ich habe lange mit mir gerungen öffentlich nach Hilfe zu fragen. Aber ich komme nicht mehr drum herum.. Also fange ich mal mit meiner Geschichte an, in der Hoffnung, dass ich positive Resonanz bekomme.
Ich bin 25 und habe Anfang Februar einen Mann kennengelernt. Er ist 28 und hat mir direkt am Anfang gesagt, dass er seit 10 Jahren - also seit der Schulzeit - keine feste Beziehung mehr hatte. Ich habe mir damals nicht solche Gedanken gemacht, da ich es grundsätzlich besser finde sich auszutoben und auf die Richtige zu warten, anstatt eine Beziehung nach der Anderen einzugehen.
Wir haben uns übers Internet kennengelernt, zwei Tage später haben wir das erste Mal telefoniert und weitere zwei Tage später haben wir uns das erste Mal getroffen. Es war ein sehr schöner, unbeschreiblicher Nachmittag / Abend - der mit einem Kuss endete, welcher von seiner Seite aus kam. Ab diesem Tag haben wir uns täglich gesehen und wir bekamen schnell das Gefühl, dass wir uns von Anfang an sehr nahe waren, auf einer emotionalen Ebene. Wir waren uns von Beginn an sehr vertraut. Wir haben zwar auch zu Beginn das Thema Beziehung mal angesprochen, jedoch waren wir uns einig, dass wir alles auf uns zukommen lassen wollen und uns darüber nicht den Kopf zerbrechen wollen.
Nach 6 Tagen habe ich bereits viele seiner Freunde bei einem gemeinsamen Abend kennengelernt. Eine seiner Freundinnen - die sich seit 10 Jahren kennen - hat mir bereits am ersten Abend gesagt, dass er noch nie eine Frau mitgebracht hätte... dann stimmte diese Aussage von ihm schon einmal, was mich darin bestätigt hat, dass es zwischen uns etwas besonderes ist.
So vergingen die Wochen... wir haben uns oft gesehen, immer tolle Gespräche geführt, auch viel mit seinen Freunden unternommen, die mich alle in ihr Herz geschlossen haben, ich konnte nicht meckern. Bis auf eine Sache: Am Anfang haben wir uns täglich gesehen, irgendwann wurde es zu 2 bis 3 mal die Woche - was auch völlig ok war, jedoch war der Grund der, dass es ihm schnell zu eng wurde. Wenn wir uns gesehen haben, war er froh mich zu sehen, aber genauso froh war er, dass er wieder Zeit für sich hatte. Was ich bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehen konnte, jedoch hab ich gemerkt, je intensiver unsere Treffen wurden, desto großer wurde der Rückzug. Er war nie der Typ, der mir süße Nachrichten geschrieben hat, aber wenn wir uns gesehen haben, dann hat er mir die Sterne vom Himmel geholt und mich auf Händen getragen. Daher konnte ich damit leben, dass wir die Tage zwischen den Treffen immer wieder ein bisschen Distanz aufgebaut haben. Im Nachhinein denke ich, dass er diese Distanz unterbewusst immer wieder herbeigeführt hat, um sich nicht emotional von mir abhängig zu machen..
Nach 4 Monaten kamen wir an den Punkt, wo ich gemerkt habe, dass ich mehr will. Das ich eine feste Beziehung möchte, dass ich ihn meiner Familie vorstellen möchte, usw. An diesem Punkt kam es zur ersten kleinen Auseinandersetzung zwischen uns. Er hat es von Anfang an beziehungsartig geführt laut seiner Aussage, aber eine Beziehung könne er sich zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen. Also haben wir es beendet - keine 3 Tage später wollten wir freundschaftlich etwas essen gehen. Nach dem Essen waren wir noch bei mir und er hat mir gesagt, dass er das so nicht kann, dass er keine Freundschaft führen kann, da die Anziehung zwischen uns einfach zu groß wäre. An diesem Tag sind wir offiziell eine Beziehung eingegangen und es schien perfekt. Er hat seinen Freunden freudig davon erzählt, er hat mich offiziell als seine Freundin weiteren Freunden vorgestellt... keine 3 Wochen später kam er zu mir und beendete es - unter Tränen. Er könnte mir nicht das geben, was ich brauche. Er könnte keine Beziehung führen, es würde ihn einengen (auch wenn sich nicht vieles geändert hat). Er meinte, er hätte den Anspruch an sich selber, dass seine Freundin an erster Stelle stehen müsse - und ich würde erst nach seinen Freunden kommen (was für mich auch völlig in Ordnung war), er hat den Anspruch an sich selber, dass er seine Freundin täglich sehen wollen müsse und nicht den Gedanken haben dürfte, lieber etwas ohne mich zu machen. Gefühle hat er für mich, ich wäre ein wunderbarer Mensch, genau das, was er sich immer vorgestellt hat, ich würde ihn nicht einen Grund dafür geben, mich nicht als die perfekte Frau an seiner Seite zu sehen und das würde ihn fertig machen, es würde ihn kaputt machen. Er würde es wollen, aber er kann es aus unerklärlichen Gründen nicht. Er konnte seine Gedanken selber nicht erklären, er hat nur immer wieder gesagt, dass es ihn kaputt machen würde im Kopf. Er könne nicht mehr schlafen, er könne nicht mehr klar denken. Es würde ihn einengen. Er war emotional noch aufgelöster als ich und hat mir mehrmals beteuert, dass ich ihm so ans Herz gewachsen wäre, dass er nicht den Kontakt abbrechen wollen würde.
