Hallo ihr Lieben,
bei mir hat sich die letzten Tage viel getan. Besonders Freitag, aber erstmal möchte ich auf eure Beiträge eingehen.
@Zimtwolke
Zitat:Loveless, auch ich stand all mein Leben unter der Fuchtel meiner Mutter. Sie ist absolut überbesorgt und ängstlich, hat riesige Verlustängste. Bis heute (ich werde 21) darf ich wenn es dunkel ist nicht mit dem Fahrrad fahren. Nachts, wenn ich vom Feiern wieder komme, MUSS ich mir ein Taxi nehmen, das sie mir auch bezahlt
Bei mir war es ähnlich, aber vielleicht nicht ganz so krass. Ich hab als Teenie mich ganz schön quer gestellt. Ich bin unter der Woche mit Freunden bei uns an den Fluss und da haben wir einfach ein bisschen was getrunken und gequatscht. Allerdings ging das oft bis um 2 rum, da meine Freunde damals alle schon Stundenten waren. Ich kann mich noch an einen Abend errinnern, ich muss so 18 gewesen sein, da hat meine Mutter mehrfach angerufen ich soll doch bitte nach Hause kommen da ich ja morgen zur Schule müsste. Ich hab immer wieder so was in die Richtung Jaja, ich komm bald gesagt und hab es natürlich nicht gemacht. Das ging soweit das sie irgendwann heulend am Handy war und mir damit ein schlechtes Gewissen eingeflößt hat, dass ich nach Hause kommen soll. Das kam irgendwie emotionaler Erpressung gleich. Weiter erinner ich mich, dass meine Schwester und ich irgendwann angefangen haben meine Mutter nicht mehr ernst zu nehmen oder uns bewusst quer gestellt haben.
Meine Schwester zum Beispiel wollte letztes Jahr eine Reise machen, da sie eine Freundin in Südamerika besuchen wollte. Die war aber schon wieder in Deutschland und die Tickets für den Flug waren aber schon gebucht. Meine Schwester hat mir damals drei vier Tage vorher erzählt das sie überlegt nicht zu fahren da sie da eigentlich gar kein Bock mehr drauf hat. Meine Mutter hat ihr dann gesagt sie soll das nicht machen und was ist passiert? Meine Schwester kam zu mir und sagte: ... hat gesagt ich soll nicht fliegen. Jetzt mach ichs erst recht!.
Ein weiterer Fall von totaler Übermutterung hatte ich letzte Woche. Ich wohne ja direkt neben meinen Eltern, aber gehe immer nach der Arbeit zu ihnen essen, weil meine Küche nicht wirklich eingerichtet ist. Das hab ich jetzt die letzten Woche zusammen mit meiner Freundin nach geholt und hab mit meiner Therapeutin ausgemacht zweimal die Woche bei mir zu kochen. Ich hab es die komplette Woche durch gezogen, d.h. ich bin zu keinem Zeitpunkt außer zum Waschen und kurz für ein bisschen Smalltalk mit meiner Freundin und meiner Mutter bei meinen Eltern gewesen. Dienstag morgen stand meine Mutter um 15 vor 6 vor meiner Tür und sagte mir das sie mein Licht am Fahrrad hinten montiert hat und ob ich den für vorne noch eins hätte (ich fahr mit dem Fahrrad zur Arbeit). Das krasse dabei ist, dass sie normalerweise erst zwischen 7 und 9 auf der Arbeit erscheinen muss und somit normalerweise erst zwischen halb 7 und 8 aufsteht. Ich bin 24?!?!
Ich war sogar mit 18 mit meiner Mutter noch beim Arzt! Das ist total krank wenn man das von außen betrachtet für mich war das Normal und die Realität!
Naja, aber daraus löse ich mich ja gerade
Mein Vater war eher der typische Vater. Hin und wieder großzügig und man hat ab und zu was zusammen gemacht, aber meistens war er nicht da und mit seiner Arbeit beschäftigt. Auch er muss meiner Schwester und mir das Gefühl gegeben haben falsch zu sein. Wir haben uns oft gezankt, meine Schwester und ich, und dann wurde er jähzornig und hat uns ein paar auf den Hintern gegeben. Daran kann sich aber komischerweise nur meine jüngere (!) Schwester erinnern. Ich hab das scheinbar gut verdrängt.
Zitat:So, jetzt zu mir. Mir ging es letzten Freitag sehr schlecht. Sehr schlecht. Ich habe ununterbrochen daran gedacht, dass ich mich trennen muss. Es fühlte sich alles falsch an, mein Freund war ja seit Mittwoch bei mir. Ich fühlte mich so schrecklich, aber es fühlte sich so richtig an, das jetzt zu beenden. Was gab mir die Beziehung noch? Er war nur faul, kümmerte sich um nichts. Wie sollte das werden? Ich sprach mit ihm über sein Studium, es war ein ernstes Gespräch, das ihn wach zu rütteln schien. Er war sehr bedrückt, wollte nicht mehr von mir berührt werden. Es machte mir Angst, dass er sich mir verweigerte (weil er selbst nachdenken musste). Wir schliefen nebeneinander ein, er lag weit von mir weg an der Wand, mit dem Rücken zu mir.
