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Hallo zusammen,

ich bin der Frank, 24 Jahre alt und habe mir eine Auszeit vom Studium genommen, da ich einiges aus meiner Vergangenheit aufarbeiten möchte.

Ich gehe mal kurz auf meine Kindheit ein. Meine Mom hatte sehr oft Depressionen, da sie selbst eine schlimme Kindheit hatte. Sie war extrem unsicher und hat das auf mich übertragen. Ihr war immer extrem wichtig was andere von ihr und uns denken, hatte selbst keine Meinung zu den Dingen. Mein Vater war oft überarbeitet und konnte nicht abschalten. Deswegen hat er mich und meine große Schwestern sehr oberflächlich behandelt (von wegen: hauptsache gesund und gute noten). Meine kleine Schwester ist ein Pflegefall da zu 100% geistig behindert. Deswegen hatte meine Eltern nie wirklich Zeit für mich und da ich auch nicht der Mensch bin, der sich dann in den Fordergrund stellt, bin ich meist auf der Strecke geblieben. Meine große Schwester hat die ganze Aufmerksamkeit bekommen da sie es verstanden hat zu jammern wenn es nötig war und mich zu demütigen wenn sie sich schlecht gefühlt hat.
Ich kam damit nicht klar, ich hab das nicht verstanden. Vorallem wieso meine große Schwester mich so behandelt anstatt mir zu helfen. Wir sind einfach grundverschieden vom Wesen.

Jedenfalls hat das alles dazu geführt, dass ich zu Frauen kein Vertrauen habe. Mit 16 hätte ich meine erste Freundin haben können. Wir hatten ein Date und weitere treffen, ich habe mich aber nie wohl gefühlt und war einfach überfordert mit allem. Wenn ich mit ihr zusammen war hatte ich immer große Angst Fehler zu machen und auf sie zu zu gehen. Einfach weil ich nicht verletzt werden wollte.

Seitdem habe ich zwar noch ab und zu Frauen angesprochen aber nie mit Selbstvertrauen. Irgendwann hab ich das dann gelassen, da es mir zu sehr weh tat. Ich bin einfach extrem sensibel geworden (vlt auch schon immer gewesen).

Vor 1,5 Jahren nun ist meine Mom gestorben.

Ich hatte zu Ihr keine gute Beziehung, habe mich bei ihr nie wohl gefühlt und ihr vieles übel genommen. Mittlerweile weiß ich, dass Sie es einfach wegen ihrer psychischen Krankheit nicht besser machen konnte. Jetzt vermiss ich Sie sehr. Mir fehlt einfach generell Geborgenheit und jemand dem ich solche Dinge anvertrauen kann.

Nachdem ich nun ein halbes Jahr zwecks Praktikum in Nürnberg alleine gelebt habe ist mir nochmal vieles klar geworden. Ich möchte das endlich auf die Reihe kriegen.

