Hallo an alle hier, ich habe nicht alle Beiträge gelesen, dafür die ersten 20+ Seiten und die letzten Beiträge auch. Es ist schon interessant wie sich vieles von euch auch bei mir gleicht, aber ich möchte mich und meine Ängste und Probleme etwas genauer vorstellen.
Ich bin männlich, 28 Jahre alt und sitze wegen einer fortschreitenden Krankheit im Rollstuhl. Mit meiner Freundin bin ich 7 Jahre zusammen. Sie ist meine erste richtig ernsthafte Partnerin bzw Beziehung. Gerade wegen meiner gesundheitlichen Situation sollte ich glücklich sein jemanden gefunden zu haben der mich so nimmt und akzeptiert wie ich bin und dem es egal ist das ich nicht alles bieten kann was vielleicht ein körperlich gesunder kann. Sie ist verständnisvoll, einfühlsam, fürsorglich und hat NIE geäußert das sie mit meiner Situation nicht mehr zurecht kommt o.ä. Auch andere Männer interessieren sie nicht, obwohl sie sicherlich auch einen „normalen“ Typen haben könnte, mit dem vieles einfacher wäre. Sie hat auch nicht viele Dinge die sie an mir ändern würde, sie ist im großen und ganzen glücklich mit mir.
Bei mir sieht das leider etwas anders aus, mich regt vieles an ihr auf und nun ist es seit Anfang/Mitte Mai (!) so das es einfach nicht mehr besser wird. Von einem Tag auf den anderen. Ich habe ständig Zweifel ob ich sie noch liebe, ob es jemals besser werden wird und Gedanken das mir jede andere Frau besser gefällt (war vorher auch ab und an mal so, hat sich aber immer wieder gelegt). Dazu kommen andauernde körperliche Beschwerden wie Enge- und Druckgefühl in der Brust und Rücken, erhöhter Puls, Brechreiz, wenig Hunger, Verdauungsbeschwerden, extreme innere Unruhe usw. Das volle Programm. Dazu gesellen sich seit bestimmt gut 3 Wochen starke Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Beruhigungstee oder Baldrian-Dragees helfen nicht wirklich, wenn dann hab ich schon richtig starke Schlaftabletten genommen, aber die machen schnell abhängig und deswegen versuch ich es seit 3-4 Tagen ohne, mit mäßigem Erfolg. Besonders Abends ist es schlimm, weil ich schon Angst habe wieder nicht schlafen zu können. Natürlich kreisen die Gedanken ständig, auch um das körperliche. Am liebsten würde ich einfach alles hinschmeißen und alleine im Bett liegen bleiben bis alles wieder gut und erträglich ist, hoffnungsvoller als die ganzen Wochen und Monate.
Ich muss dazu sagen das ich schon immer ein ängstlicher und sehr schnell zu verunsichernter Mensch war und 2011 stationär wegen einer Depression 2 Monate in Behandlung war. Also Angst, Panik vor Krankheiten (Herz, Lunge) oder vor dem Tod sind mir schon lange bekannt. Ich hatte das aber immer wieder recht gut im Griff. Mir ist bewusst dass das eine das andere bedingt, die ganzen Gedanken um die Liebe und Gefühle und dazu gesellt sich dann das psychosomatische. Trotzdem hab ich das Gefühl das es bei mir viel schlimmer als bei euch ist, ihr habt ja immer mal gute Phasen wo alles unbeschwert und schön ist. Das gibt es bei mir nur ganz selten und hält nie lange an und dann gehts mir gleich wieder mies und alles fängt von vorne an und das ist ein elender Teufelskreis. Ich komme einfach nicht voran oder raus aus dem ganzen belastenden Mist (und das ist noch nett ausgedrückt).
