei mir ist. Sie war da, ist aber nach wenigen Stunden wieder gefahren. An diesem Wochenende (wie fast an jedem) waren die Kinder aus erster Ehe bei Ihr. Darüber war ich ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Mit heutiger Sicht darauf weiß ich, dass ich zu viel von Ihr erwartet habe, meine Erwartungshaltung war wie die eines Kindes an Ihre Eltern. Ich wollte das sie die ganze Zeit bei mir ist.
Das war der Anfang einer bis heute anhaltenden sehr schlechten Phase von mir und der Beziehung mit meiner Freundin. Ich habe seit dem Unfall fast durchgehend körperliche Beschwerden, oft Panikattacken und Angst vor der Angst. Ich kann viele Dinge nicht mehr machen, weil ich Angst davor habe genau dabei (z.b. im Restaurant, im Urlaub) eine Panikattacke zu bekommen bzw wieder die Angstgefühle und Symptome (wie bei einem Herzinfarkt z.b. oder Atemnot) zu bekommen. Das schränkt total ein. Meine Freundin kann damit nicht gut umgehen. Wenn ich in der Angst oder Panik bin möchte ich alleine sein, niemanden um mich herum und grundsätzlich haue ich aus den Situationen ab. Manchmal lande ich im Krankenhaus.
Meine eigentlich Frage geht darauf hinaus, ob ich mir mit dieser Beziehung einen Gefallen tue oder mich nur quäle. Ob ich daran festhalten soll oder besser nicht, vielleicht hilft es mir auch die Sichtweise ändern zu können.
Ich habe in dieser Frau von Anfang an etwas ganz besonderes gesehen, ich hatte mich bis dahin noch nie jemandem so nahe gefühlt (nicht körperlich), für mich war das eine ganz besondere Person, für mich war klar, das muss die große Liebe in Deinem Leben sein. Wir haben leider von Beginn an wenig Zeit füreinander gehabt, im Schnitt waren es vielleicht 2 Tage pro Woche, oft auch nur die Abende. Am Anfang aber auch jedes zweite Wochenende. Sie hat zwei Kinder (mittlerweile 16 14), welche ich mit der Zeit kennengelernt habe und die ich auch sehr mag. Mein Wunsch war es mit allen dreien zusammen zu ziehen. Sie fand die Idee auch gut. Sie wohnt mit den Kindern in einem Haus, in dem schon der Exmann mit gewohnt hat und der auch jetzt noch dort öfters anzutreffen ist. Es gehört zur hälfte ihm. In dieses Haus hätte ich theoretisch zuziehen können, allerdings ist es weit weg von meiner Arbeit, nicht so groß, die Lage ist in der Innenstadt, das gefällt mir nicht sehr, ich finde es zu laut. Ausserdem fühle ich mich nicht wohl dort, weil der Exmann unangemeldet vorbeikommt und im Haus auch noch Bilder von ihm hängen (der Kinder wegen). Ihre Kinder wollten nicht dort ausziehen, sie haben gesagt dass sie dann zum Vater ziehen würden, wenn die Mutter mit mir zusammen irgendwo einziehen würde. Somit war die Sache leider erledigt. In diesem Fall gab es keine Diskussionen. Es wurde gesagt, dann müssen wir halt warten bis die Kinder aus der Schule und Erwachsen sind. Die Aussicht so lange warten zu müssen war für mich nicht schön, das wollte ich nicht.