In Nürnberg habe ich eine Frau kennen gelernt. Sie hat von Anfang an Interesse gezeigt. Ich konnte mich aber wieder nicht richtig drauf einlassen. Ich habe es wirklich versucht, habe sie zu mir eingeladen. Wir waren ein Wochenende zusammen im Urlaub usw (mit noch einem Freund). . Es gab einfach etliche Möglichkeiten für mich ihr Näher zu kommen und eine Beziehung zu starten. Ich konnte es aber einfach nicht. Wenn Sie einen Schritt auf mich zu gemacht hat, habe ich das mehr oder weniger ignoriert und einfach das Gefühl genossen, in dem Moment quasi oben auf zu sein. Ich konnte in dem Moment nicht auf sie zu gehen.
Als wir bei mir waren haben wir zusammen ein Film angeschaut. Ich hatte mir fest vorgenommen sie dabei in den Arm zu nehmen und aufjedenfall Körperkontakt zu suchen. Ich war in dem Moment dann aber einfach wie gelähmt. Ich konnte diesen Schritt nicht wagen. Es war einfacher, Sie denken zu lassen, dass ich doch kein Interesse habe anstatt mit einer möglichen Abfuhr (die ja niemals gekommen wäre) zu leben.
Ungewollt musste ich wohl mein Ego durch sie pushen. Brauchte die Bestätigung. Mein Verstand hat mir aber gesagt, dass das verdammt nochmal nicht du bist und diese Frau das nicht verdient hat.
Ich habe sie dann 2 Monate nicht gesehen. Dann haben wir uns auf einem Volksfest verabredet aber nicht als Date sondern zusammen mit anderen Freunden. Sie hat sich am Anfang total an mich gewandt. Stand immer nah bei mir und alles. Und ich war schon wieder zu blöd. Ich hatte Angst einen Fehler zu machen oder Ihr zu zeigen wie gern ich Sie habe, vorallem da ja zig Freunde und Leute um uns herum standen. Deswegen war ich sehr abweisend, aber nicht nur zu ihr sondern zu allen. Mir war in dem Moment tausend mal wichtiger was die andern denken als das was ich vom Herzen gern tun würde. Deswegen konnte ich den Abend nicht genießen sondern war nur angespannt. Irgendwann ist sie von mir weg und hat mit einem Freund getanzt. Das hat mir dann in dem Moment kurz Klarheit verschafft und ich hab mir gesagt, dass ich es jetzt nicht wieder so versauen kann.
Wir sind dann zum Ende in die gleiche Richtung nach Hause gegangen. Gefühlt zum ersten mal (paar B. haben auch geholfen) konnte ich so sein wie ich bin. Als wir uns verabschiedet haben hab ich ihr gesagt dass ich nicht nur mit ihr befreundet seien möchte. Ich wollte Sie zum abschied küssen aber sie wollte nicht. Ich hab sie aber nicht einfach so gehen lassen. Dann wurde ich völlig überrascht, da sie angefangen hat zu weinen und mir eine Story aus ihrer Vergangenheit erzählt hat, wonach ein Exfreund von ihr sich umgebracht hat. Sie war sehr emotional (Alk. tat denk ich mal auch einen teil). Ich habe sie gefühlt eine halbe Stunde im Arm gehalten.

Naja, in einer Beziehung sind wir nicht. Wohnen auch 500 km voneinander entfernt. Schreiben noch öfters aber sonst wars das.


Ich weiß, dass ich das im großen und ganzen verdorben habe und das hat mir nochmal klar gemacht, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich kann doch nicht jedes mal wenn ich etwas für eine Frau empfinde so einen Mist verzapfen und dann immer unglücklicher werden. Ich bin bei Frauen die mir gefallen einfach nie ich selbst. Ich sehe ganz gut aus und bekomme schon mit, dass Frauen an mir Interesse haben. Aber nach einem Blickkontakt auf eine Frau zuzugehen ist für mich nicht möglich. Ich habe einfach nur Angst dass meine Fassade (gelassen, selbstbewusst ...) dann zusammenbricht und ich ihre Aufmerksamkeit verliere.
Ich möchte das auf die Reihe kriegen. Ich weiß nur nicht wie ich anfangen soll. Ich muss erstmal meine Probleme lösen, sonst wird es für mich keine glückliche Beziehung geben.

Was tut ihr um eure Bindungsängste aber auch andere soziale Ängste abzubauen?

Bitte helft mir.

Euer Frank.

05.11.2015 22:01 • 10.02.2016 #1


44 Antworten ↓


Hey Leute,

hat denn niemand einen Rat für mich?

Falls euch das zu viel Text ist, könnt ihr auch gerne in der Mitte bei In Nürnberg anfangen und den Teil über meine Kindheit weglassen.

