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Hallo an alle! Vielleicht wird das hier niemanden interessieren. Aber leider habe ich diese Geschichte in ihrer vollen Pracht nie jemandem erzählt (aus verschiedenen Gründen). Ich habe jedoch nach zehn Jahren das Bedürfnis, mein Erlebnis in Worte zu fassen und zu berichten, wie ich mittlerweile damit leben kann.

*Namen und Städte habe ich geändert

2010 machte ich Abitur und zog von meiner Heimatstadt Kassel nach Göttingen, um dort Jura zu studieren. Ich war 20 und hatte erst wenige Monate zuvor meine erste Beziehung hinter mir. Die Trennung war damals sehr schwer für mich, Martin war meine erste große Liebe und wir waren einige Jahre zusammen.

Im Oktober fing ich an, in Göttingen in einem Fitnessstudio zu jobben - es war mein allererster Job. Ich verstand mich mit den Kollegen größtenteils gut. Im Februar 2011 ging ich mit einer Kollegin, ihrem Freund und unserem Kollegen, Trainer Sascha, auf eine Art spontanes Doppeldate. Ich war damals schon fast ein Jahr single und suchte zu der Zeit keine neue Beziehung. Sascha war eigentlich überhaupt nicht mein Typ. Jedoch gefiel es mir, dass ein Mann mir auch mal Aufmerksamkeit geschenkt hat und Interesse an mir gezeigt hat. Das war ein großer Unterschied zu Martin, der mich eher wie ein lästiges Side Chick behandelte und weniger als seine Partnerin.
Sascha wollte danach mit mir erneut ausgehen. Eigentlich wollte ich das nicht. Als ich jedoch zögerte, kamen von ihm erste warnende Worte. Dass dann alles schwierig werden würde auf der Arbeit und er das überhaupt nicht verstehen könne, wieso ich nicht mehr von ihm möchte. Ich habe dann viel darüber nachgedacht. Ich brauchte diesen Job, ich hatte nicht viel Geld.

Ich war jung und völlig naiv, ohne viel Erfahrung mit Männern.

Ich machte also den Fehler und habe mich auf ihn eingelassen. Zugegebenermaßen lief die Beziehung anfangs gar nicht so schlecht - wir lachten viel, ich entwickelte auch Gefühle für ihn, obwohl ich zuvor nicht so von ihm begeistert war. Wir haben gemeinsam Sport gemacht und Filme geschaut. Es war keine schlechte Zeit.


Ich lebte in einer WG, in einer schimmeligen dunklen Wohnung. Im Juli 2011 wollte ich aus dieser WG ausziehen und suchte eine eigene kleine Wohnung, die ich mit meinem Bafög und Nebenjob gerade so noch leisten könnte. Sascha nahm dies zum Anlass um mich mit aller Kraft zu einer gemeinsamen Wohnung zu drängen. Er schlich sich hinter meinem Rücken zum Vermieter und ließ einen Mietvertrag für uns beide aufsetzen. Mir sagte er, das würde er nur für mich tun, damit ich die Wohnung bekäme und der Vermieter wohl so mehr Sicherheit hätte. Als ich wenig darauf einging, spielte er das Opfer. Seine WG würde sich auch auflösen, er wolle nicht auf der Straße landen. Niemand würde ihm, als selbstständigen Trainer ohne festes Einkommen, eine Wohnung zur alleinigen Miete geben. Ich willigte schließlich ein, sagte ihm jedoch, dass es höchstens für einige Monate sein sollte, bis er eine neue Wohnung fand. Ich würde nämlich gerne alleine leben und in der neuen Wohnung bleiben. Er sagte: „Ja, natürlich! Das ist doch selbstverständlich, dass wir jetzt nach ein paar Monaten Beziehung noch nicht zusammenziehen.“
Aus irgendeinem Grund hat mich seine Aussage überzeugt. Wir sind also gemeinsam - vorübergehend - in „meine“ kleine Wohnung gezogen.


