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Irgendwie bin ich ein bisschen irritiert, weil du deinen Partner und eure Beziehung sehr unterschiedlich schilderst. Im Eingangsbeitrag schreibst du, ihr führt eine tolle Beziehung, er ist ein guter Partner, hat nur ab und zu Wutanfälle. Dann wieder berichtest du von Alk., nimmst ihn aber im nächsten Moment wieder in Schutz. Irgendwie weiß ich nicht so recht, wie ich das einordnen soll.

Ich bin phasenweise durcheinander, weil sich unser Leben stark verändert hat, seit die Verantwortung für die Erbschaft bei ihm liegt.

Das andere Haus befindet sich nicht hier in unserem Wohnort, sondern 20 km entfernt. Es ist sehr groß, und zum Grundstück gehören zusätzlich noch ein riesiger Garten und mehrere andere Sachen, die viel Arbeit machen. Mein Partner muss außerhalb der Wintermonate jede Woche hinfahren und den Rasen mähen. Die Fenster müssen jede Woche mal gelüftet werden. Von Mitte Juni bis Ende August müssen wir einmal pro Woche das reife Obst ernten. Manchmal fährt er mit einem Bekannten in den Wald und macht dort die Holzarbeit, die ihm so gar nicht liegt und echt schwer fällt.

Bei manchen Tätigkeiten wie eben der Holzarbeit ist er auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Leider ist es selten bis nie möglich, mit ihnen feste Termine auszumachen. Die rufen ihn an und sagen: Hey du, ich habe jetzt Zeit. Kannst du gleich hierher fahren? Und wenn er keine Zeit hat, muss er oft lange warten, bis sie wieder verfügbar sind.

Ein Verkauf des Hauses/Grundstücks wäre aus seiner und meiner Sicht die optimale Lösung. Leider hat sein Vater damals im Testament festgelegt, dass das erst zu einem bestimmten Zeitpunkt passieren darf (ich glaube 2026, bin mir aber nicht ganz sicher).

Zum Thema Freundschaften hatten wir gestern vor dem Schlafengehen ein längeres Gespräch. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele Freundschaften nicht bis zum Lebensende halten und nicht wenige Menschen sich andere Leute suchen, wenn sich ihre Lebenssituation oder die Interessen verändern. So traurig das auch klingt, aber für manche sind Freunde tatsächlich nichts weiter als Notnagel in Singlezeiten.

Meinem Partner wird erst jetzt so langsam klar, dass die Freundschaft seinem Kumpel nie so viel bedeutet hat wie ihm. Früher als sein Freundeskreis ausschließlich aus männlichen Personen bestand, war sein Kumpel immer dabei, wenn jemand was geplant hatte. Er ging hier ein und aus wie ein Familienmitglied. Irgendwann kamen einige Frauen in den Freundeskreis, eine von ihnen ist vor wenigen Jahren in die Nachbarschaft des Kumpels gezogen. Dann war der Kumpel öfters mal mit ihr und ihren Freundinnen unterwegs, ist aber nie auf die Idee gekommen, meinen Partner (oder auch mich) zu fragen, ob wir vielleicht auch mitkommen wollten. Er als Dauersingle fand es toll, auf einmal mehrere Frauen zu kennen, die mit ihm etwas unternehmen wollten (wenn auch nur platonisch) und war dann plötzlich lieber mit einer Gruppe von Frauen unterwegs als mit seinem besten Freund. Durch die Frauen in seiner Nähe fühlte er sich irgendwie aufgewertet.
Tja, und seit er in einer festen Beziehung ist, sind seine weiblichen Freundinnen genauso bei ihm abgemeldet wie mein Partner. Für ihn ist ein Mensch nur so lange interessant, bis er was Spannenderes findet. Mein Partner braucht jetzt etwas Zeit, um damit klar zu kommen. Immerhin handelt es sich um einen Menschen, der schon sein ganzes Leben irgendwie zu ihm gehört und der immer da war.

Ich habe ihm von meiner langjährigen besten Freundin erzählt, die ich nach 23 Jahren Freundschaft ziehen lassen musste. Der Kontaktabbruch fiel mir echt schwer, aber bereut habe ich die Entscheidung nie. Auch ich habe irgendwann festgestellt, dass ich für sie irgendwann nur noch eine Option war, aber längst keine Priorität mehr. Ich habe lange um diese Freundschaft gekämpft, aber meine Gesundheit war mir am Ende doch wichtiger.

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Die Wutausbrüche meines Partners - wie verhalten?

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Zitat von Vreni1976:
Ich bin phasenweise durcheinander, weil sich unser Leben stark verändert hat, seit die Verantwortung für die Erbschaft bei ihm liegt. Das andere Haus befindet sich nicht hier in unserem Wohnort, sondern 20 km entfernt. Es ist sehr groß, und zum Grundstück gehören zusätzlich noch ein riesiger Garten und mehrere ...

Wenn eine tiefe Freundschaft zu Ende geht, ist es immer ein sehr großer Verlust. Verstehst du deinen Partner? Oder kritisierst du ihn meistens?

Ich verstehe ihn sehr gut, weil ich so einen Verlust auch schon verkraften musste. Nicht nur der Kontakt mit meiner langjährigen besten Freundin ist deswegen auseinander gegangen. Auch andere frühere Freundinnen und Freunde haben sich zurückgezogen, sobald feste Partner im Spiel waren. Das scheint keine Seltenheit zu sein. Auch mein Partner hat schon diverse Freunde an Partnerinnen verloren, aber keiner von ihnen war ihm so wichtig wie der Mann aus dem aktuellen Beispiel.