Schöne Grüße
Frank

A


Angst vor Fehlern, Bindung, was andere Denken

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Hallo Frank,

eigentlich hast du die Situation ja schon richtig eingeschätzt: Du hast ein Problem unter dem du leidest und das sollte angegangen werden. Ich stocher leider ein bisschen im Trüben, denn ich kenne Bindungsangst nur aus dem Freudeskreis (und dem Forum), selber habe ich damit glücklicherweise nicht zu tun. Was aber andere (soziale) Ängste angeht, so hat mir lediglich die Konfrontation und auch die Akzeptanz geholfen. Immer wieder in die Situation rein, aushalten und mit neuer Erfahrung wieder raus. Akzeptieren, dass es immer Mal gute und schlechte Zeiten gibt, ohne sie zu bewerten.
Wenn ich deinen Text lese, dann ist deine Bindungsangst eher eine Folge deines enttäuschten Vertrauens. Das, was dir früher wiederfahren ist, ist also nicht aufgearbeitet sondern beschäftigt dich immer noch. Vielleicht wäre das der Hebel zum ansetzen: erstmal mit der Vergangenheit Frieden schließen und akzeptieren, dass sich das niemals ändern wird. Und dann erst im zweiten Schritt wieder Gedanken an eine Beziehung verschwenden.
Ein wirklich wichtiger Satz zum Thema Beziehung ist für mich immer: Man muss sich erst selbst glücklich machen können, um glücklich in einer Beziehung sein zu sein.

Hallo frank, xo hat dir sehr schön geantwortet.

Um da rauszukommen, musst du loslassen können, sprich, deine Gefühle von damals erkennen, annehmen und dann loslassen.

Natürlich bist du geprägt, aber das Prägen kann auch verändert werden. Dazu braucht es aber meist therapeutische Aufarbeitung, um verstehen zu können.

Und eine ganze Portion Mut, denn Beziehungen können wirklich schmerzen. Je nachdem.

Was mir geholfen hat, ist das wirkliche Wissen, dass meine Vergangenheit, meine Bewertungen mich zur Angst geführt hat. Und da gilt es anzusetzen.

Manchmal muss man seine Schwächen erstmals akzeptieren lernen um eine Stärke zu bekommen.

Auch sich der Tatsache zu stellen, dass die Angst vor Enttäuschung bei einer gefühlsmäßigen Bindung nicht alles unterbinden kann. Denn dann hast du nichts.

Es ist nicht einfach, aber mit der Zeit möglich, zumindest, wenn du eine Beziehung möchtest.

Hallo ihr zwei,

danke für eure Hilfe. Ich muss darüber erstmal nachdenken.

Schöne Grüße
Frank

Okay, ich habe lange überlegt. Ich denke ich habe 2 große Probleme. Zum einen habe ich wirklich gewisse Bindungsängste Frauen gegenüber, die resultieren aber aus einem geringen Selbstwertgefühl. Ich habe extreme Angst davor Fehler bei oder vor anderen Menschen zu machen und verurteile mich für jeden Fehler sehr heftig. Das sind teilweise ganz banale Dinge, über die andere Menschen gar nicht Nachdenken.
Dabei geht es mir aber selten um mich, sondern ich habe immer Angst davor, vor anderen schwach zu wirken. Dass andere erkennen, dass ich mit gewissen Dingen überfordert bin und dass ich dadurch an Wert verliere. Mein ganzes Leben hat sich irgendwie in diese Richtung entwickelt. Ich will ständig anderen Gefallen, habe Angst vor Anderen Fehler zu machen. Wenn ich alleine bin und einen Fehler mache, stört mich das nicht weiter. Wenn jemand dabei ist, ist es für mich eine Katastrophe. Meinen Wert definiere ich quasi nur über die Bestätigung anderer Menschen.

Anderes Beispiel, wenn ich in der Kasse am Supermarkt stehe, habe ich oft das Gefühl, dass mich die Leute beobachten und für jede Kleinigkeit bewerten oder verurteilen. Ich setz mich so selber extrem unter Druck und kann selten entspannt sein und vorallem ich selbst sein.
Schon brutal. Ich weiß, dass ich das von meiner Mom habe, da sie genau aus dem Grund Depressionen und eine Psychose bekam. Sie hat uns so aufgezogen und wir haben uns das abgeschaut (meine große Schwester hat ähnliche Probleme, geht aber anders damit um).

