Ich reihe mich ein... Bin seit 8 Jahren mit meinem Partner zusammen, seit 3 Jahren wohnen wir zusammen. Ich leide schon lange unter Ängsten/Zwangsgedanken, die sich allerdings meist auf die Angst vor Krankheiten konzentrieren.
Ich wollte schon immer heiraten, mein Freund fand es eher unnötig. Nun hat er mir aber einen Antrag gemacht, weil er weiß, dass es für mich eine Art Lebensziel ist und es für ihn zwar nicht notwendig wäre, er es sich aber vorstellen kann.
Nun sollte ich ja eigentlich überglücklich sein, nachdem ich damit seit Jahren immer wieder angekommen bin, oder? Pustekuchen. Seit dem Antrag, den ich angenommen habe, ist mir nur noch schlecht.
Plötzlich war da dieser Gedanke, ob ich ihn genug liebe, ob da nicht noch was Besseres kommen könnte etc. - Gedanken, die ich vorher so nicht hatte!
Wir führen eine überwiegend harmonische Beziehung, ich kann bei ihm sein, wie ich bin, ich fühle mich bei ihm geborgen und kann ihm alles anvertrauen. Er zeigt mir seine Zuneigung, ist lieb zu mir etc.
Es gab nur immer mal wieder Momente, gerade in Streitsituationen, in denen ich Dinge dachte wie Jemand anderes hätte jetzt vielleicht verständnisvoller reagiert oder Mit jemand anderem könnte man Konflikte vielleicht ruhiger klären. Trotzdem wollte ich die Beziehung immer weiterführen und sehe ihn auch in meiner Zukunft.
Für mich war meine Definition von Liebe nie, dass es DEN EINEN Menschen gibt und keinen anderen und das war bislang auch nie ein Problem. Und plötzlich denke ich, ob ich mich mit zu wenig zufrieden gebe etc.
Ich finde meinen Freund toll, witzig, ehrlich, gebildet und loyal, aber dann denke ich wieder, dass es auch Menschen gibt (nicht mal unbedingt Männer), die ich witziger, charmanter, schlauer etc. finde und dann frage ich mich, sollte nicht mein Partner für mich der Witzigste, Charmanteste, Liebevollste, Beste etc. sein?
Alles Gedanken, die ich vorher nicht hatte - oder, wie ich mir jetzt einrede, vielleicht verdrängt habe?
In mir ist plötzlich eine Panik, nur aus Gewohnheit mit ihm zusammen zu sein und die echte, wahre Liebe zu verpassen.
Dann gibt es wieder Momente, in denen bin ich einfach nur glücklich, ihn zu haben, ich schaue ihn an und muss lächeln und will ihn einfach nur umarmen. Und im nächsten Moment sind die Zweifel wieder da.
Es fühlt sich für mich genau so an wie meine üblichen Zwangsgedanken. Die richten sich nämlich meistens auf das Schlimmste, was ich mir so vorstellen kann. Meist ist es, todkrank zu sein, in der Pubertät war es, evtl. gleichgeschlechtlich zu sein, bei meinem vorigen Partner, dass ich Gefühle für jemand anderen habe etc.
Aber ich bin mittlerweile so weit, dass ich gar nicht mehr weiß, was jetzt mein Gefühl ist und an welcher Stelle ich mich reinsteigere.
Im Internet heißt es immer, wenn man zweifelt, wäre das quasi schon die Antwort und der Bauch würde es einem doch sagen, aber ich habe nicht das Gefühl, meinem Bauch vertrauen zu können...
Plötzlich überlege ich, woher ich weiß, dass ich ihn wirklich liebe und dann suche ich nach immer mehr Anzeichen, dass es nur Freundschaft ist und finde sie dann auch (s.o.)
Ich habe meinem Partner auch gesagt, dass ich seit dem Antrag total Panik habe und es mir schlecht geht und er war auch echt verständnisvoll und meinte, dass das bei mir ja oft so ist, dass ich mich quasi selbst sabotiere und dass wir ja aber auch nicht sofort heiraten müssen etc. Aber natürlich ist er auch etwas gekränkt, nachdem er sich endlich dazu durchgerungen hat.
Ich weiß einfach nicht, wie ich beurteilen soll, was meine richtigen Gefühle sind und was nur dumme Gedanken... Was meint ihr?
08.06.2021 16:37 •
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