Auf der einen Seite fand ich es schön, dass die Kinder mich akzeptiert hatten und wir gemeinsame Sachen machen konnte, auf der anderen fehlten mir die Tage an denen ich mit meiner Freundin nur zu zweit war. Die Kinder sind so ca 70/30 aufgeteilt, an den Wochenenden sind sie seit Anfang 2022 immer bei Ihr, nur in seltenen Ausnahmen bei ihm. Somit hatte wir plötzlich gar keine Tage mehr für uns, nur noch vereinzelte Abende. Das hat mich sehr gestört und ich habe ihr das öfters mitgeteilt. Sie hat es anders gesehen als ich, wollte trotzdem etwas daran ändern. Daran geändert hat sich bis heute nichts. Nach dem Unfall war ich sehr mit mir beschäftigt und dabei fiel mir auf, dass ich bei Ihr keine große Priorität mehr hatte. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich mich hinter den Kindern anstellen muss, aber dass ich dann irgendwann auf Platz 4 oder 5, hinter den Kindern, der Arbeit, ihrem Hobby (Pferd) und Ihren Freundinnen kam, hat mich doch sehr verletzt. So sehr, dass ich mich plötzlich in Konkurrenz zu den Kindern und den anderen Faktoren sah. Ich musste mir anderen um Zeit mit Ihr kämpfen. So war mein empfinden zumindest. Das führte dazu, dass ich sogar eifersüchtig auf die Kinder wurde, weil die so viel Zeit mit Ihr verbringen konnten und sie für die Kindern einfach alles macht was nur möglich ist und ich mir dann wie zweite oder dritte Wahl vorkam. Für mich (bzw uns) wurde nicht so viel unternommen, ich hatte keine große Priorität.
Irgendwie steckte ich schon da in einem Abwärtsstrudel drin. Alles verstärkte die Symptome. Ich konnte seit dem Unfall nicht mehr oft arbeiten gehen, die Attacken kamen dort vermehrt vor, in diesem Jahr war ich bisher 3 Monate arbeiten. Das hatte ich vorher nie, das kam alles mit dem Unfall. Das alles hat sehr an der Beziehung genagt. Meine Freundin hat viel mit mir darüber gesprochen, ich habe ihr alles erzählt, sie hat Panikattacken live mitbekommen und es ging weiter bergab. Sie sagt Sie kommt damit nicht klar, das belastet sie sehr und sie denkt sie kann das ohne Psychotherapie mit mir nicht durchstehen, dafür hat sie aber zur Zeit weder Zeit noch Kraft, Sie muss funktionieren.
Im März kam es dann zu etwas, das ich bis dahin für nicht möglich hielt. Sie sagte mir, dass Sie sich von mir trennen möchte. Das hat mich aus allen Wolken gerissen und richtig auf den Boden geschmissen. Wenn ich mir bis dahin einer Sache sicher war, dann, dass wir gemeinsam alles durchstehen und zusammen bleiben. Wir haben darüber gesprochen und sie meinte sie will es eigentlich nicht, aber sie schafft es anders nicht und will nicht daran kaputt gehen. Für mich war die Vorstellung ganz schlimm. Mit meiner Verlustangst und dazu hatte ich Sie seit dem Tod von meinem Vater zu einer Bezugsperson, mich irgendwie (emotional) von Ihr sehr abhängig gemacht. Ich konnte Sie überzeugen es nochmal zu versuchen. Die Stimmung war aber, wie schon seit dem Unfall, sehr angespannt. Sie sah alles was ich sagte als Vorwurf an und dass ich nur an ihr mecker, ich sagte immer wieder dass wir zu wenig Zeit haben und immer so vieles mir vorgezogen wird.
Dennoch wurden die nächsten Wochen etwas besser und die Lage schien sich zu bessern. Dann stand eine Familienfeier an, von einem der Söhne. Bei Familienfeiern ist es immer so gewesen, dass ich aussen vor war. Der Vater der Kinder wollte mich nicht dabei haben und somit war ich nicht dabei. Das ist teilweise für mich nachvollziehbar, teilweise nicht. So wurde z.b auch an Weihnachten oder Geburtstagen der Kinder der Tag mit den getrennten Eltern zusammen verbracht, der Kinder wegen. Da die Kinder nun nicht mehr 8 sind, habe ich ihr gesagt dass ich mich dabei sehr schlecht fühle, an solchen Tagen, und gerne dabei wäre. Sie sollte doch für mich einstehen und dem Vater sagen, ich gehöre nunmal zu Ihr und Ihrem Leben und dann bin ich dabei und er soll sich daran gewöhnen.