Mir fällt es nur sehr schwer zu akzeptieren, dass ich damit nicht besser umgehen kann. Ich begreife das Problem ja und kenne die Ursache, wieso kann ich das nicht einfach ändern? Blöde menschliche Psyche... .

Lg
Frank

Zitat von Frank__:
Meinen Wert definiere ich quasi nur über die Bestätigung anderer Menschen.

Wichtig ist es auch eigene Erfolge sehen zu können. Vor allem die kleinen Dinge sind da wichtig. Oftmals merkt man gar nicht, wie viel Positives der Tag gebracht hat, wenn eine andere Person einen nicht darauf hinweist! Leider tun das die Menschen selten - sie weisen eher auf Fehler hin.
Wenn du selbst sehen kannst, wie viel Positives du am Tag schaffst, dann wird auch das Negative nicht mehr so stark wirken.

Zitat von Frank__:
Ich weiß, dass ich das von meiner Mom habe, da sie genau aus dem Grund Depressionen und eine Psychose bekam. Sie hat uns so aufgezogen und wir haben uns das abgeschaut (meine große Schwester hat ähnliche Probleme, geht aber anders damit um).

Mir fällt es nur sehr schwer zu akzeptieren, dass ich damit nicht besser umgehen kann.

Hast du Mal mit deiner Schwester gesprochen, inwiefern sie damit anders umgehen kann? Was macht sie anders als du? Kannst du dir von ihr vielleicht etwas abschauen oder lernen?

Hallo xoxoxoxo,

danke für die Antwort.

Mit ihr habe ich als einzige darüber geredet. Sie richtet sich schon nach anderen und macht sich Gedanken, was die wohl grade denken und schränkt sich dadurch selbst ein. Sie wirft sich das aber nicht vor. Sie akzeptiert das quasi als Teil ihres Lebens und deswegen stört sie das nicht wirklich.
Ich kann das für mich aber nicht akzeptieren. Ich möchte das ändern.
Sie kann es auch besser zeigen wenn sie unsicher ist oder Hilfe braucht. Das fällt mir sehr schwer. Zudem ist sie schon lange in einer Beziehung und hat was das angeht generell keine Probleme.

LG Frank

Ich geb euch mal ein kleines Update. bzw ergänze noch ein paar Sachen. Ich habe das Buch So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen von Dr. Rolf Merkle seit etwa 5 Wochen und arbeite auch ziemlich regelmäßig nach den Methoden die dort genannt werden.
Es geht quasi darum, mit sich selbst besser umzugehen. Keine Selbstvorwürfe mehr für Fehler oder andere Sachen, die man an sich selbst kritisiert und wofür man sich selbst verurteilt. Das Buch ist wirklich zu empfehlen. Ich habe in den 5 Wochen schon einige Fortschritte gemacht.
Es gibt immer wieder Rückschläge aber dafür mach ich mich nun nicht mehr selbst fertig sondern versuche daraus zu lernen und sage mir, dass es ein Entwicklungsprozess ist, der Zeit braucht.
Soweit so gut. Ich stell mich jetzt den ganzen Emotionen und Kindheitssachen und merke, wie einsam ich mich teilweise fühle und wie es mir fehlt, dass mich einfach mal jemand in den Arm nimmt.
Ich muss jeden Tag an die Frau aus Nürnberg denken. Vergleiche quasi alle anderen Frauen mit ihr und fühl mich teilweise einfach beschissen. Das kann es doch irgendwie nicht sein. Ein Teil von mir glaubt, dass ich das unbewusst wieder extra mache um so andere Frauen von vorne herein auszuschließen um mir die Kränkung ersparen zu können abgewiesen zu werden. Ein anderer Teil glaubt, dass ich wirklich in sie verliebt bin und sie perfekt zu mir passt.