Er beichtete mir, dass er sich Anabolika spritzt und deshalb zeugungsunfähig sei, was für mich kein Problem war - schließlich wollte ich mit 21 keinesfalls ein Kind. Ich nahm dennoch die Pille, jedoch übergab ich mich 1-2 Tage lang im Juli, was sicherlich die Wirkung der Pille aussetzte. Ende August ging es mir so schlecht, dass ich zu einem Arzt ging. An Saschas Geburtstag im August rief mich die Ärztin an. Ich war tatsächlich schwanger. Sascha freute sich - das sei das beste Geburtstagsgeschenk! Ich freute mich jedoch überhaupt nicht. Ich entschied mich schnell für einen Abbruch der Schwangerschaft. Ich konnte mir kein Leben mit Kind vorstellen, und schon gar nicht mit Saschas Kind. Bis heute bereue ich es kein Stück. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Als wir zusammenlebten kristallisierte sich heraus, dass seine angeblich „gelegentlich/alle paar Monate“ gerauchten Joints eine Sucht waren, die sich immer weiter auszubreiten schien. Es kam sogar soweit, dass er schon morgens konsumierte.
Saschas Geldbeutel war immer nur kurz gefüllt. Schnell gab er all sein Geld für Anabolika, Gras, Zig. und Essen aus. Gegessen hat er wegen der Anabolika unglaublich viel. Sein Ziel war es immer, möglichst massiv und extrem muskulös zu sein. Seiner Meinung nach würden ihn die Menschen dann respektieren.

Er fing an, Vollzeit als Nachtrezeptionist in einem Hotel in unserer Strasse zu arbeiten, um sich seinen Stoff weiter leisten zu können.
Durch seine stetige Geldnot mussten immer mehr Verträge, Kredite usw. nur auf meinen Namen laufen. Bezahlt hat er die Rechnungen (seine Rechnungen!) nie. So flatterten immer mehr Inkassoschreiben in den Briefkasten.

Im Winter fragte ich ihn, wann er sich denn eine neue Wohnung suchen möchte. Er war absolut nicht begeistert von der Idee. Damit meine ich - jedes Mal, wenn ihm etwas nicht passte, rastete er aus.

Mit der Zeit versuchte er alles, um mich vor Familie und Freunden wegzuhalten. Ich fuhr seltener nach Kassel zu meiner Familie, einfach um Stress zu vermeiden. Ich konnte nicht einmal in die Uni gehen, ohne dass es ihn störte. In seiner eifersüchtigen und besessenen Welt gehörte ich stets an seine Seite. Alle meine Freunde sah er als Gefahr an, nannte sie Schlampen.

Sein Kontrollwahn ging so weit, dass ich ab 2012 kaum noch in die Uni gehen konnte. So zerbrach nach zwei Jahren mein Jurastudium. Ich kam nicht mehr hinterher. Ich war wahnsinnig enttäuscht von mir selbst.

Ich bewarb mich im Sommer 2012 für ein anderes Studium an der Hochschule. Ich bekam zunächst eine Absage und akzeptierte das als erledigt. In dieser Zeit mied ich den Briefkasten, da dort nur Mahnungen für Saschas unbezahlte Rechnungen landeten. Anfang September öffnete ich den überfüllten Briefkasten und fand darin überraschenderweise ein Annahmeschreiben der Hochschule. Ich hätte bis 01.09. alle Unterlagen einreichen sollen - es war zu spät. Ich ging direkt dorthin und erklärte, dass ich die Unterlagen zu spät im Briefkasten entdeckt habe. Der Mitarbeiter der Hochschule sagte das sei kein Problem und dass er mich registrieren wird. Ich freute mich riesig auf mein neues Studium! Es ging auch schon im Oktober 2012 los. Ich lernte direkt viele neue Leute kennen, alles war spannend und ich war hochmotiviert. Nach der Erfahrung mit Jura konnte ich nun einen Neustart wagen.

