Hallo Ihr Lieben!
Ich bin hier um euch, in meiner Verzweiflung, alle um Rat zu bitten. Heute morgen bin ich auf dieses Forum gestoßen, lese seitdem einzelne Beiträge und bin unendlich froh auf Menschen zu treffen, die die selben unendlich quälenden Gedanken und Gefühle haben. Wie den meisten anderen hier auch hilft es mir sehr, zu lesen, dass man nicht allein mit seiner Verrücktheit ist.
Ich bin 25 Jahre alt und habe diese Bindungsangst und die Panikattacken nun schon seit insgesamt 4 Jahren. Als sie zum ersten Mal auftraten ist augenblicklich, quasi noch am selben Tag meine langjährige Beziehung daran zerbrochen. Ich konnte dieses Gefühl keinen ganzen Tag aushalten, so heftig und unausweichlich hat es mich getroffen. Im Nachhinein denke ich, dass diese Trennung damals, trotz der falschen Schluss-mach-Gründe das Richtige war. Wir sind jung zusammen gekommen und ich musste damals auch außerhalb der Beziehung erst einmal herausfinden wer ich bin. Dennoch wären wir ohne diese Panik, diese Zwangsgedanken länger glücklich gewesen und hätten uns dann später vll aus rationalen Gründen getrennt.
Kurz ein paar hard facts: ich habe nun (nach 4 Jahren glücklicher Single-Zeit) wieder einen neuen Partner, der unglaublich einfühlsam ist und mich versteht und mich mit diesem Problem so akzeptiert wie ich bin, dass ich oft denke, ich säße meinem Therapeuten gegenüber. In Psychotherapie bin ich seit letztem März (vorläufige Diagnose: Angststörung im Bezug auf Bindung), mein Freund und ich treffen uns seit einem Jahr regelmäßig, fest in einer Beziehung sind wir seit Januar. Im Februar trat die erste Panik auf, seitdem verkürzen sich die Abstände leider und das schlechte Gefühl bleibt länger.
Gestern Abend war es dann wieder so weit. In meinem Kopf gab es plötzlich einen Knall und ich hatte mal wieder den unbeschreiblich heftigen Drang die Beziehung sofort zu beenden. Mein Gedanken lauteten: ich liebe ihn nicht mehr. Ich bin unglücklich. Ich mache mir nur was vor, weil ich Angst vor einer Trennung habe. Wir passen einfach nicht zusammen.
Diese Gedanken haben sich seit einer Woche nach und nach aufgebaut. Ich war bis vor einer Woche für einen Monat beruflich in Uganda und habe ihn dort schrecklich vermisst und war mir zu 1000% sicher, dass ich ihn liebe und er womöglich der Mann meines Lebens ist; wir ergänzen uns auf so vielen Ebenen, obwohl wir charakterlich sehr verschieden sind. In diesem Monat dachte ich, ich würde nie wieder eine schreckliche Panikattacke bekommen, da ich mir unserer Beziehung SO sicher war.
Kaum war ich zurück in Deutschland (nachdem wir uns für etwa 4 Stunden wiedergesehen haben) gingen meine Gedanken wieder los: ich war mir nicht mehr sicher ob wir zusammen passen und ob ich ihn liebe. Gestern Abend haben diese Gedanken dann wieder ihren negativen Höhepunkt gefunden und seitdem breche ich alle paar Minuten in hysterische Heulkrämpfe aus und bin nur noch verzweifelt.
WIE kann es sein, dass man jemanden lieben WILL und auch weiß, dass man das bis vor wenigen Stunden/Tagen noch getan hat und der Bauch einem aber sagt, dass etwas nicht stimmt/man unglücklich ist/man seinen Partner nicht mehr liebt. Und was viel schlimmer ist: WOHER weiß ich, dass ich wirklich diese Art von Angstsstörung oder Zwangsgedanken habe, die mich ja in meinen wahren Gefühlen zu betrügen scheinen und nicht, dass ich WIRKLICH unglücklich bin? Ich kann nicht unterscheiden, was in diesem Fall das richtige Gefühl ist, versteht ihr? Ich vertraue meiner Intuition nicht, weil mein Kopf (und eigentlich auch Herz) in Team A und mein Bauch in Team B etwas anderes schreien, und keines der beiden Teams kann ich ignorieren. Ich weiß nicht welches Gefühl das ist, dass mich am Ende glücklich machen wird.
Es tut mir Leid, dass mein Beitrag nun so lang geworden ist - ich hatte eigentlich versucht mich kurz zu fassen! Ich bin nur wirklich so verzweifelt und habe solche Angst, dass dieser Schluss-mach-Drang dieses Mal
nicht mehr verschwindet (diese Angst habe ich natürlich jedes Mal wenn es mir so geht) und ich ihn verlassen muss.
Über jegliche Art von Rat und Tipps wie ihr in solchen Fällen es immer wieder schafft aus diesem Loch herauszukommen wäre ich zutiefst dankbar! Ich befürchte wirklich, durch diese innere Zerrissenheit sonst bald wahnsinnig zu werden.
Vielen Lieben Dank im Voraus!
Herzliche Grüße, Hilja