Ich steh so irgendwo dazwischen, je nach Laune und Selbstwertgefühl glaube ich eher das eine oder das andere.

Joa keine Ahnung. Mein Plan war von Anfang an, erstmal meine ganzen Trauma, Ängste usw. abzubauen bevor ich es mit ihr nochmal versuche. Aber irgendwie fällt mir das sehr schwer. Ich wär gern schon weiter und könnte das alles lockerer sehen.

Soviel dazu.

LG Frank

Lieber Frank, las dir Zeit. Veränderungen brauchen das. Und setz dich doch damit nicht schon wieder unter Druck.

Wenn du das mal so richtig verstanden hast, dieses Ursache-Wirkungsprinzip, dann hast du schon viel erreicht.

Und deine Nürnbergfrau, fang nicht wieder da an, deine Fehler zu ergrübeln.

Wenn du mit dir selbst ins Reine kommst, bzw. deine Schwäche gelassen hinnehmen kannst, gewisse Strategien entwickelst, dann kommen diese Arme, die dich halten werden.

Denn dann kannst auch du jemanden halten.

Also bleib dran und Berichte uns, sowohl von deinen Fortschritten, als auch von den Misserfolgen. Denn an beiden wirst du wachsen.

Danke für die Worte Icefalki. Ich werde aufjedenfall weiter erzählen, wie es so voran geht. Du hast recht damit, dass ich mich unter Druck setze. Das ist mir durch deinen Post erst wieder klar geworden.

Andererseits denke ich, dass ich auch den Kontakt zu Frauen oder Fremden suchen sollte um da nicht mehr so eine Angst vor zu haben. Durch Konfrontation neue Erfahrungen gewinnen. Ich denk mir in meinem Kopf immer nur so viele Szenarien aus was alles schief gehen könnte, dass ich es dann im Endeffekt lieber doch lasse und mir dann nachher sage, wie blöd das wieder war. Manchmal kann ich das aber schon abstellen und bin wirklich eine Zeit lang ohne Angst und fühl mich einfach nur gut.

LG Frank

Und an deine Erfolge musst du denken. Nicht, wenn's mal nicht so gut ist.

Ich muss gerade auch meine ganzen erlernten Strategien anwenden, da ich einen neuen Job habe und dermaßen bei null anfange, dass ich beinahe verzweifle.

Bin Gottseidank nicht darauf angewiesen, trotzdem kommt mein altes Ego mir ständig in die Quere.

Du siehst, es ist ein ständiges sich hinterfragen. Und das tu ich auch.

Und darum brauch ich jetzt auch dieses Forum, weil ich mich dann auch mit mir befasse. Und nicht in Hilflosigkeit abgleiten werde.

anderen Ratschläge zu geben, hilft, diese Ratschläge auch für sich wieder zu beherzigen.

Tja, wir bleiben dran.

Icefalki ich wünsche dir viel Kraft und für deinen neuen Job. Ich bin wirklich froh, dass du dich im Forum so gut beteiligst.

Ich glaube es ist echt wichtig, dass man jeden Tag weiter an sich arbeitet und nicht wegen einer guten Phase damit aufhört um dann automatisch wieder in eine schlechte Phase hinein zu rutschen. Das habe ich selbst schon bemerkt. An einem guten Tag möchte ich mich am liebsten gar nicht mit meinen Problemen befassen, aus Angst, dass alleine dadurch der gute Tag wieder zu einem Schlechten wird.

Das ist alles ein sehr verzwickter Teufelskreis. Blöd, dass wir Menschen was das angeht echt zu kompliziert sind. Wenn ich mir anschaue wie glücklich mein Hund ist, wobei er alle möglichen Krankheiten und Probleme hat, frag ich mich manchmal was in der Evolution da bei uns falsch gelaufen ist.

