Hallo zusammen,
ich bin 28 und männlich, durch googlen bin ich gestern auf dieses Forum gestoßen und
muss sagen, dass mich genau die gleichen Zwangsgedanken quälen. Manches mal sind es auch sexuelle Zwangsgedanken (evtl. irgendwelche ehemaligen Partnerinnen oder One-Night-Stands) zu denen ich aber eigentlich keinerlei Hang habe und die mir einfach immer so in die Birne schießen, was tierisch nervt.
Generell habe ich eigentlich mal folgende Fragen an euch: Wie sieht es bei euch eigentlich mit Freunden/sozialen Kontakten aus? Sehr ihr häufig Freunde? Untenehmt ihr abseits der Beziehung viel? Habt ihr außer zu arbeiten irgendwelche anderen Aufgaben/Beschäftigungen/Hobbys in denen ihr außerhalb der Beziehung aufgeht?
Womit bei mir die Zweifel angefangen haben, kann ich ehrlich gesagt nicht mehr sagen? Verstärkt hat es sich aber nachdem wir zusammengezogen sind bzw. umgezogen in eine größere Wohnung. Ich hatte meine Beziehung von Anfang an zum Mittelpunkt meines Lebens gemacht. Irgendwann nach ernsteren Krisen und als der Alltag reinkam, fragte ich mich was ich abseits der Beziehung eigentlich noch habe? Nur arbeiten gehen, anschließend nach Hause und mit der Partnerinnen fernsehen? Am WE dann mit mehreren Freunden was unternehmen?
Dann ging es damit los, dass ich mal wieder auf der Arbeit mit Kolleginnen emailte (was auch vorher immer so war) und ich plötzlich ein schlechtes Gewissen bekam oder wenn ich plötzlich eine Frau optisch ansprechend fand oder zwei mal hinsah, kam das schlechte Gewissen und der Gedanke liebst du deine Freundin nicht mehr? Wieso guckst du dir gerade diese Frau an oder denkst, hmm, wie wäre es wohl mit dir? Und diese Frauen kenne ich schon länger und auch schon vor meiner Freundin und ich hatte immer mal so Gedanken, die mich aber nie gestört und interessiert haben. Jetzt habe ich ständig ein mieses Gewissen oder habe Angst meine Freundin nicht mehr lieben zu können.
In schlimmen Phasen hänge ich mich an ihrem Äußeren auf (ich fand sie eigentlich immer super) und mustere sie förmlich und suche nach etwas, dass mich stört oder vll. das uns ihr Übergewicht (was mich nie störte) sexuell einschränkt oder irgend so eine schei.. Es geht sogar schon soweit, dass ich Angst habe mit meiner Freundin zu schlafen, weil ich Angst vor den Gedanken habe.
Plötzlich habe ich totale Angst vor der Zukunft (wir heiraten im Mai, oder vll. auch nicht, wer weiß), aber nicht ob sie die Richtige ist, sondern ob ich diese Zweifel jemals wieder los werde und ob das immer so weiter geht. Vor der Hochzeit oder das sie die Falsche ist (ich könnte mir keine bessere Frau vorstellen) habe ich keine Angst. Nur kann ich jetzt keine Vorfreude empfinden, mich an gar nichts erfreuen, die einzigen Gefühle, die manchmal in mir aufkommen sind absolute Trauer, wenn ich einen totalen Heulkrampf bekomme und es ist wie ihr schon oft geschrieben habt: In der negativen Abwärtsspirale, wenn man denkt, dass man den Partner verlassen wird, bricht man zusammen und heult und denkt nur: Meine Güte, wieso verliere ich jetzt alles? Wieso ist alles aus? Es ist wie Verlassenwerden und das ist so paradox, aber ich finde es gleichzeitig auch gut, weil ich dann merke wie viel sie und unser Leben mir bedeutet.
Das Einzige, was mir wirklich aufgefallen ist, ist folgendes und das wurde schon häufiger geschrieben:
Der Mittelpunkt meines Lebens ist die Beziehung (ist ja auch in Ordnung, wenn es einem wichtiger ist als andere Dinge), jedoch habe ich abseits der Beziehung und arbeit NICHTS. Ich habe Hobbys aus versch. Gründen aufgegeben, nicht nur die Beziehung. Dinge in denen ich bisher aufging und für die ich Leidenschaft verspürte sind weg und ich möchte sie aus untersch. Gründen auch nicht zurück. Nur jetzt stehe ich da vor einer Leere. Um mich herum ist kein soziales Netzwerk, kaum mal andere Bezugspersonen oder Menschen mit denen man mal quatschen kann oder aufn B. raus kann. Meist komm ich nur nach Hause und dort ist Beziehung, Beziehung, Beziehung.