Mit allen möglichen Leuten habe ich darüber gesprochen, meinen Eltern, Verwandschaft, meinen Physiotherapeuten usw. Hat nichts geholfen, entweder man trifft auf null Verständnis und soll sich einfach zusammen reißen oder es wird einem gleich zur Trennung geraten. Das habe ich auch 1-2x mal ausgesprochen und dann war sie weg (hab unter Tränen gesagt das ich nur noch Freundschaft empfinde) und dann ist sie zu ihren Eltern, mir ging es das eine mal direkt besser und ich war irgendwie befreiter und gelassener. Aber das hielt nicht lange an, ich bettelte sie an wieder zurückzukommen und nochmal über alles zu reden usw. Das tat sie auch, weil sie mich auch nicht verlieren will und liebt. Und ich will mich eigentlich auch nicht trennen, denn wäre das wirklich die Lösung? Dann wäre ich ganz allein und ich würde sie gewiss vermissen. Und eine bessere gibt es im Endeffekt gar nicht, denn wer tut sich das schon freiwillig mit mir an? Eigentlich ist sie ein so guter Mensch und immer für mich da.
Der nächste Punkt ist das sexuelle, es war schon immer so das sie eher zurückhaltend und schüchtern war und ich eher neugierig und offener. Ich hab dann immer wieder Ansprüche gestellt und auch Erwartungen gehabt, die habe ich auch jetzt. Dazu kommt das ich schon immer (mal mehr mal weniger) Por.s und vorallem Amateur-Por.s konsumiert habe. Die Frauen sind da natürlich völlig hemmungslos und machen Dinge die ich dann auch sehr gern haben will. Meine Freundin ist da aber nicht so und dann bin ich natürlich frustriert und enttäuscht. Wir hatten auch nie ein wirklich regelmäßiges Sexualleben und meistens musste ich das ganze anschieben. Oftmals war es so das ich mir dachte „heute müssen wir mal wieder Sex haben, sonst ist es nicht gut und untypisch für Paare und bei anderen ist das nicht so“. Auch andere Dinge wie Freizeitaktivitäten oder Unternehmungen wurden nach kurzer Zeit schleifen gelassen. Wir haben beide nicht wirklich Freunde und somit hockt man die meiste Zeit aufeinander.
Meine Gedanken sind immer wieder sie gefällt mir nicht (mehr), andere sind hübscher und auch sexuell bestimmt offener, ohne sie gehts mir besser und ich habe diesen Druck etc nicht mehr, ich kann mich ausleben (was nicht einfach ist, also auch nur eingebildet?), das körperliche macht mich krank (mein Herz, Angst vorm Herzinfarkt usw). Das hat sich alles so manifestiert, ich hab einfach vor allem Angst und besonders davor das es nie mehr besser wird und ich mich wirklich trennen muss und ihr/uns unendlich weh tun muss. Dabei soll es einfach wieder schön werden, unbeschwert wie früher. Aber kaum sehe ich im TV, Internet oder irgendwo draußen eine Frau dann denk ich mir „die sieht viel besser aus, kleidet sich besser, der Sex wäre bestimmt viel toller und erfüllender usw“ Können das auch Zwangsgedanken sein? Selbst wo es noch nicht so extrem war und ich gelassener war, hab ich immer wieder nach anderen Frauen/Mädels gesucht und ihre Namen gegoogelt oder ihre Profile angeschaut und mir dann vorgestellt wie es mit denen wäre und das wäre bestimmt viel besser und und und. Ich denke auch sehr oft wenn eine hübsche Frau nett zu mir ist das diejenige gleich auf mich steht oder ich Chancen bei ihr hätte. Ich finde dieses Verhalten und Denken selber nicht normal und irgendwie krankhaft. Mich hat das zwar genauso wie mit den Por.s sonst immer „beruhigt“ aber seit Mai ist das alles eine wahnsinnige Last und ich wehre mich regelrecht dagegen und denke mir „du darfst jetzt nicht wieder suchen oder gucken“.
