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Guten Morgen zusammen,

ich war am Freitag bei meiner Psychologin. Sie hat mich gefragt, wie es mir geht und wie mein tag war. Danach hinterfragte sie meine Gedanken, die ich immer so habe. Wie ich mich dann fühle, was ich dann mache und wie es weitergeht. Am Ende stellte sie fest, dass ich mich im Kreis drehe und sagte folgendes:

Ich glaube bei Ihnen kann es sich um eine Form von Zwangsgedanken handeln. Es gibt dort 2 Sorten. Die erste ist für normale Menschen unmöglich. (Bsp. Eine Frau hat Angst dick zu werden, wenn sie eine Flasche Öl in die Hand nimmt) Die andere Sorte könnte wahr sein. (Bsp. Ein Mann hat eine Freundin und fragt sich, ob er nicht vllt. doch gleichgeschlechtlich ist.) Diese Sorte ist es bei mir. Es könnte ja wahr sein, dass ich an meinem Freund und unserer Beziehung zweifle.

Ich erzählte ihr, dass es mich beruhigt, wenn ich die Gedanken im Kopf widerlegen konnte, das aber leider nicht lange anhält und dann schon wieder der nächste kommt. Sie meinte genau darin liegt mein Problem. Jedes Mal, wenn man mit dem Gedanken diskutiert und versucht ihn zu widerlegen, hat er eigentlich gewonnen. Für uns fühlt es sich nach einem Sieg an, der allerdings nicht von Dauer ist, da alle paar Minuten oder Stunden ein neuer hochkommt.

Sie meinte ich muss ihn erkennen und dann links liegen lassen. So nach dem Motto: Ah, dich kenn ich, du bist ein Zwangsgedanke. Verschwinde!

Es war meine zweite Sitzung bei ihr. (Ich war anfang des Jahres schon mal da, da hatte sie aber keinen freien Platz) Sie vermittelt mir Sachen mit einer Ruhe, die der reinste Wahnsinn ist.

Mir gehts definitiv besser, seit ich weiß, was ich habe. Ich bleibe ruhig und denke mir jedes Mal, wenn ein Gedanke kommt: Ich weiß jetzt, was oder wer du bist und lass mich nicht mehr verrückt machen Klingt blöd, aber es hilft. Man wird ruhiger und ausgeglichener. Auch das ständige Reden über die Gedanken ist ein Sieg für sie. Und meine Psychologin hat Recht. Ich hoffe ich konnte euch helfen.

@Penny102
Danke dass du uns mitteilst was deine Therapeutin sagt so eine Aussage würde ich mir von meinem Therapeuten auch mal wünschen!

Wie geht es euch allen? Wie war euer Wochenende?
Bei mir eigentlich relativ gut, zwar mit Gedanken, aber die halten sich in Grenzen.
Heute bin ich irgendwie total nervös und unruhig innerlich, die Gedanken sind immer im Hintergrund und wollen beachtet werden ... Zur Zeit einfach die Frage ob meine Liebe reicht ob ich ihn stark genug liebe. Man ist das eine bescheuerte Frage. Die stellen sich andere bestimmt nicht. Wer kann schon sagen wie stark stark genug ist? Jeder empfindet anders ... Immer diese Suche nach Beweisen, die es nicht gibt
Anstrengend aber weitermachen!

A


Angst den Partner nicht zu lieben

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Hier mal ein interessanter Artikel über ein schlechtes Selbstwertgefühl. Das kann übrigens auch zu Zwängen führen...Behandle es gerade in meine Therapie...lg

Danke, ein Thema das viele betrifft und schwer zum umsetzen ist. Aber es wäre sehr wichtig ...

Zitat von Brina84:
Ich sitze da und denke:
Evtl. kannst du dich einfach nur nicht trennen.
Evtl. kämpfst du nur gegen etwas an, was du eigentlich nicht mehr willst.

Wenn man mich fragt wieso..
Dann sage ich höchstens/: keine Ahnung , evtl. weil ich ihn einfach nicht mehr liebe und es nicht will

Fortschritte?! Und wieso ist die Angst dann so sehr da?
Manchmal sind wir weg, und ich schaue ihn an und denke: willst du das überhaupt noch?!