Und die Sache ist leicht auf den Punkt zu bringen: Wir sind alles aus untersch. Gründen mit uns selbst nicht im Reinen und total unzufrieden und können daher nichts für unsere Partner empfinden oder versuchen sie teilweise auch zu idealisieren.
Doch ich sehe es so: Der Partner kann und sollte niemals unser Abbild sein. Ich muss mit meinem Partner nicht alle Interessen und Gedanken teilen. Es gibt auch noch Freunde mit denen ich mich hätte mal treffen sollen, wo ich hätte Gedanken loswerden können, mit denen ich es hätte teilen können oder mit denen ich mich mal besaufen könnte, oder oder oder.
Nur wir haben unsere Partner idealisiert, wir wollen sie so wie wir sie wollen. Und zu Anfang der Beziehung sehen wir sie auch so an und es geht über Monate so weiter, doch irgendwann kommt der ALLTAG, irgendwann fallen einem Dinge auf die man gerne machen möchte, die man teilen möchte, oder die Begeisterung für ein Hobby. Am nächsten ist immer der Partner. Teilt er die Begeisterung nicht, sind wir enttäuscht und plötzlich denken wir: Passt der eigentlich zu mir? Und bei mir wurde es bspw. auch schon gefährlich, wenn ich eine Frau traf die, sich für meine Leidenschaft absolut begeisterte, aber das ist nur ein Hobby. Und es gibt noch soviel mehr im Leben.
Ich teile ja auch selten die Begeisterung meiner Freundin für ihre Hobbys, aber ich freue mich in dem Moment für sie, dass es ihr damit gut geht und sie zufrieden ist.
Ich denke, wenn ich wieder eine Aufgabe für mich finde, indem ich für mich aufgehen kann, dann werde ich mit mir wieder zufriedener mein Selbstbewusstsein steigt an, ich treffe mich mal wieder mehr mit Kumpels und die Sicht der Dinge klart sich auf. Natürlich geht die Angst um, was ist wenn das alte Gefühl nicht zurückkommt bzw. was ist, wenn die Zweifel nicht verschwinden oder ich plötzlich jemand anderen kennenlerne, der plötzlich meine Sehnsüchte erfüllt (oder meine Begeisterung) für irgendwas teilt.
Ich kann euch eines sagen: Ich war mal zu der Zeit in der ich nicht zweifelte in so einer Situation. Ich fand quasi ein Abziehbild von mir selbst und dachte: So eine Frau gibt es auch? Aber soll ich euch ehrlich etwas sagen, ich traf mich mit ihr (meine Freundin wusste nix), tauschte mich übers Hobby aus, irgendwann küsste sie mich zum Abschied, ich erwiderte es, fühlt mich aber nicht gut dabei, beendete es, schmiss sie raus und hatte ein brutal schlechtes Gewissen. Ich fuhr zu meiner Freundin und beichtete alles. Sie verzieh es mir. Wir haben viel geredet und das ich sagte, dass ich nur sie möchte und sie mir wichtiger als alles andere ist. Und ab da begann die Abwärtsspirale. Ich brauchte sehr lange, bis ich es mir selbst verziehen habe. Ich wollte niemals mehr so sein, so ein Ar. quasi. Ja, und ich beschloss mein Leben zu ändern, damit ich eine Zukunft mit meiner Freundin haben kann.
Und was tat ich? Ich gab mich selbst quasi nur noch der Beziehung hin, traf mich mit niemandem mehr, hatte Angst vor dem Kontakt zu anderen Frauen bla, bla, bla und warum das alles? Weil ich mir keinen neuen Ausgleich zur Beziehung suchte, weil ich mich nicht mal regelmäßiger mit Kumpels traf, irgendeinen Sport ausübte, etc. IRGENDWAS für MICH.
Das habe ich auch erst in den letzten Wochen gemerkt und immer wenn ich positiv nach vorne schaue, kommt irgendein mieser Zwangsgedanke dazwischen. Und die ziehen mich immer wieder runter. Ja und jetzt stecke ich in einer handfesten Depression, habe keine Lust auf nichts mehr und zweifle jeden Tag und weiß momentan keinen richtigen Lösungsansatz um da raus zu kommen. Und in 2 Monaten ist die Hochzeit. Das ist so ein riesiger Druck, das gibt es gar nicht. Ich fühle mich so unter Druck gesetzt, als hätte ich keine Zeit, das alles geregelt zu bekommen.
Und ich habe schon mal gesagt: Wenn ich das nicht schaffe, dann will ich nicht weiterleben. Wenn ich nicht in der Lage bin, das größte Glück meines Lebens zu akzeptieren, was soll ich denn dann noch?
Wie sollte ich auch meinen Horizont erweitern, wenn mein Partner ein Abziehbild von mir ist? Wie sollte ich dann mal andere Dinge kennen lernen? Unterschiede sind doch wichtig.
Ich gehe daran zugrunde, wirklich.