Naja, mir ist noch aufgefallen, dass ich sehr perfektionistisch bin. Früher hielt ich das für eine positive Eigenschaft. Dieser Perfektionismus kommt bei mir aber von außen, ich denke auch durch meine Kindheit. Und das ist einer der Gründe, wieso ich mich so unter Druck setze und Angst vor ja Fehlern und Situationen habe, in denen ich als schwach also ängstlich, nervös, nicht Herr der Lage wahrgenommen werden kann.

Heute ist ein sehr guter Tag, denn ich habe schon jetzt 10 Minute meditiert, mich mit dem Buch weiter beschäftigt und fühle mich gleichzeitig auch echt entspannt und glücklich.

LG Frank

Haha, diesen Perfektionismus kenn ich von mir. 100 Prozent, nee, das reicht nicht, es müssen mindestens 120 Prozent sein.

Und warum? Weil ich in der Kindheit erlernt habe, dass ich nur Anerkennung bekam, wenn ich Leistung vorzuweisen hatte.

Und passiert dann ein Fehler, war das existenzbedrohend. Oder Ungerechtigkeiten, da kommt eine Hilflosigkeit auf, denn denen war ich auch immer ausgesetzt.

Und wenn du das erkannt hast, lass los.

Apropos mein neuer Job..hab doch so gejammert. Nachdem ich also auch hier rumgejammert habe, meinem Mann auch genervt habe, hab ich mir einen Tritt in den
Allerwertesten gegeben und bin mit einer anderen Einstellung da wieder hin.

Und erfolgreich. Wenn es funktioniert ist gut, wenn nicht, dann eben nicht. Und meine Welt ist jetzt wieder klar.

Und ich finde, du machst das z..Zt..auch richtig gut.

Definieren wir uns nicht über unseren Perfektionismus, ne, wir definieren uns trotz Perfektionismus mit unseren Schwächen..

Und dann sind wir im Einklang mit uns. Wie dein Hundi. Der lebt nämlich im Hier und Jetzt.

Bei Ungerechtigkeiten bin ich teilweise auch noch ziemlich hilflos. Dabei passiert sowas ständig. Man sollte meinen man gewöhnt sich mit der Zeit mal dran.

Freut mich für dich, dass du zu dir gefunden hast. Aber von Gejammer kann keine rede sein. Alles was hilft ist erlaubt . Dein Mann hat da mit Sicherheit auch Verständnis für.

Gestern war ich auf einer Geburtstagsfeier und habe mir dafür extra 4 Aufgaben gestellt:
Eine Frau ansprechen und kennen lernen.
Mich laut mit jemandem über mehrere Plätze hinweg unterhalten.
Ausgelassen Tanzen.
Mir eine Auszeit gönnen.

Vorallem die ersten zwei punkte wären quasi Situationen, die ich sonst gemieden hätte. Joar wat soll ich sagen, habs echt gemeistert. Habe einfach mit allen Frauen gequatscht. Stand teilweise im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und konnte relativ gut damit umgehen und hatte Spaß.

Komisch war es dann heute morgen. Ich hab überhaupt keinen Grund gehabt schlecht drauf zu sein aber nach dem Aufstehen hab ich mir erstmal wieder vorgeworfen, dass ich mir nicht direkt noch ein paar Telefonnummern besorgt habe oder was auch immer. Ich hab das natürlich sofort gecheckt und mich gefragt, was das eigentlich soll. Ich habe die selbst gesteckten Aufgaben geschafft und einen sehr schönen Abend gehabt und war wieder unzufrieden.

Das zeigt so den Kern des Problems. Ich setz mir Ziele, wenn ich sie erreiche waren die Ziele nicht hoch genug gesetzt. Wenn ich dann mal ein Ziel habe dass ich nicht erreiche, bin ich ein Versager. Es läuft quasi darauf hinaus, dass irgendwas in mir nicht möchte, dass ich glücklich bin. Deswegen kann ich meinen Gefühlen teilweise auch nicht so ganz trauen.

