@Flame dein Satz: *alles wird gut, glaub mir* habe ich in den vergangenen 6 Jahren und in den letzten 2 extrem oft gesagt. Ich bin hierbei nicht direkt betroffen, aber mein Partner leidet seit der Kindheit unter Zwangsstörungen. Schon am Anfang der Beziehung merkte ich diverse Auffälligkeiten und die erste Trennung fand schon nach 2 Monaten statt. Er bereute das sehr schnell und wir kamen wieder zusammen- immer und immer wieder. Manchmal ging aber auch ich, da ich diese Belastung nicht ertragen habe. Mein Freund ist meine erste wahre Liebe, leider bekam ich immer wieder zu spüren, dass er die Beziehung infrage stellt, zweifelt, prüft ob er jemanden anderen attraktiver findet, sieht keine Zukunft für uns etc. nur damit am nächsten Tag sagen kann, dass er ohne mich nicht leben kann mit mir ist es auch schwer. Ich spekulierte, er hätten Borderline oder sonstige Störung, da sein ambivalentes Verhalten extrem deutlich und für mich sehr schmerzhaft war.
Vor zwei Jahren hat seine Zwangserkrankung den Höhepunkt erreicht und er gestand mir, dass er Wahnvorstellungen hat und das sog. magische Denken im Bereich Zahlen.
Ich war in dem Moment erleichtert, sagte dass ich froh bin dass er so ehrlich zu mit ist und gab ihm zu verstehen, dass ich ihn von jetzt an unterstützen werde und das meine Liebe dadurch nicht kleiner wird im Gegenteil.
Das alles trotz der turbulenten Vorgeschichte während ich unterwandern mit stets seiner Exfreundin vergleichen wurde und er sich fast täglich mit Mutter ausgetauscht hat und immer wieder nachgefragt hat, wie sie mich findet.
Es gab auch Zeiten in welchen er wochenlang bei Mutter gewohnt hat und sich zuhause kaum blicken lassen hat. Kommunikation nur via whatsapp.
Als ich nach einigen unangenehmen Vorfällen den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen habe, ging er auch nicht ans Telefon während er bei ihr war. Es war ihm unangenehm da er Angst hatte, sie sei ihm böse wenn er mit mir redet und nett zu mir ist.
Ich wollte ihn immer wieder verlassen, da ich es nicht ertragen habe an zweiter Stelle in seinem Leben zu stehen, vielmehr gar keine Rolle zu spielen wenn er wieder seine Grübelphasen hatte. Ich habe es aber nicht geschafft, die Liebe war einfach stärker und ich wusste im inneren dass er mich liebt und momentan einfach wieder spinnt.
Irgendwann kam der Moment dass er sich hat freiwillig einweisen lassen. Die Zahlen übernahmen komplette Kontrolle und er war wir in einer Psychose. Medikamente, Klinik danach ambulant beim Psychiater. Ich war für ihn da, schaute nach dem rechten und das jar niemand was davon erfährt oder ggf. sein Job gefährdet werden könnte.
Ich hatte alles im Griff und war für ihn da. Endlose Gespräche, Beruhigung, Versicherung dass alles ok ist. Irgendwann war seine Potenz durch die Medis verloren gegangen. Das traf ihn natürlich extrem und er fiel zusätzlich in ein nochmals tieferes Loch. Nun funktioniert auch nicht mein Verständnis und Mutmacherei. Ich bin für ihn wie Luft. Schlimmer: ich spiele gar keine Rolle mehr. Immer wieder sagte er, dass es nie mehr so sein wird wie früher und die glückliche Zeit kommt nie mehr wieder. Ich soll mir jemanden suchen, da er nicht mehr der ist in den ich mich damals verliebt habe.
Vor zwei Monaten fing er wieder an mit gegenüber respektlos und ignoriert zu werden. Ich schob das der Depression zu, da mir klar ist, dass depressive Männer anders als Frauen reagieren. Ich arbeite in der Psychiatrie als Sekretärin und kenne die einzelnen Merkmale recht gut, zudem habe ich mich über seine Störung vollumfänglich und sehr intensiv auseinander gesetzt.
Das Abendessen hat er eines Tages zu sich genommen und verliess kommentarlos den Tisch und ging wie jeden Abend ins Bett um seine Ruhe zu haben. Als ich ihn darauf ansprach was los sei, reagierte er gereizt. Er wollte nicht reden. Ich bestand aber auf eine ehrliche Antwort und er schoss gerade aus, er habe keine Lust mehr auf das alles, die Beziehung und mich.
In mit brach diesmal etwas und ich wurde wütend, enttäuscht und unendlich verletzt. Ich sagte nur, er hätte mir das eher sagen können anstelle mich die letzten Wochen wie Dreck zu behandeln. Auch sagte ich, dass er ehrenlos sei, dass ich sowas nicht verdient habe und dass er keine Einer im der Hose hat Klartext hu reden, vor allem nachdem wir durch dick und dünn uns zusammen durchgekämpft haben.
Diesmal habe ich tatsächlich den Schritt gewagt und in 10 Tagen werde ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Einerseits tut mir das alles unendlich leid und traurig, anderseits gehe nun ich kaputt.
Ich weiss nun nicht ob das wieder eine Phase ist oder ob er tatsächlich nicht mehr mit zusammen sein will.
Ich lebe nun mit dem Gefühl von Unsicherheit und Schuld ihn so zurückzulassen, anderseits Enttäuschung jedoch auch Zuversicht hinsichtlich der Zukunft.
Kann das wirklich sein dass man so lieben kann und plötzlich nicht mehr?
28.11.2021 08:05 •
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