Sascha war natürlich nicht begeistert. Er wollte nicht, dass ich überhaupt studiere. In seiner idealen Vorstellung würden wir irgendwo zusammen als Fitnesstrainer arbeiten. Er hatte einige Kumpels, die ebenfalls das gleiche an der Hochschule studierten, in einem höheren Semester. Sie versicherten Sascha, dass sie „ein Auge“ auf mich hätten und auf mich „aufpassen“ würden.

In den ersten paar Wochen ging ich abends mit den neuen Studienkollegen aus, ein paar Cocktails in der Stadt, ich war nicht spät zu Hause. Als Sascha mich am nächsten Tag fragte, was ich abends so gemacht habe (er hatte wie immer Nachdienst im Hotel), habe ich ihm genau das erzählt und meinte, das sei sehr nett gewesen mit den Leuten. Er sagte nur: „Haha, sehr witzig. Wäre das wahr, hätten wir jetzt ein riesiges Problem.“
Ich lächelte es deshalb als Scherz weg und realisierte, dass ich niemals so etwas machen könnte, ohne dass es zu Hause ein Problem gibt.

Seine Eifersucht wuchs und wuchs und er wurde immer fordernder.

Weihnachten 2012 kamen wir zufällig auf das Thema Heirat und ich sagte, dass ich vielleicht nie heiraten möchte. Er war sofort auf 180. Schrie: „Was?! Ich wollte dir im Februar zum Zweijährigen einen Antrag machen!“
Er war sehr sauer und ich sehr froh, dass es noch nicht zu dem eigentlichen Antrag kam. Wer weiß, was bei einer Ablehnung passiert wäre.

Ich fühlte, dass ich endlich den Schritt aus dieser Beziehung wagen muss. Ich konnte nicht mehr mit ihm leben. Ich liebte ihn nicht, fand ihn nicht attraktiv. Meine Familie mochte ihn nicht und er sie auch nicht, er hasste all meine Freunde. Er ließ mich den Haushalt zu 100% allein machen, ich trug die meisten Kosten. Er forderte immer öfter, dass ich ihm um 22 Uhr noch etwas koche und ihm dann ins Hotel zur Arbeit bringe. Somit war ich immer lange wach und morgens müde.

Auch mein neues Studium fing an zu leiden. Er kontrollierte mich durchgehend. Zu Hause rastete er jeden Tag aus (z.B. wenn er Deoflecken auf seinem T-Shirt hatte oder schwitzte oder spät dran war oder ähnliche, völlig triviale Situationen).

Im Januar 2013 teilte ich ihm vorsichtig mit, dass ich die Trennung möchte. Wir würden uns nur noch streiten und dass ich ihn einfach nicht liebe. Er bettelte um ein paar weitere Wochen, in denen ich es mir überlegen konnte. Er wollte keinesfalls eine Trennung. Er weinte ununterbrochen. Er bettelte darum, dass ich noch einmal nachdenke - Hauptsache, wir bleiben zusammen. Ich hatte Mitleid. Ich dachte daran, wie er nie im Leben Liebe bekam und leider zählte ich zu den Personen, die ihm das auch nicht geben konnten. Ich sagte, dass ich es mir überlegen würde, aber gab ihm zu verstehen, dass es aussichtslos ist und wir langsam in Richtung Trennung hinarbeiten sollten. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich einfach nicht die Richtige für ihn bin.

Doch er vermied in den kommenden Wochen jeden Streit und verhielt sich ruhig, rastete seltener aus. Ich durfte sogar wieder auf Parties gehen.

Im März kündigte er jedoch plötzlich seinen Job im Hotel. Ich denke, er konnte nicht mit dem Gedanken leben, mich fünf Nächte die Woche nicht kontrollieren zu können. Scheinbar waren ihm die 2-3 Partynächte in den Wochen zuvor ein zu großes Dorn im Auge. Manchmal rannte er sogar aus dem Hotel mitten in der Nacht heim, nur um zu prüfen, ob ich wirklich da bin.