Jetzt grade während ich diesen Text hier geschrieben habe, hat es dann doch kurz klick gemacht und ich konnte mich freuen, dass ich die Aufgaben so gut bewältigt habe.

Das wars erstmal.

Ne doch nicht. Mir ist noch was eingefallen. Ich hatte ja mal was geschrieben von wegen Ich hätte gerne jemanden der mich in den Arm nimmt. Gestern gabs Umarmungen im Überfluss. Einfach so aus Geselligkeit. Von Freundinnen, Freunden und der Mom des Freundes der Geburtstag gefeiert hat. Mit ihr habe ich mich auch später noch über meine Eltern unterhalten können. Mein Vater hat zZ eine Depression und ist schon länger in der Kur. Das hat aufjedenfall mal ganz gut getan.

So fertig.

Euer Frank

Frank, du gefällst mir. Du tust was. Du probierst aus, du agierst und wirst erfolgreich.

Problem: Mist, da hätte man doch sofort noch was draufsetzen könnne. - Mist, schon wieder versagt. ........

Hast du aber nicht, wie du schon selbst festgestellt hast. Und wenn du weiter daran arbeitest, wird das immer leichter werden UND du bekommst alles, was du dir wünscht.

Aber immer der Reihe nach und schritt für schritt.

Ergebnis jetzt für dich: du kannst es schaffen, was du dir vornimmst. Aber noch willst du Zuviel Perfektionismus und das zieht dich dann runter.

Nicht alles auf einmal, sondern du verordnest dir mit Absicht kleine Schritte. Das nächste Wochenende kommt und wer weiß.

Und nochwas, das kostet dich Kraft. Selbst Erfolge kosten Kraft. Und der Perfektionist will keine halben Sachen, wobei halb jetzt eigentlich ganz war.

Und Freude verordnen, vergiss es. Die kommt von alleine. Und wenn mal nicht, Hacke es dann ab.


Vergiss nicht, du musst das Umdenken lernen, dass weniger letztendlich mehr ist.

Nichtperfektionismus ist dein Thema. Also hast du das Wochenende hervorragend erlebt.

Gerade, weil du eben keine Telefonnummern einkassiert hast.

Und die Welt geht davon nicht unter. Das darfst du so annehmen.

Frank, ich bin ganz begeistert.

Oke Icefalki,

ich habe es schonmal erwähnt aber ich finde es echt klasse, wie sehr du dich für mich und auch allgemein im Forum bemühst. Bei dir habe ich das Gefühl, dass du wirklich helfen möchtest. Ohne eine Gegenleistung zu verlangen.

Mein Vater kam vorgestern aus der Kur wieder. Er sagt, dass die Depression nicht mehr ganz so schlimm, aber noch da ist. Heute geht es ihm wieder sehr schlecht. Er hat vorhin gesagt dass er sich einfach extrem unruhig fühlt und nicht zur Ruhe kommt, wenn die täglichen Aufgaben erledigt sind. Jetzt ist er joggen. Er ist denke ich verzweifelt, weil er gedachte hatte, dass es nun bergauf geht, sobald er wieder zu Hause ist.

Ich weiß nicht so ganz, wie ich ihm da helfen soll. Ich habe keinen richtigen Bezug zu ihm. Ich habe ihn gefragt, was die Therapeuten in der Kur geraten haben, wenn er sich so fühlt. Die sagten Sport.

Irgendwo hab ich auch ein wenig die Schnauze voll von all dem. Ich frag mich teilweise, ob ich der einzig klar denkende Mensch in der Familie bin.

Wobei wahrscheinlich macht er sich genauso wie ich oft einfach sehr viel Druck. Er kann es sowieso nie ertragen, wenn Aufgaben unerledigt sind oder Probleme aufgeschoben werden. Ich denke, er möchte seine Depression jetzt sofort loswerden. Und diese Einstellung ist wohl nicht so hilfreich.