Das führte nicht zu dem erhofften Ergebnis. Es gab mächtig Streit und am Ende kam dann von Ihr der Vorschlag, es nach dieser Feier nochmal ein letztes mal zu versuchen und wenn es dann nichts wird gehen wir getrennte Wege.
Das hat mich wieder aus allen Wolken gerissen. .und mich dazu gebracht über diese Beziehung nachzudenken und alles zu hinterfragen. Irgendwie kam ich zu dem Urteil, dass dies nicht die Art Beziehung ist die ich mir gewünscht habe und ich überlegte mir ob da einen Zusammenhang gibt zwischen meinen Ängsten und Panikattacken und der Beziehung. Ich fühlte mich unverstanden, ungeliebt, eher geduldet und wie dritte Wahl, ohne eine Priorität. Das hat mich alles sehr traurig gemacht und ich war ziemlich fertig, hatte auch geweint und alles negativ gesehen. Es dauerte nur zwei Tage und mein Körper reagierte darauf nun auch heftig und mit neuen Dingen. So kamen das erste mal Extrasystolen zu den gewohnten Symptomen hinzu. Das hat mich anfangs sehr beängstigt und ich war wie starr vor Angst. Ich merkte ja nur das mein Herz stolperte, wusste aber noch gar nicht was es da tat und wieso. Dadurch kam ich eine mehrere Tage andauernde permanente Panik, mir war dauernd sehr schlecht, schwindelig, heiß, Druck auf der Brust, Beklemmung, Luftnot, voller Angst.
Ich habe dann mit Sertralin angefangen und mir eine Psychotherapie gesucht. Arbeiten war ich seitdem nicht mehr.
Meine Freundin habe ich in den letzten Monaten kaum noch gesehen, seit 7 Wochen gar nicht. Sie will nicht. Sie sagt Sie wäre Teil des Systems und meines Problems und ich sollte mich erstmal um mich kümmern und es in den Griff bekommen. Wir hatten uns im Juni noch gesehen und da war alles gut, später sagte Sie, dass es in dem Moment alles sehr schön war und Sie gedacht hat es kann wieder alles gut werden und ein paar Tage später merkte sie dass ich nicht soweit bin und es nicht wieder alles gut wird. Das wollte Sie nun nicht mehr haben und deshalb den Kontakt mit mir minimieren, wir sehen uns nicht, telefonieren kaum, schreiben uns ab und zu.
Für mich fühlt es sich an als wäre es eine andere Art Schluss zu machen. Meine Freunde sagen, sie lasse mich mit meinen Problemen alleine und dass zu einem Zeitpunkt an dem es mir am schlechtesten geht. Meine Therapeutin sagt ich erwarte zu viel von Ihr, sie sei nicht für mein Leben und mein Glück verantwortlich.
Und ich sitze nun beinahe jeden Tag da und mache mir sehr viele Gedanken, Auf der einen Seite sehne ich mich nach ihr und der schönen Zeit und denke auch dass es wieder so werden kann. Auf der anderen Seite sage ich mir, so wollte ich eine Beziehung nicht haben und so werde ich nicht glücklich, wenn ich immer nur die dritte Geige spiele. Ich gehe davon aus, dass Sie spätestens dann Schluss macht wenn es mir wieder etwas besser geht. Sie scheint mich nicht sehr zu vermissen, anderseits bin ich seit dem Unfall mit meinem Verhalten nicht attraktiv für Sie, sie fühlt sich als wäre ich das dritte Kind im Bunde und nicht ein Partner der Sicherheit gibt.
Ich möchte gerne wieder „normal“ sein, wie vor dem Unfall. Da hatte ich zwar auch gelegentlich Angst und Panik, aber es doch relativ gut im Griff und es hat mich in der Partnerschaft nicht sehr behindert. Ich fühle mich durch Sie aber auch unter Druck gesetzt, weil ich weiß ich kann die Beziehung nur retten wenn ich wieder funktioniere. .
Mich würde vor allem die Sichtweise von Frauen, vielleicht welche die sowas ähnliches erlebt haben, interessieren.
DANKE
12.08.2023 01:37 • • 13.08.2023 x 2 #1