Das ist doch nicht normal. Mittlerweile müsste ich es doch mal wissen
Ich habe so Angst gerade


Huhu...
Mir geht es genauso!
Ich war ja jetzt drei Nächte mit meinem Mädels weg und hab mekne Gedanken leider nicht so gut kontrollieren können. Ich habe zumindest bewusst gesagt.. nein du analysierst jetzt nicht ob du ihn vermisst. Das hat gut geklappt!
Nur als ich gestern nach Hause kam war ich recht neutral was meine Freude betraf.
Trotzdem wollte ich später seine Nähe.
Das passt manchmal überhaupt nicht zusammen. Auf der einen Seite bin ich schon irgendwie sicher zu sein, dass ich das alles nicht mehr will und mich trennen sollte und will und auf der anderen Seite will ich seine Nähe. Ängste spür ich im Moment gar nicht mehr so richtig da ich tatsächlich meine ihn nicht mehr zu lieben oder je geliebt zu haben. Diese Kälte und Distanz lässt mich das alles glauben denke ich.
Die Freude auf die Hochzeit ist weiterhin weg und wird auch so nicht mehr wiederkommen. Ich hoffe ich kann das alles schaffen.

Kennt jemand diese panische Angst, vorm Sterben oder das der Partner oder jemand von der Familie stirbt, die vor allem kommt wenn jemand plötzlich im Umkreis gestorben ist?
Dieses Gefühl bzw. Gedanke sich trennen zu müssen ist auf einmal auch wieder kurz da. Auch dieses Gefühl das was wahres dran ist. Es bleibt jedoch (Gott sei dank) nicht mehr durchgehend.

Hatte dass schon mal vor Jahren so stark dass ich immer in der Früh angerufen werden musste aus Angst dass ich nicht mehr aufwache. :/

@hoffnungsvoll83
Hmm, also ich habe auch Angst vor dem Sterben, bzw wichtige Personen dadurch zu verlieren. Aber glaube die Angst hat bei mir noch ein normales Ausmaß, es ist keine richtige panische Angst die durchkommt. Eher ein unwohles Gefühl.

Zitat von Kuddel:
@hoffnungsvoll83
Hmm, also ich habe auch Angst vor dem Sterben, bzw wichtige Personen dadurch zu verlieren. Aber glaube die Angst hat bei mir noch ein normales Ausmaß, es ist keine richtige panische Angst die durchkommt. Eher ein unwohles Gefühl.


Danke @Kuddel 3

Ich hatte schon als Kind eine Zeit lang wahnsinnige Angst das meine Eltern sterben würden. (Keine Ahnung woher dass kam)
Dann war es wieder so extrem als ich im Krankhaus arbeitete und so viele Sterbefälle waren. Das ging über mehrere Jahre.

Und jetzt hab ich das seit gestern wieder, weil jemand gestorben ist.
Auf einmal kamen auch wieder diese ROCD Gedanken. So echt und ohne Angst. Ob die damit zum tun haben?
Wahrscheinlich schon, ist ja wieder ein Verlustthema :/

@hoffnungsvoll83

Ich könnte mir vorstellen, dass es eigentlich Verlustangst ist. Das dir durch den Tod immer bewusst wird, dass du jemanden verlieren kannst der dir sehr wichtig ist. So auch dein Freund. Ich denke schon, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte.
Bei mir wurde durch den Auszug meiner Schwester wohl diese Verlustangst ausgelöst. Ist zwar nicht so ein krasses Thema wie bei dir, aber selbst da ist es ja so.

@Kuddel

Verlust ist nie schön ... Egal ob durch Tod oder Auszug.
Danke für deine Worte!