Mittlerweile war seine Eifersucht auch nicht mehr so unbegründet, wie in den Jahren zuvor - ich hatte nie etwas getan, was als unanständig gelten würde oder mit jemandem geflirtet oder ähnliches.
Ich merkte aber nun langsam, dass ich Interesse an anderen Männern bekam - ich war mit Sascha immer zusammen, aber ich fühlte mich völlig allein und einsam. Ich fühlte einfach keine Liebe für diesen Mann und sehnte mich nach jemanden, zu dem ich mich hingezogen fühlen konnte.

Im April 2013 passierte es dann. Nach einer Party bei einem Kommilitonen habe ich Robert geküsst. Danach wusste ich, dass ich die Beziehung beenden muss. Es war so schön, jemanden zu küssen, den man küssen möchte. Ich habe schon lange nicht mehr dieses Gefühl verspürt. In meiner Beziehung empfand ich Küssen und Sex eher als eine lästige Pflicht, der ich nachgehen musste.

Am nächsten Tag fasste ich all meinen Mut zusammen und sagte Sascha, dass ich - wie besprochen - die letzten Wochen nachgedacht habe und mich endgültig trennen möchte. Er akzeptierte dies überhaupt nicht und tagelang dachte er nur, dass sei „eine meiner Launen“. Auch andere bat er darum, mit mir zu reden. Er zog alle möglichen Menschen mit hinein. Es war mir sehr unangenehm und ich war genervt.

Als er verstand, dass ich es ernst meine, begann die Hölle.
Im Mai fand er von seinen Kumpels, die an meiner Hochschule studierten, heraus, dass ich was mit Robert habe. Ich dachte, er bringt ihn um. Ich selbst war mehrmals dem Tod sehr nahe. Ich merkte an seinem verrückten Blick, dass er kurz davor war, meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich hatte stets Angst um Robert, für den ich Gefühle entwickelt habe, um meine Familie und meine Freunde. Er bedrohte Robert jedoch so sehr, dass wir beschlossen haben, uns nicht weiter zu treffen. Das teilte ich Sascha mit und flehte ihn an, Robert einfach in Ruhe zu lassen und nicht mehr bei ihm zu Hause oder an der Hochschule aufzutauchen.

Wir zogen im Juni endlich auseinander.

Es folgten jedoch Monate von erzwungenen Treffen, Gewalt, Drohungen und Vergewaltigungen. Er verhalf mir zu weiteren Schulden, indem er nicht einmal die letzten Monatsmieten gezahlt hat.

Wenn ich nicht gerade bei ihm bei einem der „erzwungenen Treffen“ war, spionierte er mich aus. Stand stundenlang vor meinem Haus, kletterte mehrmals die Woche auf meine Terrasse im Hinterhof und versuchte, einzubrechen, wenn ich nicht die Tür öffnete. Er hielt mich mehrmals tagelang bei sich zu Hause gefangen, nahm mein Handy weg, sperrte alles ab, damit ich nicht fliehen konnte. Er sagte, ich werde ihn schon noch wieder anfangen zu lieben, wenn ich die Zeit mit ihm verbringe. Wenn er mich vergewaltigte fühlte es sich an, als ob ein Messer in mich eindringen würde. Obwohl ich dabei weinte, machte er immer weiter.

Ich sprach über die Situation mit der Polizei, traute mich jedoch nicht, alles zu erzählen. Ich sagte denen, dass mein Ex mich täglich bedroht und mir nachstellt, dass ich in Todesangst lebe. Doch deren Reaktion zeigte mir, dass da nicht viel passieren wird. Falls ich in einem Moment in einer Gefahrensituation sei, solle ich doch einfach die Polizei rufen. Gegen Stalking würden sie erstmal nichts unternehmen. Das Desinteresse verunsicherte mich und ich stellte keine Anzeige.