Langsam wird das hier zu einer Art Tagebuch? Ich weiß auch nicht. Eher alle 4 Tage - Buch oder so ähnlich.

Es tut aufjedenfall gut hier seine Gedanken runter zu schreiben ohne sich zu fragen, wie es ankommt.

LG
Frank
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Lieber Frank, ich mach das gerne.

Und zu deinem Vater, er muss das alleine, bzw. wir alle müssen das alleine, ok, Therapie mal beiseite, durchstehen.

Lass dich da nicht runterziehen, sondern bleibe schön brav weiter an deinen Zielen. Und das bitte ohne Druck.

Hm, mein Vater ist jetzt seit Sonntag stationär, weil es nicht mehr anders ging. Im Krankenhaus gab es für ihn dann erstmal Medikamente zur Beruhigung und zum Entkrampfen, damit er runter kommt.

Mir fällt es schwer, ihn zu besuchen. Vorallem alleine. Wir haben nichts zu reden. Zudem bin ich enttäuscht davon, dass er sich selbst so bemitleidet. Als sich meine Mom wegen Depressionen so verhalten hat, hat er sie genau dafür verurteilt und wollte von ihren Problemen nichts wissen bzw. hat sie einfach nicht ernst genommen.

Mir fällt das irgendwie ziemlich schwer zu akzeptieren, dass mein Vater ist wie er ist. Bzw ich helfe ihm aber habe nicht das Gefühl, dass er meine Hilfe verdient hat.
Es ist klar, dass er das selber schaffen muss. Deswegen möchte ich mich davon nicht so runter ziehen lassen.

Habt ihr vlt. ein paar gute Tipps, wie ich es besser schaffe loszulassen? Ihn gar nicht mehr zu besuchen oder ihm überhaupt nicht zu helfen ist keine Option.

LG Frank

So, du hast was wichtiges für dich angesprochen. Überlege mal. Mutter depri, Vater reagiert entnervt. Jetzt hats den Vater erwischt, und du hängst mit drin. Schon wieder.

Jetzt frag dich mal, warum du so perfekt sein musst. Dass dir das ja nie passieren darf, so hilflos und elend zu sein? Und woher kommt jetzt dein wahnsinniges Bestreben nach Perfekt?

So, das nur am Rande.

Und das, was du gerade empfindest, diese ambivalente Gefühle, sind sehr gut, dich mit dir, und deinen Eltern auseinanderzusetzen.

Frank, da kann keiner wirklich was raten. Aber du hast jetzt die Gelegenheit, dich genau mit dieser Situation auseinanderzusetzen.

Wut, Zorn, Liebe, Mitleid, Abscheu, Hilflosigkeit, Enttäuschung, das alles wird dich gerade beschäftigen.

Tu es, Versuch das innerlich aufzudröseln. Und das wird dich eine Weile beschäftigen.

Aber da bist da sehr dicht dran. Willst du vergeben, willst du Strafen, willst du weglaufen, willst du helfen, usw. Hier kommst du an dein Innerstes. Und vielleicht hilft dir das, dich selbst zu verstehen.

Wenn du eine Entscheidung triffst, dann treffe sie im Einklang mit dir selbst. Das ist enorm wichtig. Und jede Entscheidung wird auch Konsequenzen haben. Auch diese, überlege sie dir gut.

Jetzt kannst du therapeutisch selbst an dir arbeiten. Schau dir deine Eltern an, und dann schau dich an.

Und lasse dir Zeit. Es wird hart, gibt echtes Gefühlschaos, aber wer weiß, wenn du verstehst, wie das alles zusammenhängt, kannst du das aufbrechen.

Als ich verstanden habe, warum ich wie reagiere, fühle, mir mein Mäntelchen rumhängen muss, erst dann wurde es immer besser.

Für mich was so furchtbar wichtig, einen Grund zu finden, denn hab ich den, kann ich verstehen und was ändern.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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