4 Tage später haben wir uns noch einmal gesehen, weil ich ein paar Dinge bei ihm zu Hause von mir abholen wollte. Dann sind wir wieder auf das Thema gekommen. Ihm ist bewusst, dass er Beziehungsangst hat, dass es aus seiner Vergangenheit kommt, aber er hat noch nicht den Mut sich dem zu stellen und das alles aufzuarbeiten, um sich davon frei zu machen.. Irgendwann im Laufe des Nachmittages haben wir uns wieder angenähert - körperlich. Er hat mich gedrückt und geküsst, geweint, mir gesagt das er nicht weiß was mit ihm los ist, dass er es so gerne wollen würde, aber nicht kann.
Fakt ist, dass er einiges aufarbeiten muss, um eine Beziehung zu führen, die der Realität und nicht seiner Vorstellung entspricht. Er weiß das, er ist sich dessen bewusst.
Nun stehe ich vor einer schwierigen Entscheidung...
Breche ich den Kontakt ab - was mir das Herz zerreißen würde, weil wir zwischenmenschlich perfekt zueinander passen, was er auch immer wieder selber beteuert.. wir haben nicht nur eine gemeinsame Gefühlsebene, sondern wachsen auch menschlich zu einem richtigen Team zusammen.. er würde mir auch als Freund, als mein Vertrauter fehlen.
Versuche ich eine Freundschaft zu führen - was aufgrund der Anziehung die zwischen uns herrscht absolut nicht möglich wäre, wie wir an dem einen Tag nach dem Beziehungsaus gemerkt haben
oder wir drehen alles ein paar Monate auf Anfang zurück: Wir führen es beziehungsartig, aber führen offiziell keine Beziehung. Das war eine gemeinsame Überlegung von uns. Also wie am Anfang täglicher Kontakt, wöchentliche Treffen nicht nur auf körperlicher Ebene, gemeinsame Unternehmungen - auch mit seinen Freunden, usw.. eigentlich alles wie es immer war, nur ohne die offizielle Verpflichtung die ihm die Luft zum atmen genommen hat. Jedoch muss mir da auch bewusst sein, dass wir nicht bewusst auf das Ziel Beziehung hinarbeiten...
Ich habe die Hoffnung, dass er dadurch irgendwann merkt, dass sich in einer Beziehung nichts ändern würde - denn das würde es nicht. Es hat sich auch damals nichts geändert, außer der offizielle Status. Ich habe Geduld mit ihm, ich habe Verständnis, ich möchte ihm helfen. Ich weiß, dass es nicht einfach nur eine Affäre wäre, sondern viel mehr als das. Ich habe einfach die Hoffnung, dass sich alles ohne Druck von alleine in die richtige Richtung lenken wird, ohne das ich Druck mache, ohne das ich ihn bewusst in die Richtung Beziehung lenke.
Meine Frage ist, ob es Leute unter euch gibt, die ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht haben und mich vielleicht eines besseren belehren können, was meinen Plan angeht, oder ob es das Wert ist, es einfach zu versuchen... zu verlieren habe ich meiner Meinung nach auch nichts.
Ich weiß, dass es einfacher wäre den Kontakt abzubrechen und ihn loszulassen, aber wir können uns momentan nicht loslassen. Das bricht ihm das Herz und mir erst Recht. Ich weiß, dass wir beide Gefühle haben, nur das ihm seine Angst im Weg steht. Haben wir eine Chance es gemeinsam mit viel Zeit und Geduld hinzubekommen?
Ich bedanke mich fürs lesen und bin dankbar für jeden Kommentar
16.06.2017 20:45 • • 28.07.2017 #1