Zum Ende des Jahres dachte ich, es gibt nur zwei Möglichkeiten: ich nehme mir das Leben oder ich versuche erneut, ihn aus meinem Leben zu bekommen. Ich war an einem Punkt, an dem ich nicht mehr konnte.

Ich fuhr Silvester nach Kassel und am 1.1. zurück nach Göttingen. Ich ließ Sascha in dem Glauben, ich sei noch in Kassel. In meiner Wohnung schrieb ich ihm, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte und erklärte auch wieso. Seine Reaktion war natürlich mit voller Wucht. Er fuhr sofort nach Kassel und rief mich an, dass er zu meinen Eltern fährt. Ich rief meine Eltern an, ich hatte Todesangst um sie. Bat sie keinesfalls die Tür zu öffnen und die Polizei zu rufen, wenn er kommt. Glücklicherweise fand er die Wohnung meiner Eltern nicht wieder, da ich nur einmal 2011 dort mit ihm war.

Ich verstecke mich die ganze Nacht im Dunkeln in meinem Badezimmer, damit er von außen kein Licht und keine Bewegungen sieht. Er wollte unbedingt eine „letzte Aussprache“ nachts im Park, auf die ich nicht einging. Es folgten wieder Bedrohungen. Ich wusste, diese „letzte Aussprache“ würde mein Ende bedeuten. Ich lehnte endgültig ab und blockierte ihn.

Tagelang versteckte ich mich in dem Badezimmer, völlig verängstigt. Dann fuhr ich für einige Tage nach Hamburg, um mich abzulenken und mich kurzfristig sicher zu fühlen.

Kurz danach versuchte Sascha mit aller Kraft meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er setzte viele Gerüchte über mich in die Welt, seine Kumpels machten mit und erzählten an der Hochschule ich sei eine gefühllose *beep*, die ihrem armen Freund Sascha das Herz gebrochen hat und sein Kind abgetrieben hat.

Doch ich hielt durch, ich habe ihn niemals wieder kontaktiert, egal was er tat. Ich lebte in Angst vor mich hin. Stieg immer eine Haltestelle weiter aus, ging selten allein vor die Tür. Ich bekam Panikattacken, wenn ich Männer sah, die ihm ähnlich waren. Ich kippte jedes Mal fast um. Hatte Angst vor roten Jacken, farbigen Turnschuhen, Glatzen, Türklingeln, Klopfen, Anrufen, SMS Nachrichten… Niemals würde ich mit Fenster auf Kipp schlafen. Beim Gehen drehte ich mich alle paar Sekunden um.
Ich wechselte die Handynummer und gab sie nur noch den engsten Freunden und der Familie.

Im Sommer 2015 zog ich für ein langes Praktikum nach China. Das hat mir entscheidend geholfen, meine Ängste zu besiegen. Schließlich wusste ich dort, dass er mich nicht finden kann. Ich bekam auch immer weniger Panikattacken wenn ich jemanden sah, der ähnlich gekleidet war.

2018 schrieb mir Sascha eine E-Mail. Er wolle einfach mal fragen, wie es mir so geht. Ich antwortete nie. Bis zum letzten Jahr las ich unsere alten WhatsApp Chats immer und immer wieder und versuchte, mein Trauma final zu verarbeiten. Dieses Jahr habe ich sie alle gelöscht. Ich habe keine Panikattacken mehr, gehe an die Tür wenn es klingelt und erwarte nicht das Schlimmste, wenn ich eine Nachricht auf dem Handy bekomme.

Wahrscheinlich hat mich das Erlebnis nachhaltig geprägt, aber ich bin dazu bereit, es loszulassen und manchmal bin ich sogar sehr glücklich. Seit sechs Jahren bin ich in einer Beziehung, in der es keine Eifersucht, Gewalt oder böse Worte gibt. Ich lebe immer noch in derselben Stadt - doch Sascha habe ich seit 2014 nie wieder getroffen.