Hallo Ihr Lieben,

ich melde mich auch mal wieder zu Wort
Also:
Mein Wochenende war mal wieder seit langen echt schön ...ich war wirklich glücklich (so wie wir es mit unserer Krankheit auch seien können) und hab doch echt die Verliebtheit gefühlt ....
Einfach mal entspannt .... und nicht immer dieses angespannt was ist wenn doch oder so
Tja, und dann kam Sonntag der knall.
Ich hatte doch nicht wirklich Sonntag Nacht zu Montag einen riesen Albtraum!
Mein Freund hatte mich verlassen und wollte mich auf Grund der Krankheit nicht zurück :-/
Und da steh ich nun .... ich bin total fertig und in dieses schei. Loch zurück gefallen ... Mir gehts wieder richtig mies und die Gedanken ich liebe ihn nicht mehr/ oder genug sind wieder 24h da
Kennt das einer von euch ...?
Einfach nur schrecklich !

@frani22

Es tut mir echt leid, dass du wieder drin bist. :/
Ich wünsche dir wirklich, dass es schneller wieder vorbei geht.

@hoffnungsvoll83

ich danke Dir ..... ja das hoffe ich auch ! Ich könnte echt schreien vor Wut/Verzweiflung/ Kummer/ Schmerz ect......
Ich bin sowas von durcheinander :-/
Noch schlimmer finde ich, das ich gerade heute in der schweren Phase kein gutes Haar an meinem Freund lassen kann...
Es fällt mir echt nichts positives ein ....nur seine Fehler und Macken erkenne ich klar !
kennst du das vielleicht auch ?

@frani22

Ich kenne das auch dass man nichts positives findet. Habe ich auch durch. Es verging aber wieder ... Diese Krankheit ist so breitflächig. Da kommen so viele verschiedene Phasen und oft weiß man einfach nicht woran es liegt.
So wie bei dir mit dem Traum ... Ein 'normaler' Mensch sagt sich, dass es ein Traum war und fertig. Wir verfallen in Panik und denken nach warum, wieso, weshalb? Ist da was wahres dran? Usw.
Komplett bekloppt das ganze.
Ich kann dir aber mit guten Gewissen sagen, dass auch das Vergehen wird.

Mein Freund hat nun innerhalb von 2 Wochen geträumt, dass ich ihn verlassen habe. Ich finde ihn nett, mag ihn, aber will nicht mit ihm zusammen sein. Das fand der Troll auch total klasse um sich daran hochzuziehen. Eigentlich total bescheuert, Angst vor SEINEN träumen zu haben.Aber der Troll redet mir tatsächlich ein, er würde meine Gedanken unterbewusst merken.
So viel zum Thema Träume, ätzend ist das...

Ja, so wird es auch sein ...
Denn merkwürdigerweise fühle ich mich verlassen, traurig, wütend usw... halt alles zusammen...
Und am liebsten würde ich ihn gern wegstoßen, aber auch jetzt grad bei mir haben wollen ...
Die Gegensätze sind so krass!

Der Troll sucht sich immer alle Möglichkeiten. Oft sind es so lächerliche Situationen und der Kopf sagt einem das es alles Zeichen sind. So auf die Art ein Zeichen vom Universum, dass man endlich kapiert das es wahr wäre. Komplett absurd.
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Ätzend nur, dass Gedanken Gefühle machen, was das ganze nicht unbedingt leichter macht....

Genauso ist es auch
Ich zieh mich echt an Nichtigkeiten hoch, die noch nicht mal relevant wären ....
Und die zerkaue ich dann den ganzen Tag, und mache sie zu einem Problem...
Mir tut nur mein Freund leid .... der Arme muss immer meine Macken und Launen wegstecken :-/
Ich hoffe wirklich, das es irgendwann mal echt gut ist.... und ich es genießen kann und ihm nicht immer gleich Vorwürfe mache

Habe noch ein Text der mir manchmal hilft_

Was heißt Liebe?

