Hallo Knippenberg,
Eine psychische Erkrankung belastet eigentlich in allen Fällen nicht nur den Patienten selbst sondern auch die Menschen in seiner direkten, manchmal auch die in seiner indirekten Umwelt. Auf der einen Seite ist die Frage, ob der Partner stark genug ist zu dir zu halten, die Krankheit auszuhalten. Auf der anderen Seite ist auch die Frage inwiefern du selbst versuchst die Belastung für deine Partnerin abzuschwächen.
Sie kann nichts für deine Krankheit. Ich denke es ist schwer genug für sie dass du krank bist, mitzuerleben wie du leidest ohne dir wirklich helfen zu können. Das belastet die Meisten sehr. Und noch zusätzlich machst du es ihr schwer indem du deine Stimmungsschwankungen an ihr auslässt. Da ist es verständlich dass ihr Alles zuviel wird.
Ich litt selber etwa 6 Monate lang an einer Angsterkrankung, und hab während der Therapie stets versucht meinen Freund so wenig wie möglich mitleiden lassen. Ich hab ihm erzählt wie es um die Therapie stand - wenn er nachgefragt hat. Er musste mich ab und an beruhigen wenn ich mal wieder nicht schlafen konnte. Das hat er dann von sich aus gemacht, ich hab ihn nicht aufgeweckt und das eingefordert. Ich hab es immer so gehalten: Die Krankheit ist ein Teil von mir, ja. Sie nimmt im Moment viel Platz in meinem Leben ein, ja. Aber, und das ist sehr sehr wichtig: Sie macht mich nicht aus.
Deine Krankheit solltest du als Teil von dir sehen, aber sie macht dich nicht aus.
Du bist der gleiche Mensch wie vorher, nur vielleicht mit etwas Problemen, mit Schwierigkeiten. Es ist wichtig, dass du trotz aller Krankheit nicht nur den Blick auf dich selber lenkst, sondern auch an sie denkst. Es ist schwer genug wie es ist. Da sollte sie nicht auch noch andauernd unter deinen Stimmungsschwankungen leiden müssen.
Ruf sie an, triff dich mit ihr. Nicht daheim, sondern im Restaurant. Spendier ihr was Nettes zu essen, sag ihr, was du an ihr magst. Sag ihr wie viel es dir bedeutet dass sie bisher zu dir stand, und dass du selbst weißt dass es nicht immer einfach ist. Bestimmt tut es ihr gut zu hören zu wissen dass sie dir eine Stütze, eine wichtige Hilfe ist.
Und überlegt euch etwas damit du sie nicht mehr unbedacht abfährst, ihr nicht mehr mit Worten weh tust. Wenn ich zum Beispiel keinen guten Tag hatte hab ich einfach meinen Freund angerufen und Verabredungen abgesagt. Lieber wollte ich absagen anstatt ihn zu belasten, weil ich genau wusste ich würde ihm eventuell weh tun. Das hat er dann auch verstanden, und es war uns Beiden lieber einen Tag allein zu verbringen als dass er unter meiner Stimmung leiden musste.
Und wenn wir uns dann gesehen haben hab ich mir gesagt: Das ist jetzt WE-Time, keine ME-Time. In meiner Zeit allein kann ich über meine Probleme sinnieren, die Therapie durchgehen, Lösungsansätze suchen. Aber in der WE-Time, die gehört nicht mir, sondern die gehört uns. Und die will ich genießen so gut es geht, ohne an die Krankheit zu denken.
Damit bin ich sehr gut gefahren, und obwohl die Krankheit meinen Freund trotzdem belastet hat sind wir gemeinsam stark gewesen, jeder hat seinen Teil beigetragen, und wir haben's zusammen durchgestanden.
Alles Gute für Euch,
Bianca
26.09.2010 14:21 •
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