Ich habe schon seit sehr vielen Jahren immer mal wieder Zweifel an ihr und unserer Beziehung. Ich war schon immer ein Träumer (schon vor der Beziehung, in meiner Jugend) und habe mich bzw. meine Freundin mit anderen verglichen, das Äußere, das Verhalten, die Sexualität usw. Zudem vergucke ich mich auch sehr schnell in andere und denke "Oh vielleicht ist die ja die richtige und sie sieht auch viel besser aus usw.". Habe sehr viel gelesen, vor allem auch über ROCD und wie schon erwähnt wurden bei mir Zwangsgedanken auch schon diagnostiziert (das war bereits vor 6 Jahren). Sehr vieles was ROCD beschreibt, trifft auch auf mich zu, das ständige, zwanghafte Grübeln, alles in Frage stellen, mich bei meiner Partnerin rückversichern, ihr meine Gedanken offenbaren (was sie natürlich auch verletzt und mit runterzieht) usw. Ich erlege ihr sogar "Aufgaben" auf (z.B. mich täglich fragen wie es mir geht oder an alles zu denken was mir wichtig ist) und wenn sie davon mal etwas vergisst oder nicht richtig macht, dann ist das für mich gleich ein Indiz das sie nicht die richtige ist bzw. die Beziehung doch die falsche ist. Ich bin da sehr ambivalent.
In den letzten Jahren gab es leider auch einige Todesfälle in meiner Familie (auch durch Suizid) was mich damals extrem aus der Bahn geworfen hat. Damit begann eigentlich erst so richtig das Depressionsthema bei mir. Ich war deswegen damals auch monatelang in Behandlung. Dann sind erst im letzten und diesem Jahr innerhalb kurzer Zeit beide Opas verstorben, womit ich anfänglich auch sehr zu tun hatte. Meine Partnerin war in dieser Zeit immer für mich da, aber ich bin seitdem auch extrem sensibel. Jedes Wort oder jedes Lachen von ihr kann mich direkt triggern und ich bin sauer, verletzt oder enttäuscht von ihr. Fühle mich nicht ernst genommen oder nicht richtig verstanden oder kann ihr Verhalten einfach nicht verstehen. Vieles fühlt sich respektlos an.
Das waren z.B. Sachen wie Fragen nach dem Essen (gibt es da eigentlich auch .… ?) in dem Restaurant wo die Trauerfeier stattfinden sollte, fand ich ganz schlimm und respektlos, wer denkt wenige Tage nach dem Tod eines geliebten Menschen an das Essen? Oder auf dem Weg zur Beisetzung zeigte sie mir ein "witziges" Plakat und sie musste darüber schmunzeln, ich meine so etwas kann man sich doch wirklich sparen oder? Eine andere Situation war nach einem Friedhofsbesuch, da waren wir danach noch kurz spazieren und auf dem Rückweg wieder am Friedhof vorbei und da lagen dann Pferdeäpfel, was sie total lustig fand und fotografieren musste (ihr Kommentar: "Das ist typisch Dorf"). Ich verstehe solche Dinge nicht und finde das immer total unpassend und respektlos/verletzend. Wir haben viel darüber gesprochen und laut meiner Freundin war das alles nie so direkt auf Trauerfeier oder Friedhof bezogen, sondern sie hat da ganz anders gedacht und lediglich das mit dem Essen auf das Restaurant bezogen oder ihr war nach dem Plakat erst auf der Beisetzung richtig bewusst geworden, wo wir gerade sind. Ihr tut das auch leid und sie sagt das sie mich da auch verstehen kann. Auch heute noch sagt sie manchmal etwas und ich fühle mich dann direkt beleidigt und getriggert, weil ich eine ihrer Aussagen direkt auf die Todesfälle beziehe, sie aber ihre Worte angeblich nur auf eine bestimmte Sache bezieht (letztens bekam ich ein Paket und ich wollte nicht sagen was es ist, darauf sagte sie "hast du dir etwa wieder solche Einlagen bestellt? Und diese Einlagen hatte ich mir extra damals nur für eine der Beisetzungen gekauft, da aber auch erstmal nicht verraten wollen um was es sich handelt). Für mich war auch das wieder extrem schlimm, sie sagte das aber nur so, weil ich auch wieder so geheimnisvoll tat und nicht direkt verraten wollte um was es sich handelt, für sie ging es gar nicht um mehr, nur um meine Geheimniskrämerei bezüglich des Pakets. Man kann also sagen, dass sie manchmal nicht genug überlegt bzw. ganz anders in solchen Sachen denkt wie ich.
Nun ist es aber zudem auch seit den letzten 2 Wochen so, das auch sehr alte Sachen wieder hochgekommen sind und mich extrem belasten. Ich weiß das es in jeder Beziehung auch schlechte Zeiten gibt und nicht immer alles perfekt läuft. Es geht um Dinge die teilweise schon über 10 Jahre her sind und eigentlich dachte ich das ich das überwunden bzw. verziehen habe. Ich bin ein sehr kopflastiger Mensch, sehr sensibel und manchmal übertreibe ich auch und bin teilweise sehr nachtragend. Meine Partnerin dagegen ist schnell ungeduldig, ein Hitzkopf und hat eher ein dickes Fell, bei einem Fehler entschuldigt man sich und macht dann weiter, ich dagegen kann nicht einfach so weitermachen und reagiere sensibel und grüblerisch.