Mein größter Wunsch ist es das ich wieder „normal“ ticke und mit ihr glücklich sein kann, sie so nehmen kann wie sie ist, auch mit ihren Macken und ihren Makeln. Das ich mich einkriege, gelassener werde und wir dann an gewissen Dingen die vielleicht wirklich nicht ideal laufen arbeiten können. Ich habe das Gefühl das ich viel zu sehr auf äußere und sexuelle Dinge fixiert bin und dadurch so gut wie jede andere als toller, hübscher usw empfinde. Bei meiner Freundin sehe ich dagegen nur noch die Makel, die Nase, der und der Leberfleck, ihre Mimik und Art zu reden regen mich auf oder ich bin gleich wieder genervt. Dadurch vergleiche ich wieder in meinem Hirn alles von ihr mit anderen und denke mir „das alles ist mit der oder der anderen besser und mir würde es dann auch besser gehen“. Aber ist das nicht ein Trugschluss? Das mit dem ständigen Vergleichen usw ist auch ganz schlimm bei mir.
Mir gehts so schlecht wegen dem ganzen, es geht schon so lange und bessert sich nicht, ich habe oftmals das Gefühl auch wieder depressiv zu werden, schlimme und hoffnungslose Gedanken und das ich am liebsten Tod wäre und alles vorbei wäre ich finde auch keinen Therapeuten, entweder wird man nicht aufgenommen oder ich komm wegen meines Rollstuhls erst gar nicht in die Praxis, ich fühle mich deswegen so verloren und hoffnungslos. Seit Juni suche ich ohne wirklichen Erfolg. Ich war von Ende Mai bis Anfang Juni für 1,5 Wochen schon in der Psychatrischen Klinik von 2011, aber die haben mir da auch nicht wirklich helfen können, es wäre keine Depression sondern „nur“ ein Partschnerschaftskonflikt, den ich lösen müsste, d.h. trennen oder bleiben. Super Hilfe! Ansonsten war ich jetzt nur 3x bei der Beratungsstelle der Diakonie und hab dort mit einer Beraterin/Psychologin gesprochen was mir bis jetzt aber auch nicht geholfen hat. Einerseits sagt sie ich rede mir meine Freundin nur schön und sollte mich eher trennen, da ich ja meine Bedürfnisse nicht andauernd unterdrücken kann und schauen das ich meine „Träume“ auslebe oder bei einer anderen Sitzung sollte ich doch versuchen mich von der ganzen Thematik zu lösen und abzulenken und ihre guten Seiten zu sehen usw. Das hilft mir alles nicht weiter und ich muss die Fahrt zu der Beratungsstelle immer selbst bezahlen. Aber ohne richtige professionelle Hilfe pack ich das nicht, was sind eure Therapeuten? Psychologen oder Psychotherapeuten und was macht ihr da? Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie? Ich will ja wirklich an mir arbeiten und mit meinem Schatzi zusammen bleiben ohne immer alles in Frage stellen zu müssen, zu vergleichen und und und. Natürlich kommt dann auch wie bei den meisten der Gedanke auf „du würdest nicht so denken und dich so verhalten, wenn du sie wirklich lieben würdest“. Bin auch oft am heulen, gerade heute ist wieder so ein ganz schlimmer Tag, alles ist mir zuviel. Hab wieder nur Absagen von Therapeuten bekommen, die Krankenkasse kann da auch nichts machen usw. Aber ich hab ja nichtmal mehr die Hoffnung oder den Glauben das mir eine Therapie dabei helfen kann. Kann man sich wirklich so sehr in negative Gedanken und Denkmuster reinsteigern? Es ist ja nicht so das ich sie überhaupt nicht mehr ertragen kann, ich suche ja auch immer wieder den Kontakt zu ihr, kuschle mich an sie oder finde sie auch sexuell erregend. Wenn da keine Liebe mehr wäre, dann würde ich sicherlich anders reagieren oder?
Ach bitte helft mir doch, ich würde mich wirklich freuen wenn sich einige die Mühe machen und meinen langen Text durchlesen und mir antworten. Ich danke euch und wünsche jedem von euch baldige Besserung und schönere Gefühle gegenüber euren Partnern!
28.08.2014 18:34 •
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