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Das Problem
In diesem Jahr habe ich eine langjährige Freundschaft weggeworfen.
Der Grund ist paradoxerweise, dass ich Angst hatte, von dieser Person verlassen zu werden.
Wie es dazu kam, ist zwar komplex, aber am Ende wars meine Verantwortung, und der Hauptgrund, warum ich so handelte, meine Angst verlassen zu werden. Das, wovor ich am meisten Angst hatte, habe ich also selbst verursacht.

Bisher habe ich diese Angst still in mir getragen, aber nun, wo sie ihr erstes Opfer gefordert hat, erkläre ich der Verlassensangst offiziell den Krieg.

Die Lösung?
Ich bin ehrlich gesagt ratlos, wie ich mit dieser Form Angst umgehen soll.
Normalerweise geht das Spiel ja folgendermaßen:
Wenn du Angst hast, stelle dich deiner Angst.
Habe ich Angst vor Fremden, spreche ich Fremde an.
Habe ich Angst vor Herausforderungen, stelle ich mich Problemen.
Habe ich Angst vor Menschenmassen, stürze ich mich ins Getümmel.
Habe ich Angst vor Telefonen, telefoniere ich bis die Ohren brennen.
Solche klassischen Ängste habe ich in diesem Jahr auch erfolgreich hinter mir gelassen.
Aber wie wird man solche diffusen Ängste wie Verlassensangst los?
Habe ich Angst vor dem Verlassenwerden, mache ich das Leute mich verlassen ?
Habe ich in diesem Fall offenbar gemacht . hat nicht geholfen.

Bestätigung hilft auch nicht. Mir können Leute 1000x sagen wie sehr sie mich mögen, dass sie an meiner Seite bleiben, dass ich eine wichtige Person in ihrem Leben bin. Das merke ich mir rein rational, ist dem Reptilienhirn aber egal.

Eine Lösung des Problems kann ich nicht erkennen.

Hat jemand Ideen? Ich nehme alles. Sowohl Holzhammer-Methoden als auch eine 10 jährige Selbstfindungsreise nach Nepal.

04.10.2023 22:16 • 05.10.2023 #1


2 Antworten ↓


Hallo Kristallwürfel,

ich frage mal ganz direkt, ich hoffe, dass das ok ist:
hast Du vielleicht eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline?

Die Frage stellte sich mir beim Lesen Deines Textes, weil das Verhalten recht typisch für einen Menschen mit dieser Diagnose ist.

Für den Fall würde ich Dir eine DBT-Therapie empfehlen.

Ich hatte auch genau solche Verhaltensweisen, inzwischen habe ich das etwas besser im Griff.

Gerade diese extreme Angst vor dem Verlassenwerden ist das Hauptkriterium dieser Störung.
Und viele Borderliner agieren genau so, wie Du es beschreibst, sie zerstören aus Angst vor dem Verlassenwerden Beziehungen, bevor sie verlassen werden können.

Und genau dieser Zwiespalt aus sich Nähe wünschen und Nähe aus Angst nicht aushalten können ist ebenfalls sehr typisch für diese Persönlichkeitsstörung.

Also, falls da in diese Richtung vielleicht etwas bei Dir vorliegt, kann ich Dir die dialektisch-behaviorale Therapie (nach Marsha Linehan) empfehlen, vielleicht hilft Dir das.
Auch falls keine Borderline-Störung vorliegt, können die Ansätze dieser Therapieform hilfreich sein.

Ich bin jetzt seit Jahren in dieser Therapieform und kann sagen, dass sie über die Jahre echte Fortschritte bringen kann.

Am Anfang steht, sich des Problems bewusst zu werden, dann kann man mit der Zeit alternative Verhaltens- und Denkmuster trainieren.


LG Silver

Danke für deine Antwort silverleaf,

Die Diagnose habe ich tatsächlich kürzlich bekommen. Für mich ziemlich irritierend und es fühlt sich auch komisch an, dies hier zu schreiben. Bisher hatte ich noch nie ein solches Verhalten an den Tag gelegt. Nach außen hin galt ich immer als loyal und zuverlässig im Freundeskreis, die Verlassensangst dagegen trage ich schon lange mit mir herum. Die Angst ist natürlich nun um so größer, erneut jemanden weg zu stoßen ... :/

Dann werde ich meinen Therapeuten mal auf die DBT ansprechen.





Dr. Reinhard Pichler
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