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Hallo,
ich hoffe mir kann jemand helfen. Um meinen Fall beurteilen können, muss ich leider etwas ausholen...

Vorgeschichte:
Ich (m, 22) habe eine Frau kennengelernt und durch gelockerte Atmosphäre, Alk. etc., sind wir uns schon ziemlich nah gekommen, obwohl wir uns eigentlich kaum kannten. Danach wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte... Man muss dazu sagen, ich bin für gewöhnlich extrem schüchtern und zurückhaltend. Habe mich dann gemeldet, ein Treffen vorgeschlagen und sie hat zugestimmt. Wir haben uns dann bei einem Kaffee zwei Stündchen nett unterhalten, insgesamt liefs gar nicht schlecht...

Das ist aber leider nur ein Teil der Geschichte: Ich leide nämlich schon länger unter pyschischen Problemen. Versagens- und Zukunftsängste, Minderwertigkeitsgefühle, gelegentliche Depressionen, generelle soziale Unsicherheit. Das trage ich aber so gut, wie es geht, nicht nach außen. Lasse kaum jemand wirklich an mich heran und bin sehr verschlossen. Demnächst plane ich, zur Therapie in eine Klinik zu gehen.

Situation:
Ich habe also wegen meiner Psyche und anderen Umständen sehr viel um die Ohren. Ich war von Anfang an, unschlüssig, was ich selber eigentlich will nach diesem Abend: Beziehung anstreben oder mich erst mal um mich selbst und meine schwierige Lage kümmern...?! Das beschäftigt mich die ganze Zeit...

Zu erst einmal ist sie mir durchs Kennenlernen ziemlich sympathisch, mehr kann ich aber nach dem Treffen natürlich noch nicht sagen, das braucht ja alles seine Zeit.
Die entscheidende Frage ist, macht es wirklich in meiner aktuellen Situation Sinn, sich auf eine potentielle Beziehung überhaupt einzulassen? ...denn wegen dem ganzen Drumherum bin ich mit den Gedanken häufig ganz woanders, fühle mich überfordert.

Ich bin immer der Ansicht gewesen, man könne eine Beziehung nur dann eingehen, wenn man mit sich selbst halbwegs im Reinen ist. Denn anders kann ich gar nicht für den Anderen da sein.
Meine Therapeutin dagegen ist der Ansicht, so eine Beziehung wäre für mich vielleicht die Möglichkeit, aus meinen Mustern auszubrechen und mir meine Ängste zu nehmen...

Ich möchte sie auf keinen Fall verletzen, aber mir im Nachhinein selber auch nicht vorwerfen wollen, eine Chance auf eine evtl. tolle Partnerschaft nicht wahrgenommen zu haben, weil ich wieder einen Rückzieher gemacht hab.

Wie seht ihr das?
Und wenn eine Beziehung infrage kommt, wie und wann mache ich ihr meine Situation begreiflich?

Aktuell:
Ich habe viel überlegt und den Kopf zerbrochen, was ich eigentlich möchte... dann habe ich ihr wegen eines zweiten Treffens geschrieben, die Unsicherheit blieb aber. Sie hat positiv reagiert und ist scheinbar noch an mir interessiert. Ich bin quasi den Weg rückwärts gegangen: Kennenlernen nach dem Näherkommen...

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Jetzt, wo ihr meine Vorgeschichte kennt und besser einschätzen könnt, wie kompliziert es gerade ist und wie kompliziert ich bin, könnt ihr mir hoffentlich weiterhelfen. Natürlich weiß ich, dass es kein Patentrezept gibt, aber wie würdet ihr an meiner Stelle handeln?

Die wichtigste Frage zuerst: Weitermachen, ja oder nein?

Was wäre sinnvoll für ein zweites Date – welche Location? Wieder nur Kaffeetrinken?
Wäre es angebracht, sich anzunähern, wenn ja inwiefern?
Wie werde ich die Anspannung los, die mir im Weg steht? Wie kann ich das Ganze einfach ungezwungener angehen?
Wird beim zweiten Treffen schon direkter über gegenseitiges Interesse gesprochen?
Wann und im welchen Rahmen kann ich ehrlicher von mir und meinen Problemen erzählen?

Ich wäre sehr dankbar, falls mir jemand helfen kann.
Grüße!

