Zitat von aldia249:Hallo liebe Anna Maria,
Ja also ich habe mich jahrelang in diesem Dilemma befunden. Die netten, lieben, die auf mich standen waren total uninteressant, unterwürfig und langweilig. Denen habe ich leider nicht mal eine Chance gegeben. Habe mir meistens Männer ausgesucht und angeschmachtet , bei denen mir sowieso klar war, dass das total in die Hose geht. Entweder waren sie unnahbar oder völlige Idioten , aber Hauptsache selbstbewusst und extrovertiert.
Irgendwann habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt. Der war von Anfang an ziemlich ruhig und zurückhaltend.. eigentlich überhaupt nicht mein Beuteschema, aber irgendwie hatte er etwas Interessantes an sich, das auch gerade dadurch verstärkt wurde, dass er eben nicht so viel von sich preisgegeben hat. Das sexuelle Interesse war nicht zu 100-prozentig da, aber da hatte ich bis dahin sowieso immer schon meine Schwierigkeiten und nie wirklich diese Lust auf Sex und andere Zärtlichkeiten. Habe mir zeitweise sogar Zwangsgedanken gemacht, ob ich ihn nicht abstoßend finden könnte und hatte daher ziemlich große Angst, mehr mit ihm zu machen.
Das alles hat sich dann aber sehr zum Positiven gewandelt. Je mehr ich über ihn erfahren hatte, desto besser und interessanter wurde das ganze ( aber natürlich auch mit ganz vielen Downs).. man lernt einen Menschen auch wirklich nur gut kennen, wenn man mehr über ihn erfährt und das braucht einfach Zeit. Mittlerweile sind wir zusammen und das auch schon länger. Die Ängste schwingen mit, aber kontrolliert und derzeit ohne schlimmere Ausbrüche.
Insofern hat sich mein Beuteschema und schon etwas geändert und das war gut so.
Vielleicht gibt es einen Kompromiss für dich, zwischen viel zu nett und BadBoy.. gerade was sexuelle Anziehung angeht, kann es im Nachhinein auch positive Überraschungen geben. Gib dir auch nicht immer nur schwarz und weiß.. man könnte sich auch gut auf die Grautöne konzentrieren:)
LG
Danke für die ausführliche Antwort!
Genau über diese sexuelle Komponente denke ich gegenwärtig verstärkt nach. Ich könnte nämlich nicht darauf verzichten, weil Sexualität einen sehr großen Teil in einer Beziehung für mich einnimmt. Wenn ich jemanden mag, aber nicht mit ihm schlafen möchte, dann kann das ein guter Freund werden, aber eben kein Partner.
Ich bin selbst eine aktiver Bindungsängstler und war daher in den letzten Jahren immer mit den netten Männern zusammen. Also Männer, die unter großer Verlustangst neigen und sich daher viel anpassen und klammern. Verlustangst + Bindungsangst scheint ja auch das gängige Modell zu sein.
Der aktive Part bezieht Sicherheit und Bestätigung aus der Verlustangst des Passiven - den Sinn hinter dieser Dynamik habe ich also schon verstanden.
Nur merke ich mittlerweile selbst, dass das nicht die Lösung ist. Denn irgendwann bist du einfach nur noch genervt vom anderen und seiner Unselbstständigkeit.
Einfach nur den Gegenpol zu wählen, funktioniert aber genauso wenig, musste ich letztes Jahr feststellen. Keiner will der Verlierer sein und sich zuerst emotional einlassen, obwohl man schon längst emotional involviert ist. Das ist mir zu anstrengend. Zumal jeder gewohnt ist, dass der andere sich nach einem selbst richtet und keiner irgendwo Abstriche machen will...
Ich verstehe daher auch, was ihr mit schwarz-weiß Denken meint. Ich bin mittlerweile in Therapie und mein Psychoanalytiker hat das sehr schön beschrieben. Das sind im Grunde nur zwei Seiten derselben Medaille und weder das eine noch das andere ist die richtige Wahl.
Ein ganz großes Problem bei Beziehungsangst ist ja, dass man einen wahnsinnig schlechten Zugang zu sich selbst und zu seinen Bedürfnissen hat. Und dadurch einfach auch oftmals eine falsche Partnerwahl trifft. Nur nach dem Aspekt der Sicherheit zu gehen, ist auf Dauer einfach zu wenig...
Jemanden richtig kennenzulernen, ist allerdings schon etwas, wo ich mitgehen würde. Der Gedanke kam mir auch, dass man sich mehr Zeit lassen sollte. Ach, sehr schwierig alles irgendwie ...
Zum Aspekt was ist stark? - ich meine damit schon jemanden, der mental stark ist und nicht nur egoistisch. Egoismus hat auch nichts mit Selbstbewusstsein zu tun. Eher mit dem Gegenteil davon... das lässt sich im ersten Moment nur nicht sofort erkennen. Das merkt man erst, wenn man dem anderen etwas näher gekommen ist.