Ich wünsche allen Frauen, die so etwas durchmachen oder durchgemacht haben, viel Kraft und Mut. Eines Tages befreit ihr euch von eurem Schmerz.

10.06.2024 19:42 • 11.06.2024 x 12 #1


12 Antworten ↓


Weißt du was aus Sascha geworden ist ? Wie lebt er heute ?

A


Das Leben nach dem Stalking

x 3


@ginny34

Ich ziehe meinen Hut vor Dir!

LG Perle

@Kentucky Soweit ich von anderen mal gehört habe, hatte er bald danach eine neue Freundin und sie haben zwei Kinder bekommen. Ob sie noch zusammen sind, weiß ich nicht. Hoffe aber, dass bei denen alles gut ist

@Perle danke!

@ ginny34 oh Mann, da hast du ja einiges erlebt.

Immer wieder so gepusht und bedrängt worden.
Fürchterlich,wenn jemand einen so als Objekt sieht und man keine Entscheidungen mehr treffen kann.

Schön, dass du den Abstand hinbekommen hast. Das mit China war ja ein Mega Schritt.
Und gut, dass du wieder ein normales Leben hast, mehr oder weniger angstfrei sein kannst und eine gute Beziehung leben kannst.

Das war sicherlich ein längerer und harter Weg.

Zitat von ginny34:
Soweit ich von anderen mal gehört habe, hatte er bald danach eine neue Freundin und sie haben zwei Kinder bekommen. Ob sie noch zusammen sind, weiß ich nicht.

Glück für dich.
Das scheint mir bei so Stalkern fast der einzige Weg zu sein, um Ruhe zu haben, dass die Aufmerksamkeit und Fixierung woanders hingeht. Hatte das auch mal durch.
Ist natürlich auch sehr zwiespältig, man selber kann aufatmen, aber man denkt, die armen Frauen, die danach kommen.

Und die Polizei macht ja in der Regel erst was, wenn es zu spät ist.
Kann aber sein, dass die heutzutage doch etwas sensibilisierter sind, auch die Beratungsstellen.
Dass die Seminare geben und Beratungen und es gab auch mal eine Aktion, dass so Gaststätten sensibilisiert wurden, wenn man verfolgt wird und man da eine Art Code angab. Frauenhäuser quellen ja leider auch über.

Die nächsten Frauen kann man nicht retten, trifft ja doch jeder seine Entscheidungen bzw lässt sich überrumpeln, weils so seine / ihre Prägung ist. In manchen Phasen schien sich mir so eine Fremdbestimmung und besetzt werden ja auch normal anzufühlen. Paradoxerweise wäre ich früher nicht bereit gewesen für eine selbstbestimmte Beziehung, weil in mir was gefehlt hatte. Ich komme aus einem Hintergrund mit wenig Selbstbewusstsein, war schnell zu verwirren und umzulenken.

In gewisser Weise wars am Ende ein großer Push in eine Entwicklung, aber nicht so einfach und auch eher makaber und gefährlich, wenn man dabei ums überleben kämpfen / bangen muss, weil der andere total durchdreht.

Hast du eine Art Traumatherapie gemacht ginny34 oder hat der Abstand und die Normalität irgendwann geholfen?

Ihr habt beide höchst problematische Entscheidungen getroffen, und eigenartige Ansichten und Werte vertreten.

Er hatte sein Leben nicht im Griff und war total von dir Abhängig in jeglicher Sicht, du hingegen absolut distanziert in einer Beziehung wo do ihm hingehalten hast, sein Kind abgetrieben hast und ihm fremdgegangen bist.