von Sigbert Gebert

Trotz aller soziologischen Aufklärung gilt dem landläufigen Verständnis Liebe weiterhin als Gefühl, und das nicht ganz zu Unrecht, schließlich empfindet, fühlt man Liebe: Man sehnt sich nach dem (personalen oder sonstigen) Liebesobjekt, will ihm nahe sein, oder, sofern es sich um eine Tätigkeit handelt, sie immer wieder vollziehen.[1] Diese Sehnsucht ist eine anthropologische Grundkonstante: Der Mensch weiß um seine Endlichkeit, „Unvollkommenheit“, und sehnt sich nach Dauer, Vollendung, Vollkommenheit. Sie scheinen in den Glücksmomenten erfüllter Liebe auf, sei es in der ekstatischen Versenkung in Gott, im gelungenen Spiel, in der gemeinsamen Begeisterung für die Nation, im Fußballweltmeistertaumel. Ihre vollkommenste Ausprägung findet die Liebe seit der Romantik im Liebespaar, bei dem Sehnsucht auf Sehnsucht trifft und mit der Geliebten verschmelzen will. Diese Verschmelzung wird insbesondere im gegenseitigen ero., leidenschaftlichen Begehren erlebt: Gefühle werden authentisch über den Körper kommuniziert. Die Liebenden beobachten ihre Körper auf Anzeichen von Liebe, auf sehnsüchtiges Verlangen, auf Leidenschaft. Gefühle (Emotionen) sind nichts Dauerhaftes. Versteht man Liebe als Gefühl, so tritt sie nur episodisch auf und dauert nicht lange – jedenfalls kein gemeinsames Leben lang. Liebe als Passion, als Leidenschaft wurde denn auch jahrhundertelang als schnell vergängliches Phänomen angesehen. Eine so wichtige Sache wie die Ehe auf Liebe zu gründen, kam erst den Romantikern in den Sinn. Die Personen sind bei ihnen als entwicklungsfähig gedacht, sie wachsen mit der Liebe, die deshalb dauern kann (während zuvor die Person als konstant und deshalb die Liebe als unbeständig galt). Das gemeinsame Wachsen ist aber kein Gefühl. Wenn man der Liebe Dauerhaftigkeit unterstellt und sie auch im Alltag gelebt werden soll, so kann Liebe nicht nur ein Gefühl sein.
Als Gefühl wird auch heute vor allem die eher kurzzeitige Verliebtheit (Passion, Leidenschaft) angesehen. Verliebtheit erfüllt alle Kriterien einer Emotion.[2] Man empfindet als „Ganzes“, als „körperlich-geistige Einheit“, eine oft quälende Sehnsucht nach der anderen. „Kognitiv“ weiß man um seine Verliebtheit und die auslösende Person, von der man sich bezaubert fühlt. Körperlich erlebt man ein Prickeln, Kribbeln, die berühmten Schmetterlinge im Bauch, hat Herzklopfen, feuchte Hände, weit geöffnete Pupillen. Man wirft bewundernde Blicke auf das geliebte Objekt, zeigt in Gestik und Mimik Unruhe, bei noch nicht erklärter Liebe Unsicherheiten im Verhalten. Alle sonstigen Motive treten hinter das Bestreben zurück, der Geliebten, unter deren Abwesenheit man leidet, in irgendeiner Weise nahe zu sein, und zwar dauerhaft: „Alle Lust will Ewigkeit“. Verliebtheit, die Sehnsucht, drängt nach Dauer, und die Erfüllung scheint durch das möglichst häufige Miteinander möglich.
Verliebtheit schwankt in ihrer Stärke, ist kein gleichbleibender Dauerzustand: Heftigen leidenschaftlichen Attacken folgt eine Abschwächung, und die großen Gefühle der Verliebtheitsphase nehmen mit der Zeit ab. Verliebtheit kann kurz, instabil, wenig harmonisch sein. Nach landläufiger Auffassung verschwindet sie schließlich, die Beziehung zur Geliebten bricht ab, oder Verliebtheit verwandelt sich durch Bewährungsproben in „wahre“ Liebe, die sich immer wieder in gemeinsamen Situationen und als „gemeinsames Wachsen“ bewähren muß. Was wird bei „wahrer“, „echter“, „reifer“ Liebe aber aus dem Gefühl?
