Puh. Meine erste Phase war, dass ich das Gefühl hatte, es sei eine ganz wichtige Person in meinem Leben gestorben. Das war Anfang November 2010. Ich fühlte mich den ganzen Tag über fürchterlich. Alles schien mir fremd. Mein Bett, meine Wohnung, meine Eltern. Die Straßen, die ich langlief. Ich hatte heimweh, heimweh nach irgendwas, wonach auch immer, denn ich war ja zu Hause. Ich hatte Panik, dass ich den Kommilitonen, der das ausgelöst hat, mehr mögen würde, als meinen Freund. Es folgte die erste Panikattacke bei meiner Mutter zu Hause. Es war das schrecklichste, abgrundtief fürchterlichste Gefühl der Welt. Ich habe gedacht, dass ich sterben will, wenn das weiter so geht. Das dauerte ca. 2 Wochen. Dann kam wieder eine gute Phase von 2 Wochen, in der alles wieder ok schien und dann brach ich vollends zusammen, Mitte Dezember 2010. Ich verließ meine Studienstadt, ging zurück zu meinen Eltern. Ich konnte nichts mehr machen, die Gedanken waren so erdrückend, schrecklich, fürchterlich. Ich aß nicht mehr, nahm 5kg ab (ich wog nur noch 45kg...), musste aus der Apotheke so ein Hochkalorienreichen Drink trinken, damit ich nicht noch mehr abnahm. Ich lag nur noch rum, weinte gut 10x am Tag. Ich hatte nie gute Laune, nie. Ich konnte nichts mehr unternehmen, weder mit Freunden noch mit der Familie. Ich lachte nicht mehr. Meinem Freund hingegen war ich immer sehr aufgeschlossen und ich wollt eihn immer bei mir haben, obwohl mich die Angst ihm Gegenüber fast erdrückte. Ich war so dünn, ich hielt gar keinen Kontakt mehr zu irgendwem aufrecht. ich lag im Bett und schaute Fernsehen, mir fehlte jegliche Lebensenergie. Männer waren meine größte Angst. In jedem vorbeilaufenden Mann sah ich meinen Mann fürs Leben. Jeder sah gut und toll aus, jeder war besser als mein Freund. Aber das wollte ich nicht, ich wollte nur meinen Freund! Dann ging ich zu einer Jugendberatung, vorläufig, bis ich einen Therapieplatz bekam. Langsam erwachte auch wieder mein Lebenswille und da ich im Januar und Februar nicht mehr zur Uni ging (die Dozenten hatten zum Glück großes Verständnis) begann ich im März in einer Kinderkrippe zu arbeiten. Die ersten Tage waren hart, so viele neue Menschen, dabei hasste ich doch Menschen! Doch ab da ging es bergauf. Ich hatte einen Therapieplatz, ich war stabil, weinte nicht mehr und redete auch mit der Familie und Freunden kaum noch über meinen Zustand. Im Sommer erreichte ich dann eine gute Phase, die auch über längere Zeit anhielt und seither schwimme ich mal hier mal da. Ich muss nicht mehr weinen, ich bin seither in einer Gleichgükltigkeitsphase, bzw. einfach unfähig tiefe Trauer diesbezüglich zu empfinden. Es quält mich, aber es beeinflusst mein Leben in keinster Weise. Ich lebe wie bisher, wie jeder andere Mensch auch, die Gedanken haben keinen Einfluss auf meine Taten. Dass es mir manchmal schlecht geht, weiß niemand, auch nicht mein Freund.
Puh, das war jetzt recht lang.
11.05.2012 10:40 •
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