Damals vor über 10 Jahren hatten wir einen starken Streit (ich kann nicht mehr sagen worum es ging), es schaukelte sich immer höher und ich schrie sie an und wollte die Wohnung verlassen (kann sein das ich mich an ihr vorbeidrängeln wollte), daraufhin rutschte ihr die Hand aus, es war jetzt keine schallende Ohrfeige, aber auch kein Klaps, irgendwas dazwischen. Sie hat sich dafür entschuldigt, es tut ihr leid und es wäre im Affekt passiert und sie war überfordert mit der Situation und wollte nicht das ich gehe. Vor ca. 2 oder 3 Jahren gab es auch Streit und ich war innerlich total geladen, wir waren am Essen und ich fing plötzlich an wie wild auf den Teller und Tisch einzuschlagen, woraufhin sie mich an Schultern bzw. leicht am Hals schüttelte um mich zur Besinnung zu bringen, daraufhin wollte ich auch einfach nur weg, aber sie ließ mich nicht und wollte das direkt klären was los ist (wegen meinem Ausraster). Ich sehe ein das ich hier nicht ganz unschuldig war, empfinde dieses Schütteln von ihr aber auch heute noch als körperlichen Angriff (vielleicht auch etwas übertrieben?). Sie sagte das sie sich total erschrocken hat und auch überfordert war mit meinem "Anfall".
Dazwischen, so vor ca. 6 oder 7 Jahren war sie so genervt, da flog die Fernbedienung in unser Kaninchengehege, weil eines davon buddelte und es halt laut war, ich glaube da wollte sie schlafen. Es wurde kein Tier getroffen oder verletzt und die Fernbedienung flog auch "nur" gegen das Klo. Ich weiß dass das eine völlig übertriebene Reaktion war und sie hat sich dann später auch unter Tränen entschuldigt. Wäre einem Tier wirklich was passiert, dann hätte ich wahrscheinlich direkt alles beendet. Sie sagte auch dass sie jetzt nicht direkt auf ein Tier "gezielt" hat, aber trotzdem. Klar wir machen alle Fehler und diese insgesamt 3 Sachen sind auch wirklich alles gewesen und sie gibt bzw. gab sich seitdem auch Mühe. Also ich will jetzt das alles nicht so hinstellen, als wäre meine Partnerin ständig gewalttätig oder sonst irgendwas, sie ist wirklich tierlieb und auch mir gegenüber liebevoll.
Ich war über diese Geschichten eigentlich auch recht gut hinweg und dachte ich hätte es verziehen, aber seit den vergangen 2 Wochen ist das ganze alte Zeug mit hochgekommen und wütet in mir, wir haben auch darüber noch einmal gesprochen, auch da sagte sie dass ihr das alles Leid tut und wenn sie könnte, dann würde sie alles rückgängig machen und sie weiß dass das alles falsch und krank war. Sie wollte mir nie was Schlechtes bzw. hat böswillig gehandelt, wenn dann war es die Überforderung, sie liebt mich und daran habe ich eigentlich auch keine wirklichen Zweifel. Ich analysiere aber eben jedes Wort, jede Mimik von ihr und lege das meiste negativ aus.
Die einzige Person die ich neben ihr noch zum Reden habe, ist mein Psychiater und dieser weiß eigentlich auch alles von den Geschichten und meinen Gedanken, Zweifeln etc. Er meinte das ich lernen müsse zu verzeihen und eher die positiven Dinge zu sehen als immer nur das negative. Ich weiß das sagt sich so leicht, aber durch meine ständigen Zwangsgedanken und das chronische Grübeln sieht man fast nur noch negatives. Meine Partnerin gibt sich wirklich Mühe alles richtig zu machen, aber ich kann es nicht sehen oder wertschätzen.
Ich glaube das ich schon bereit wäre zu vergeben und zu verzeihen, ich sagte ihr allerdings bei unserem letzten Gespräch, sollte irgendwann noch einmal irgend etwas in der Richtung passieren, dann war’s das. Mir ist bewusst dass keiner perfekt ist und ja Menschen machen Fehler, auch ich habe sicher meinen Anteil an gewissen Sachen. Es ist viel von mir zu verantworten, das mit dem Grübeln, alles anzweifeln und könnte nicht doch was Besseres kommen etc. Natürlich könnte das sein, es kann auch sein das ich Angst habe allein dazu stehen, aber trotzdem sind da Gefühle für meine Freundin und mir ist auch bewusst, dass sie eine besondere Frau ist die das alles so mit mir mitmacht. Und allein deswegen möchte ich nicht aufgeben, auch wenn es sich jetzt gerade wieder so anfühlt, dass es nie besser wird und alles keinen Sinn mehr macht. Das ganze belastet mich extrem, ich weiß einfach nicht ob das alles mehr an mir oder an ihr liegt? Meine Gedanken kreisen Tag ein Tag aus nur darum. Um die Beziehung, ist sie an allem schuld, muss ich mich trennen oder an mir arbeiten, ginge es mir mit jemand anderem besser? Wie kann ich das überwinden und auch lernen besser mit all dem umzugehen (auch verzeihen usw.)?
Vielen Dank und entschuldigt bitte diesen Roman…
01.09.2022 02:34 • • 07.10.2022 x 3 #1