Gefühle können nicht im eigentlichen Sinne wahr oder falsch, echt oder unecht sein. Sie werden gefühlt, sind da oder nicht da. Wenn die Liebe schnell schwindet, spricht man von unechter Liebe, bloßer Verliebtheit. Unecht ist aber nicht das Gefühl. Es dauerte nur nicht lange, während Liebe Dauerhaftigkeit verlangt. Geht es dabei aber um ein dauerhaftes Gefühl? Muß man dauernd Liebe fühlen?
Gefühle sind sprachlich vermittelt. Die Frage der Echtheit taucht auf, weil Liebe auf Kommunikation, mediale und sonstige soziale Vorgaben aufbaut, sprachlich geprägt ist (Tiere lieben nicht). Liebe ist bekanntlich sehr gesprächig, da das Gefühl nicht direkt, sondern nur als kommuniziertes Gefühl vermittelt werden kann. Kommunikation ist im Gegensatz zu (analogen) Gefühlen binär, durch Unterscheidungen gegliedert und kann alles, auch die Gefühle, nach echt oder unecht qualifizieren. Bei einem „gefühlten Gefühl“ taucht eine solche Frage nicht auf, denn es ist unmittelbar gewiß. In der heftigen Verliebtheit stellt die Sehnsucht für die Liebende so ein unbezweifelbares Faktum dar. Sind die Gefühle lau, wird weniger gefühlt als reflektiert oder geredet, stellt sich erst die Frage nach echt oder unecht. Steht sie aber erst einmal im Raum, bleibt immer ein Zweifel. Denn jede Frage fordert eine Antwort, und jede, notwendig kommunikative Antwort kann wieder echt oder unecht sein, aber nie ein Gefühl. Bezüglich Liebe als Gefühl gilt in der Tat: „Über Liebe kann man nicht schreiben. Man liebt oder läßt es bleiben.“ (Robert Gernhardt)
Liebe als Gefühl ist „nur“ Verliebtheit, traditionell Verliebtheit aber ein kurzzeitiges Phänomen. Die bürgerliche Ehe tötete die Leidenschaft denn auch ab: „Die Leidenschaft flieht, die Liebe muß bleiben.“ Die adeligen Familienbeziehungen fußten hingegen von vorneherein nicht auf Liebe, sondern politisch-wirtschaftlichen Überlegungen: Leidenschaft war für die Mätressen reserviert, für die Ehefrau die wankelmütigen leidenschaftlichen Gefühle völlig unangebracht – was im übrigen auch lange bürgerliche Praxis war.
Heute funktionieren diese Modelle, die Leidenschaft und Liebe zeitlich oder räumlich trennten, nicht mehr. Leidenschaft und Sexualität außerhalb der Beziehung – die räumliche Aufteilung – sind Trennungsgründe. Und zeitlich geht mit dem sexuellen Ausschließlichkeitsanspruch die Erwartung einher, daß auch das Gefühl von Liebe erhalten bleibt, obwohl man es nicht kontrollieren kann, oft selbst nicht mehr weiß, ob man es hat – was kein Wunder ist, wenn die Leidenschaft abnimmt, sie aber gerade das Liebesgefühl ist. Wer nur auf Liebe als Gefühl setzt, wird zwangsläufig mit der Zeit – sei es nach fünf, nach zehn oder auch erst zwanzig Jahren – enttäuscht. Trotzdem bleiben die meisten Paare zusammen. Warum? Nach dem „Investitionsmodell“ wägt man die Zufriedenheit, Alternativen, Investitionen ab, aber meistens dürfte es einfach fraglose Gewohnheit sein (in schlechten Beziehungen die Gewohnheit der täglichen Machtkämpfe). Sollte man das noch als Liebe bezeichnen? Was meint man, wenn man von „echter“ Liebe redet?
Liebe muß kommuniziert werden, sonst findet ein Paar nicht zusammen. Wird Liebe kommuniziert, erwartet man ein bestimmtes Verhalten, das man ohne Liebe nicht an den Tag legen würde. Gegenseitig kommunizierte Liebe ermöglicht ein „an sich“ unwahrscheinliches Verhalten, macht eine höchstpersönliche Kommunikation unter Einschluß des Körpers wahrscheinlich. Die Kommunikation von Liebe gibt ein Skript, eine Vorschrift, wie man sich zu verhalten hat, was beidseitig erwartet wird und welche Gefühle gefühlt werden sollen.