02.02.2014 21:38 • 02.02.2014 #1


2 Antworten ↓


Also letztlich ist es deine Entscheidung und mit einer pauschalen Antwort ist das immer so eine Sache. Es hängt immer von der Situation ab, den Beteiligten, etc.
Ich will nicht behaupten die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, wenn ich nun von Erfahrung spreche, aber ich hab selber so meinen Dachschaden und kann dir aus meiner Erfahrung sagen, das es langfristig vermutlich nichts wird. Zumindest nichts gescheites in dem Alter. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, denn wie gesagt es hängt von vielem ab.
Bisher haben bei mir aber alle Beziehungen ziemlich gleich geendet - vorallem auf meiner Seite. In der totalen psychischen Katastrophe. Anfangs wird es immer besser, es tritt das ein, was deine Psychologin gesagt hat - und dann schlägt es doppelt und dreifach so heftig zurück. Das ist eine (bzw mehrere) Krankheiten die du hast - keine Muster oder schlechte Angewohnheiten. Vorallem der depressive Teil lässt sich nicht mit mal ausbrechen und mit genug Liebe beheben. Die Krankheiten wird es leider auf kurz oder lang nicht interessieren ob du mal was neues im Leben wagst oder nicht.
Für mich persönlich hab ich mittlerweile daraus die Konsequenz gezogen, mich auf keine Bziehung mehr einzulassen - zumindest nicht so schnell, nicht ohne das sich vorher etwas bei mir ändert (was absolut unwahrscheinlich ist) und nicht ohne, dass ich genau weíß, dass der andere wirklich! weiß worauf er sich einlässt. Nicht nur um meinet Willen sondern auch um den meiner (potentiellen) Partner. Die bleiben nie unberührt davon und wenn nicht einer der Beiden dazu in der Lage ist, einen Cut zu ziehen, wenns zu viel wird, geht der Partner mit dran zu Grunde bzw. hat fürs Leben eine negative Erfahrung weg, die ihn in alle Beziehungen verfolgen wird. Leider hab ich das mehr als nur einmal mittlerweile erlebt.
Meiner Meinung nach, solltest du ihr sowieso vorher sagen, worauf sie sich bei dir einlässt, alles andere würde ich zumindest als extrem unfair erachten. Ob sie dann überhaupt noch mehr will, steht dann nochmal auf einem anderen Blatt.
Aber wenn du sowieso gerade über eine Therapie nachdenkst, würde ich es an deiner Stelle lasse. Du kannst mit dieser Beziehung auch auf die Fresse fallen und es kann dir im nachhinein schlechter gehen als jetzt oder du machst in dir noch mehr kaputt. Wenn du nämlich eh nicht sonderlich stabil bist, dann stehen die Chancen dafür leider sehr gut (meiner Erfahrung nach).
Das Problem mit den Enscheidungen ist, dass die Chancen für alles da sind. Für einen positiven und einen negativen Ausgang. Ich würde immer sagen, hör auf dein Herz, aber beachte auch deine Zweifel denn die hast du auch nicht ohne Grund.

Hallo Avoid,

ich persönlich mag einen Mann sehr, von dem ich annehme, dass er Bindungsängste in irgendeiner Form hat und von dem ich mir nichts mehr wünschen würde, als dass er Vertrauen zu mir gewinnt. Denn wenn er es schafft, mit mir über seine Probleme zu reden, dann räumt er mir damit die Chance ein, angemessen mit diesen umgehen zu lernen. Mir liegt doch an ihm und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, ein gutes Auskommen miteinander zu haben. Von einer Beziehung möchte ich voräufig noch gar nicht reden, denn ich weiß gar nicht wirklich, wie er überhaupt zu einer solchen stehen würde bzw. ob er überhaupt eine zulassen könnte. Damit wollte ich dir sagen, dass ich es an deiner Stelle vorsichtig versuchen würde, sie um meine Situation wissen zu lassen. Dann kannst du sehen, wie sie darauf reagiert. Ich gehe davon aus, dass, wenn sie dich mag, und so hat es ja den Anschein, sie es gut finden wird, dass du etwas unternimmst und dass sie dich dann auch in deinen Bemühungen unterstützen und auf dich warten wird. Wenn sie es nicht tut, dann verlierst du nicht viel, hast deinen Kopf aber dann frei für deine Therapie und kannst, falls es ein großer Verlust für dich wäre, dieses Thema dort gleich mit einbringen. Außerdem schreibst du, du möchtest sie nicht verletzen. Ich glaube aber, dass es sehr viel mehr verletzend ist, das Gefühl zu haben zu viel für jemand zu sein, als um seine Situation Bescheid zu wissen und somit mit sicherem Gefühl auf ihn warten zu können. Alles andere verunsichert ja nur.

Mit lieben Grüßen
Zärtlich Liebende





Dr. Reinhard Pichler
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