So ein ähnliches Gespräch hatten wir auch schon, aber mit einem anderen Thema. Das Ergebnis war aber genauso, sie hat sich weg gedreht und ich lag da und wusste nicht was ich machen sollte. Anfassen lässt sie sich dann meistens auch nicht mehr. Im schlimmsten Fall rennt sie bei einem Streit aus dem Zimmer und geht duschen.
Seit letzter Woche hab ich viel über unsere Beziehung nach gedacht und hab es mal geschafft den Fokus von mir zu lösen und nicht dauernd mir die Schuld zu zu schieben. Meine Freundin hat auch schon mehrfach gesagt das ich mal konkreter und bestimmter auftreten solle. Da ist mir letzte Woche einiges bewusst geworden: unser größtes Problem ist unsere Art zu streiten und vor Konflikten zu fliehen. Dabei ist mir wiederum klar geworden: wir haben beide Beziehungsangst leben sie aber unterschiedlich aus.
Ein Konflikt lief meistens so ab:
Wir kamen uns im Dialog irgendwie in die Wolle. Ich startete meine Totstellreflex und wenn ich dann doch etwas sagte flüchtete sie aus dem Raum ohne das ich eine weitere Chance hatte das Thema aus zu diskutieren. Dann saß ich da, fühlte mich klein und von der Welt verlassen. Das ging soweit das ich irgendwann total zusammenbrach und mich heulend bei ihr entschuldigte. Egal ob ich im Recht oder Unrecht lag. Das besänftigte sie und wir hatten uns wieder lieb.
Aber was passierte da genau? Ich startete den Totstellreflex um mich vor emotionalen Schaden zu bewahren. Dieser Reflex ist ganz einfach auf ein geringes Selbstwertgefühl zurück zu führen. Ich hatte keine Kraft mich zu wehren und machte deswegen dicht. Sagte ich doch etwas floh sie meistens. Warum? Ich vermute dass das auf ihre massiven Verlustängste und ihr Selbstwertgefühl zurück zu führen ist. Dh. wir haben beide irgendwie das gleiche Problem, leben es nur unterschiedlich aus.
Nach einem Streit am Freitag an dem ich nicht klein bei gab, da ich mir keine so übergroße Schuld zu gestehen konnte, floh sie und ich musste zur Therapie. Der Streit blieb im Raum stehen, aber der große Unterschied war: ich fühlte mich stark und hatte auch keine Angst davor das sie mich jetzt nicht mehr mögen würde. Dennoch sprach ich mit der Therapeutin weil ich nicht genau wusste wie ich jetzt mit ihr umgehen sollte.
Als ich wieder zu Hause war hatte sich aber ihre Wut und Rage wieder gelegt und sie hatte in der Zeit über sich und ihr verhalten nach gedacht. Wir kamen uns am Fussufer entgegen und sind uns wortlos um den Hals gefallen. Das war so unglaublich schön Ich hab unsere Liebe so intensiv gespürt, hab mich das erste mal seit langen wieder normal und gesund gefühlt. Konnte auf jedes ihrer Worte eingehen und ihr einfach zu hören. Ich war total entspannt, war emotional und trotzdem absolut ausgeglichen. Es war unglaublich. Es war kein Yeah-Verliebt-Gefühl, nein, ich glaube das war einfach Liebe. Unbeschreiblich...
Leider bin ich gestern abend dann nochmal abgestürzt und war völlig emotionslos, keine Angst, keine Gefühle einfach nichts. Das hat mich so beunruhigt das ich kaum einschlafen konnte. Erst als ich mit meiner Freundin etwas im Bett geredet und sie lange angeschaut hatte, konnte ich mich ein kleines bisschen wieder öffnen. In der Zeit hat sie nur leider ihren Panzer wieder angelegt und jetzt stehen wir erstmal da und müssen die Situation akzeptieren.
Die Gedanken sie verlassen zu müssen werden definitiv schwächer und das Gefühl langsam im Leben anzukommen wächst. Ich weis das unsere Beziehung nicht einfach werden wird, aber ich weis auch das sich hier zwei Menschen gefunden haben die einfach so wie sie wirklich sind zusammen gehören. Wir müssen nur beide noch etwas an uns und unserer Beziehung arbeiten. Ich bin trotz aller Dramen und Ups and Downs sehr zuversichtlich, dass wir eines Tages einfach glücklich mit einander sein können.
Zu dem Rest Zimtwolke: ich bin da absolut dacor.
Ich hab auch alles aufgegeben, Freunde, Partys etc. weil ich ja jetzt hatte wonach ich suchte. Ich hab mir wie du irgendwie die totale Seelenheilung von meiner Freundin versprochen, dass sie den Teil der mir fehlt ausgleicht. Das sie meine Seeleverwandte ist die mir das Leben erleichtert. Das war ziemlich dumm. Ich bin selbst für mich verantwortlich und muss MICH ändern. Sie kann mich dabei nur unterstützen und dafür bin ich ihr unglaublich dankbar. Ohne sie wär das alles noch viel viel schwieriger. Mir würde der Rückhalt fehlen, ein Mensch für den es sich zu kämpfen lohnt. Das ist die gute Nachricht darin
So, das wars glaub ich erstmal. Sry für den Mega langen Text.
Gruß
Loveless