Bei Verliebten ist Leidenschaft ein zentrales Element. Was meint man aber mit „ich liebe dich“ in längeren Beziehungen? In guten Beziehungen besteht gegenseitig eine positive Grundeinstellung: Man ist der anderen Person wohlgesinnt, will mit ihr zusammensein, will Nähe, Geborgenheit, empfindet Sympathie, Zuneigung, Wohlwollen, Vertrauen, Respekt, Zusammengehörigkeit, sorgt sich um die andere, leistet ihr Hilfe, nimmt Anteil an ihrem Leben, versteht sie. Eine gute Beziehung berücksichtigt und bejaht die andere in ihrer „ganzen“ Existenz: Jede wird – das ist die heutige Funktion der Liebesbeziehung – als „Ganzes“ und in ihrer Weltsicht bestätigt. Die gegenseitige Bestätigung als „Ganzes“ erlaubt es, in einer unpersönlichen Welt, in der die Person in einzelne Rollen „zerfällt“, Selbstbewußtsein und Selbstidentität aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die Beziehung unterstellt dabei eine gemeinsame Welt, schafft eine Wir-Welt mit einer eigenen Geschichte und grenzt sich mit der Unterscheidung, dem „Beziehungscode“ Wir/Rest der Welt von ihrer unpersönlichen Umgebung ab. Die Beziehung besteht solange, wie die gemeinsame Wir-Welt das Handeln bestimmt. Die Gemeinsamkeiten können dabei durchaus fiktiv sein – es genügt, daß beide an sie glauben.
Die Übereinstimmung ist nie vollständig. Die andere wird ja nicht als Doppel, sondern als „Ergänzung“, als „Vervollständigung“ geliebt (Simmel: Die Liebe „entzündet sich nur an der Individualität…“). Die individuellen Unterschiede und Interessen führen zu mehr oder weniger großen Konflikten (Simmel pessimistisch: „…und zerbricht an der Unüberwindlichkeit der Individualität“) und werden besonders beobachtet. Man fragt sich, ob die andere eigene Interessen oder Gewohnheiten in der Beziehung zurückstellt und Rücksichten auf die Befindlichkeiten der anderen nimmt. Die Außenabgrenzung Wir/Rest der Welt wird durch die Binnenbeobachtung Eigeninteressen/Rücksichten ergänzt. Im Unterschied zu unpersönlichen Beziehungen wird erwartet, daß mein Erleben einer Situation und meine Gefühle das Handeln der Geliebten mitbestimmen – und ihr Erleben und ihre Gefühle mein Handeln. Kurz: Liebe bedeutet eine positive Grundeinstellung zur anderen, eine gemeinsame Weltsicht, Zurückstellen eigener Interessen.
Sie kennzeichnen aber auch Freundschaften. Längere Beziehung, in denen Vertrauen, Fürsorge, Toleranz an Bedeutung gewinnen, gleichen sich Freundschaften an. Zugleich bringt der im romantischen Ideal schon angelegte und sich heute durchsetzende Gleichberechtigungsanspruch ein Liebe und Freundschaft fremdes Element hinzu, entwickelt sich die Liebesbeziehung verstärkt zur Partnerschaft.
Partnerschaft stützt sich auf Gleichheit, Gerechtigkeit, Kooperation, Verständigung, Verhandlungen, Interessendurchsetzung, ist ein rationales Tausch- und Zweckverhältnis. Liebe und Freundschaft sind hingegen Selbstzweck. In ihnen wird beidseitig freiwillig und gerne, ohne genaue Aufrechnung gegeben und auf die Befindlichkeit der anderen Rücksicht genommen. Gabe und Gegengabe sind Geschenke. Liebe und Freundschaft bieten mehr als eine zum gerechten Ausgleich verpflichtende Partnerschaft, die alles diskutiert und aushandelt. Insbesondere die Liebesbeziehung muß aber heute – eine soziale Vorgabe – dieses liebesfremde Element, ein partnerschaftliches Verhältnis, integrieren, darf den Gleichberechtigungsanspruch nicht zu deutlich unterlaufen.