Vielleicht ändert sich bei ihm die Situation wieder zum Positiven, was ich wirklich hoffe (die Beziehung seines Kumpels klingt sehr ungesund). Falls nicht, werde ich auf jeden Fall an seiner Seite sein und ihn unterstützen, damit er sich mit der Situation arrangieren kann.

Zitat von Vreni1976:
Ich verstehe ihn sehr gut, weil ich so einen Verlust auch schon verkraften musste. Nicht nur der Kontakt mit meiner langjährigen besten Freundin ist deswegen auseinander gegangen. Auch andere frühere Freundinnen und Freunde haben sich zurückgezogen, sobald feste Partner im Spiel waren. Das scheint keine Seltenheit ...

Macht doch vielleicht zu zweit einen Urlaub, sozusagen eine Kur, in der ihr für zwei Wochen alles hinter euch lasst. Und dort, in schöner Umgebung, sich gegenseitig einfach nur zuhören, nicht reden, sondern zuhören und den anderen verstehen: du ihn und er dich. Ansonsten wäre vielleicht wirklich eine kurze Paartherapie angebracht, das kann man auch als Kur oder Wellness-Programm ansehen. Therapie klingt immer gleich so nach Krankheit und Problemen und Arzt, aber das muss nicht sein. Es hakt bei euch und jeder von euch beiden braucht etwas mehr Verstehen und Rücksicht und Rückhalt.

Wir machen jedes Jahr zusammen Urlaub. Unsere nächste gemeinsame Reise beginnt in 3 Wochen, ich freu' mich schon total

In einer fremden Umgebung genießen wir es, die Probleme für 1,5 Wochen hinter uns zu lassen und einfach nur Zeit zu zweit zu verbringen. Im Alltag nehmen wir uns auch immer wieder Paarzeit. Wir sind zwar gerne mit unseren Freunden unterwegs, finden die Paarzeit aber auch sehr wichtig. Heute z. B. haben wir einen schönen Spaziergang an der Sonne gemacht und waren anschließend im Eiscafé.

Vorgestern sind wir aus unserem gemeinsamen Urlaub zurückgekommen. Es war wunderschön und sehr erholsam, das habe ich sehr gebraucht. Mein stressiger Job hat mir die letzten Monate sehr zu schaffen gemacht. Das ist auch ein Grund, weshalb ich noch keinen Therapieplatz gefunden habe. Aber mir ist klar, dass es ohne nicht gehen wird. Deshalb möchte ich das unbedingt so schnell wie möglich in Angriff nehmen.

Ich hatte im Urlaub viel Zeit, um über meine Beziehung und über mein Wesen, meine Art nachzudenken. Viele Menschen bezeichnen mich als starke Frau, weil ich Ungerechtigkeiten nicht einfach schlucke, sondern mich aktiv dagegen zur Wehr setze. Mir ist aufgefallen, dass Menschen, die in dem Punkt anders ticken als ich und sich vieles bieten lassen, Probleme mit meiner Stärke haben.

Mein Partner ist im Gegensatz zu mir ein ziemlich unterwürfiger Mensch, v. a. im Berufsleben und im Freundeskreis. Beispiel: Wir sind beide Nichtraucher. In meinem Auto ist striktes Rauchverbot. Als Nichtraucherin möchte ich nicht, dass in meinem Auto geraucht wird. In meinem Auto bestimme ich, was passiert. Einige unserer Freunde rauchen im Auto meines Partners. Er lässt sich das gefallen, weil er Angst hat, dass sie ihm sonst böse sein könnten. Manche überschreiten immer wieder seine Grenzen. Das fällt ihm schon auf. Aber er beschwert sich ausschließlich bei mir über ihr Verhalten und redet im Gespräch mit den Freunden keinen Klartext, weil er Angst hat, dass sie dann sauer sind und sich von ihm abwenden könnten. Mein Partner meckert und kritisiert durchaus auch, aber er sagt es den Leuten nicht ins Gesicht.

An einer anderen Stelle habe ich mal erwähnt, dass ich vor einigen Jahren ein ähnliches Problem mit einer ehemaligen Freundin hatte. Auch sie war beruflich wie privat im Umgang mit Menschen sehr unterwürfig und hat mich immer wieder wie aus dem Nichts angeschrien.

Zu meiner Mutter hatte ich schon immer ein schwieriges Verhältnis. Sie ist auch sehr unterwürfig und wollte mich ebenfalls zu einer braven, gehorsamen und unterwürfigen Person erziehen. Ich habe schon immer dagegen rebelliert und mich ganz anders entwickelt. Mit dem Ergebnis, dass mich meine Mutter immer wieder beschimpft, angeschrien, abgewertet und geschlagen hat.

Um ehrlich zu sein, möchte ich mich nicht wirklich verändern. Ich mag diese Stärke (habe ich in Anführungsstrichen geschrieben, weil es mir nicht gefällt, Menschen in stark und schwach einzuteilen) an mir und bin stolz auf mich, weil ich meine Meinung vertreten kann und mir nicht alles bieten lasse. Andererseits macht es mich fertig, wenn ein Mensch, den ich liebe, mich deswegen runterputzt. Ich hoffe wirklich sehr, das ich mit professioneller Unterstützung eine Lösung finde.

Hmmm…was du beschreibst, könnte fast von mir sein. Wenn ich aber ehrlich bin, denke ich, dass eher die anderen Therapie benötigen und nicht du. Warum musst du deine Persönlichkeit verändern, wenn der andere es ist, der unbeherrscht ist? Dann hat doch er das Problem und nicht du. Niemand, wirklich Niemand hat das Recht, einen anderen „herunterzuputzen“. Und - ja natürlich - das laut werden, ausrasten, herunterputzen ist ein Zeichen von Schwäche. Also gehört aus meiner Sicht der in Therapie.





Dr. Reinhard Pichler
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