Da kann man nur froh sein dass bei so einer Sache nicht ein noch größeres Unglück passiert ist

@ginny34 Ich habe beim Lesen so sehr auf ein Happy End gehofft und war wirklich gerührt, als ich den vorletzten Abschnitt las. ️

@Feuerschale Danke, dass du deine Erfahrungen teilst.
Ich habe keine Therapie gemacht und hatte das auch teilweise bereut. Die „Nachwirkungen“ nahmen mit den Jahren ab. Fast ein Jahr im Ausland war super. Danach zurück in meiner Heimat hatte ich schon noch lange mit Ängsten zu kämpfen. Als ich dann ein paar Jahre später aus meiner Wohnung wegzog, verhalf mir das zu mehr Sicherheitsgefühl.
2020 verstarb plötzlich mein Vater. Die tiefe Trauer hat dabei meine anderen Gedanken und schmerzlichen Erinnerungen irgendwie „verdrängt“, indem ich mit der Trauer irgendwie zurechtkommen musste. Ich rutschte in eine Spirale von viel Arbeit, abends Alk. - einfach nur um an nichts denken zu müssen und irgendwie zu existieren.
Seit ungefähr 2022 beschäftigte ich mich wieder öfter mit meinen alten Erinnerungen an die erlebte Gewalt und die Gefühle. Dadurch, dass ich diese Jahre irgendwie immer und immer wieder in meinem Kopf durchging, habe ich sie verarbeitet. Die Albträume hörten auf (viele Jahre träumte ich fast täglich davon, verfolgt zu werden, zu laufen, ihn irgendwo zu treffen und ähnliches), ich löste mich von fast allen meinen Ängsten. Ich weiß nicht, wie dauerhaft so etwas ist, aber es fühlt sich gut an. Ich hoffe, dass du dich ebenfalls nach deinem Erlebnis wieder gut fühlst Gewünscht hätte ich mir so ein Erlebnis nie, aber am Ende lernt und wächst man an allem im Leben.

@__Liz__ danke

Zitat von ginny34:
Ich habe keine Therapie gemacht und hatte das auch teilweise bereut. Die „Nachwirkungen“ nahmen mit den Jahren ab. Fast ein Jahr im Ausland war super. Danach zurück in meiner Heimat hatte ich schon noch lange mit Ängsten zu kämpfen. Als ich dann ein paar Jahre später aus meiner Wohnung wegzog, verhalf mir das zu mehr Sicherheitsgefühl.

Vielleicht war der Alltag und alles was kam, erstmal die beste Therapie, ein Gefühl von Normalität wieder bekommen, eingebunden zu sein.
Zitat von ginny34:
Ich hoffe, dass du dich ebenfalls nach deinem Erlebnis wieder gut fühlst

Ja, da kam auch Jahre später nochmal was hoch emotional und an Szenen, was ich zuerst gar nicht zuordnen konnte.
Das war erstmal heftig, aber danach fühlte ich es als integriert und es ist schon lange kein Thema mehr.
Der Männergeschmack wurde auch vernünftiger und sicherer, so Schritt für Schritt.

Es war auch gut zu wissen, dass er aus meinem Umkreis verschwand, er wurde auch wegen was anderem polizeilich gesucht, war erst im europäischen Ausland, hatte geheiratet später, was ich dann über gemeinsame Bekannte erfuhr.
Zitat von ginny34:
Seit ungefähr 2022 beschäftigte ich mich wieder öfter mit meinen alten Erinnerungen an die erlebte Gewalt und die Gefühle. Dadurch, dass ich diese Jahre irgendwie immer und immer wieder in meinem Kopf durchging, habe ich sie verarbeitet. Die Albträume hörten auf (viele Jahre träumte ich fast täglich davon, verfolgt zu werden, zu laufen, ihn irgendwo zu treffen und ähnliches), ich löste mich von fast allen meinen Ängsten.

Da hat die Psyche sich wohl bei Ruhe dann nochmal an die Nacharbeit gemacht. Das habe ich oft gehört, dass manches erst Jahre oder Jahrzehnte später von selbst nochmal hochkommt und verträglich verarbeitet werden kann.
Das hört sich wirklich gut an, dass die Alpträume und die Ängste nachließen.

@Feuerschale Das freut mich, dass du das verarbeiten konntest!

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Dr. Reinhard Pichler
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