Hallo zusammen,
ich bin grade völlig baff, dass ihr so viel beschreibt von dem was und wie ich mich auch fühle. Ich würde gerne kurz meine derzeitige Situation schildern und mich in die Gesprächsrunde einklinken.
Kurz zu meiner Vergangenheit: meine Eltern trennten sich als ich 7 war, mein Vater ist, als ich 11 war zurück in sein Heimatland gegangen, sehen uns ca. 2 mal im Jahr, skypen manchmal, der Anfang damals war aber hart und unerträglich für mich, bis ich glaube ich die Schmerzen einfach verdrängt habe und mir einen Schutzwall aufgebaut habe. Vom ersten Verlieben an wurde ich immer verletzt (mir wurde Hoffnung gemacht um mich dann weg zu werfen). Das letzte mal richtig verliebt war ich mit 20 (vor 5 Jahren), da wurde mir heftigst das Herz gebrochen. Danach hatte ich eine 2 jährige Beziehung, die aber alles andere als rosig verlief (war auch nicht halsüberkopf verliebt, es hat sich eher eine Liebe aus Zuneigung entwickelt), danach hatte ich bis jetzt 2,5 Jahre keine Beziehung und habe wenn ich mal Frauen interessant fand wenn es ernster wurde sofort abgeblockt (aber eher unterbewusst, d.h. ich habe von jetzt auf gleich ein starkes Abneigungsgefühl entwickelt). Wurde in diesem Jahr dann nochmal zwei mal enttäuscht, als ich Interesse bei zwei Frauen hatte.
Jetzt habe ich vor ca. 3 Monate eigentlich meine Traumfrau kennengelernt. Vieles was sie hat (sogar ihr Name) habe ich vorher als meine Wunschvorstellung angesehen. Ich muss dazu sagen, dass ich mir irgendwie die letzten Jahre ein völlig absurdes und übertriebenes Bild von einer perfekten Beziehung und dem perfekten Partner erschaffen habe. Ich habe mir immer gesagt, ach du verliebst dich nicht und findest so viele Frauen uninteressant, da du einfach hohe Erwartungen hast und schwierig bist. Ich glaube mittlerweile aber eher, dass es eine Art Schutzmechanismus ist/war, um keine Beziehung eingehen zu können/müssen, da ich diese Erfüllung eh nicht erreichen kann (so a la Disney/Hollywood Liebe etc. übertrieben romantische Vorstellungen von bestimmten Situationen). Ausgelöst vielleicht durch eine tief sitzende Bindungsangst.
Nun hatte ich mich doch wieder heftigst verknallt. An einem Sonntag, als wir bei mir gechillt haben, einen Film geguckt haben, uns stundenlang unterhalten haben und rumgeknutscht haben. Ich wollte sie einfach nicht gehen lassen. Sie war bis 2:30 Uhr da, obwohl ich um 7:00 aufstehen musste. Ich dachte nur: wow, jetzt hast du es, genau das wo du dachtest du wirst es eh nicht finden. Ich war so happy! Endlich angekommen! Und dann stand ich am Montag in der Uni und wartete auf eine Vorlesung und plötzlich: BÄÄÄM! Panik aus dem nichts, zittern, Schweißausbruch, Rauschen im Kopf, Gefühle plötzlich weg, mein einziger Gedanke in dem Moment: NEIN! Nicht schon wieder! Nein, Nein, Nein, schei. Körper, Hör auf schon WIEDER den Gefühlsstecker zu ziehen!.
Und von dem Zeitpunkt an bis jetzt bin ich in einem unglaublichen Gefühlschaos. Hingezogen fühlen, tolle Momente verbringen, Panik, 1000 Gedanken, plötzlich gefühlsmäßige Abneigung, Zweifel, Kloß im Hals, Heulattacken (habe in den letzten 10 Jahren vielleicht 2 mal geweint, fast nie negative Gefühle zugelassen, und jetzt innerhalb von 2 Monaten 3 mal geweint). Und dann diese ZG. Mittlerweile nicht mehr nur auf die Beziehung bezogen, sondern in allen Lebensbereichen. Von der plötzlichen Frag im Kopf Vielleicht bist du einfach gleichgeschlechtlich bis was für ein Sinn hat überhaupt alles was ich mache?. Plötzlich kein Bock mehr auf viele Dinge, die ich vor Monaten noch gut fand. Fühle mich oft Antriebslos. Zukunftsängste. Und vieles mehr. Und was mich total verrückt macht: diese nicht enden wollenden Gedankengänge im Kopf, das Reinsteigern, und das finden von Pros und Contras für bzw. gegen die Beziehung, das ständige, zwanghafte suchen nach den Schmetterlingen und dem absoluten Glücksgefühl. Wenn ich in lichten Momenten zwischendurch wieder ein Kribbeln im Bauch habe gehts mir für eine kurze Zeit wieder super: Ah, siehst du, da ist dieses Gefühl wieder! Bis ich wieder ein Unwohlsein verspüre. Dann geht alles wieder von vorne los. Ich habe das Gefühl, irgendwas in mir will auf keinen Fall Gefühle und zu starke emotionale Bindung zulassen. Und vor allem ist es so verrückt, weil man ja bewusst weiß, dass der Partner genau der richtige ist und er alles mitbringt, was man sich vorher erhofft hat. Doch genau daran fängt man plötzlich an zu Zweifeln: Ist er es wirklich? Eigentlich findest du das und jenes doch nicht gut TOTALER BLÖDSINN! Hätte ich mir vorher meine Wünsche aufgeschrieben, die Person würde genau das erfüllen. Letztens sagte mir ein Freund: Alter, deine Freundin, die ist du in weiblich! Das sagt für mich alles - genau das was ich immer wollte.
So und jetzt stehe ich da, mit der Bindungsangst, mit den ZG, die mich betrügen wollen und mir versuchen, meine Gefühle auszureden und dies so lange, bis ich bewusst davon überzeugt bin. ABER: Wenn ich eine Zeit völlig abgelenkt bin, was ganz anderes mache (z.B. Sport), und keine ZG habe, dann fühle ich mich eine Zeit lang danach anders. Ich fühle mich gut, habe keine Zweifel, habe ein gutes Gefühl, wenn ich an meine Freundin denke, habe total Lust was mit ihr zu machen - bis mein Unterbewusstsein davon Wind bekommt und wieder den Stecker zieht. Was mich für kurze Momente auch wieder von meinen eigentlich existierenden Gefühlen überzeugt ist, wenn ich mein Unterbewusstsein quasi betäube. Am Wochende, beim Feiern, nach dem ein oder anderen B. werde ich viel entspannter, viel zuversichtlicher, die Gefühle können sich dann etwas besser entfalten und ich denke nicht mehr so viel nach (eine Lösung ist das natürlich nicht! Will ja kein Alk. werden ). Aber es zeigt mir meine Gefühle ein klein wenig.
So, langer Text (entschuldigt!), der mir wieder zeigt, dass da eindeutig etwas nicht stimmt mit mir (und direkt wieder der ZG: ach so ein Quatsch, du hast halt keine Gefühle für sie, alles andere sind Ausreden)! Vielleicht kennt ja der ein oder andere Situationen aus meiner Erzählung. Ich habe bei euch einiges gelesen, was ich genau so auch fühle. Manches davon allerdings auch nicht (jeder ist ja anders).
Viele Grüße
Manuel
P.S.: Ich muss mir auf jedenfall auch eine Therapie verschreiben lassen, habe aber Angst, dass der Hausarzt mich nicht Ernst nimmt und abwimmelt!