In Freundschaften ist das kaum ein Thema: Sieht sich ein Freund stark benachteiligt, löst er die Freundschaft auf. Bei Liebesbeziehungen zögert man länger: Liebe ist wichtiger, intensiver, totalitärer, ambivalenter, konfliktreicher. Nur deshalb kann Liebe, im Unterschied zur Freundschaft, als Emotion bezeichnet werden: Alles ist gefühlsbeladen. Das zeigt sich vor allem bei negativen Gefühlen, bei Ärger, Wut, Eifersucht, Überdruß, Abneigung, Haß. „Liebe“ ruft andere Affekte hervor oder steigert sie. Sie ist in solchen Fällen kein eigenständiges Gefühl, sondern Katalysator für andere Gefühle. Bleibt die positive Einstellung zur anderen auch über solche negativen Phasen und Phasen der Gleichgültigkeit hinaus erhalten und führt zu einem für beide mehr oder weniger befriedigenden Kommunikationsstil, so geht man vom Weiterbestehen der Liebe aus.
Der entscheidende Unterschied von Liebe zur Freundschaft liegt im Einbezug von körperlicher Intimität und Sexualität. Verliebtheit strebt gerade sie an, ist mit leidenschaftlicher Sehnsucht, mit dem Gefühl der Liebe verknüpft. Was wird bei dauerhafter Liebe aber mit der Leidenschaft? Da sich kein von Verliebtheit unterschiedenes Liebesgefühl ausmachen läßt, bleibt nur die Abgrenzung über die Intensität: Auch „wahre“, „reife“, „reine“ Liebe ist – mehr oder weniger große – Sehnsucht. Liebe als Gefühl ist nichts anderes als Verliebtheit, die sich bei längeren Beziehungen „normalisiert“.
Was aber bedeutet Normalisierung? Begehren oder Leidenschaft als akutes Gefühl ist immer nur zeitweise da, flammt auf und ab, ist mal stärker, mal schwächer. Liebe als Gefühl besteht solange, als die Sehnsucht aufflammt, episodisch Gefühle auftreten. Wie groß die Abstände dann auch sein mögen, und ob es nun ekstatisch oder wie auch immer gedämpft (als Gefühl von Vertrautheit, Nähe und Geborgenheit) auftritt: Das Sehnsuchtsgefühl zeigt den Weiterbestand der Liebe als Gefühl an. Man bezeichnet etwas als gute Liebesbeziehung, wenn die Partner freundschaftlich miteinander umgehen und eine mehr oder weniger leidenschaftliche Intimität pflegen. Langfristige, „reife“, „wahre“ Liebe kann „an sich“ ohne große Gefühle auskommen. Die ganze Liebespraxis und nicht ein einzelnes Gefühl entscheidet über den Verlauf einer Beziehung und über das Zusammenbleiben. Dauerhafte Liebe wird gelebt und erprobt, und ob man dabei etwas fühlt, ist „an sich“ mehr oder weniger belanglos.
Liebe und Freundschaft bedeuten eine positive Grundeinstellung zur anderen. Eine positive dauernde Einstellung ist eine Stimmung oder eine Gefühlseinstellung, kein akutes Gefühl, keine Emotion. Hinzu kommen eine gemeinsame Weltsicht, die Zurückstellung eigener Interessen, als liebefremdes Element aber auch ein partnerschaftliches Verhalten. Und dann, das ist, wenn man so will, das ideologische Moment des heutigen Liebeskonzepts, sieht es das Fortdauern eines Liebesgefühls vor, so daß zumindest ein Liebesgefühl als vorhanden behauptet werden muß (das gilt auch für andere Arten der Liebe wie die noch stärker ideologisierte Mutterliebe, hat doch heute jede Mutter schon Schuldgefühle, wenn sie ihre nervenden Kinder nervig findet). Das Liebesgefühl ist jedoch nichts anderes als Verliebtheit. Sie tritt in guten Beziehungen immer wieder episodisch auf. Die meiste Zeit läuft die Beziehungspraxis ohne Gefühle ab. Kein Wunder, daß dann, wenn man Liebe als Gefühl ansieht, leicht die Frage aufkommt, ob man noch liebt.
Das Gefühl

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Dr. Reinhard Pichler
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