Hallo Lenchen,
Zitat: innerlich sagen : ''sowas passiert leider auf der welt, aber es hat nichts mit mir zu tun.''
Hmm, diese Möglichkeit ist interessant. Interessant ist auch, dass ich bei dem Gedanken, mir so was zu sagen, eine Abwehr spüre... es ist ganz seltsam, aber irgendwie regt sich ein Schuldgefühl! (Also in etwa so: Wie kannst du nur so egoistisch sein, Magnolie, und so tun als ginge dich das Leid anderer Leute nichts an...) Aber ganz nüchtern betrachtet, hat dein Freund sicher recht mit seinem Rat.
Dann zu der Frage, wie sag ich's meinem Freund?
Die Ängste, Befürchtungen und Bedenken vor dieser Aussprache kenne ich auch und das schlechte Gewissen und Schuldgefühl. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mir einen Zeitpunkt ausgesucht, als ich eben keine Angst hatte und wir ganz friedlich und einvernehmlich zusammen waren. Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich meine Bedenken gleich mal vorausgeschickt: Du, ich muss dir mal was ziemlich Schlimmes erzählen. Es ist mir auch total peinlich und ich habe auch Angst davor, es dir zu sagen und ich hoffe, dass du trotzdem noch zu mir stehen kannst. Aber ich finde trotzdem, du solltest es wissen und deshalb muss ich jetzt all meinen Mut zusammen nehmen, um es dir zu sagen... Und dann die erste Erklärung: Es hat mit meinen Ängsten zu tun... Naja, meinem Partner war zu diesem Zeitpunkt ja schon seit ein paar Jahren bekannt, was ich so mit mir herumschleppe. Das Thema wunderte ihn also nicht. Deshalb weiter: Ich hatte nämlich neulich eine ganz, ganz blöde Angst. So blöd, dass ich mit niemandem drüber reden kann und mich auch nicht getraut habe, dir was davon zu sagen. Wie gesagt, so genau erinnere ich mich nicht mehr, aber nach diesen Vorreden und ein bisschen Ermutigung seinerseits rückte ich eben raus mit der Sprache: Ich verstehe es ja selbst nicht, wie es kam... ich hab nur so eine Idee, wie es dazu gekommen sein könnte. Auf jeden Fall habe ich neulich, als wir gestritten haben, tatsächlich Angst vor dir bekommen... Richtig blöd, nicht wahr und ich verurteile mich selbst dafür..., denn du bist doch mein Schatz und bist immer lieb und unterstützend und einfühlsam... also nee... ich glaub mir ist da der dieser Artikel über den Vorfall YZ in den Sinn gekommen und plötzlich meinte ich, bei uns könnte es auch so kommen... Ich ärgere mich auch darüber, dass ich überhaupt solche Gedanken habe! Aber du kennst mich ja und meine Phantasie...
Und weil mein Partner mich ja wirklich gut kannte und wusste, dass meine Befürchtungen gerne mit mir durchgingen, fand er diese Angst zwar etwas zum Kopfschütteln, aber sie hat ihn lange nicht so schockiert oder abgeschreckt wie ich befürchtete. Nein, ihm war eher danach, mich in den Arm zu nehmen und mir zu versichern, dass doch alles gut sei. Wir haben auf jeden Fall vereinbart, dass ich ihm gleich Bescheid sage, wenn das nächste Mal so eine Angst in mir hochkommt. Das war für mich/uns auch die richtige Strategie.
Du könntest bei deinem Partner ja häppchenweise vorgehen. Vielleicht eben auch erst mit vorsichtigen Vorreden. Und dabei sehen, wie er die Vorreden aufnimmt und wie offen er für deine Enthüllung ist. Andererseits natürlich nicht zu lange um den heißen Brei herumreden, sondern dann, wenn er entspannt und positiv bleibt, zielstrebig weiterreden und auf die Ängste zu sprechen kommen. Dabei die Angst erst mal andeuten mit Angst vor dir - denn das kann ja erst mal viel bedeuten: Angst, dass du verletzend wirst... Angst, dass du dir jemand anders suchst... Angst, dass du nichts mehr mit mir redest... Angst, dass du grob wirst... Angst, dass du mir was tust... Wenn er
darauf schon verstört reagiert, kannst du es immer noch bei Umschreibungen belassen.
Auch wenn dein Partner etwas vor den Kopf gestoßen sein sollte, ist es doch ein großer
Vertrauensbeweis, wenn du dich ihm offenbarst. Ich könnte mir vorstellen, dass er das zu schätzen weiß.
Wichtig ist natürlich der passende Zeitpunkt... wie eben immer bei etwas heiklen Besprechungen.
Und wenn du bei eurem Gespräch ziemlich ruhig und sachlich bleibst und zumindest nicht in Panik verfällst, dann wird er - gerade wenn er dich schon als ängstlichen Typ kennt - vermutlich nicht gleich annehmen, dass man dich in die Psychiatrie einweisen sollte.
Aber Menschen reagieren natürlich unterschiedlich... insofern kann ich dir nicht einfach raten: Ja, nur zu, sprich dich bei ihm aus! Ich kann nur sagen, dass bei uns die Aussprache weit weniger schlimm war für mich, für ihn, für unsere Partnerschaft als von mir befürchtet. Wenn ich dran denke, werde ich in nächster Zeit meinen Partner fragen, ob er sich noch an diese Aussprache erinnert und was ihm davon im Gedächtnis geblieben ist. Ich kann dir dann davon berichten.
Alles Gute!
Magnolie